Live and let die

[Herbstblatt]

Live and let die

Ich bin ein wenig zart besaitet,
sensibel nennt man das,
mein Ego, das mich oft begleitet,
das ist mehr alt und krass.

Ich krümme nicht mal Fliegenbeine,
nicht mit der eignen Hand!
Verkehrsdelikte, selbst sehr kleine,
empfinde ich als Schand.

Doch werd selbst ich bisweilen wütend,
die Welt, die ist so schlecht,
dann denk ich, über Rache brütend:
Wie hol ich mir mein Recht?

Die Nachbarsfrau von Gegenüber,
die ist so schrecklich laut!
Sie macht mein Leben soviel trüber,
weil sie meist muffig schaut.

Dazwischen durchaus Mordgedanken,
mein Weib hat sie verdient,
mit dieser muss ich sehr oft zanken.
Es reicht schon wie sie grient.

Wenn ich mir selber Glauben schenke,
sinds nicht nur diese zwei,
von denen ich was Schlechtes denke.
Doch das nur nebenbei!

Im Grunde find ich alle Leute,
die mit mir leben, dumm!
Und dies schon lange, nicht erst heute,
man bringt sie besser um!

Doch muss ich sie nicht selber killen.
Da bin ich mir zu schad!
An Fäden führ ich, frei von Willen,
den Killerautomat!

Der darf dann all das Böse machen,
das ich mich nicht getrau.
Er gibt an meiner statt den Drachen,
und folgt mir haargenau!

So kann ich den Spiegel schauen
und hab mich trotzdem lieb.
Darf weiterhin auf Sanftmut bauen,
weil ich bloß Krimis schrieb.