18.02.2019, 14:15 | #1 |
TENEBRAE
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Kehraus
Was wohl noch zu sagen wäre,
was nicht wie das Ungefähre sich im Lebensraum verliert? Dies vielleicht, dass alle Jahre auf dem Kreuzzug für das Wahre, zugeknöpft und ungeniert, niemals uns gewahren ließen, dass die Bitternis im Süßen erst uns alle Demut lehrt. Wir verwandeln, was wir träumen, während wir den Sinn versäumen, der uns innerlich vermehrt. Was wohl noch zu sagen bliebe von den Spielen mit der Liebe, die uns niemals ganz behält? Dies vielleicht, dass kein Gefühltes mehr ist als ein frisch zerwühltes Bett für den, der uns erwählt. Alles Nutzen und Benutzen, all das Treiben und das Trutzen, was hat es zuletzt gebracht? Wir verebben in die Jahre, und das Gute, Wunderbare hinterlässt uns still und sacht.
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (18.02.2019 um 17:46 Uhr) |
18.02.2019, 19:48 | #2 |
ADäquat
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Hi Erich,
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18.02.2019, 22:31 | #3 |
TENEBRAE
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Hi Chavi!
Anderswo habe ich gerade gelernt, dass man diese Reimform "Schweifreim" nennt. In meinen intuitiven lyrischen (Neu)anfängen vor 2010 habe ich dieses Schema oft verwendet. Ich dachte mir, dass wir ja in unseren Geschichten (Bücher, Filme usw) so oft von "bedeutsamen" Schicksalen lesen, deren Kreis sich irgendwann bedeutungsschwer rundet. Selbst ihr Abgang hinterlässt Geschichte, die man weitergibt. Aber wir "unbedeutenden" Millionen, die sich der täglichen Realität stellen müssen, sickern meistens nur irgendwie langsam und meist unbemerkt aus dem Fahrwasser des Lebens, bleiben irgendwann zurück, stranden in Altersheimen oder Hospizen und vergehen, ohne je einen Schatten geworfen zu haben, den auch nur eine Ahnung von Bedeutsamkeit umweht hat. Wir verebben einfach, werden nicht aus dem Buch des Lebens gestrichen oder ausradiert (wir waren ja gar nicht erst darin vermerkt!) - unsere Namen verblassen einfach mit der Zeit, und keiner zieht je die Konturen der Lettern mit neuer Tinte nach. Nicht dass mich persönlich das belasten würde, es ist nur so eine Diskrepanz zur in Romanen und anderen Werken behaupteten Sinnhaftigkeit aller Existenz, dass ich mich berufen fühlte, darüber zu schreiben. In einem sinnfreien Universum sind wir selbst es, die es und unser Dasein darin mit Sinn füllen müssen, um nicht daran zu verzweifeln (womit ich mich übrigens schon lang abgefunden habe), dass es keinen höheren Zweck, kein tieferes Ziel in alledem gibt (oder wenn, dann eines, dass wir mit noch nicht ausreichend evolviertem Verstand einfach noch nicht geistig erfassen oder begreifen können). Also erfinden wir Geschichten oder stilisieren unsere Historie zu einer Abfolge schicksalsbestimmter Heldentaten, damit wir uns einreden können, was wir tun hätte irgendeinen Sinn. Unser aller prosaisches Ende widerlegt dies: Wir alle verabschieden uns irgendwann aus der Welt, manche schon Jahre vor ihrem physischen Ende, spielen die vordergründigen und eitlen Spiele nicht mehr mit - oder haben nicht mehr die Energie dazu, "Beweger oder Bewegte" zu sein. Vielleicht erkenne ich dies so, weil ich die Menschenspiele bewusst nie mitgespielt habe, die Machenschaften jener, die, getrieben von Ehrgeiz, Geltungsbedürfnis oder Versagensängsten, die Weltgeschichte weiterspinnen. Das Webmuster ist seit abertausend Jahren weltweit das gleiche geblieben: Macht, Verrat, Krieg, Umsturz, Idealismus, Aufschwung, Wohlstand, Dekadenz, Korruption, Macht, Verrat, ... und immer wieder dieselbe Mühle von vorn. Ich habe mich nicht einmal um sowas wie eine "Karriere" bemüht. Lebensenergieverschwendung! Aber die meisten bleiben gefangen in den oberflächlichen kulturell programmierten Lebenszielen und hecheln Bildern nach, die ihnen eingeimpft wurden, weil man behauptet, nur so könne man zu "Glück, Zufriedenheit und Sicherheit" gelangen. Und wie viele hinterfragen es? Was "wahr" ist, bestimmen die, die den Kreuzug dafür finanzieren, und wir tanzen wie Fadenpuppen, jagen Klischees nach wie "ewige Liebe und Treue", "Gerechtigkeit" oder "wahren Glauben", als wäre all dies nur in der jeweiligen Auslegung des Zeitgeistes mit der menschlichen Natur vereinbar. Aber was bleibt am Ende? Letzte Tage, ereignislos und gleichförmig, bis der Körper endlich dem Geist folgt, der innerlich längst aufgegeben hat ... - Irgendwann verlässt uns alle die Kraft, der Zeit zu trotzen, die Wunden zu heilen, die sie uns schlägt. Irgendwann sind wir alle Besiegte, und kein heroisches oder geschichtserschütterndes Finale verleiht diesem Versickern Bedeutung oder edle Größe! Tja - so in etwa waren meine Gedanken, als ich dies schrieb ... Vielen Dank für deine Auseinandersetzung damit, die die Kernaussage gut erfasst hat! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (18.02.2019 um 22:37 Uhr) |
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