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Satire Zipfel Für Zyniker und andere Fieslinge

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Alt 23.09.2019, 09:35   #1
Falderwald
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Miau

Ich esse für mein Leben gerne Katzen,
denn Katzenbraten ist mein Leibgericht,
ob Gulasch, ob vom Grill, gehackte Tatzen,
es hält das Katzenfleisch, was es verspricht.

Besonders zart sind auch die jungen Kätzchen,
kein bisschen Speck an ihrem Filetstück,
sie sind als Gaumenschmaus ein wahres Schätzchen
und des Genießers höchstes Tafelglück.

Ich halte tausende in engen Kästen,
dort werde ich die meisten bis sie fett
und saftig sind mit Proteinen mästen
für schönes, blutigrotes Katzenmett.

Am Abend stille ich im Ohrensessel
aus Katzenfell mit Bier den ersten Durst,
dazu hol ich mir aus dem großen Kessel
ein gut geschmortes Stückchen Katzenwurst.

Ich sehe euch schon angewidert gucken,
doch keiner komme mir jetzt mit Moral,
denn niemand lässt sich in die Suppe spucken.
Und ich? Ich liebe Katzenfleisch nun mal.


Falderwald
. .. .


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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)




Geändert von Falderwald (24.09.2019 um 19:03 Uhr) Grund: stilistische Änderung
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Alt 23.09.2019, 18:12   #2
Erich Kykal
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Hi Faldi!

Hat dich eine Katze gekratzt!? Ich kenne deine Aversion gegen diese Tiere, aber so eine Fantasie hat sie noch nie getriggert!
Alle Katzenromantiker werden bei deinen Zeilen gequält aufstöhnen - ein hübschen Stückchen gekonnte Provokation! Krallig!

S2Z2 - Das "Filetstück" möchte als französiches Wort auf "e" betont sein, nicht auf der ersten Silbe, wie deine Zeile es ihm aufzwingt. Das klingt sehr unnatürlich.
Speck ist nahrungsmitteltechnisch übrigens nicht gleich Fett, wie deine Formulierung nahelegt. Man spricht zwar vom "Winterspeck" und meint Fett, aber das ist gemeinsprachlich. Das Lebensmittel Speck besteht hauptsächlich aus geräuchertem und getrocknetem Fleisch. Im Zusammenhang mit Filet also der falsche Ausdruck, hier müsste eindeutig von Fett die Rede sein, will man die Sprache exakt anwenden.

S2Z3,4 - Bei "Schätzchen" denke ich an eine Person, die Verniedlichungsform scheint das zu suggerieren. Dass ein Gaumenschmaus ein Schätzchen sein kann - oder ein Schatz (worunter man sich eher etwas Materielles, Handfestes vorstellt) - erscheint mir weit hergeholt.
Und "Liebesglück" fiele mir im Zusammenhang mit Geschmacksgenüssen auch nie ein, seien sie auch noch so lukullisch! Das erscheint mir eindeutig als das falsche Wort in diesem Zusammenhang!

S2 würde ich umschreiben, ansonsten nix zu meckern, äh - fauchen!

Schnurrende Grüße, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 24.09.2019, 19:02   #3
Falderwald
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Servus Erich,

vorweg, ich habe keine Aversion gegen Katzen, ich möchte nur nicht mit einer im Haus(halt) leben. Ich finde Katzen sogar "süß", solange sie sich von mir fernhalten. An jedem Wochenende fahre ich los, um "Fritzi" zu versorgen, eine Katze, die draußen lebt, aber immer von Menschen versorgt wurde, die derzeit aber nicht in der Lage dazu sind. Die futtert jede Woche eine Menge Katzenfutter und ich habe mich zu ihrem Paten gemacht.

Der ganze Text ist auch keine Fantasie, sondern eine Satire und beinhaltet damit eine provokative Gesellschaftskritik, denn anstatt Katze kannst du jedes andere Tier einsetzen, auch das würde passen.
Ich bin nämlich seit einiger Zeit schon glücklicher und überzeugter (Ovo-Lacto-)Vegetarier. Totes Fleisch ist für unser Überleben nämlich nicht notwendig, tierische Produkte wie Milch und Eier hingegen schon.
Es ist unlogisch ohne Grund zu töten. Für den Konsum tierischer Lebensmittel gibt es keinen Bedarf, somit keinen logischen Grund und die Produktion ist immer mit Tod und Ausbeutung verbunden.
Das Argument "mir schmeckt das aber" kann ich aus moralischen und ethischen Gründen nicht gelten lassen. Das ist meines Erachtens reiner Egoismus, weil man sich ein persönliches Wohlbefinden verschafft, dass auf dem Leid und dem Tod anderer Lebewesen beruht.
Das muss sicherlich jeder für sich selbst entscheiden und mir liegt es auch fern, hier den Richter zu spielen, aber das sind meine Gedanken.

Und nun stell dir einmal vor, jemand würde tatsächlich Katzen essen und in der von mir beschriebenen Form halten und züchten.
Das gäbe einen mordsmäßig moralischen Aufschrei, dabei unterscheidet sich die Katze nicht wesentlich von einem Schwein, einem Rind oder einen Huhn. Das sind alles empfindsame Lebewesen, die nur eines wollen: leben.

Zu deinen stilistische Anmerkungen möchte ich anfügen, dass alle verwendeten Begriffe Metaphern sind und ganz sicherlich nicht die Vertändlichkeit des vorliegenden Textes beeinflussen. Das ist ja keine streng wissenschaftliche Abhandlung, sondern ein satirischer und gereimter Text. Da dürfen ruhig einige Begriffe verwendet werden, die vielleicht im normalen Sprachgebrauch anders besetzt werden.
Als Speck z. B. wird vor allem bei Schweinen das Fettgewebe bezeichnet, das sich zwischen Haut und Muskeln befindet (Wikipedia)
Der Duden sagt u.a. zu Schatz (hier zwar Schätzchen, ist aber nur die Verniedlichungsversion): etwas, was seinem Besitzer viel wert ist.
Das "Liebesglück" ändere ich zu "Tafelglück".

Danke für deinen Kommi und deine Anmerkungen...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald


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Alt 24.09.2019, 21:37   #4
Chavali
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Hi Faldi,


diesen Text las ich schon vor deiner Antwort und wollte erst fragen, wieso du ausgerechnet
an den harmlosen Katzen deinen Frust über die *Gesellschaft* ausgelassen hast -
aber nun ist ja meine imaginäre Frage schon beantwortet.

Recht hast du - ich bin ja auch schon seit mehreren Monaten auf dem gleichen Ernährungstrip.

Durch deine Ausführungen erkennt man mal wieder, dass der *Mensch* das größte Raubtier ist auf Erden.
Tiere töten nur, um zu überleben und würden nie mehr jagen, als sie verbrauchen können.
Der Mensch dagegen hat Spaß am Jagen und Töten generell.

Trotzdem - ein makabrer Text

LG Chavi

PS.
schön, dass es Fritzi noch gut geht - dank dir

__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
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Alt 24.09.2019, 23:06   #5
Erich Kykal
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Hi Faldi, Chavi!

Ich sehe das so: Vom "logischen" wie moralischen Standpunkt hast du sicher recht, das sei dir unbenommen, indes, die wesentlichen fleischliefernden Tiere wurden über Jahrtausende hinweg vom Menschen zu genau diesem Behufe hingezüchtet, ohne die Fleischfresserei gäbe es diese Arten in dieser domestizierten Form also gar nicht! (Und sie wären in freier Wildbahn auch gar nicht mehr überlebensfähig, würden also aussterben, wenn sich deine Ansicht weltweit konsequent durchsetzte - und du wärst verantwortlich für ein riesiges Artensterben! Ts-ts-ts ... )

Gut, magst du einwenden, die Katze gäbe es in dieser Form ja auch nicht, oder Hunde, aber die essen wir nicht (außer man lebt in China ...), sondern haben sie uns zu anderen Zwecken dienstbar gemacht.
Und Rinder, Schweine oder auch Schafe sprechen weder unseren Kindchenschemareflex an (außer als Babies - siehe die entsprechenden Filme und Kitschindustrie), noch sind sie allgemein besonders ansehnlich wie zB ein Rassepferd, ein edler Hund oder eine geschmeidige Katze - kurz, sie sprechen unser ästhetisches Empfinden kaum an. Im Internet kursieren jedenfalls kaum Filmchen über sich niedlich verhaltende Kühe oder Zuchtsäue ... - und dann klick mal "Katzenvideos" an ...

Worauf ich hinaus will: Ich grille ab und zu im Sommer gern mit alten Kollegen, ich mag auch Burger, Schnitzel und Hendl. Dabei denke ich (außer beim Hendl, das auch als Speise seine frühere Form nicht verbergen kann) natürlich nicht an das womöglich tags zuvor noch lebende Tier, das mir dieses Fleisch geliefert hat. Warum nicht - ganz einfach: Dann würde ich es nicht essen. Aber es schmeckt nun mal so gut!
Wenn ich also so gut im Verdrängen bin, warum sollte ich das nicht nutzen?
Irgendwann in der Zukunft wird Fleischessen ohnehin als krimineller Akt gelten, allein schon wegen des CO2-Schattens der Fleischindustrie, also werde ich das noch genießen, so lange es geht, so lang ich es mir gesundheitlich erlauben kann - oder so lang ich aus anderen Gründen noch lebe.

Nenn mich inkonsequent, dekadent, genusssüchtig und unempathisch, wenn du magst - stimmt sicher alles! Aber ich werde derjenige sein, der auch morgen genüsslich in sein Steak beißen kann, und du nicht.
Viel Spass beim Körnerfuttern, beim Sojabacken, Gemüselaibchen panieren, Müsli mixen und Oliven jonglieren!

Und noch ein Gedanke: du sprichst von Logik - aber was als solche definiert wird, hängt von der Kultur ab, die von ihren Lebensumständen geprägt wird. Seit wir gelernt haben, aufrecht zu gehen (und schon davor, wenn man sich die Ernährungsgewohnheiten von Schimpansen so anschaut), haben wir gejagt und Tiere gegessen (und manchmal auch andere Menschen), einfach weil es damals "logisch" war, das zu tun, da es das Überleben sicherte und dem Körper sehr viel Proteine und Energie lieferte.
Wissenschaftler sind der Ansicht, dass wir überhaupt nur deshalb ein so großes Gehirn entwickeln konnten, weil wir zu Allesfressern mit Fleischkonsum wurden - immerhin verschlingt allein unser Denken 30% unseres Energiehaushaltes!

Das Gehirn, mit dem du jetzt von der Unlogik des Fleischkonsums redest, konnte also überhaupt erst durch Fleischkonsum entstehen, nur um sich dann drüber aufregen zu können - SEHR ironisch, wenn du mich fragst!

Schon klar - wie es jetzt weltweit ist, kann es nicht weitergehen! Fleisch muss wieder seltener auf den Tisch, sowohl aus gesundheitlichen wie aus ökologischen Gründen. Ich schränke mich eh schon ein, so sehr es mir gerade noch erträglich ist - aber ganz darauf verzichten werde ich nicht, auch wenn ich selbst niemals ein Tier schlachten könnte, oder nur mit allergrößtem Widerwillen, wenn wirklich mein Überleben davon abhinge.
Jaja, das ist nicht logisch - aber darauf haben wir Menschen ohnehin kaum je was gegeben, oder!?

Also - Mahlzeit!

LG, eKy
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Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.09.2019, 18:41   #6
Falderwald
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Hi Chavi,

du weisst doch, dass ich ein tierlieber Mensch bin. Wie ich schon Erich antwortete, passen Katzen und ich nur nicht in einen Haushalt. Ich komme mit ihren Eigenarten nicht so gut zurecht. Aber natürlich würde ich niemals einer Katze mutwillig etwas zuleide tun. In meiner Familie gibt es viele Katzenfans und ich ärgere sie manchmal mit Aussagen wie Rheumafell oder Dachhase, auch sage ich schon mal zum Spaß, nur eine tote Katze ist eine gute Katze. Aber das ist wirklich nur aus Jux, um meine Leute auf den Arm zu nehmen.

Schön, dass du dich ähnlich ernährst, das ist auch viel gesünder. Nicht nur wegen des Fleisches an sich, sondern auch wegen der Ernährung in der Massentierhaltung, bestehend u.a aus minderwertigem Soja und Medikamenten, speziell auch Antibiotika, damit die Tiere keine Infektionskrankheiten bekommen. Ich will so etwas gar nicht mehr essen.

Du hast recht damit, dass der Mensch das größte und blutrünstigste Raubtier auf Erden ist, du hast ja schon Beispiele angeführt. Ein Löwe käme tatsächlich niemals auf die Idee, mehr zu schlagen, als er für seinen persönlichen Bedarf bzw. den Bedarf seines Rudels benötigt.
So etwas machen nur wir Menschen. Und wenn man dann sieht, wie viel wir dann noch von den produzierten Fleisch- und Wurtswaren entsorgen, dann weiß man, mit welcher Spezies man es tatsächlich zu tun hat.

Und es stimmt, das ist ein makabrer Text. Aber ohne einen gewissen Anteil an Provokation funktioniert Satire eben nicht.

Vielen Dank für deine Gedanken zum Thema...


Servus Erich,

es stimmt, viele Tiere wurden aus genau diesem Grunde gezüchtet. Allerdings bezweifele ich es stark, dass bei Abschaffung der Massentierhaltung ein Artensterben stattfinden würde. Es gäbe dann eben nur weniger "Nutzvieh" (was für ein herabwürdigender Begriff).

Warum essen wir eigentlich keine Katzen und Hunde? Nur weil sie niedlicher als andere Tiere sind? Wer legt das fest?
Wie du schon schreibst, auch ein Rassepferd ist recht ansehnlich. Wenn es aber alt wird und zu nichts mehr zu gebrauchen ist, dann landet auch dieses nicht selten beim Schlachter, der Pferdewurst und Pferdebraten daraus macht, obwohl dieses Tier unser ästhetisches Empfinden durchaus anspricht.
Es kann doch nicht als Begründung herhalten, dass Rinder, Schweine oder Schafe unästhetischer sind, als die hier zuvor genannten Tiere.
Hast du schon einmal einem Schwein in die Augen geschaut? Diese Tiere sind sehr intelligent. Tatsächlich sind Schweine neugierige, einfühlsame Tiere, die über eine Intelligenz verfügen, die über die eines durchschnittlichen 3 Jahre alten Menschenkindes hinausgeht. Sie sind klüger als Hunde und genauso freundlich, loyal und liebevoll.
Die Aborigines bezeichnen übrigens den weißen Mann als "long pig" und weißt du auch warum? Weil Menschenfleisch genauso wie Schweinefleisch schmeckt.
Also guten Hunger...

Zitat:
Zitat von Erich
Worauf ich hinaus will: Ich grille ab und zu im Sommer gern mit alten Kollegen, ich mag auch Burger, Schnitzel und Hendl. Dabei denke ich (außer beim Hendl, das auch als Speise seine frühere Form nicht verbergen kann) natürlich nicht an das womöglich tags zuvor noch lebende Tier, das mir dieses Fleisch geliefert hat. Warum nicht - ganz einfach: Dann würde ich es nicht essen. Aber es schmeckt nun mal so gut!
Es ist ja auch gar nichts dagegen einzuwenden, ab und zu Fleisch zu essen oder zu grillen. Was mich nur so verwundert, ist, dass man dann sein Gehirn ausschalten muss, um etwas essen zu können, nur weil es so gut schmeckt.
Das ist das, was ich mit dem persönlichen Egoismus meinte. Ich kann das nicht mehr.
Zitat:
Wenn ich also so gut im Verdrängen bin, warum sollte ich das nicht nutzen?
Nun, weil du es vielleicht nicht musst? Jeder hat eine Möglichkeit zur Entscheidung.
Wir Menschen verdrängen vieles und nehmen die Konsequenzen billigend in Kauf. Wenn man aber mal sein Gehirn einschaltet... Dafür ist es ja eigentlich da.
Zitat:
Irgendwann in der Zukunft wird Fleischessen ohnehin als krimineller Akt gelten, allein schon wegen des CO2-Schattens der Fleischindustrie, also werde ich das noch genießen, so lange es geht, so lang ich es mir gesundheitlich erlauben kann - oder so lang ich aus anderen Gründen noch lebe.
Ich glaube nicht, dass Fleischessen irgendwann kriminalisiert wird. Es wird nur wesentlich weniger und Fleisch wird teuer, sehr teuer. Und das sollte es auch sein. Du kannst natürlich das tun, was du tun musst. Du bist mir auch keine Rechenschaft schuldig.
Zitat:
Nenn mich inkonsequent, dekadent, genusssüchtig und unempathisch, wenn du magst - stimmt sicher alles! Aber ich werde derjenige sein, der auch morgen genüsslich in sein Steak beißen kann, und du nicht.
Nein, so muss ich dich nicht nennen, das weißt du ja schon selbst. Und wenn ich es wollte, könnte ich auch morgen in mein Steak beißen, aber es wäre kein Genuss mehr für mich, auf einem Stückchen gegarter Leiche zu kauen.

Was die Logik betrifft, muss ich dir allerdings widersprechen. Es ist völliger Unsinn, von einer "kulturabhängigen Logik" zu sprechen.
Es hat sicherlich Zeiten und Orte gegeben, an denen Fleisch die einzige Nahrung war, um zu überleben. Das würde ich nicht unbedingt als Logik bezeichnen, sondern als notwendiger Überlebenskampf. Das würde ich wahrscheinlich widerwillig auch machen, gäbe es keine Alternativen.
Ich stimme dir aber zu, dass sich unser Gehirn wahrscheinlich nur durch den Fleischkonsum zur heutigen Größe entwickeln konnte.
Heute wissen wir aber, dass Fleisch kein unverzichtbarer Bestandteil unseres Speiseplanes ist, wir können sehr gut und viel gesünder ohne überleben.
Zitat:
Das Gehirn, mit dem du jetzt von der Unlogik des Fleischkonsums redest, konnte also überhaupt erst durch Fleischkonsum entstehen, nur um sich dann drüber aufregen zu können - SEHR ironisch, wenn du mich fragst!
Das ist nicht ironisch, das nennt man Weiterentwicklung...
Zitat:
Schon klar - wie es jetzt weltweit ist, kann es nicht weitergehen! Fleisch muss wieder seltener auf den Tisch, sowohl aus gesundheitlichen wie aus ökologischen Gründen. Ich schränke mich eh schon ein, so sehr es mir gerade noch erträglich ist - aber ganz darauf verzichten werde ich nicht, auch wenn ich selbst niemals ein Tier schlachten könnte, oder nur mit allergrößtem Widerwillen, wenn wirklich mein Überleben davon abhinge.
Jaja, das ist nicht logisch - aber darauf haben wir Menschen ohnehin kaum je was gegeben, oder!?
Es ist auch nicht meine Absicht, irgendjemanden zu überzeugen, kein Fleisch mehr zu essen. Allerdings möchte ich auch den gleichen Respekt als Vegetarier erwiesen bekommen. Denn ich erlebe es ja auch, dass viele Leute die Augen verdrehen, weil sie meinen, das ist jetzt wieder so eine Marotte. Ich tue das auch nicht, wegen des momentanen "Klimahypes", sondern einzig und alleine, weil ich persönlich finde, dass die momentane Massentierhaltung (sonst bekäme man ja kein kg Schweinefleisch teileweise schon für unter 5 €) an Perversität und Unmenschlichkeit kaum noch zu überbieten ist. Wir Menschen, die wir uns für die Krone der Schöpfung halten, gehen mit anderen Geschöpfen so verwerflich um. Das ist wieder so eine Scheinmoral, die mir persönlich schwer zu schaffen macht.

Wie dem auch sei, jeder muss das tun und vor sich selbst verantworten, was er eben tun muss.

Ich finde aber, dass dieses Thema durchaus mal eine interessante Diskussion wert ist.

Vielen Dank für deine erneute Rückmeldung...


Danke für euer Interesse


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald





PS: @ Erich

Zitat:
Viel Spass beim Körnerfuttern, beim Sojabacken, Gemüselaibchen panieren, Müsli mixen und Oliven jonglieren!
Jetzt mal ohne Jux: Mein Speiseplan ist, seitdem ich mich vegetarisch ernähre, wesentlich erweitert worden. Du glaubst gar nicht, was man sich so alles einfallen lassen kann, um eine schmackhafte Mahlzeit auf den Tisch zu bekommen. Ich habe seitdem Sachen und Zubereitungsmethoden entdeckt, von denen ich vorher gar nichts wusste. Von daher vermisse ich wirklich nichts, denn Fleisch hat mir ja vorher auch geschmeckt. Ich habe mich eben nur weiterentwickelt...

Das angehängte Bild zeigt eines meiner komplett selbst hergestellten Gerichte. Sieht lecker aus, nicht wahr? War es auch...
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Falderwald ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.09.2019, 18:32   #7
Thomas
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Lieber Falderwald,

mit Genuss habe ich deine Ode auf dem "Dachhasen" gelesen. Vielleicht vervollständigst du das Werk zu einem Quartett, indem du noch jeweils ein Gedicht über Schnecken, Froschschenkel und Kutteln (den Glanzstücken der französischen Cuisine) hinfügst.

Liebe Grüße
Thomas
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© Ralf Schauerhammer

Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller
Thomas ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.09.2019, 19:27   #8
a.c.larin
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Lieber Falderwald,

natürlich musstest du wieder was Satirisches sagen, was denn sonst?
Staub aufwirbeln macht dir doch Spaß.

Aber eins kann ich dir schon jetzt verraten: Wenn du dich an meiner Katze vergreifst, bist du um einen Kopf kürzer!


Im Übrigen gebe ich dir Recht : Auch die anderen Viecher wollen nicht gerne gefressen werden. Mit denen ist man aber selten so sentimental.
Das Beiried hat halt kein Kindchenschema!

Ich hoffe nur, dass das Vermeiden von Fleisch in der Ernährung nicht zur militanten Ausgrenzung derer führt, denen es halt doch schmeckt.
Die Tiere lieben und die Menschen hassen -scheint mir doch nicht ganz der richtige Weg zu sein.

Abgesehen davon:
Wenn der Salat ein Bewusstsein hätte, wäre er bestimmt auch dagegen, verspeist zu werden.

Dass wirMenschen dem Kreislauf des Gefressen - Werdens entkommen sind, war reines Glück. Denn grundsätzlich würde die Natur auf solche Befindlichkeiten keine Rücksichten nehmen.

Nun sind war aber irgendwie an der Spitze der Nahrungskette angelangt und dürfen/ müssen die Verantwortung übernehmen, dass der ganze Quargel noch ne Zeit lang weiter funktioniert, was angesichts steigender Bevölkerungszahlen
schon eine Herausforderung sein wird.

Neuester Trend: Insekten essen! Mehlwürmer verspeisen. Synthetische Labor -Schnitzel mampfen.
Würg! : Aua

Ich denke, ich bin zu alt für diese Spielchen.
Gott sei Dank!


LG, larin
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich!
a.c.larin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.09.2019, 19:57   #9
Falderwald
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Moin Thomas,

ja, der Begriff "Dachhase" ist mir auch bekannt. Meine Großmutter hat mir davon erzählt, dass nach dem Krieg einige Katzen verspeist worden sind, weil die Menschen nicht genug zu essen hatten. Wenn Fell, Kopf und Pfoten entfernt waren, soll man sie auch nicht mehr von einem Hasen unterscheiden können. Na denn...

Leider fallen mir spontan keine Reime auf die Kutteln ein und der Begriff Froschschenkel ist metrisch ziemlich problematisch.
Also müssen wohl spontan die Schnecken herhalten:

Ich esse gerne Weinbergschnecken,
weil diese mir verdammt gut schmecken,
ein Bündchen Petersilie,
da freut sich die Familie,
ein wenig Kerbel und Schalotten,
damit die Schnecken nicht verrotten,
dazu noch Knoblauch, gute Butter,
ein wenig Salz aufs Schneckenfutter,
noch Pfeffer und Zitronensaft,
schon ist der Schneckenfraß geschafft.

Ich hoffe, das reicht fürs erste. War ein langer Tag heute, mehr schaffe ich leider nicht (bin schon satt vom Aufschreiben)

Danke für deinen Kommi...


Servus larin,

schön, dich wieder einmal zu lesen.

Nein, es sollte nicht zur Ausgrenzung der Carnivoren kommen. Allerdings sollten die Menschen bewusster Fleisch essen und ich würde mir wünschen, dass sie besser auf die Herkunft achten würden.

Es ist meine bewusste Entscheidung und ich hatte eben noch eine Diskussion, warum man vegetarische oder vegane Ersatzprodukte nach Fleischspeisen benennt, wie z.B. Sojaschnitzel, vegetarische Frikadellen u.a.

Ich denke, es geht hierbei weniger um den Geschmack, denn ich gebe zu, ein paniertes Schnitzel oder Kotelett, ein gegrilltes Hähnchen oder ein saftiges Steak sind ja auch sehr lecker.
So habe ich mich also nicht wegen der Geschmacks, sondern wegen der allgemeinen Tierhaltung an sich von der Fleischnahrung abgewendet.

Und ich habe es bis heute nicht bereut, denn wie ich schon weiter oben schrieb, ist mein Speiseplan viel reichhhaltiger geworden und ich habe Dinge entdeckt, die ich vorher gar nicht kannte. Das war und ist schon eine Herausforderung.

Allerdings sehe ich ein Problem darin, wenn wir Menschen so weiter machen wie bisher. Die moderne Viehzucht belastet die Umwelt (nicht nur des Co2 wegen) sehr und wir können der Probleme nicht Herr werden, wenn wir nicht bald etwas daran ändern.

Ob Insektenburger und Co tatsächlich die Lösung sind, ist fragwürdig, denn da muss man auch erst den eigenen Widerwillen besiegen, um so etwas zu essen. Auch das synthetische Fleisch aus der Retorte sehe ich (für mich) problematisch.

Deshalb bleibe ich lieber bei Kartoffeln, Reis, Nudeln, Gemüse und Obst. Da gibt es so viel Auswahl und man kann wirklich wunderbare schmackhafte Nahrung daraus zubereiten.

Ich habe übrigens letztens einen Gemüseburger selbst kreiert:

250 gr Champignons, zwei rote Paprikaschoten, eine Dose Mais, eine Zwiebel, zwei Zehen Knoblauch und zwei Eier. Das alles kommt in den Mixer und wird zu einer Masse zerhackt. Dazu kommen dann nach Geschmack Gewürze und Semmelbrösel, bis eine formbare Masse entsteht. Daraus werden dann die Burger knusprig gebraten oder gegrillt. Die Brötchenhälften werden mit Senf bestrichen, und auf die Burger kommen Gurkenscheiben, ein paar Salatblätter, frische Zwiebelringe und eine gute Barbecuesauce (oder Chilisauce oder Ketchup oder, oder...)
Das war richtig lecker. Vorher hatte ich anstatt Mais Kidneybohnen verwendet, das war mir aber ein wenig zu trocken, mit dem Mais bleiben die Pattys saftiger.

Wie du siehst, muss man gar nicht zu den chemischen Sachen greifen. Es genügt Einfallsreichtum, Fantasy und Experimentierfreude.
Mir macht es jedenfalls eine Menge Spaß und ich kann mein Essen wieder richtig genießen.

Der Salat und die Gürkchen tun mir übrigens nicht leid...


Danke für deine Rückmeldung.


Vielen Dank für eure Antworten.


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald


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Alt 26.09.2019, 21:05   #10
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Reimfindungshilfe:

Dem Franzmann sind die ollen Kutteln
so lieb fast wie der Ollen Dutteln!


(Dutteln = österr. Ausdruck für weibliche Brüste bei Menschen und Tieren, heute selten verwendet)

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