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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 16.08.2011, 11:21   #1
Stimme der Zeit
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Hallo, G.Heimer,

ich war ein paar Tage "ausgefallen", und wie ich sehe, gibt es eine Menge "Nachholarbeit" für mich.

Was mir zuerst auffiel, ist deine "musikalische" Lösung, um den Herz-Schmerz-Reim erfolgreich zu vermeiden. Gefällt mir gut. Obwohl ich frank und frei zugebe: Mich stört er gar nicht so sehr, es kommt darauf an, wie er verwendet wird. Das gilt eigentlich für alle Reime, die allgemein als "ausgelutscht" bezeichnet werden. Es ist Ansichtssache, denke ich.

Zitat:
Ich hab dein Grab in meinem Herzen.
Die Blumen darauf blühen noch.
Im Nachgesang erklingen Terzen,
sie hallen in der Seele Loch.
Offenbar wurde die Liebe hier erst vor kurzer Zeit "zu Grabe getragen", die Blumen sind noch "frisch". Der Nachgesang steht wohl (meine ich) für die Erinnerungen, die im LI widerhallen. Der Verlust hinterlässt ein "Loch" in der Seele, es fehlt ein Stück. Es fühlt sich an, als ob etwas zuvor Ganzes nun unvollständig wäre.

Zitat:
Es sind die Blumen, die dir fehlten,
sie blieben für dich ungepflückt.
Jetzt sind sie nur die Unbeseelten,
aus denen sich mein Leid erquickt.
Diese Strophe gefällt mir am besten, sowohl von den interessanten Reimen als auch von der Aussage her. Das LI erkennt, wie viel es versäumte; alles, was es dem LD hätte geben können - und nicht gab. Hier lässt du dem Leser viel Freiraum, denn es bleibt offen, aus welchen Motiven dies geschah (oder besser: nicht geschah). Natürlich bleiben nur "unbeseelte" Hüllen der ungeschenkten "Blumen" zurück, die dem LI nur das eigene Versäumnis vor Augen führen. Jetzt dienen sie nur noch der Vergrößerung des empfundenen Leids.

Zitat:
Komm wieder! Ich will alle brechen
und lege sie vor deinen Fuß!
Ich möchte alles dir versprechen!
Es ist zu spät für diesen Gruß.
Ja, oft zeigt sich Erkenntnis erst, wenn es dafür bereits zu spät ist. Gerne möchte man Fehler ungeschehen machen und Versäumnisse nachholen. Aber mir erscheint diese Strophe inhaltlich ein wenig "ambivalent", denn "Ich möchte alles dir versprechen!" - nun ja, versprechen kann man viel, ausschlaggebend ist die Einhaltung gegebener Versprechen (ja, ich bin Experte, jemand war Weltmeister in leeren Versprechungen ...). Spielst du auf diese "Doppelbedeutung" an? Gerade durch den Reim "brechen-Versprechen" bringt dein Werk mich auf diese Gedanken. Wie dem auch sei, zu spät ist zu spät ...

Zu viele Menschen glauben, Liebe wäre, einmal gefunden, eine "sich selbst erhaltende Selbstverständlichkeit". Liebe ist wie eine Blume - man muss sie hegen und pflegen. Sie benötigt einen Boden, um zu wurzeln; Dünger, um zu wachsen; Wasser, um nicht zu vertrocknen. Zu glauben, man müsse gar nichts tun - diese "Vernachlässigung" kann "tödlicher" sein als oft geglaubt wird, denn Liebe wird (ungepflegt) sicher irgendwann "sterben".

In Strophe 1, Vers 2 hast du einen kleinen Betonungsfehler drin: "darauf" wird xX betont (so wie bspw. damit, dadurch auch). Wie wäre es mit "die Blumen blühen immer noch" oder "die Blumen blühen heute noch" oder etwas Ähnlichem? (Sind nur Vorschläge, dir fällt sicher etwas ein.)

"Sie hallen in der Seele Loch" klingt ein bisschen nach "Reim dich, oder ich fress dich" (nicht sauer sein!), aber ich bin im allgemeinen gerne ehrlich, diese Zeile wirkt auf mich doch ziemlich "gezwungen". Das gilt auch für den Singular "Fuß-Gruß", hier ist der "Fuß" dem "Gruß" geschuldet - und den Kadenzen, stimmt's? Ich weiß nicht, aber ich würde hier vielleicht doch den Plural wählen, da eigentlich etwas "vor die Füße" gelegt wird ...

Aber das sind nur Kleinigkeiten, nimm es als Anregungen für künftige Werke von dir, ich meine es nie "böse".

Gerne gelesen und kommentiert.

Liebe Grüße

Stimme
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