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Auf der Suche nach Spiritualität Religion und Mythen

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Alt 29.02.2012, 10:38   #1
Friedhelm Götz
Schüttelgreis
 
Registriert seit: 02.11.2011
Beiträge: 954
Standard Suche - Übung in Daktylen

Suchen die Menschen nicht zeitlos den Ursprung
alles Gewordnen und finden ihn nicht?
Wo ist der Schöpfer des riesigen Weltalls?
Gläubig bekennen ihn Menschen als Gott.

Sehen als Fromme in Gott ihren Lenker,
fühlen getreu sich im Leben geführt.
Aber ich suchte, die Welt zu begreifen,
rätselhaft schien mir doch alles, auch Gott.

Glauben und Wissen gehören zusammen,
wurde mir von meinen Lehrern erklärt.
Suchen und Fragen bestimmten mein Leben,
Antworten warfen stets neu Fragen auf.

Hoffnungsvoll las ich in Büchern der Alten,
sagte mir einer: Erkenne dich selbst.
Wandte die Blicke ich schließlich nach innen.
suchte den Kosmos und fand ihn in mir.


Geändert von Friedhelm Götz (09.03.2012 um 15:25 Uhr)
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Alt 05.03.2012, 19:24   #2
Falderwald
Lyrische Emotion
 
Benutzerbild von Falderwald
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.908
Standard

Hallo Fridolin,

ja, die Frage nach dem Ursprung und dem Sinn des irdischen Daseins haben sich wohl die Menschen zu allen Zeiten gestellt.
Das kann man wohl das metaphysische Bedürnis aller (zeit)bewussten Lebewesen nennen.

Wo komme ich her?
Was bin ich?
Wo werde ich hingehen?

Das ist ja auch letztendlich das zentrale Thema der meisten Philosophen gewesen.
Und nur die wirklich Ehrlichen unter ihnen haben zugegeben, daß die Philosophie nicht alles erklären und nur bei den Ansätzen verweilen kann.
Schopenhauer sagte sinngemäß: Die Philosophie hört auf, wo der Glaube anfängt.

Der Glaube gehört zur Tradition und zur Kultur verschiedener Gesellschaften. Meistens ist auf ihn das moralische System und die Gesetzgebung jener aufgebaut.

In Zeiten, wo z. B. der christliche Glaube immer mehr an Zustimmung und Macht verloren hat, gründeten sich andere Gesellschaftssysteme wie z. B. der Sozialismus oder der (neoliberale) Kapitalismus.
Sie nahmen die Stelle des Glaubens ein und prägten dann die jeweilige Gesellschaftsordnung nachdrücklich.

Ich will das jetzt nicht weiter ausführen, das würde den Rahmen sprengen.
Letztendlich aber wird nichts von all jenem dem suchenden Denker eine endgültige Antwort geben können, denn jede Antwort wird unvollkommen bleiben, da sie mit nichts als (menschlichen) Worten belegt werden kann.
Und was wissen wir Menschen schon wirklich?

In den alten fernöstlichen und indischen Schriften jedoch, findet sich ein kleiner Schlüssel, nämlich die Besinnung auf sich selbst.
D. h. die Antwort auf alle Fragen liegt im eigenen Sein verborgen und jeder muss sie für sich selbst finden.
Die meisten schaffen es nie und bleiben beim Glauben (oder dem politischen System), denn es ist leichter "gesteuert" zu werden, als selbst das Ruder und damit die Verantwortung für sein eigenes moralisches Sein und Handeln zu übernehmen.
Die wenigsten begreifen das Sein als solches und die allerwenigstens können das auch noch in Worte kleiden, weil es fast unmöglich ist und Worte eben nur Worte bleiben und Menschen einzelne Individuen sind, die alle einen anderen Blickwinkel besitzen.

Schopenhauer sagte: "Die Welt ist meine Vorstellung."

Und damit hatte er Recht, denn die ganze Welt spielt sich im inneren des eigenen Kosmos' ab und je nach Standpunkt sieht sie so oder so aus.

Wie schwer wäre damit eine Wahrheit zu beweisen, die für alle Gültigkeit hätte?

Die Antwort findet man also nur bei sich selbst.

Und genau das ist die Kernaussage in deinem Gedicht.

So, da hast du aber eine recht erfolgreiche "Übung in Daktylen" vorgelegt.

Lediglich eine einzige Zeile möchte ich hier heraus nehmen, in der ich als Leser ein wenig ins Straucheln geriet:

"fühlen sich auf allen Wegen geführt"

Im Lesefluss des gesamten Textes geht sie mit, jedoch beim ersten Durchgang fühlte ich mich geneigt, das "sich" anstatt des schwächeren "auf" zu betonen, so daß es bei mir folgendermaßen klang:

fühlen sich auf allen Wegen geführt
XxXxXxXxxX

Wie gesagt, im Lesefluss geht es hinterher mit, ich wollte das aber anmerken.

Und letztens bekrittelte ich bei Erich das Fehlen eines Hilfsverbes in einer Zeile, so daß ich das hier auch anmerken sollte:

"Wo ist der Schöpfer, der alles geschaffen?"

Ich weiß, daß es durchaus üblich ist und war, auf das haben (hier: hat) zu verzichten, aber es klingt trotzdem unvollständig und hat mich schon beim ollen Goethe gestört. Aber das nur am Rande.
Ich versuche immer, auf solche Formulierungen zu verzichten, aber es ist und bleibt wohl Geschmackssache.

Auch die Inversion in S4 / Z3 ist nicht wirklich schön und ich denke, da ließe sich noch etwas machen, vor allem weil es in diesem Text nicht auf feststehende Reime ankommt.

Alles in allem ein ordentlicher Text mit gelungenem Inhalt, den ich gerne gelesen, bekrittelt und kommentiert habe...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald


PS: Ich habe noch einen astreinen Daktylus von Goethe gefunden.
Schau mal hier.
.
.
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



Falderwald ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.03.2012, 15:47   #3
Friedhelm Götz
Schüttelgreis
 
Registriert seit: 02.11.2011
Beiträge: 954
Standard

Hallo Falderwald,

mit einiger Verspätung, ich kann nur schwer schreiben und muss immer Pausen machen:

"fühlen sich auf allen Wegen geführt" hab ich geändert in
fühlen getreu sich im Leben geführt, XxxXxxXxxX

Wo ist der Schöpfer, der alles geschaffen?" geändert in:
Wo ist der Schöpfer des riesigen Weltalls? XxxXxxXxxXx

Ist das ok?

Ich weiß, dass Ellipsen heute bei Lyrikern nicht gerne gesehen werden, ebenso wie Inversionen. Aber der olle Goethe hat in seinem Text zwei Ellipsen, und in der Humordichtung sind sie etwa bei Eugen Roth recht häufig, ebenso Inversionen.

LG Fridolin
Friedhelm Götz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.03.2012, 17:26   #4
fee
asphaltwaldwesen
 
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Zitat:
Zitat von Fridolin Beitrag anzeigen
Ich weiß, dass Ellipsen heute bei Lyrikern nicht gerne gesehen werden, ebenso wie Inversionen.

ist das so? ganz allgemein? ich jedenfalls empfinde ellipsen nicht als "unvollständigkeit" in der sprache, sondern als zeichen für gewandtheit. aber wie man sieht, ist das nicht in aller augen so. ich denke, auch hier spielt geschmack eine rolle.

ich jedenfalls mag und sehe sie gerne, die ellipsen. ich bin natürlich nicht "alle lyriker" ganz allgemein , sondern nur einer und orientiere mich auch sonst nicht am gros. dies ist also nur eine einzelne rückmeldung unter vielen anderen einzelnen.

die daktylen finde ich hier dem thema sehr angemessen. da ich bereits die überarbeitete version gelesen habe, wäre mir auch nichts im metrum aufgefallen, dass gehakt hätte.

gerne gelesen.


lieber gruß,


fee
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Alt 10.03.2012, 17:57   #5
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Hallo Fridolin,

Zitat:
mit einiger Verspätung, ich kann nur schwer schreiben und muss immer Pausen machen...
Ich weiß und es ist vollkommen in Ordnung so. Ich freue mich über jede Antwort.

Die Änderungen sind wunderbar und finden meine volle Zustimmung.

Zitat:
Ich weiß, dass Ellipsen heute bei Lyrikern nicht gerne gesehen werden, ebenso wie Inversionen. Aber der olle Goethe hat in seinem Text zwei Ellipsen, und in der Humordichtung sind sie etwa bei Eugen Roth recht häufig, ebenso Inversionen.
Na klar, ich habe das auch nicht richtig kritisiert, ich wollte es nur anmerken.
Das ist seit ewigen Zeiten ein dichterisches Stilmittel und gehört zu den sogenannten dichterischen Freiheiten.
Wenn es sich aber vermeiden lässt, klingt es m. E. runder. Aber das ist sicherlich nur meine ganz persönliche Erbsenzählerei.

Und komisch, bei humorvollen Gedichten, wie bei jenen von z. B. Eugen Roth, stört es mich eigentlich weniger. Warum weiß ich nicht zu sagen.
Vielleicht weil es nur schöne und zum Teil genial gereimte Witze sind, wo der Schmunzelfaktor das Wichtigste ist?

Wahrscheinlich stelle ich an die tiefer gehenden lyrischen Texte andere Ansprüche. Aber die sind sicher nicht allgemein gültig.

Auf jeden Fall klingt der Text für meinen Geschmack jetzt auch sprachlich runder.


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



Falderwald ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.03.2012, 19:05   #6
Friedhelm Götz
Schüttelgreis
 
Registriert seit: 02.11.2011
Beiträge: 954
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Hallo Fee und Falderwald,

vielen Dank euch beiden. Meine Übung hat Spaß gemacht.

LG Fridolin
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