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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 31.07.2019, 12:09   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard Unlust (Doppelsonett)

Ich finde mich in jener Leere wieder,
die manchen Wohlgeordneten befällt
und sanft in Traurigkeit gefangen hält,
und schlage lustlos meine Augen nieder.

Beschämung fällt in ungenutze Glieder,
die mir den Blick ins Äußere vergällt,
zutiefst verloren bin ich aller Welt,
sogar mir selbst den lieben Tag zuwider.

Die Stunden rosten träge in den Ecken
und bleiben ungeachtet, ungeschätzt,
wiewohl sie sich wie Kinder nach mir strecken,

im Schlaf verlassen und zutiefst verletzt,
wenn sie die eigne Endlichkeit entdecken,
die der Minutenzeiger ihnen setzt.


Ich gehe still durch menschenleere Räume
des Hauses, das mein ganzes Leben birgt
und fühle mich wie fühllos und verwirkt
wie alle meine ungelebten Träume.

Ein welker Schatten sickert um die Säume
des Eigentums, das wie geliehen wirkt
und, was ich wirklich bin, vor mir verbirgt
wie dichter Märchenwald bestimmte Bäume.

Die Tage gehen ineinander über
und finden nichts mehr, das die Mühe lohnt,
und wundern sich auch gar nicht mehr darüber.

Die Müdigkeit, die meine Züge schont,
versteht mich gut und wird mir langsam lieber
als alles, was den Rest der Welt bewohnt.
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (31.07.2019 um 12:47 Uhr)
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.08.2019, 13:55   #2
Chavali
ADäquat
 
Benutzerbild von Chavali
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 12.994
Standard

Hi Erich,

kann es sein, dass ich des zweite Sonett schon mal gelesen habe hier von dir?

Insgesamt tolle Arbeit und perfekte Wiedergabe eines Menschen, der vom Leben nichts mehr erwartet,
aber auch den vertanen Chancen nachtrauert.

Sehr gern gelesen!

LG Chavi

__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
Chavali ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.08.2019, 12:15   #3
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

HI Chavi!

Nein, beide Sonette sind frisch gedichtet. Allerdings habe ich diese Thematik schon so oft bedichtet, dass sich gewisse Bilder sicher gleichen.

Dazu empfehlenswert: "Schäme dich nicht deiner Tränen" von Heinz Rudolf Kunze:

https://www.youtube.com/watch?v=ZcauuIKfrLE


vielen Dank für dein freundliches Echo!

LG, eKy
__________________
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Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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