22.05.2013, 21:52 | #1 |
Lyrische Emotion
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Neues aus der Anstalt
Neues aus der Anstalt O Herr, eh sich mein Geist dereinst verwirrte, war ich ein überzeugter Atheist, ein armer Sünder und ein Hedonist, den die Erfüllung seiner Lust umschwirrte. Es offenbarte sich als Optimist mir nicht, wie sehr sich meine Weltsicht irrte, da war kein Schuldgefühl, kein Guter Hirte, ich hatte Spaß am Leben, wie es ist. Doch heute bete fromm ich und bescheiden, um meine jämmerliche Geistgestalt vom Truggewand der Sünden zu entkleiden. Der göttlich eingehauchten Allgewalt zuliebe will ich gerne gläubig leiden, o Herr, in deiner Seelenheilanstalt. Falderwald . .. .
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
22.05.2013, 22:04 | #2 |
TENEBRAE
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Hi, Faldi!
Bitterböse Satire - naja, hat ja auch denselben Titel wie Urban Priol's Politsatiresendung! Ja, der (pseudo)intellektuelle Masochismus, geboren aus Selbstzweifel und -verachtung, treibt die seltsamsten Blüten - siehe Religionen! Vor allem die Gläubigen mit Minderwertigkeitskomplex sind gefährlich - die beschränken sich meist nicht auf Selbstkasteiung, nein, die missionieren auch noch, damit möglichst alle rundum so zurecht büßen wie sie! Typisch: Die Zeugen Jojovas (zur rechtlichen Absicherung bewusst so geschrieben - warum wohl sonst...?) und ihre Selbstbekennungssitzungen - die suhlen sich geradezu in Selbstverleugnung und japsen beglückt in ihrem geistigen Korsett! So,wieder mal genug gegiftelt (geht das bei dem Thema überhaupt?)! Lobpreiset den Herrn alle Wege! (Sklavenmantra) Sehr gerne gelesen und mit einem weinenden Auge geschmunzelt! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
22.05.2013, 22:59 | #3 |
Lyrische Emotion
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Servus Erich,
na klar, ist ja auch eine Anspielung auf Urban Priols Politsatire. Und was passt zu einem verwirrten Geist besser als eine (die) Anstalt? Über die Religionen selbst brauchen wir uns ja eigentlich gar nicht mehr zu unterhalten, da sind wir eh einer Meinung. Aber du hast Recht, das treibt schon die seltsamsten Stilblüten. Das Schlimmste ist in der Tat dieser Missionierungsdrang oder wenn, wie kürzlich geschehen, der Herr Kollege Mosebach den Atheisten quasi das Menschsein aberkennen will. Dann muss man ja wohl irgendwie konvertieren, am besten gleich zur kathetischen Kirche (auch aus rechtlichen Gründen). Und weil die dort sogleich mit einem Röhrchen ein wenig Schuld und ein bisschen Sünde ins Hirn einführen, kann man ja eigentlich nur krank in demselben werden und dann braucht es halt die Seelenheilanstalt. Dort stehen sie dann mit Katheter am Katheder, um all die reuigen Sünderlein mit Fieberwahn zu absolutieren. So einfach geht das... Danke für deine Gedanken zum Thema und den Kommi... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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04.06.2013, 21:25 | #4 |
Slawische Seele
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Lieber Faldi,
eine herrliche Satire. Ich habe "umgekehrt" gelacht, weil ich zuerst in der "Anstalt" gewesen bin und mir danach eine "Weltsicht" zugelegt habe. Wunderbar, wie du den Kern triffst und "draufschlägst". Schade, dass es noch lange, lange dauern wird, bis alle darüber lachen können. Frohe Lebensgrüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
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25.06.2013, 21:08 | #5 |
Lyrische Emotion
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Liebe Dana,
wie ich sehe, konntest du der Anstalt völlig geheilt entkommen. Es fragt sich manchmal nur, ob die eine Weltsicht nicht genau so gut oder schlecht wie die andere ist. Nun denn, alles was nichts mit dieser Anstalt zu tun hat, ist alle Male besser als das, was man sich dort einbildet, einredet und zu einer eigenen Wahrheit macht, die für einen wahren und freien Denker niemals aufgehen kann. Und das ist auf der einen Seite auch gut so, denn das Volk braucht seine eigene Philosophie und etwas, woran es glauben kann, wenn schon das Weltliche nicht hergibt, was es verspricht. Ich glaube, über so etwas werden niemals alle lachen können, denn mit diesen Dingen verhält es sich genau so, wie mit der Hydra: Schlägst du der Lernäischen Schlange einen Kopf ab, wachsen sofort zwei neue nach. Der Mensch ist eben ein Glaubenstier... Danke für deinen Kommentar. .. . Und frohe Lebensgrüße an dich zurück Bis bald Falderwald
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26.06.2013, 11:50 | #6 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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nur mal so ein kleiner einwurf aus weiblicher sicht:
natürlich wollen sich die herren keinen anderen herren unterordnen - das wollten die platzhirsche ja noch nie! und was die freiheit des "freien denkens" anbetrifft: vergesst es mal lieber gleich! die ist sehr relativ. unser denken ist nicht halb so frei , wie wir glauben - denn: wir haben bedürfnisse. ( körpliche , seelisch -geistige , soziale). und sobald wir die haben wird sich unser denken immer ganz automatisch ( will sagen: mehr oder weniger bewusst) danach richten: nämlich in jene richtung, die uns größtmögliche bedürfnisbefriedigung verspricht. so sind wir von natur aus konzipiert. verhinderte bedürfnisbefriedigung muss in irgendeiner anderen weise kompensiert werden. kunst ist z.b. hervorragend zur kompensaton geeignet. essen aber auch. das wusste die machthaber schon immer: brot und spiele! und wer einen geltungsdrang hat, der wird, (wurscht wo und wie) immer danach trachten, andere diesem drang zu unterwerfen, sie dem eigenen schema angleichen wollen - er braucht sie ja zur absicherung der eigenen position. unterschiede gibt es da eher in der wahl der repressalien. gruppendruck gibts aber auch schon ganz unspirituell zu haben. so sind wir halt, wir nackten affen. fakt aber ist, dass viele menschen gegen ende des lebens einen schwenk ins spirituelle vollziehen, weil die unumstößliche tatsache des physischen todes a) angst macht b) und / oder neue blickwinkel eröffnet was ich mich da schon eher interessiert, ist: kann man dem leiden am leben und der furcht vor dem tod, der trauer um den verlust geliebter menschen überhaupt entgehen - oder ist es einfach eine tatsache, der man sich tapfer zu stellen hat? und jene, die in der spiritulität keine hilfe sehen, welche bewältigungsstrategien haben die, angesichts des unvermeidlichen? da mir die uninspirierten bislang nix besseres anzubieten hatten, halte ichs persönlich lieber mit den geistvollen. es gibt ja zum glück immer wieder welche, überall , in den unterschiedlichsten systemen und kulturen. was spricht dagegen, am ende aller schmerzen und kümmernisse ledig zu sein? für mich gar nichts. ich muss sie allerdings auch schon vorher nicht haben. lg, larin
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich! Geändert von a.c.larin (26.06.2013 um 11:52 Uhr) |
27.06.2013, 09:48 | #7 | |||||||||||||
Lyrische Emotion
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Servus larin,
gegen kleine Einwürfe aus weiblicher Sicht ist gar nichts einzuwenden, ganz im Gegenteil, denn das Leben besteht ja nicht nur aus Logik... Zitat:
Allerdings wenn man sich ein Superwesen und ein damit verbundenes Dogma erschafft, bleibt einem ja nichts anderes übrig, als sich einem anderen Herren unterzuordnen, Platzhirsch hin oder her. Zitat:
Das Grundprinzip stimmt zwar, aber der Mensch glaubt sich ja halbwegs zivilisiert. Und wenn den Menschen etwas vom Tier unterscheidet, dann ist es seine Sozialisation, ansonsten würde deine Ausführungen jedwedes Verbrechen rechtfertigen und entschuldigen, denn der Mensch wäre nicht für seine Taten verantwortlich zu machen. Er hat immer die Entscheidung, ob er seinen Bedürfnissen nachgibt oder nicht, auch mit den daraus folgenden Konsequenzen. So sind wir eben nicht von Natur aus konzipiert. Unsere heutige Konditionierung besitzt einen ganz anderen Charakter, zumindest theoretisch. Zitat:
Zitat:
Brot und Spiele haben da einen ganz anderen Charakter. Spiele, egal welche, sind immer ein Wettstreit, ein sich Messen mit anderen. Das übt eine ganz andere Faszination aus, es geht nämlich meist darum, wer der Bessere ist. Und das hat rein gar nichts mit Kunst zu tun. Zitat:
Ich bestreite das, denn andere seinen eigenen Bedürfnissen unterwerfen zu wollen, bedeutet, ein schwaches Selbstbewusstsein zu besitzen. Derjenige, der mit sich und der Welt in Frieden lebt, hat das gar nicht nötig. Und je schwächer das Selbstbewusstsein eines solchen Handelnden, desto rigider sind seine Repressalien. Das ist alles eine Frage des Geistes und des Intellektes. Zitat:
Zitat:
Wäre sie nicht, würde es kein Leben geben. Das ist eine Grundvoraussetzung für die Existenz aller Lebewesen. Und was bitte ist ein physischer Tod? Tod ist Tod und bedeutet das Ende der Existenz. Man kann nicht nicht nur physisch sterben. Zitat:
Schafft er das nicht, muss er sein Leben beenden. Zitat:
Das Leben geht (erst mal) weiter. Das war schon immer so und wird auch so bleiben, ob Strategien da sind oder nicht. Was soll man denn da planen? Wozu braucht es also Spiritualismus? Für physische Impotenz gibt es Viagra für geistige Spiritualität. Zitat:
Zitat:
Life is so easy... Zitat:
Zitat:
Aber was willst du dagegen machen? Es kommt so, wie es kommen muss, nicht wahr? Vielen Dank für deinen Kommentar und deine Gedanken... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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