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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 13.02.2012, 12:39   #1
Galapapa
Galapapa
 
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Standard Aufgabe

Nur einen Augenblick der Ruhe und der Rast.
Halt ein, ich kann das Joch des Zwanges nicht mehr tragen!
Ein müder Schwindel hat mein Wollen jäh erfasst,
die Kraft und ihre Zuverlässigkeit versagen.

Ein Quäntchen Halten nur, für einen Augenblick
entladen jene Zentnerlast der Augenlider,
dann füg ich mich ergeben, still in mein Geschick,
dann schleppe ich mich eifrig weiter, kämpfe wieder.

Der Mut ertrinkt in Tränen meiner tiefen Not.
Gewissheit des Versagens wird mir zum Begleiter.
Und wenn mir endlich noch so großes Unheil droht,
ich lass mich in mein Scheitern fallen, kann nicht weiter.
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Alt 13.02.2012, 13:33   #2
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, Charly!

Mir kommt vor, du wirst immer langzeiliger!

S2Z2 - "entladen jener Last der Augenlider" Hier wäre ein Genitiv schöner. Auch würde ich nicht "entladen" nehmen, sondern "entledigt".

Einen schwer nachvollziehbaren Schwenk machst du zwischen S2Z4 und der letzten Strophe:
Erst willst du "wieder eifrig kämpfen", was auf ein versöhnlicheres Ende hindeutet, indem du wieder Kraft zu schöpfen scheinst, und dann plötzlich und unvermittelt die völlige Niederschmetterung des Lyrich in der letzten Strophe mit der konterkarierenden Aussage, dass du nicht weiterkannst. Da stutzt man, denn das passt inhaltlich nicht recht zusammen.

Insgesamt gern gelesen, aber hart an der Grenze zu pathetischem Selbstmitleid - auf keinen Fall NOCH dicker auftragen! (Ich hoffe, es geht dir persönlich besser als diesem Lyrich...)

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 13.02.2012, 15:15   #3
Galapapa
Galapapa
 
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Hallo Erich,
danke für Deinen Kommentar und Deine Gedanken und Vorschläge.
Bevor ich Dir widerspreche will ich Dir erst einmal zustimmen: Das ist sicher nicht eine meiner Glanztaten. Dessen bin ich mir bewusst.
Mit fehlt es im Moment an Ideen und Themen.
Dann zu Strophe 2: "Entladen" klingt für mein Empfinden runder, flüssiger als entledigt.
Den Genitiv habe ich deshalb nicht genommen, weil das zum ersten Teil des Satzes weniger passt. Das Komma hinter "nur" hast Du ja sicher nicht übersehen. Eigentlich müsste es korrekt "abladen" heißen, dabei wäre jedoch die erste Silbe zu betonen und das passt nicht.
Dann Strophe 3: Du hast den Text wohl etwas anders gedeutet, als ich ihn gmeint habe: Die Aussage ist "wenn das lyrische Ich einen Augenblick pausieren kann, dann wird es auch weiterkämpfen. Nirgends aber ist ausgesagt, dass diese Pause gewährt wird. Somit erfolgt letztlich der Zusammenbruch.
Ich habe hier nicht besonders gelungen versucht, die Situation und die Gefühle zu beschreiben, wenn ein Mensch an die Grenze seiner Möglichkeiten kommt, im Sinne von: "Ich bin am Ende, wenn ich jetzt nicht sofort eine Pause bekomme, dann brech ich zusammen."
Insofern ist die 4. Strophe sogar die notwendige Konsequenz aus der dritten.
In so einer Situation ist es dann auch eine logische Vorgehensweise, bei der Schilderung seines Zustandes so dick wie möglich aufzudtragen; es geht schließlich ums Eingmachte.
Heut bin ich aufmüpfig, wie Du merkst. Wenn ich schon Mist mache, dann verteidige ich ihn auch.s
Mir geht's übrigens sehr gut. Um mich in so eine Lage zu bringen, in der das lyrische Ich hier ist, musst Du mich schon 50 Meter rennen lassen.
Danke nochmal fürs Kommentieren und Herzliche Grüße an Dich!
galapapa
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Alt 13.02.2012, 19:57   #4
Dana
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Lieber Galapapa,

gerade habe ich mich "genüßlich eingesuhlt" - da lese ich Kommentar und Antwort.

Warum darf das lyr. Ich sich selbst nicht nach "Herzenslust" bemitleiden? Wo denn sonst, wenn nicht in der Lyrik?
Ich meine das durchaus ernst, obwohl ich weiß, dass gerade das immer wieder angekrittelt wird. Ebenso der Zeigefinger, das Moralisieren und bestimmte "abgegriffene Reime".
Dürfen diese Dinge gar nicht mehr passen?

Anmerkung: Ich meine nicht speziell deinen Kommentar, lieber eKy, vielmehr möchte ich über das Warum mehr erfahren. Stünde das Gedicht für ein lyr. Du, wäre ganz sicher mehr Mitleid erlaubt.

Natürlich erkenne ich den Humor in Kommentar und Antwort und mische oft mehr als gern auf diese Weise mit.

Zum Gedicht:

Zitat:
Zitat von Galapapa
Nur einen Augenblick der Ruhe und der Rast.
Halt ein, ich kann das Joch des Zwanges nicht mehr tragen!
Ein müder Schwindel hat mein Wollen jäh erfasst,
die Kraft und ihre Zuverlässigkeit versagen.

Ein Quäntchen Halten nur, für einen Augenblick
entladen jene Zentnerlast der Augenlider,
dann füg ich mich ergeben, still in mein Geschick,
dann schleppe ich mich eifrig weiter, kämpfe wieder.

Der Mut ertrinkt in Tränen meiner tiefen Not.
Gewissheit des Versagens wird mir zum Begleiter.
Und wenn mir endlich noch so großes Unheil droht,
ich lass mich in mein Scheitern fallen, kann nicht weiter.
Strophe 1:
Gerade der 2. Vers berührt: Das Joch des Zwanges! Und niemand soll mir erzählen, er stünde nicht darunter. Vielleicht nicht beständig, aber immer wieder und fast überall.
Momente, wo man ganz für sich, bei sich ist, wollen wir hier ausschließen.

Strophe 2:
Genau der Realität ensprechend. Sich den Zwängen ergeben, still das Geschick und Mißgeschick hinnehmen und weiter kämpfen.
Ganz und gar nicht selbstmitleidtriefend.

Strophe 3:
Hier könntest du das "Selbsmitleid" entschärfen, lieber Galapapa, und Mitleid gewinnen, wenn der letzte Vers hieße:

"ich lass mich in mein Scheitern fallen und mach gleichwohl weiter."

Ich mag das Gedicht sehr und kann mich gut in die Aufgabe einfühlen.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 13.02.2012, 23:24   #5
Galapapa
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Liebe Dana,
danke für Deine Gedanken zu meinem Text!
Meine spaßige Bemerkung in der Antwort an Erich hatte mit dem Inhalt des Gedichtes nichts zu tun und wäre da ja auch völlig unpassend gewesen.
Das war eine Sache zwischen mir und Erich, der sich mal gewundert hatte, dass ich so wenig von seinen Vorschägen an anderer Stelle übernommen hatte. Erich hat das sicher verstanden, aber es gehörte natürllich nicht in diesen Faden.
Der zweite Grinsekopf bezog sich auf mein Gewicht und meine olympiareife Sportlichkeit.
Zum Begriff Selbstmitleid möchte ich sagen, dass ich ein solches in dem Text nirgends entdecken kann. Es handelt sich nach meinem Empfinden um einen verzweifelten Hilferuf eines Menschen, der wirklicham Ende seiner Kräfte angekommen ist.
Genau das zu beschreiben war auch meine Absicht bzw. habe ich versucht.
Also nicht "mir geht's so schlecht, ich kann nicht mehr" sondern "Hilfe, meine Kraft ist am Ende, ich stürze!!!..."
Da steckt im Text auch kein Funken Hoffnung mehr, nur noch das verzweifelte Klammern an die unrealistische Vorstellung, dass ein Augenblick der Rast vielleicht Wunder wirken könnte.
Vielleicht wäre der Inhalt besser herausgekommen, wenn ich das lyrische Du gewählt hätte.
Zitat:
"ich lass mich in mein Scheitern fallen und mach gleichwohl weiter.
Danke für Deinen Vorschlag! Allerdings sehe ich darin einen gewissen Widerspruch: Sich ins Scheitern fallen lassen schließt für meine Vorstellung ein Weitermachen eigentlich aus. Auch der Titel wäre dann nicht mehr so richtig passend.
Insgesamt glaube ich, dass der Text nicht besonders gut gelungen ist, wiel er nicht genau das transportiert, was ich mit ihm ausdrücken wollte, nämlich das Ende, den Zusammenbruch.
Vielleicht liegt es ja doch an dem von Erich angesprochenen scheinbaren Widerspruch zwischen 2. und 3. Strophe und es wird zu leicht übersehen, dass die kraftgebende Pause nur ein Wunschtraum ist, der im Text allerdings nicht erfüllt wird.
Vielleicht müsste der Titel noch deutlicher auf den Inhalt hinweisen; "Der Zusammenbruch" oder so ähnlich...
Ich danke Dir, auch für Dein Lob und grüße Dich ganz herzlich!
Galapapa
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