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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 21.06.2011, 10:43   #1
Carlino
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 04.03.2009
Beiträge: 357
Standard Untot

Untot

Es tropft so rot aus jener Buche,
die dampfend aus dem Spalt im Steine ragt.
Mit Efeulaub umwunden suche
Vergessen ich, jedoch mich zagt.

Ach nein, es will mir nicht gelingen,
kein Hauch von Zärtlichkeit stellt sich mir ein.
Das Herz, es will mir schier zerspringen
und schluchzend springt mich an die Pein,

zu leben, wo nur Tote hausen
und zitternd packt mich nackt das Grausen.


2. Version

Untot

Es tropft so rot aus jener Frevelbuche,
die dampfend aus dem Spalt im Steine ragt.
Von Laub umrankt ich nach Elösung suche,
jedoch ich fürcht´, sie bleibt mir hier versagt.

Ach nein, es will mir nicht gelingen,
nicht Mitleid, blanker Ekel hüllt mich ein!
Das Herz, es will mit schier zerspringen,
und schluchzend bleibt mir bloß die Pein,

wie tot zu leben, wo die Toten hausen-
und zitternd packt mich kaltes Grausen.

Geändert von Carlino (09.08.2011 um 20:57 Uhr)
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Alt 23.06.2011, 15:47   #2
Stimme der Zeit
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Stimme der Zeit
 
Registriert seit: 15.03.2011
Ort: Stuttgart
Beiträge: 1.836
Standard

Hallo, Carlino,

ich sehe beim Lesen deines Gedichts ein LyrIch vor mir, das auf einem Friedhof neben einer Gruft steht. Für mich steht der Titel in einem engen Bezug zum Inhalt. Meines Erachtens nach ist jemand gestorben. Der/die Hinterbliebene "fühlt" sich untot.

Das Blut scheint mir symbolisch für einen "gewaltsamen" Tod zu stehen, ein Verlust, der das LyrIch so oft an diesen Ort führt, dass er dort beinahe "haust". Offenbar kann er/sie sich nicht mit dem Tod abfinden.

"Trost" im Efeulaub - Efeu rankt und wächst sehr schnell - das Leben? Das LyrIch kann keine "Zärtlichkeit" mehr empfinden, sich gefühlsmäßig nicht auf einen neuen Partner einlassen.

Dennoch existiert dieser Wunsch. Das LyrIch ist sich seines Zustandes bewusst, es erkennt, was mit ihm/ihr los ist. Es "graust" sich bei dem peinvollen Gedanken, sein Leben auch weiter so verbringen zu müssen - in einem Zustand der "Pseudo-Lebendigkeit".

Hier wird eine wirklich düstere Stimmung erzeugt, es scheint kein Leben und keine Hoffnung mehr für das LyrIch zu geben. Eine sehr intensive Atmosphäre, die ich deutlich wahrnehmen kann, wird hier erzeugt.

Das Metrum ist einwandfrei, und, meiner Meinung nach, gut gewählt. Beispielsweise Vers 2 und 6, sie "ragen" heraus, was besonders in Vers 2 einen gelungenen Effekt hat.

Darf ich trotzdem einen (kleinen) Vorschlag machen? Nicht aufgrund eines Fehlers, sondern aus "Zusammenhangs-Gründen".

Zitat:
zu leben, wo nur Tote hausen -
und zitternd packt mich nackt das Grausen.
Da der inhaltliche Bezug hier wechselt, lese ich nach "hausen" eine deutliche "Pause". Das ist aber nur eine mehr "optische" Anmerkung. Ich las beim ersten Mal ganz automatisch "hausen und zittern ...", ich denke, ein Interpunktionszeichen wäre hilfreich, das zu vermeiden.

Gerne gelesen und interpretiert.

Dämonisch liebe Grüße

Stimme
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Alt 09.08.2011, 20:56   #3
Carlino
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 04.03.2009
Beiträge: 357
Standard

Liebe Stimme,

vielen herzlichen Dank für Deine Interpretation und Deine Anregung. Inzwischen habe ich das Gedicht auf die Anregung eKys hin noch mal überarbeitet und hoffe, dass es noch dichter und klarer geworden ist und dass es Dir auch so gefällt!

Liebe Grüße aus dem Westend

Carlino

Geändert von Carlino (10.08.2011 um 09:08 Uhr)
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