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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 25.11.2011, 16:29   #1
Stimme der Zeit
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Ort: Stuttgart
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Standard Homo homini diabolus

Homo homini diabolus*

Sie sagten dir: „Du kannst uns dabei helfen,
ein schönes, wunderbares Spiel zu spielen.“
Sie gaben dir den schweren, dicken Gürtel
und meinten: „Für das Spiel musst du ihn tragen!“
Du hast gestrahlt und dich darauf gefreut.

Sie sagten dir: „Die Mama ist im Himmel,
mit diesem Gürtel kannst du ihr bald folgen;
versprich uns nur, das niemand zu verraten,
denn sonst verliert er seine Zauberkräfte.“
Die Mama wiedersehen, ach, wie schön!

Sie sagten dir: „Vor den Geflügelständen,
dort an der linken Ecke, bleibst du stehen.“
Sie hüllten dich in einen großen Mantel,
denn niemand durfte dieses Spiel bemerken.
Dann schickten sie dich auf den Weg zum Markt.

Die Scheiben barsten und die Menschen schrieen,
als dieser Zaubergürtel explodierte.
Du warst doch nur ein kleines, braves Mädchen
mit Down-Syndrom, bereit, ein Spiel zu spielen.
Das ärmste aller Opfer - das warst du.


*Der Mensch ist dem Menschen ein Teufel
-------------------------------------------------------------

Anschläge in Bagdad, 2008

ht tp://w w w.n24.de/news/newsitem_230740.html (Bitte die Leerzeichen entfernen)

Bei der Tagesschau führte die Suche zu folgender Information: Es sind Fehler auf der Seite aufgetreten. Möglicherweise sind sie einem veralteten Link gefolgt ...
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Alt 27.11.2011, 17:39   #2
Chavali
ADäquat
 
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Beiträge: 12.994
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Liebe Stimme,

früher haben wir (in unserer zivilisierten Welt) davon wenig mitbekommen.
Seit dem Irakkrieg - oder kommt mir das bloß so vor - wird jeden Tag davon berichtet.
Es ist leider so, dass es immer Religionskriege gab und immer geben wird.

Dennoch berührt es immer wieder, wenn man derartige Nachrichten vernimmt.
Noch dazu, wenn es sich, wie im vorliegenden Fall um ein derartigen Vorfall handelt.

Diese Menschen - wenn man sie noch als Menschen bezeichnen kann - sind die schlimmsten Fundamentalisten,
denen ein Menschenleben nichts wert ist.
Man sollte sie in genau der gleichen Form vernichten!

Du hast das sehr intensiv verdichtet und das nötigt mir Respekt ab.

Betroffene Grüße,
Chavali
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© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
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Alt 08.12.2011, 22:13   #3
Stimme der Zeit
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Liebe Chavi,

ich bin zur Zeit wohl wirklich ein bisschen "zerstreut", ich habe diesen Kommentar von dir gerade erst gefunden. Sicherheitshalber "prüfe" ich das nämlich ab und zu nach - also entschuldige bitte!

Zitat:
früher haben wir (in unserer zivilisierten Welt) davon wenig mitbekommen.
Seit dem Irakkrieg - oder kommt mir das bloß so vor - wird jeden Tag davon berichtet.
Es ist leider so, dass es immer Religionskriege gab und immer geben wird.
Ja, ich glaube auch nicht, dass es früher "besser" war. Menschen waren schon immer erstaunlich "kreativ" darin, sich Methoden auszudenken, andere Menschen zu quälen oder zu töten. Dafür braucht man sich nur mal das Folterinstrumentarium der mittelalterlichen Inquisition anzusehen ...

Religion - tja, du weißt ja, was ich davon halte. Religion ist für jeden Glauben "tödlich". Mir fallen dabei die indianischen Ureinwohner ein. Wusstest du, dass es bei einigen Völkern normal war, vor der Jagd den "Geist" der zu jagen geplanten Tiere anzurufen und zu besänftigen? Dafür gab es Jagdtänze und Ähnliches. Auch über einem toten Tier wurde gebetet, d. h. es wurde dem "Geist" des Tieres für sein "Opfer" gedankt. Für diese Völker war alles Leben miteinander verbunden, sie glaubten an einen "großen Geist", der all die "kleineren Geister" und alle Lebensformen geschaffen hatte. Sie sahen sich selbst nicht als "Herrscher", sondern nur als einen kleinen "Teil der Natur". Ihr Kultur war von Respekt gegenüber dem Leben erfüllt. Und ein "Schamane", der nicht nur Heiler, sondern auch Priester war, ja, er besaß Macht - aber nur, so lange seine "Zauber" funktionierten. Erfüllten sich seine "Vorhersagen" nicht oder starben seine Patienten, konnte es damit ganz schnell zu Ende sein! Ein in Ungnade gefallener Schamane musste entweder sein "Amt" aufgeben und landete in der Stammeshierarchie ganz unten oder wurde sogar vom Stamm ausgestoßen. Klar, dass er sich mächtig anstrengte, alles "richtig" zu machen. Das fehlt in den heutigen Religionen, aber wie! (Nebenbei gesagt: In der Politik auch ...) Ich möchte hier nicht "idealisieren", denn es mangelte auch den sogenannten "primitiven" Völkern nicht an Grausamkeit - aber durch diese "Naturverbundenheit" hielt sich das innerhalb von verträglichen Grenzen - während es heute auf eine "Grenzenlosigkeit" zusteuert - oder diese teilweise schon erreicht hat.

Zitat:
Dennoch berührt es immer wieder, wenn man derartige Nachrichten vernimmt.
Noch dazu, wenn es sich, wie im vorliegenden Fall um ein derartigen Vorfall handelt.
Wenn man es auf die Gesamtheit der Weltbevölkerung "umrechnet", ist es kaum mehr geworden - wir erfahren nur viel mehr als früher. Bevor das Übermitteln von Nachrichten durch die zunehmende Technologisierung immer schneller und direkter wurde, konnten manche wochen- oder monatelang unterwegs sein - oder gar nicht am Ziel ankommen. In kleinen Dörfern kamen eben viele Nachrichten gar nicht an, und das, was in Ländern "außerhalb" des "Gesichtskreises" stattfand, darüber wussten die Menschen damals nichts. Es scheint nur mehr zu werden, da wir immer mehr werden und die Nachrichten sich innerhalb von - buchstäblich - Minuten über den ganzen Globus verbreiten. Das macht es nicht besser, eher im Gegenteil ...

Zitat:
Diese Menschen - wenn man sie noch als Menschen bezeichnen kann - sind die schlimmsten Fundamentalisten,
denen ein Menschenleben nichts wert ist.
Manchmal frage ich mich, was mich noch schocken kann. Habe ich nicht schon jede Grausamkeit gesehen, gehört und gelesen? Und dennoch, es scheint immer noch eine Steigerung zu geben. Diese Nachricht hat mich geschockt, denn behinderten Frauen oder Kindern einen Bombengürtel umzubinden um sie als Attentäter auf den Weg zu schicken, das gibt dem Terror noch eine weitere Dimension. Das ist wirklich jenseits aller Menschlichkeit - und es ist aus einer Religion "geboren".

Zitat:
Man sollte sie in genau der gleichen Form vernichten!
Das ist immer der erste Zorn. Und das erschreckt mich - denn diesen Gedanken hatte ich auch schon. Aber ich kämpfe aus Leibeskräften dagegen an, denn - macht einen das Ermorden eines Mörders nicht selbst zum Mörder? Gewalt erzeugt ständig neue Gewalt - dieser Kreis muss auf andere Art durchbrochen werden. Jedes Kind, das aufwächst und lernt, dass Gewalt keine Lösung ist, ist hier ein "Sieg". Unmenschlichkeit muss mit Menschlichkeit bezwungen werden und Wahnsinn mit Vernunft. Wir können vielleicht nicht viel bewegen, aber wir reden miteinander, und das ist immer wichtig. Wer nichts im Kopf hat, muss mit den Fäusten denken. Bauen wir Schulen!

Zitat:
Du hast das sehr intensiv verdichtet und das nötigt mir Respekt ab.
Dankeschön. Ich versuchte mir beim Schreiben vorzustellen, wie diese Frauen (möglicherweise) überredet wurden.

Liebe Grüße

Stimme
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Geändert von Stimme der Zeit (08.12.2011 um 22:22 Uhr) Grund: Eine kleine Ergänzung.
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