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Liebesträume Liebe und Romantik

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Alt 08.06.2009, 15:13   #1
Seeglitzern
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Nähe

dir ein Staubkorn aus der Wimper holen –
auf dem Schneidezahn ein Stück
Erdbeere, du lächelst.

ich stehe weiter oben und sehe dich
herankommen.
Mein Kleid weht im Wind,
du schweigst.

mit einem abgerissenen Schierling
kitzelst du meine Wangen.
Ich bin nicht sicher, ob ich das
mag.

Geändert von Seeglitzern (08.06.2009 um 15:22 Uhr)
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Alt 13.06.2009, 15:00   #2
ginTon
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Beiträge: 12.434
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Standard

liebe seeglitzern,

sehr schön finde ich den text wieder allemal...hier muss ich sagen, fällt
natürlich als erstes die visuelle Darbietung auf. die anfangsbuchstaben
eines neuen Anfangs groß zu markieren kennt man aus sagen wir Märchen-
büchern u.ä. und so kommt dann auch dieses Werk sprachlich
mitunter in diesem Stile daher, etwas verträumt usw..

die erste Strophe spricht von Nähe, denn nicht anders kann man sich
"ein Staubkorn aus der Wimper" sowie das "Stück Erdbeere"
vorstellen, denn entweder dient es zur Unterstreichung des liebevoll und
niedlichen, also dem versüßen an sich und drückt seine unmittelbar Nähe
damit aus, die natürlich eine andere ist, als eine Strecke wie sie in Strophe
zwei beschrieben wird..."du lächelst" unterstreicht die Empfindung
des Li zum Ldu

die zweite Strophe ist dann augenscheinlich distanzierter, alles wirkt
realer, wie "ich stehe weiter oben und sehe dich" und "mein Kleid
weht"
wobei diese Realität auf das Ldu übertragen wird "du schweigst"

dann die dritte Strophe "abgerissener Schierling" ist sehr düster und
offenbart eine Wahrheit, Gift wird eingesetzt und kann mitunter als
Symbol für vielerlei stehen..das man darüber nachdenkt "ob man
dieses streicheln mag"
spricht eher für einen Zwiespalt...

insgesamt steigert sich das Werk vom Traum, zur Hoffnung und Realität,
bis zur bitteren Wahrheit..insgesamt sehr gelungen und sehr gerne
gelesen, vor allem die Darstellung finde ich sehr gut

liebe grüße basse
__________________
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Alles, was einmal war, ist immer noch, nur in einer anderen Form. (Hopi)


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Alt 13.06.2009, 15:15   #3
Helene Harding
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard

Liebes seeglitzern, wenn basse nicht schon eine Vorlage gegeben hätte, wäre ich meines Komms eher verhalten geblieben. Ich kreise nämlich schon längere Zeit über dieses Werk und war arg am Grübeln hinsichtlich des Schierlings gewesen.
Doch lernte ich derweil dazu.

Auch ich finde die äußere Gestalt sehr passend, dahingehend, dass eine Mutter ihrem Kind womöglich aus einem alten Märchenbuch vorliest. Ich persönlich kannte aus meiner Kinderzeit ein solches, seine Seiten waren abgegriffen und vergilbt, so oft blätterte ich von Neugier getrieben darin herum und las die verschiedensten, manchmal auch gruseligsten Geschichten in altdeutscher Schrift immer und immer wieder.

Deine Verse haben mich insofern rückblickend erreicht, dass sie zum Einen eine liebevolle Momentaufnahme darstellen, zum Anderen jedoch der Schierling in mir einen bitteren Beigeschmack hinterließ.

Sehr gern eingelesen.

alles liebe, Helene

Geändert von Helene Harding (22.06.2009 um 10:09 Uhr)
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Alt 13.06.2009, 21:37   #4
Leier
gesperrte Senorissima
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Pfalz
Beiträge: 4.134
Standard

Liebe cori,


wieder cori-typisch:
Mit relativ dürren Worten viel Stimmung erzeugt!
Immer geht es in Deinen Gedichten (Prosa-Lyrik) um Empfindungen, Befindlichkeiten, vielsagende Selbstbeschreibungen.
So auch hier.
Die abgerissene Hundspetersilie (so nennt man den Schierling bei uns) sehe ich nicht als gewolltes Gift, aber vom LyrI abgelehnte, in diesem Moment zu distanzierte und nicht wirklich tiefe Berührung.
Kann mich irren.

Lieben Gruß
von
cyparis
Leier ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.06.2009, 09:17   #5
Seeglitzern
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard

Lieber Basse,
treffender kann man es nicht ausdrücken. Deine Kritik ist genau meine Intention. Gratuliere. Gut, diesmal war es leichter. Ich finde das ehrlich faszinierend, dass Du die Realität, nämlich Strophe 2 sofort erkannt hast. Wow. Danke, alles Liebe cori

Liebe Helene,
nun,---warum nicht. Das ist ja das schöne an Gedichten: Man kann sie interpretieren, wie man möchte. Danke Dir, dass Du trotz des Kreisens hängen geblieben bist. Alles Liebe cori


Liebe Cyparis,

Zitat:
wieder cori-typisch:
Mit relativ dürren Worten viel Stimmung erzeugt!
Immer geht es in Deinen Gedichten (Prosa-Lyrik) um Empfindungen, Befindlichkeiten, vielsagende Selbstbeschreibungen.
So auch hier.
Vielen, vielen lieben Dank -
Ich bin zutiefst berührt. Alles Liebe cori
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