Patentierte Zweisamkeit

[fee]

Du kamst so mirnichts, dirnichts angeflogen
und trafst mich - wie die Faust aufs Auge.
Seitdem sind wir als Duo ungezogen.
Nur du sahst es mir an, wozu ich tauge.

Wir schenken uns auch nicht das Allerkleinste,
mit Regelmäßigkeit fliegen die Fetzen.
An Köpfe werfen wir uns nicht das Feinste
und weiden uns an Fremdscham und Entsetzen.

"Entfants terribles" trifft es nichtmal ansatzweise!
Bonnie und Clyde - die warn doch Waisenkinder,
betrachtet man mal die Zerstörungsschneise -
unser Patent als Ehekrach-Erfinder!

So keilern wir und geifern und bedenken
uns ungeniert mit wirklich tiefen Sprüchen.
Drum gibts bei uns auch stets was einzurenken
und Teller fliegen allenorts in Küchen!

Am schönsten streitet sich's vor Publikum -
was wär das Ganze ohne die Gesichter!
Daheim erst lachen wir uns schief und krumm
übers Versagen der Ehekrisen-Schlichter!

Wir zelebrieren das nun schon seit Jahren
und fühlen uns beim Zoffen geil lebendig.
Unsre Beziehung nennen andere "verfahren".
Uns störts nicht mehr - wir hören sowas ständig.

Nur manches Mal beschleicht mich so 'ne Ahnung,
als lägen diese Stimmen nicht daneben,
sag'n sie, es wär die coole Schnauze Tarnung...

Egal, so ist das Ehe-Leben eben.




.fee `11

[Erich Kykal]

Hi, Fee!

Na, Prostmahlzeit! Ein heiteres Eheleben beschreibst du da! Streit als provokante Show für Gäste...

Solche Beziehungen kennt man - meist beruhen sie auf animalischer Anziehung und purem Sex, so stark, dass man die negativen Eigenschaften der/des anderen ertragen zu können glaubt.
Funktioniert natürlich nie! Aber wenn der Sex ZU gut ist, wird man süchtig, und dann ist der Partner wie eine Droge: Erfüllend und zerstörerisch zugleich. Was letztlich gewinnt, wissen wir.

Aber gönnen wir dem bedichteten Pärchen die Illusion - manchmal hält sowas ja wirklich ein Leben lang...

Gern gelesen!

LG, eKy

[fee]

lieben dank, erich,


für die treffsichere analyse meiner intention für den text.
solche paare, von außen wahrgenommen, sind für die "betrachter" meist in gewisser weise verstörend. kann man doch selbst nicht nachvollziehen, wie auch nur eins dieser "vergehen aneinander" geduldet, geschweige denn gutgeheißen werden kann.

eine dynamik, die, wenn sie so zustande kommt, wie hier beschrieben, genau das ist, was du treffend sagst: erfüllend und zerstörerisch zugleich.

weil das, was da "befüllt" ein selbstschädigendes und falsch verortetes bedürfnis erfüllt. "lieber negative zuwendung als gar keine" und "man kennt es eben nur so".

ein phänomen, das zu beobachten immer nachdenklich zurücklässt.

danke für deine feinen zeilen zu diesem experiment.


liebe grüße

fee

[a.c.larin]

hallo fee,
da hast du ja zwei besondere "früchtchen" aufgegabelt. als typen wohl gar nicht so selten, denke ich.

ich lese aber noch etwas anderes aus deinen zeilen heraus.
für mich klingt es schon so, als ob die beiden einen gewissen spaß daran hätten, zu tun, was sie tun. ( auch im hinblick darauf, wie verstört dann die umgebung ist. )

die selbstzweifel am schluss nehme ich den beiden daher nicht ganz ab.

generell kann man auch sagen: besser mal ein offener, klärender streit als jahrelanger, kalter groll unterm teppich!

das schlimme ist eher das: dass gewisse konflikte nicht ohne hilfe von außen geklärt werden können, weil da zu viel unbewusstes im grunde mitwirkt.
sich diese ohnmacht einzugestehen ist aber, das sprichst du auch an - zutiefst beschämend. manchmal müsste man dann auch das ende einer beziehung zugeben - und davor fürchten sich viele, auch, weil es mit großen finanziellen einbußen verbunden sein kann.

deshalb der gute rat an alle neuverliebten: es prüfe, wer sich ewig bindet!
(ob sich nicht doch was bess'res findet).
die realisten unter uns sollten aber auch immer schon ein paar abstriche mit einplanen - schließlich ist niemand "ideal" - schon gar nicht man selber!

die "ehe" ist eben immer nur das, was man daraus machen kann!

liebe grüße, larin

[fee]

Zitat von a.c.larin

das schlimme ist eher das: dass gewisse konflikte nicht ohne hilfe von außen geklärt werden können, weil da zu viel unbewusstes im grunde mitwirkt.
sich diese ohnmacht einzugestehen ist aber, das sprichst du auch an - zutiefst beschämend.n

damit triffst du den nagel auf den kopf, liebe larin!

und wenn die scham zu spürbar wird, die da lauert, wird eben ein spaß draus gemacht. das ist zumindest die dynamik, die ich mit dem text meinte und die ich versucht habe - ohne analyse derselben - darzustellen.

wenn ich deinen nachspürenden kommentar so lese, glaub ich fast, es ist mir auch gelungen.


danke für deine wahren und feinen zeilen zu meinem werklein!


lieber gruß

von der fee