14.02.2009, 00:51 | #1 |
MohnArt
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Hundefreundinnen, ein Faschingskrimi
Hundefreundinnen, ein Faschingskrimi von Klatschmohn Mit Bildern von Dietmar Gerharz (leider lassen sich die Bilder nicht angemessen groß aufladen) Mit Dank an meine Nachbarin, mit der ich die ganze Geschichte zusammen auf unseren gemeinsamen Spaziergängen ausgesponnen habe. Entsprechend entbehrt sie jeder realen Grundlage. Ähnlichkeiten mit Geschichten von Lebenden oder Verstorbenen sind rein zufällig. Gewidmet sei diese Geschichte unseren beiden Hunden, die wir zu Protagonisten gemacht haben. Herzlichen Dank an meinen Mann und Medusa. im Februar 2007 Alle Rechte, auch auszugsweise, vorbehalten. Faschingssamstag Sie erreichte den Parkplatz des Hotels mit der einbrechenden Dunkelheit. "Glücklicherweise", dachte sie, denn Autofahrten in der Dunkelheit gehörte zu den Dingen, die ihr mit zunehmendem Alter immer schwerer fielen. Sie öffnete die Autotüre mit einem Seufzer, wandte sich nach hinten zum Rücksitz, tätschelte dem Hund, der dort an seinem Sicherheitsgurt lag, erst den Kopf um den Gurt anschließend zu lösen. Gerade wollte sie anschließend die Leine am Halsband des Tieres befestigen, als dieses sich wand, dem Halsband entschlüpfte, blitzschnell aus dem Auto sprang und in den nahen Büschen verschwand. Sie stieg, sich ihren Mantel überziehend, aus und wollte gerade ärgerlich nach dem Hund rufen, als urplötzlich eine dunkel Gestalt hinter ihr stand. Sie spürte den harten Griff einer Männerhand, die Arme wurden ihr auf dem Rücken gedreht, die Hände festgehalten. Ein Schmerz durchzuckte ihre Schulter und noch bevor sie schreien konnte legte sich eine lederbehandschuhte Hand auf ihren Mund. Rosenmontag Ein trüber Rosenmontag, der Himmel hatte sich in eine dicke Wolkenschicht gehüllt und die Sonne hatte viel Mühe ein wenig Helligkeit auf die Erde zu senden. Es war feucht und kalt. Kein Vergleich zum gestrigen Tag. Da hatte die Sonne strahlend vom blauen Himmel geschienen und den Fastnachtszug in der kleinen Westerwaldstadt begleitet. Tausende von Zuschauern hatten den Zug umsäumt, so dass die kleine Gruppe des gemischten Chores der Westerwaldstadt zu dem Schluss kam, einen Kindermangel könne es hier im Westerwald nicht geben. Überall an den Straßenrändern, die den Zug säumten, konnte man kleine und kleinste "Wäller" sehen, die in Begleitung ihrer Eltern dem Narrenzuge zujubelten. Ein genauer Betrachter hätte allerdings erkennen können, dass manche Zuschauer nacheinander an mehreren Straßenecken zu sehen waren, um sich die mitgebrachten Taschen und Tüten gleich doppelt und dreifach zu füllen. Zu früh waren die bis oben gefüllten Kästen und Taschen der Gruppe leider leer geworden und sie mussten sich gegen Ende des Zuges manch anzügliche Bemerkung gefallen lassen. Besonders ein Clübchen halbwüchsiger Jugendlicher hatte sie noch kurz vor Ende des Zuges zum Werfen der Süßigkeiten und kleinen Geschenke deutlich aufgefordert und kam sich mit einem bedauernden Nicken deutlich abgespeist vor. Die Gruppe des Gesangvereines hatte sich dieses Jahr zur Einstimmung auf die bevorstehende Chorreise zum Gesangverein der Partnerstadt Laiqueglia in Italien, als Südlandtouristen und feurige Italiener verkleidet. Sie genossen den Trubel sichtlich und hatten bis zum Ende des Zuges schon etliche Flaschen Sekt geleert, als sie an der Gaststätte "Töpferstuben" angekommen waren. Gerade scherten einige Teilnehmer, darunter eine Frau mittleren Alters aus dem fröhlichen und singenden Haufen der Sänger und Sängerinnen aus und eilten in die Wärme des Gasthauses zu der heißen Suppe, welche die Wirtsleute traditionsgemäß für die Zugteilnehmer bereitet hatten. Ja, das war gestern. Heute wäre es zu kalt gewesen, und Hilde Braun, die Frau aus dem Zug, dachte mit Bedauern an die großen Umzüge in Düsseldorf, Köln und Mainz und natürlich auch im nahen Koblenz. Die hatten leider mit dem Wetter weniger Glück. Ihre eigene Fastnachtslaune war aber bereits vergangen und mit etwas Kopfschmerzen, die von der gestrigen, teils hochprozentigen Getränken herrührten, zog sie ihre Winterstiefel und die dicke Jacke an, band ihrem Hund Mocke das Halsband um und ging über die Straße. Am Nachbarhaus angekommen, klingelte sie. Nach einer Weile öffnete die Nachbarin die Haustür und Hayo, der Hund der Nachbarin, stürmte auf Mocke zu. Hayo hatte ein pechschwarzes Fell und bernsteinfarbige Augen, die recht gefährlich aussehen konnten, wenn das Licht schräg in sie hineinfiel. Er hatte genau wie Mocke eine Tierheimvergangenheit hinter sich gebracht und war jetzt froh ein sicheres Zuhause gefunden zu haben. Beide Hunde waren daran gewöhnt, ihren Morgenspaziergang gemeinsam zu machen. Auch für die beiden Frauen war es eine willkommene Gelegenheit ein bisschen zu tratschen und den morgendlichen Pflichtgang, der Hunde wegen, unterhaltsamer zu gestalten. Diesmal war das Dauerthema der gepflegte kleine Malteser, der alleine und zitternd im Wald aufgefunden worden war. Übergangsweise hatte er bei einer Mitarbeiterin des örtlichen Tierschutzvereines Unterschlupf gefunden und hielt dort die versammelte Katzengemeinde auf Trab. Hajos Frauchen, Marie Gebhardt, hatte ihn samstagabends in der Dämmerung auf einem Waldweg entdeckt und das zitternde Kerlchen in Begleitung von Hayo und Mocke dort abgegeben. Mocke war an diesem Abend alleine, ohne sein Frauchen, mitgegangen. Er hatte sich gleich in das süße Kerlchen verliebt und war kaum noch von ihm zu trennen. Man hatte dem Hund mittlerweile den Namen Nelly gegeben. Der Weg der beiden Frauen und ihrer Hunde führte nun an Nellys neuem Zuhause, bei Frau Reichel, der Tierschützerin vorüber. Schwanzwedelnd und kläffend begrüßten die beiden Rüden nun die kleine Hündin, die sich bei Reichels offensichtlich sehr wohl fühlte. Sie sprang wie wild am Zaun entlang, bellte und gab keine Ruhe. An diesem Morgen jedoch hatte sie ein Loch im Zaun entdeckt und sich hindurch gequetscht. Sie begrüßte die beiden Freunde stürmisch. Dann ging eine wilde Jagd los. Zu dritt preschten sie, sich einander umkreisend, tanzend, schwanzwedelnd, vor Freude bellend, in Richtung des angrenzenden Kurhotels. Sie überquerten eine Wiese und rannten an den Pferdeboxen, unter den verwunderten Blicken eines Schimmelwallachs vorbei, den kleinen Pfad entlang in Richtung Straße. Die beiden Frauen liefen so schnell sie konnten hinterher. Leinenschwingend und rufend, aber selber lachend, konnten sie sich der Faszination der begeisternden Lebensfreude der drei Hunde nicht entziehen. Vermutlich nahm deshalb keiner der Hunde Notiz von den Frauen, nahmen sie nicht ernst. Die beiden kamen aber gerade noch rechtzeitig um plötzlich zu erleben, dass die wilde Jagd ein abruptes Ende genommen hatte und die kleine Nelly in einem heftigen Schluchzen aufheulte. Die anderen beiden Hunde blieben ebenfalls wie erstarrt stehen und zu dritt stimmten sie ein heftiges Gebelle an. Hayo tief und durchdringend, die kleine Nelly in einem fast hysterischen Ton und Mocke kläffte aus Solidarität ähnlich hoch wie Nelly. Nelly war außer sich, sie kreischte und heulte. Frau Gebhardt nahm sie auf den Arm. Die Kleine zitterte am ganzen Körper und hörte nicht auf zu wimmern und zu klagen. Dabei starrte sie auf das leerstehende Haus, welches jetzt der Stadt gehörte und in Kürze abgerissen werden sollte. Die Umgehungsstraße sollte nun doch gebaut werden, die das ganze Neubaugebiet belasten und der herrlichen Gegend eine klaffende Wunde zufügen würde. "Wahrscheinlich Katzen", murmelte Frau Gebhardt ihrer Nachbarin zu, die sich ihrerseits bemühte, die beiden Hunde zum Schweigen zu bringen. Komisch fand sie das schon. Dieser abrupte Stimmungswechsel der drei Hunde war unglaublich. Pure Lebensfreude - dann der Umschwung auf Panik, wobei es so aussah, als hätten sich Mocke und Hayo lediglich von Nelly anstecken lassen. Mittlerweile war Frau Reichel dazu gekommen. Sie übernahm Nelly tröstend. Nur mit Mühe konnte sie das zitternde Hündchen beruhigen; richtig ruhig wurde Nelly erst, als sie wieder im Haus von Frau Reichel war und sich auf dem Sofa ausgestreckt hatte. Schwer seufzend schlief sie von der Anstrengung ein. Die beiden Frauen blieben zurück und betrachteten das verlassene Gelände. Beide Hunde hatten sich inzwischen beruhigt. Keine Katzen zu sehen. Irgend ein Wildtier? Das weiße zweistöckige Haus mit seinen verriegelten grünen Fensterläden, stand in einem parkähnlich angelegten großen Garten. Hohe und dichte grüne Tannen, sowie ein alter Mammutbaum und verschiedene Eibensorten standen dort. Seitlich am Weg, den die Frauen nun verließen, wucherten dicke Efeustämme an Zaun und Bäumen. Man sah nur wenig von dem Wohnhaus, sowie dem kleinen angebauten Gartenhäuschen. Seit die damalige Eigentümerin ausgezogen war, um ein neues Haus im Neubauviertel zu beziehen, verwilderte der einst sehr gepflegte Garten zusehends. Die Hecke aus Forsythien und Zierquitte, die im Frühling in Lachs und Gelb verschwenderisch blühte, war bereits über den Zaun hinausgewachsen. Das kunstgeschmiedete Tor war verschlossen. Riesige Rhododendrenbüschen wuchsen über die Garageneinfahrt hinaus. Beide Frauen schwiegen. Irgend etwas Unfassbares, Unklares schien in der Luft zu liegen. Etwas nicht Greifbares hatte von beiden Frauen Besitz ergriffen. Schweigend gingen sie weiter, jede ihren eigenen Gedanken nachhängend. Ein offensichtlich gepflegter Hund, ein kleiner dazu, lieb und vertrauensvoll, alleine im Wald. Keiner hatte das Tier vermisst gemeldet. Niemand kannte es, keiner hatte es vorher gesehen. Es war sogar gechipt. Ein spanischer Chip, mit dem der Tierarzt nicht viel anfangen konnte, denn die Nummer war nicht angemeldet worden. Dazu das unerhörte Verhalten des Hundes und seine tiefe Erschütterung. All das schien keinen Sinn zu ergeben. Es war rätselhaft. Beide Frauen waren so sehr in ihren Gedanken versunken, dass sie dem schwarzen Offroad Mercedes mit den abgedunkelten Scheiben erst Aufmerksamkeit schenkten, als er scharf an ihnen vorbei fuhr. Er war aus der, vom Ort hinauf zum Hotel führenden Straße gekommen und bog auf den jetzt vom Wellnesshotel mitgenutzten Firmenparkplatz eines ortsansässigen Betriebes ab. "So ein Verkehrsraudi", schimpfte Hilde Braun und zog Mocke an der Leine zu sich. Beide Frauen blickten dem Wagen nach, der den Parkplatz hinauffuhr und neben einem silbernen Lexus mit Düsseldorfer Kennzeichen zu stehen kam. "Manchmal kommen hier schon seltsame Leute an" murmelte Hilde Braun. Sie erzählte ihrer Nachbarin von dem Pärchen, das vor einiger Zeit hier im Hotel auf großem Fuß gelebt und unten im exquisiten Wäschegeschäft erst einkauften, mit falscher ECKarte zahlten, schließlich noch in der kommenden Nacht dort einbrachen und die wertvollsten Wäschestücke entwendeten. Anschließend hatten sie, die Zeche prellend, das Hotel heimlich verlassen. "Ja, das waren Kriminelle! Überhaupt, es hat sich vieles verändert." Die Nachbarin überlegte: "Die Leute wissen einfach nicht mehr, was sich gehört. Sie sind rücksichtsloser geworden. Dieser Fahrer eben, man sollte so einem den Führerschein abnehmen. Wenn die Hunde jetzt vorgelaufen wären, dann hätte er sie überfahren." "Oder uns beinahe", murmelte Hilde Braun. "Im Hotel zum Beispiel," fuhr Marie Gebhardt fort, "früher hat man ordentlich abgesagt, wenn man nicht kommt. Letzte Woche, da hatte jemand für 14 Tage eine Wellnesskur gebucht und ist dann einfach nicht angereist, nicht mal abgesagt haben die, geschweige denn, dass sie sich entschuldigt hätten. Vom Hotel aus wurde natürlich nachgefragt, aber da war niemand." "Na ja, vielleicht ist derjenige gestorben, da braucht er keine Wellness mehr", lachte Mockes Frauchen. "Vielleicht, das hätte aber in der Zeitung gestanden, soll irgend so eine reiche Witwe von einem Industrieboss gewesen sein. Das hätten die im Hotel gewusst." "So einen richtigen Verwöhnurlaub würde ich auch gerne mal machen, an nichts denken und sich nur verhätscheln lassen. Das wäre mal echt was Feines." "Würde ich auch gerne. Es gibt sogar Wellness mit Hunden. Das würde ich toll finden. Ich werde massiert und der Hund auch, schwimmen gehen und ein Bewegungsbad für Frauchen und Hund. So richtig mal etwas für die Gesundheit tun." "OK, ich komme mit, das gefällt mir", antwortete Hilde Braun. Marie lächelte, "aber das wird wohl nichts, ist zu teuer." Inzwischen waren sie am Haus angekommen in dem Hilde Braun mit Mann und Hund lebt. "Tschüß, bis später!" "Ja, bis dann", verabschiedeten sich beide Frauen voneinander. Als Hilde die Haustüre aufschloss, hörte sie ihren Mann in der Küche hantieren. Heute hatte er Küchendienst. Da gab es natürlich Fleisch. Hilde hatte eigentlich beschlossen ganz auf Fleisch zu verzichten, immer musste sie an die Angst der armen Tiere und an die brutalen Schlachtmethoden denken. Manchmal aber musste es eben doch sein. Nachdem der Arzt bei ihnen beiden Eisenmangel festgestellt hatte, gab es hin und wieder Fleisch. Es roch verführerisch in der Küche. Hildes Mann hatte verschiedene orientalische Gewürze zerkleinert und angebraten. Er war ganz vertieft in seine Arbeit. Mocke lief auf sein Herrchen zu und verlangte stürmisch nach seiner "Belohnung". Das hatten die beiden sich so angewöhnt. Es war immer der gleiche Ritus. Hans fragte dann, zu Mocke gewandt: "Warst Du denn auch brav und hast Dein Frauchen nicht geärgert?" Dann gab Mocke Antwort, indem er zustimmend bellte, worauf er eine Kaustange oder ein sonstiges besonderes Hundeleckerchen bekam. Mocke war schon fast 10 Jahre alt. Seit drei Jahren lebte er bei Brauns. Davor war er ein halbes Jahr im Tierheim als Pensionsgast gewesen. Die Besitzer konnten sich erst nicht entschließen ihn freizugeben, halten konnten sie ihn auch nicht mehr. Es hatte lange gedauert, bis Mocke wieder Vertrauen gefasst hatte. Er scheute anfangs, wenn man mit der Hand in die Nähe seines Kopfes kam. Das war jetzt zum Glück vorbei. Mocke hat es gut getroffen bei seiner neuen Familie. Anfangs hatte er sich sehr zurückgehalten, bellte nicht und bekam die Augen kaum auf. Er gab sich die größte Mühe brav zu sein; alles was ihm angeboten wurde, hatte er gegessen. Abends ging er Punkt acht Uhr schlafen und rührte sich nicht mehr, bis zum nächsten Morgen. Nun war er schon recht wählerisch geworden und hatte sich eine ganze Menge Freiheiten erobert. Als erster Hund hatte er es bei Brauns geschafft, sich seinen ständigen Platz auf dem Sofa zu erobern. Ansonsten war er ein sehr freundlicher und lustiger Hund, der nichts Schöneres kannte, als Fußball zu spielen. Das war seine Hauptleidenschaft. Immer fand er unterwegs irgendeinen Ball, oder im Herbst die herunter gefallenen Äpfel auf der Streuobstwiese, die er Herrchen oder Frauchen vor die Füße legte um sie zum Spielen aufzufordern. Jetzt legte er sich auf seinen Lieblingsplatz, natürlich auf dem Sofa, streckte sich lang aus und träumte wohl von den Leckereien die Herrchen in der Küche zubereitete. Auch Frau Gebhardt war nach Hause gekommen. Sie wohnte alleine mit Hajo zusammen, ihrem großen schwarzen Australien Shepherd. Hajo hatte einen ausgeprägten Beschützerinstinkt, den er ausdrücklich zeigte, sobald jemand an seinem Grundstück vorbeiging. Seinen Namen Hayo verdankte er seinen bernsteinfarbenen Augen, denn eigentlich hieß er Hantayo. Das bedeutete bei einem Indianerstamm: Hund mit den Geisteraugen. Diese Augen taten ein Übriges um ungebetene Besucher fernzuhalten. Auch Hayo war ein Hund aus dem Tierheim. Auch er hatte das große Los gezogen, als er bei Frau Gebhardt einziehen durfte. Mittlerweile sammelte sie Preise mit ihm ein, denn er hatte eine Menge Gehorsamsprüfungen bestanden; die Glasvitrine quoll beinahe über von gewonnenen Pokalen. Während Marie Gebhardt für sich und Hayo das Essen zubereitete, ging es ihr ähnlich, wie der Nachbarin. Beide Frauen kamen innerlich nicht von dem Vorfall am Morgen los und in Gedanken versuchten sie, sich einen Reim auf die Geschehnisse zu machen. Am Nachmittag saß Hilde Braun an ihrem PC und schrieb an einer Abhandlung über Generationenkonflikte, die sie in einer kleinen Fachzeitschrift veröffentlichen wollte, als ihre Freundin Gaby, die sie aus dem Gesangverein kannte, gegen 16 Uhr anrief um über den gestrigen Fastnachtszug und den anschließenden Umzug durch die Kneipen zu reden. Da Hilde nach dem üppigen Mittagsmahl noch den Wunsch hatte sich ein bisschen Bewegung zu verschaffen, vereinbarten beide einen kleinen Spaziergang zu unternehmen. Es wurde schon dämmrig, als sie schließlich an dem Parkplatz des Hotels um die Ecke bogen. Beinahe wären sie mit einem Mann im Overall zusammengestoßen, der wie aus dem Nichts plötzlich aufgetaucht war. Die schwarz-rot-goldenen Kappe, die er auf dem Kopf trug, erinnerte sie deutlich an den Raser vom Vormittag. Trotz des noch immer trüben Wetters hatte er eine Sonnenbrille auf. Sein Gesicht war nicht zu erkennen, da der dichte Bart alles verhüllte. Er wich aus und murmelte etwas, dass sich wie eine Entschuldigung anhörte. "Das war er doch!" In Hilde keimte der Zorn vom Morgen auf, doch bevor sie etwas sagen konnte, war der Mann verschwunden. Auf dem Parkplatz stand immer noch der schwarze Mercedes neben dem silbernen Lexus. Neugierig geworden blickte sie in den schwarzen Wagen mit Frankfurter Kennzeichen hinein, konnte aber nichts Besonders erkennen. Lediglich ein Zigarettenpäckchen, sowie eine Parkscheibe auf der Ablage, auf dem Sitz lag ein Schlafsack und eine braune Papiertüte. Der silberne Lexus SC430 neben dem Mercedes weckte ein wenig ihren Neid, gerne hätte sie in dem schlanken Sportwagen Platz genommen um eine Runde zu drehen. Ein schickes Auto ist das, dachte sie. Sie spähte in den Wagen hinein, so gut es die fortgeschrittene Dunkelheit zuließ. Auf dem Rücksitz entdeckte sie ein kleines Hundehalsband, silberfarben mit Strasssteinen geschmückt, die ein wenig durch das hereinfallende Licht der nahen Laterne zu funkeln begannen. Daran hing noch die Hundeleine, ebenso elegant wie das Halsband. Klein genug, dachte sie, klein genug. Es könnte Nelly passen. In der Nacht träumte sie. Sie träumte von Nelly, die plötzlich ganz riesig war, das Strasshalsband tragend, mit wilder Wucht gegen den Zaun des leerstehenden Hauses anrannte, so dass dieser ein Riesenloch bekam. Schweißgebadet wachte Hilde auf. Fortsetzung folgt. Geändert von Klatschmohn (27.04.2009 um 11:30 Uhr) |
14.02.2009, 22:20 | #2 |
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Veilchendienstag
Der nächste Morgen begann wieder kühl und feucht. Der Nebel hing zwischen den Baumwipfeln. Tau lag auf den vertrockneten nackten Resten der Brennnesselbüsche auf der gegenüberliegenden Wiese, als Hilde hinausblickte. Heute ist der Faschingszug in Hillscheid, dachte sie. Wenn der Nebel sich senkt, kommt sicherlich die Sonne durch. Sie werden hoffentlich Glück mit dem Wetter haben. Sie band Mocke das Halsband um und deckte den Frühstückstisch, während ihr Mann den Kaffee aufsetzte. Nach dem Frühstück trödelte sie ein bisschen herum und blätterte eine Weile in der Zeitung. Schließlich ergriff sie einen bereit liegenden Bleistift, wühlte im Federmäppchen nach dem Radiergummi und machte sich über das tägliche Sudoku Rätsel der Rheinzeitung her und war nicht mehr anzusprechen. Eine Viertelstunde später legte sie mit einem Ausdruck des Triumphes den Bleistift beiseite, goss sich noch eine Tasse Kaffee ein und wendetet sich Mocke zu, der schwanzwedelnd sein Frühstück verlangte. Da Mocke zu wenig trank, gab sie ihm morgens ein Wasser-Milch Gemisch mit darin eingeweichtem Brot. Er stürzte sich über sein Frühstück her und schlabberte es mit konzentriertem Eifer auf. Sein Frauchen hatte sich schon in Stiefel und Jacke gezwängt, nahm die Leine vom Haken, dann öffnete sie die Haustüre. Mocke stürzte hinaus, bleib aber, wie es von ihm erwartet wurde, am Straßenrand stehen. Gemeinsam gingen sie über die Straße, als gerade Marie Gebhardt mit Hayo aus der Haustüre trat. Die beiden Frauen und die Hunde begrüßten sich und machten sich gemeinsam auf den morgendlichen Spazierweg. Natürlich war das Thema Nelly wieder präsent. Hilde Braun berichtete ihrer Nachbarin von den Vorkommnissen am letzten Abend, dem flegelhaften Benehmen des Bärtigen und dem Hundhalsband im Lexus. Sie überquerten eine kleine Brücke, die über die alte Bahntrasse führte. Dort unten sollte ursprünglich die Umgehungsstraße verlaufen. Deshalb hatten Brauns auch nicht darauf verzichtet ihr Haus hier zu bauen. Die Umgehungsstraße hätte dort wohl kaum gestört. Jetzt aber sollte der Straßenverlauf oberhalb der Bahntrasse liegen. Hilde Braun dachte mit Wehmut daran, dass die herrliche Ruhe des bis dato ruhigen Ortsteiles bald der Vergangenheit angehören sollte. Die beiden Frauen und ihre Hunde gingen am Fußballplatz vorbei, überquerten die Straße, die kurz darauf im Wald endetet und betraten einen kleinen Waldweg, von dem scharf links ein schmaler Pfad abging. Von dort aus ging es hinunter zu einem kleinen Waldsee, der "Schwarzes Meer" genannt wurde. Der Name entstand durch die ausgeprägte Vorliebe der Einheimischen, allem und jedem einen originellen, meist treffenden Namen zu geben. Das "Schwarze Meer" hieß schwarz, weil diese ehemalige Schwimmanlage vor fast fünfzig Jahren von katholischen Jugendlichen gebaut worden war. Es war einigen engagierten Bürgern zu verdanken, dass dieses herrliche Fleckchen Erde so gepflegt aussah. Gut ausgebaute Stufen führten hinunter zum See, der wieder ordentlich befestigt war und mit den aufgestellten Bänken zum Verweilen einlud. Sie gingen aber am See vorbei, überquerten den kleinen Bach, der den See speiste, nahmen eine Anhöhe und wendeten sich nach rechts in Richtung der Weggabelung. Dort stand eine offene Hütte, die dem Wanderer bei schlechtem Wetter Schutz bot. Kurz vor einer scharfen Biegung des Weges lichtete sich der Wald. Im gleichen Augenblick kam die Sonne heraus und schickte ihre Strahlen auf die kleine Gruppe. "Die Sonne, ich habe es doch gewusst", jubelte Hilde Braun. Gleich wurde es deutlich wärmer und die beiden Frauen knöpften ihre Jacken auf. Sie gingen auf die Holzbank zu, die vor ihnen stand und setzten sich, um ihre Gesichter von der Sonne bescheinen zu lassen. "Schön die Gegend hier", seufzte Marie Gebhardt. Beide saßen eine Weile schweigend da, als sie plötzlich Stimmen vernahmen und zwei kleine warm verpackte Hunde wild um die Ecke rannten. Sie sprangen um die beiden anderen Hunde herum, die brav neben ihren Frauchen gesessen hatten und nun natürlich aufgesprungen waren. Ein Paar trat um die Ecke, die Frau war Anfang 60, der Mann wohl Ende 60. Die Hunde beschnüffelten sich und schlossen Bekanntschaft. Mocke sprang wie üblich hoch in die Luft und forderte damit zu Spielen auf. Die Vierbeiner tobten bald umeinander, so dass die vier Menschen ihre Freude daran hatten. "Die Hunde sehen aus, wie der Hund, den ich neulich im Wald gefunden habe. Es könnten Geschwister sein. Vermissen Sie etwa einen?" fragte Marie Gebhardt das Paar. Die beiden blickten sich an. "Nicht direkt", begann die Frau zögerlich. "Normalerweise wären wir hier mit drei Hunden und einer Freundin. Wir treffen uns ab und zu." Wir haben uns kennen gelernt, weil wir Hunde aus dem gleichen Wurf haben, von einer Tierschutzorganisation. Die Mutter kam mit den Kleinen aus Spanien. Es waren vier Welpen, einer ist gestorben. Da haben wir unsere Freundin kennen gelernt, die arbeitet da ab und zu bei dem Tierschutzverein mit. Wir haben uns gedacht, es wäre nett, wenn sich die drei Geschwister manchmal wieder sehen. Außerdem waren wir uns sehr sympathisch. Ein paar Male haben wir uns schon getroffen. Zwei Mal in der Eifel, ein Mal im Hunsrück und im Rheintal. Jetzt im Westerwald und wir fühlen uns hier wohl, die Leute sind sehr freundlich, da werden wir sicher noch öfter kommen. Höhr-Grenzhausen liegt ja außerdem sehr günstig von der Autobahnanbindung her und ziemlich in der Mitte, sodass keiner sehr weit fahren muss. Wir kommen aus Kaiserslautern, unsere Freundin aus Düsseldorf. Außerdem sind wir gerne in einer schönen Landschaft, hier kann man wunderbar spazieren gehen und sich im Wellnesshotel auch wunderbar verwöhnen lassen. Ab einem gewissen Alter kann man das brauchen. "Wissen Sie was ihre Freundin für ein Auto hat?" mischte sich Hilde Braun ein. "Etwa einen Lexus Sportwagen?" "Ich weiß nicht, Frau von Limpisch hatte wohl vor, sich irgendwann ein neues Auto zu kaufen. Sie ist für ihr Alter ganz schön autoverrückt. Aber ich weiß nicht, ob sie das gemacht hat. Vielleicht wollte sie uns überraschen. Sie hat schon einen besonderen Geschmack. Ein Lexus wäre ihr schon zuzutrauen. Aber sie ist ja nicht gekommen, wir haben auch schon bei ihr angerufen und sie hat sich nicht gemeldet. Ob ihr was zugestoßen ist?" "Hoffentlich nicht, aber vielleicht wäre es gut, wenn Sie sich die kleine Nelly einmal anschauen, dann können sie ja sehen, ob es der Hund von der Frau–" "Frau von Limpisch" half die Frau weiter. "Ja, können wir machen, heute Nachmittag. Da holen Sie beide uns doch ab? Wir wohnen im Hotel oben am Waldrand. So gegen vier, das wäre in Ordnung. Wir haben vorher noch eine Anwendung." Das Paar verabschiedetet sich von den beiden Frauen, die nun das bedrückende Gefühl hatten, einem Geheimnis näher gekommen zu sein. Einem Geheimnis, das nichts Gutes zu verheißen schien. "Wir sollten zur Polizei gehen", meint Marie Gebhardt nach einer Weile des Schweigens. "Da machen wir uns am Ende nur lächerlich", widersprach Hilde Braun," warten wir ab, ob die den Hund wiedererkennen. Dann können wir ja immer noch gehen." Beide Frauen schwiegen, jede hing ihren eigenen Gedanken nach. Mocke blickte sein Frauchen fragend an. Er war es nicht gewohnt, nicht beachtet zu werden. Frauchen war mit ihren Gedanken offensichtlich ganz woanders. Er machte sich ein wenig in die Büsche und schien ihre Unaufmerksamkeit ausnützen zu wollen, als ein scharfes Kommando ihn wieder zu Ordnung rief. Pünktlich um vier standen die beiden Frauen vor dem Eingang des Kurhotels und warteten auf das Paar, das fünf Minuten später mit den beiden Maltesern aus der Hoteltüre trat. Eine spürbare Spannung lag in der Luft und man machte sich gemeinsam auf den Weg zu Frau Reichel. Es war nicht weit. Wenige Minuten später klingelte Hilde Braun an der Türe der Tierschützerin. Als diese öffnete schoss der kleine Hund auf das Hundpärchen zu und stimmte ein wahres Freudengeheule an. "Ja das ist Trixi, der Hund von Frau von Limpisch." Beide nickten. "Wir sind uns ganz sicher und die Hunde auch. – Aber wo ist Frau von Limpisch?" Alle drei Frauen dachten an den Vorfall gestern am verlassenen Haus. "Wir gehen zur Polizei", versicherten die beiden Frauen dem vollkommen aufgelösten Paar, ohne sie, wie durch eine Abmachung, weiter in Sorgen zu stürzen und von den merkwürdigen Vorkommnissen am Haus zu berichten. Der Mann hatte seine Arme schützend um seine Frau gelegt, die ein wenig zu wanken schien und kreidebleich war. "Ich bringe Dich nach Hause, Liebes. Leg Dich ein bisschen hin. Es wird sich sicher alles aufklären." Die Frau nickte und ließ sich, auf ihren Mann gestützt, zum Hotel bringen. Die Frauen sahen sich wortlos an. "Wir machen noch einen Versuch!" Wer den Vorschlag gemacht hatte, wusste später keine von den Dreien mehr. Frau Reichel nahm Nelly an die Leine und sie machten sich auf den Weg zu dem leerstehenden Haus. Wieder fing Nelly an zu jammern und zu winseln. Aber nicht mehr so deutlich wie beim ersten Mal, da Frau Reichel sie auf den Arm genommen hatte und beruhigend auf sie einredete. Die Sachlage schien eindeutig, Nellys Frauchen war da irgendwo auf dem Grundstück, wahrscheinlich im Haus. Vielleicht wurde sie dort festgehalten. Von wem und warum? Sie war vermögend, das war Grund genug. Aber wer hielt sie da fest und wer hatte die Möglichkeit davon zu profitieren? Bei einer Erpressung wäre die Polizei doch schon sicher auf den Plan getreten. Ob sie tot war? Wer würde dann erben? Und so einfach war das mit dem Erben ja auch nicht, dazu musste jemand auch offiziell tot sein. Aber Frau von Limpisch war nur verschwunden. Einfach nur verschwunden. Das Auto auf dem Parkplatz, der Hund im Wald ohne Halsband, das Halsband mit Leine im Auto. Möglich, dass Nelly mit dem Köpfchen aus dem Halsband entwischt war als, - ja, als -! Was war passiert? Keine halbe Stunde später waren beide Frauen auf dem Polizeirevier. Das Herz klopfte ihnen bis zum Hals. "Sie wünschen", schnarrte eine Stimme aus der Sprechanlage. "Wir wollen etwas melden." Hildes Stimme versagte beinahe den Dienst, "Ein Verbrechen, vermutlich!" Der Türsummer brummte, Marie drückte die Türe auf und sie standen im dunklen Flur des Reviers. Eine dicke Glasscheibe sicherte die Polizisten hinter dem Schreibtisch ab. "Was gibt´s" klang Wachmeister Klausens Stimme durch die Sprechanlage. "Wir glauben, dass jemand entführt wurde!" "Wer?" "Eine Dame aus Düsseldorf. Sie heißt Frau von Limpisch, ihr Hund wurde kürzlich von mir im Wald gefunden, der kleine Malteser." "Woher wissen Sie, dass er der Dame gehört?" "Zufall, wir haben Leute getroffen, die die gleichen Hunde haben und mit ihr verabredet waren. Das Auto der Dame steht wahrscheinlich auf dem Firmenparkplatz neben dem Hotel. Die beiden Polizisten hinter der Glasscheibe blickten sich an. "Kommen Sie beide mal mit!" Ein weiterer Summer ertönte und beide Frauen traten durch die teilweise verglaste weiße Holztüre, an der die Farbe an der Türe schon ganz abgegriffen war. Wachmeister Klausen führte die beiden in ein Zimmer mit zwei unbequemen Holzstühlen und deutete ihnen sich zu setzen. Er ging hinter den grünen Schreibtisch und fragte: "Namen?" Die beiden sagten ihre Namen sowie die Adressen und fingen an über die seltsamen Vorkommnisse zu berichten. Herr Klausen nahm sich Zeit und nahm alles sorgfältig zu Protokoll. "Wir werden uns darum kümmern", sagte er und verabschiedete die beiden Frauen, die sich jetzt noch elender als vorher fühlten. "Wir haben doch alles richtig gemacht?" sprachen sie sich Mut zu, als sie im Auto saßen und viel zu aufgeregt waren, um den Zündschlüssel herum zu drehen und zu starten. "Ja, haben wir, es musste sein, wer weiß was passiert ist." Der kleine Raum war nur unzureichend beleuchtet. Der Heizstrahler, der an der Propangasflasche hing, wärmte den kleinen Raum aber so, dass sie nicht frieren musste. Frau von Limpisch hatte sich trotzdem in ihren großen schwarzen Kaschmirschal gehüllt und betrachtete eingehend das eingewebte Blumenmuster. Sie hatte gestern gehofft, dass sie bald aus ihrer misslichen Lage befreit würde, als sie Trixi bellen hörte. Dem Hund war offensichtlich nichts passiert. Sie hatte auch die Stimmen gehört. Ob diese Leute da draußen begriffen was hier vor sich ging? Aber eigentlich hatte sie wenig Hoffnung. Die meisten Leute hatten nicht genug Einfühlungsvermögen für Tiere. So hatte sie wieder eine Nacht auf der am Boden liegenden Matratze verbracht und versucht ihren Optimismus beizubehalten. Irgendwann war sie dann auch eingeschlafen. Die Leute, die sie am Samstagabend, als sie angereiste, aus dem Auto und dann durch das Loch im Zaun in die Gartenhütte gezerrt hatten, schienen ihr nicht nach dem Leben zu trachten. Das beruhigte sie ein wenig. Die etwa vierzigjährige Frau mit den weißblonden halblangen, zu einer Bobfrisur geschnittenen Haaren, von denen sie stark vermutete, dass es einen Perücke war, saß wie immer an der Türe und schien sie zu beobachten. Die durchtrainierte Gestalt ihrer Bewacherin ließ nicht zu, dass sie sich gegen sie gewehrt hätte. Sie war ja nun an die 70Jahre und hätte weder genügend Beweglichkeit noch Kräfte, um ihr zu entkommen. So ergab sie sich erst einmal in ihr Schicksal und versuchte mit der Frau, die meist mit ihr alleine war, ins Gespräch zu kommen. Irgend etwas schien mit ihr nicht in Ordnung zu sein, aber geisteskrank war sie wohl auch nicht. Fortsetzung folgt Geändert von Klatschmohn (18.02.2009 um 15:52 Uhr) |
16.02.2009, 17:29 | #3 |
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Sie hatte einmal gehört, dass man einem Menschen eher etwas antat, wenn man ihn quasi seines Menschseins, seiner Persönlichkeit beraubt. So begann sie von sich zu erzählen, von ihrem Leben, von ihrer Jugend, von Schicksalsschlägen. Nicht dass sie alles offenbart hätte, aber doch so, dass diese Frau ein Gefühl für sie als Mensch bekommen sollte. Viel sagte ihr Gegenüber mit der Perücke nicht, nur ab und zu stellte sie mal eine Frage. Meist jedoch wollte sie von ihr wissen, wo das Geld versteckt sei. Sobald man es habe, würde sie freigelassen.
Immerhin, sie bekam ausreichend zu essen. Noch nie im Leben hatte sie Döner gegessen, aber solange dieser noch einigermaßen warm war, schmeckte er ihr sogar. Menü: "Alles auf einmal", dachte sie mit einem Anflug ihres alten Humors: Salatgang, Fleischgang, Brot. Als sie auf die Chilischote gebissen hatte, hatte sie einen Schluckauf bekommen. Wehmütig dachte sie an die ausgewählten Speisen und Getränke, die sie jetzt eigentlich zu sich genommen hätte, wäre alles so verlaufen wie geplant. Sie hatte eine feine Suite für sich und Trixi gemietet, hätte die Bekannten wiedergesehen und die niedlichen Geschwister von Trixi. Überhaupt hatte sie viel eher eine Beziehung zu Tieren, und Hunden im Besonderen, als zu Menschen. Tiere waren nicht so gefährlich berechnend. Da ging es höchstens um Leckerlis. Bei den Menschen, war sie sich nie sicher, ob Freunde oder Verwandte sich ihr gegenüber ehrlich verhielten. Ihr Neffe zum Beispiel. Ihr war überhaupt nicht klar was der so trieb. Börsengeschäfte? Sie schüttelte bei dem Gedanken den Kopf. Dazu war er einfach nicht clever genug. Matti, der einzige Sohn ihrer jüngeren, leider verstorbenen Schwester war ein hübsches dunkelhaariges Kerlchen gewesen. Er hatte seine Eltern stets um den Finger wickeln können. Ein bisschen verschlagen, dachte sie. Nie hatte sich die Schwester gegen ihn durchsetzen können. Sie hatte den Verdacht, dass der mittlerweile 35jährige sich ein bisschen viel in den Spielcasinos und vor allem mit Frauen herumtrieb. Eine Menge gescheiterte Beziehungen hatte er schon hinter sich. Mittlerweile wechselten die Freundinnen so schnell, dass sie es aufgegeben hatte, sich die Namen der momentanen Begleiterinnen zu merken. Der glaubt wohl alles zu erben, dachte sie. Frau von Limpisch hatte bereits ihr Testament gemacht. Sie hatte sich vom Anwalt ihres verstorbenen Mannes ein wasserdichtes Testament aufsetzen lassen. Die Tierschutzorganisation sollte den Hauptanteil bekommen und die Villa sollte zur Zentrale umgebaut werden. Dann würden die auch das Geld finden - das sollen die Tiere bekommen, nicht der Staat und schon gar nicht die Schurken hier, die ihr das antaten. Außerdem, was sollte sie sonst mit dem Geld machen. Ihr Mann hatte ein Riesenvermögen an schwarzem Geld angehortet. Sie wollte es ursprünglich dem Finanzamt mitteilen, aber als sie es entdeckte, war es schon zu spät. Die hätten ihr wohl nie geglaubt, dass sie das Vermögen erst lange nach dem Tod ihres Mannes gefunden hatte. Sie wollte einfach keinen Ärger. Außerdem schien mit dem Geld etwas nicht zu stimmen. Bodo hätte ihr ja sonst davon erzählt. Jetzt wollte sie es da lassen wo es war. Sollten sich andere daran den Kopf zerbrechen. Nur Matti sollte es nicht kriegen. Der würde ganz aus der Rolle fallen. Aber jetzt wollten diese Menschen Geld." Ich habe nicht so viel", versicherte sie immer wieder. "Eine Millionen kann man nicht so einfach locker machen. Ich, in meiner jetzigen Situation sowieso nicht und mein Neffe hat keine Vollmachten." Die Typen hatten sich wohl mit Matti in Verbindung gesetzt. Ob der alles tat, um sie frei zu bekommen? Vielleicht dachte der, wenn sie weg wäre, würde ihm alles gehören. Der Kerl da, der hatte wohl öfters mit Matti telefoniert. Immer, wenn es dunkel wurde kam er, brachte Lebensmittel und Getränke. Er pfiff dann leise eine bestimmte Tonfolge und die Frau öffnete ihm. Offensichtlich hatte sie aber das Sagen. Jetzt war er wieder da. Er schlüpfte durch die grüne Holztüre, wählte eine Nummer und reichte ihr das Mobiltelefon. Matti war am Telefon: "Tantchen, mein Gott, geht es Dir gut? Hältst du es noch aus, wo bist Du nur?" Der bärtige Mann mit der Schirmmütze hob warnend die Hand. "Kein Wort wo sie sind, sonst sind wir alle hier schneller weg als sie bis drei zählen können. Wo wir dann hingehen, gibt es weder Ofen, Essen noch Matratze." "Tantchen, Du hast doch noch Geld; die wollen 2,5 Millionen Euro. Ich habe das Geld nicht, aber Mutter hatte mal gesagt, Du hättest irgendwo eine stille Reserve. Was nützt Dir das Geld wenn Du tot bist. Bitte hilf mir an das Geld zu kommen, dass ich Dich da raus holen kann." Etwas in seiner Stimme verwirrte die alte Dame vollends. Sie kannte ihren Neffen. Ob der was mit der Entführung zu tun hatte? "Ich weiß nicht wie du darauf kommst, aber ich werde nachdenken wie ich an Geld kommen kann Matti. Ich will so schnell wie möglich hier raus." Grob wurde ihr das Telefon entrissen, der Mann sprach weiter mit Matti und legte auf. Draußen war es mittlerweile richtig dunkel geworden, aber durch die Spalten in den geschlossenen Fensterläden kamen blaue Lichtblitze. "Verdammt", knurrte der Mann. "Polizei!" Wenige Augenblicke später trugen zwei Gestalten eine dritte an den rückwärtigen Teil des Gartens, des verlassenen Hauses. Eine sprang über den Zaun und nahm die Person an, die da getragen wurde. Mit einem Sprung setzte der Mensch auf der Gartenseite nach und alle drei verschwanden in der Dunkelheit. Als die Polizei wenig später das angebaute Gartenhäuschen erstürmte, fanden sie die zwei Matratzen, eine Campingtoilette, eine Kiste Wasser, den Heizstrahler, Decken, Müll, Essensreste und verschiedene Chiptüten vor. Ansonsten war der Raum leer. Am Ende des Parkplatzes stand eine Gestalt unter den Büschen, duckte sich in die Dunkelheit und war dann ebenfalls verschwunden. Auch Hilde beobachtete den Polizeieinsatz. Sie hatte keine Ruhe gefunden und sah die blauen Lichter, als sie wieder einmal aus dem Fenster geschaut hatte und war hinausgegangen. Sie bemerkte, dass die Polizei zu spät gekommen war, aber auch, dass auf dem Platz ein Polizeiwagen stationiert wurde, um auf den Lexus aufzupassen. Fortsetzung folgt Geändert von Klatschmohn (18.02.2009 um 16:01 Uhr) |
17.02.2009, 22:59 | #4 |
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Die Nacht zu Aschermittwoch
Es war ziemlich kalt. Der Weg war rutschig. Sie trug glücklicherweise noch die Schnürschuhe, die sie immer anzog um sicherer Auto fahren zu können. Keine Pumps, die hatte sie im Koffer. Sie war auch froh über ihren dicken Wintermantel. Ohne den hätte sie sich vermutlich den Tod geholt. Die beiden zogen sie wortlos weiter in den Wald hinein. Die Frau ging voraus, sie schien sich auszukennen. Auch ihr leichter Dialekt schien sie als ortskundig auszuweisen. Mit klein gehaltener Taschenlampe leuchtete sie den Weg aus. Mittlerweile hatte die Frau sie untergehackt. Komisch, es war ihr nicht einmal unangenehm. Der Weg verlief leicht bergauf. Zuvor waren sie an einem Bach entlang gegangen. Das hatte sie am Rauschen bemerkt. Dann gingen sie über eine schmale Brücke aus dünnen Holzstämmchen, die unter ihrem Gewicht bedenklich knackten. Es ging immer weiter bergan, schließlich kam wieder ein Bach, den sie auf einer ähnlichen Brücke wie der ersten überquerten. Im dichten Tannenwald war es stockdunkel. Sie traten auf eine Lichtung hinaus. Der Mond schien nun. Vor ihnen lag schimmernd ein See. Am gegenüberliegenden Ufer lag eine kleine Hütte, deren Wellblechdach im Mondlicht leuchtete. "Es hat keinen Zweck", sagte die Frau. "Es ist zu dunkel, ich war einfach zu lange nicht mehr hier." Der Mann fluchte leise. "Wir bleiben dort in der Hütte bis es hell wird", befahl sie. Sie wanderten im Licht des Mondes um den See herum. Als die Frau sie kurz losgelassen hatte, rutsche die alte Dame aus und wäre fast in das Wasser gefallen. Die Schuhe wurden nass. Sie hockte sich auf einen glatten Stein und war dem Heulen nahe. "Weiter geht´s", sagte der Mann barsch und nahm sie an die Hand. Er brach die Türe auf und schob sie hinein. Die Frau schloss die Türe und legte den Riegel von innen vor. Mit der Taschenlampe konnten sie nun die spärliche Einrichtung ausmachen. Eine Sonnenliege aus orangefarbenen Tuch stand in der Ecke. Die Frau klappte die Liege auf und bedeutete ihr darauf Platz zu nehmen. Sie zog ihre nassen Schuhe aus. Vollkommen erschöpft und verkühlt legte sie sich hin, zog die Beine an und kuschelte sich in ihren Mantel. Der schwarze Kaschmirschal war unterwegs irgendwo verlorengegangen. Die Beiden tuschelten unterdessen wie es weitergehen sollte. Sie vernahm noch das Wort Ransbach-Baumbach, dann schlief sie vor Erschöpfung ein. In der Nacht wachte sie auf; der Mann telefonierte mehrfach. Dann hockte er sich mit dem Rücken zur Wand neben die Türe. Er schien zu ruhen. Die Frau saß auf einem der allgegenwärtigen billigen weißen Plastikstühle und hatte die Beine an die Wand gestemmt. Schlief sie? Die alte Dame dachte daran zur Türe zu schleichen und einfach in den Wald zu rennen, aber sie kannte sich hier nicht aus. Es war wohl sinnlos. Außerdem würde sie es nicht schaffen unbemerkt an den Beiden vorbeizukommen. Die Vorstellung, die Nacht alleine da draußen verbringen zu müssen, war auch nicht verlockend. Sie versuchte wieder einzuschlafen. Geändert von Klatschmohn (18.02.2009 um 15:55 Uhr) |
19.02.2009, 10:16 | #5 |
MohnArt
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Aschermittwoch
Kurz vor sieben Uhr wurde es langsam hell, einzelne Vögel stimmten ihr Morgenlied an. Sie erwachte, weil die Frau sie anstieß. "Wir müssen weiter." Mit Mühe fand sie sich zurecht, der Rücken schmerzte, ihr war kalt. Ihre Gelenke, die eigentlich in warmem Wasser gebadet und mit duftenden Ölen massiert werden sollten, fühlten sich völlig steif an. Langsam, mit schmerzvollem Stöhnen richtete sie sich auf. "Tut mir leid", meinte die Frau. Groll stieg in der alten Dame hoch. „Wenn es Ihnen leid tut, lassen Sie mich doch gehen.“ Das Bargeld, das sie dabei hatte, hatte sie ihnen schon längst übergeben. Ein paar tausend Euro. Bargeldlose Zahlung war nicht nach ihrem Geschmack. Ihre Kreditkarte nahm sie daher, wie auch jetzt, fast nie mit. "Wer hat eigentlich gesagt, dass ich so viel Geld zur freien Verfügung habe? Vollkommener Blödsinn so was. Niemand hat so viel zuhause rumliegen. Man lässt das Geld arbeiten, dafür gibt es Finanzverwalter." Die Frau nickte, fast schien es, als sei sie geneigt, ihr zu glauben. Jetzt sah sie die Frau an. Ihr viel auf, dass diese ihre Sonnenbrille nicht aufhatte. Ihre Blicke trafen sich. Eine Gänsehaut lief ihr über den Rücken, sie wandte sich ab. "Los, los!" Der Mann schob sie zur Türe hinaus. Es war schon hell, aber die Sonne war nicht zu sehen, der Himmel noch klar und frostig. Das Gras und die Bäume waren mit Raureif überzogen, sie konnte ihren Atem sehen. Auf dem See schwamm eine Gruppe Enten. Da passierte es. In dem Augenblick der Verwirrung, die sie eben überfallen hatte, rutschte sie mit ihren noch nassen glatten Schuhen auf der Treppe der Hütte aus und fiel auf die Seite. Nach einer Schrecksekunde, durchzuckte sie ein Gedanke. Eine Weile lag sie regungslos: "Au, helfen Sie mir, vielleicht habe ich was gebrochen." Sie versuchte mit Hilfe der Frau und des Mannes, der schon einige Schritte vorgelaufen und nun zurück geeilt war, aufzustehen, knickte aber sofort wieder ein. "Meine Hüfte, ich kann nicht mehr gehen." Sie jammerte, scheinbar außerstande sich auf die Beine zu stellen. Die beiden sahen sich ratlos an. "Lass uns abhauen, das wird mir hier zu heiß. Wir können sie nicht tragen", sagte die Frau zu dem zögernden Mann. " Wenn wir schnell gehen sind es noch zwanzig Minuten zum Autobahnparkplatz. Alleine können wir es schaffen, mit ihr nicht!" Die Frau sah zu der alten Dame hinüber. Wieder trafen sich ihre Blicke. Dieser Blick, diesen Augen! Sie konnte ihnen nicht standhalten und sah schnell weg. Sie hielt die Luft an. Ihr Herz klopfte wie wild. Der Mann schien zu zögern, als plötzlich Motorengeräusche aus der Luft ertönten. „Die Polizei!“ Der Hubschrauber war noch nicht zu sehen, aber der Lärm der Motoren kam immer näher. "Die suchen uns!" Die Frau warf noch einen flehenden Blick hinüber zu der alten Dame, die sich halb aufgerichtet hatte. Im gleichen Augenblick machten die beiden kehrt und verschwanden im Dickicht. Sie wagte nicht aufzustehen. Die beiden waren ja noch immer in der Nähe. Wenn die merkten, dass sie schauspielerte, am Ende kamen sie zurück und - Geisel wollte sie nicht sein. Sie blieb unter dem Vordach der Hütte liegen, winkte und hoffte, dass man sie sehen würde. Der Hubschrauber flog sehr tief, er kam von hinten über die Hütte, dann drehte er plötzlich nach rechts ab. Offensichtlich waren die beiden Flüchtigen entdeckt worden. Von ferne erklang eine Polizeisirene. Der Hubschrauber war immer noch zu hören, war aber bereits hinter den Baumwipfeln verschwunden. Sie wagte nun sich aufzurichten. So schnell es ihr, durchgefroren wie sie war, möglich war, rannte sie über eine kleine Brücke, einen verwachsenen Weg entlang und kam auf einen breiten Waldweg. Der führte, wenn ihre Orientierung sie nicht täuschte, zurück in den Ort. Polizei und Krankenwagen kamen ihr schon entgegen. Gerettet! Die Sonne war über den Baumwipfeln aufgegangen und sandte ihre wärmenden Strahlen über die kleine Truppe von Polizisten und Sanitätern. Man wollte sie ins Krankenhaus bringen, aber davon wollte sie nichts wissen. Sie sehnte sich nach einem warmen Bad, einem guten Frühstück und nach ihrem Hund. Im Hotel überschlugen sie sich, alles menschenmögliche für sie zu tun. Ihr Koffer wurde aus dem Auto geholt. Der Wagen war von der Polizei geöffnet worden und stand noch unter Bewachung. Den Hund brachte Frau Reichel persönlich vorbei und bekam selber feuchte Augen, als sie die Wiedersehensfreude des kleinen Hundes erleben durfte. Sie berichtete ausführlich von den vergangenen Tagen. Besonders interessierte sich Frau von Limpisch dafür, wie die kleine Nelly, die in Wirklichkeit Trixi hieß, die Frauen auf ihre Spur geführt hatte. Sie zeigte sich dabei sehr beeindruckt von deren Aufmerksamkeit und Kombinationsgabe. Natürlich wollte sie die beiden Frauen dringend kennen lernen, aber zuerst musste sie noch die Befragung durch die Polizei auf sich nehmen. Vier Tage und vier Nächte war sie nun verschleppt gewesen. Zum Glück war der Hund kurz vorher weggelaufen, denn ohne ihn hätte wohl niemand die Entführung bemerkt, keiner hätte geahnt, dass etwas Ungewöhnliches vor sich gegangen war. Irgendwann wäre sie dann wohl schließlich wohl bereit gewesen, das Geheimversteck, den zweiten Safe den ihr Mann im Keller hinter dem Vorratsschrank einmauern ließ, preiszugeben. Diesen Safe hatte sie lange nach dem Tode ihres Mannes entdeckt, als sie den Keller streichen lassen wollte. Hinter dem abgerückten Schrank war ihr eine Stelle aufgefallen, die später verputzt war als die übrige Wand. Als sie instinktiv dagegen klopfte, klang es hohl. Eilig bestellte sie den Anstreicher ab, um eigenhändig die Putzschicht abzutragen. Sie hatte unter einer Platte aus dünnem Sperrholz einen Hohlraum im Mauerwerk entdeckt. Dort befand sich der Safe. Nach fieberhaftem Suchen im Büro ihres Mannes fand sie die Schlüssel des Geheimtresors. Nach dem Öffnen starrte sie lange, ungläubig auf die vielen, ordentlich aufgeschichtete Bündel hochwertiger Dollarnoten. Fortsetzung folgt Geändert von Klatschmohn (20.02.2009 um 11:27 Uhr) |
20.02.2009, 11:24 | #6 |
MohnArt
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Woher ihr Mann das Geld hatte wusste sie nicht. Irgendwelche Geschäfte wohl. Krumme Geschäfte.
Eigentlich konnte sie sich nicht vorstellen, dass ihr Mann unredlich gehandelt hätte, aber mit dem Geld, dessen wurde sie sich immer sicherer, stimmte etwas nicht. Vielleicht hatte er mal eine Andeutung gemacht, aber sie konnte sich nicht mehr erinnern. Sonst hatte er alle seine Sorgen mit ihr geteilt. Jetzt konnte sie ihn nicht mehr fragen. Sie seufzte. Schade, dass er nicht mehr bei ihr war. Sie hatten eine gute Ehe geführt. Auch wenn die Hochzeit damals ein Skandal gewesen war. Sie selbst entstammte einer kurzfristigen Beziehung zwischen zwei Künstlern, einem Maler und einer Sängerin und war größtenteils bei einer Tante aufgewachsen. Als sie ihren späteren Mann kennen lernte, hatte sie kein festes Engagement in ihrem Beruf als Schauspielerin. Sie versuchte sich irgendwie mit kleinen Rollen über Wasser gehalten. Elisabeth hatte ihr damals geholfen. Ihre Schwester hatte es besser gehabt, die hatte einen anderen Vater, der sie in seine Familie aufgenommen hatte. Dort war sie aufgewachsen. Elisabeth konnte Betriebswirtschaft studieren, und hatte dann eine kleine Firma geleitet. Ihrer beider Mutter hatte die Verantwortung für die Kinder gerne abgegeben und ein viel beschäftigtes Künstlerleben geführt. Den Vater lernte sie erst spät kennen. Sie hatte nach ihm geforscht. Später, als sie schon lange verheiratet war. Eigentlich ein ganz netter Kerl, hatte sie gefunden. Aber ein Luftikus ohne Verantwortungsgefühl. So schien es ihr. Sie war 30 und er 35 als sie Bodo von Limpisch kennen lernte. Sie hatten Hals über Kopf geheiratet. Für die Familie war sie ein Nichts, aber sie hatte sich ihren Platz erobert und nach und nach alle Familienangehörigen für sich eingenommen. Schade, dass sie keine Kinder mehr bekommen hatten. Bodo konnte keine Kinder zeugen, er hatte sich untersuchen lassen. Dafür hatten sie aber wunderbare Reisen unternommen. Sie waren in Indien und Afrika gewesen und hatten sehr viel von der Welt gesehen. Sie wandte sich wieder Frau Reichel zu. Beide Frauen verstanden sich auf Anhieb. Beide hatten den Tierschutz zu ihrer Lebensaufgabe gemacht. Das Telefon klingelte. "Die Polizei ist da", meldete sich die Empfangsdame, "sie möchten mit Ihnen sprechen. Kann ich sie nach oben schicken?" Frau von Limpisch verabschiedete sich herzlich von Frau Reichel: "Wir sehen uns noch, ich kann Ihnen gar nicht genug danken, dass Sie Trixi bei sich aufgenommen haben." Den ganzen restlichen Vormittag verbrachte sie damit, der Polizei Rede und Antwort zu stehen. Sie sollte die Täter und den Tathergang der Entführung wieder und wieder schildern. Jedes Mal fielen ihr neue Details ein. Zum Tathindergrund konnte sie nichts sagen, nur dass man Geld von ihr gewollt habe, welches ihr Neffe organisieren solle. Von dem Geld im Safe sagte sie nichts. Später kam auch ihre Freundin. Beide Frauen umarmten sich lange. "Wo ist Rolf", wollte sie wissen. "Ich weiß nicht, er bekam einen wichtigen geschäftlichen Anruf. Es schien sehr dringend zu sein. Heute Abend kommt er zurück. Ich soll Dich herzlich grüßen. Schön, dass Du wieder da bist!" Sie hielt die Hand der Freundin. "Mir fällt ein Stein vom Herzen." Als Hilde Braun und Marie Gebhardt wieder ihren morgendlichen Spaziergang machten, hatte sich die Nachricht von der glücklichen Rettung der alten Dame schon überall im Ort herumgesprochen. Das Polizeiaufgebot, der Hubschrauber hatte die Anwohner alle schon mobilisiert. Weit wollten sie heute nicht in den Wald gehen. Es war ihnen unheimlich zumute. Auf der Wiese, in der Nähe des Baches, entdeckten sie einen breiten schwarzen gewebten Wollschal. "Der lag gestern noch nicht da, ich kann mir schon denken, wem der gehört." Hilde Braun hob ihn auf. Beide Hunde schnüffelten sehr interessiert. Hayo winselte ein bisschen. "Ist schon gut Hayo, alles in Ordnung" beruhigte ihn Frau Gebhardt. Auf dem Rückweg gingen sie wieder am Hotel vorbei, um den Schal abzugeben. Ein Polizist saß draußen im Wagen. "Wir haben gestern die Meldung gemacht, dass jemand entführt wurde. Eben haben wir den Schal gefunden, der gehört sicher der entführten Dame." Der Polizist sah sie misstrauisch an. "Warten Sie bitte!" Er telefonierte. Kurze Zeit später erschien ein Beamter in Zivil, in Begleitung einer eleganten alten Dame. Diese hatte ein frisches schmales, noch glattes Gesicht für ihr Alter, mit lebhaften brauen Augen. Trotz der überstandenen Strapazen und in Anbetracht ihres Alters war sie in erstaunlich guter Verfassung. "Ach, Sie sind meine beiden Retterinnen! Ich habe Ihnen viel zu verdanken. Machen Sie mir doch die Freude und kommen heute Nachmittag gegen fünfzehn Uhr zum Kaffe. Sie müssen mir alles genau erzählen." "Gerne", antworteten die Frauen wie aus einem Mund. Für Beide war es eine aufregende Geschichte geworden: Mittendrin in einem Krimi. Nun ließ sich der Beamte, der sich mit dem Namen Keiner vorgestellt hatte, genau den Fundort des Tuches zeigen. Plötzlich nahm Hayo Witterung auf. Die Nase dicht am Boden zog er am Bach entlang. Die Frauen blickten den Beamten fragend an. Der fühlte nach seiner Waffe, überlegte kurz. „OK, Sie halten sich hinter mir“. Er zog sein Telefon aus der Tasche und gab Anweisungen. Die drei hatten Mühe, Hayo zu folgen. Fortsetzung folgt Geändert von Klatschmohn (20.02.2009 um 11:31 Uhr) |
21.02.2009, 11:17 | #7 |
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Mocke hatte wohl das Gefühl überflüssig zu werden. Laut kläffend versuchte er seinem Frauchen in die Hosenbeine zu zwicken. Sie musste ihn an die Leine nehmen. Nun zog er daran und hätte gerne die Führungsposition übernommen, musste aber hinter Hayo, dem Polizisten und Frau Gebhardt bleiben. Nach einer halben Stunde waren sie an der Wellblechhütte angekommen.
"Einen tollen Hund haben Sie da", lobte Herr Keiner. An der Hütte war noch die Spurensicherung beschäftigt. "Die haben sich ganz gut ausgekannt", war die Erkenntnis, die der Polizeibeamte dem Weg entnahm, den Hayo sie geführt hatte. "Haben wir da jemanden in unserer Kartei der in Frage kommt, oder vielmehr eine Frau die in Frage käme?" fragte er. "Müssen wir nachschauen. Die alte Dame kann sich ja ein paar Bilder angucken." "Den Kerl haben wir ja durch sein Handy, ein gewisser Markus Scheffel aus Frankfurt. Die Kollegen in Düsseldorf haben das Handy vom Neffen. Da konnte nachvollzogen werden mit wem er telefoniert hat. Die versuchten sicher vom Parkplatz aus auf die Autobahn zu kommen. Da steht aber kein Wagen mehr. Unsere Leute sind jedenfalls dort. Sein Telefon wird jetzt abgehört. Er hat sich in Frankfurt den schwarzen Mercedes ausgeliehen. Das ist klar, mehr wissen wir nicht von ihm, außer dass er in einem Fitnesscenter als Mädchen für alles arbeitet. Der Wagen wird doch sicher von euch abgeholt?" "Ja sicher, alles schon geregelt, Herr Kollege. Der Wagen wird nachher von uns geholt. Die Firma will das Auto auch so schnell wie möglich zurück haben, wenn es freigegeben ist." "Ein bisschen Zeit werden sie ja noch haben. Der Wagen war sowieso für zwei Wochen gebucht." "Ziemlich blöde, den Wagen hier zu parken, Profis waren das nicht." "Nein, ganz sicher nicht, die haben zu viele Fehler gemacht. Andererseits, wenn wir nicht darauf gestoßen worden wären, - niemand war als vermisst gemeldet." "So haben die sich das wohl auch gedacht, aber irgendein Fehler passiert immer und die ganze schöne Planung ist für die Katz." "Es hätten auch neugierige Jugendliche in das Haus eindringen können, da wären sie auch entdeckt worden." "Vielleicht wollten sie entdeckt werden?" "Blödsinn!" sagte Keiner zu seinem Kollegen. "Wenn wir nur wüssten wer die Frau ist, wäre es einfacher. Die kann immer noch telefonieren, ohne dass wir es mitbekommen." "Ja, leider," antwortete sein Kollege. "Auf jeden Fall hört mal in dem Fitnesscenter nach, vielleicht erfahrt ihr da etwas." Beide Frauen und ihre Hunde wurden anschließend in den Polizeiwagen, der auf dem Hauptweg stand, gebeten und ein Uniformierter fuhr sie wieder zurück ins Wohngebiet. "Vielen Dank!" Sie stiegen aus, und blickten sich an. "Dass wir noch mal so viel erleben!" Sie freuten sich auf den Nachmittag. Fortsetzung folgt Geändert von Klatschmohn (21.02.2009 um 11:18 Uhr) |
22.02.2009, 11:33 | #8 |
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Frau von Limpisch erwartete sie am gedeckten Kaffeetisch im Wintergarten des Hotels. Dort war es angenehm warm! Mannshohe, große grüne Pflanzen schützten vor der Sonne. Frau von Limpisch trug ein dunkelblaues elegantes Kostüm. Trixi saß auf ihrem Schoß und schlief. Die beiden setzten sich. Sie waren ein bisschen stolz. Ohne sie würde die alte Dame nicht hier sein können. "Kaffee, oder lieber Tee?" fragte Frau von Limpisch freundlich. Die junge Frau in einer Tracht, die hier im Hotel alle Serviererinnen trugen und der Westerwälder Tracht nachempfunden war, nahm die Bestellungen auf und kam bald darauf mit verschiedenen Kuchen und Getränken zurück. Die Damen bedienten sich. Hilde und Marie erzählten nun ihre Geschichte, wie sie alles bemerkt hatten und die alte Dame berichtete von ihrer Zeit im leeren Haus. "Unglaublich, wir sind ein paar Male daran vorbeigegangen und haben nichts bemerkt." "Es sind sicher eine Menge Leute vorbeigegangen. Wie soll man denn auch wissen, dass ich da festgehalten werde. Zum Glück ist ja alles noch einmal gut gegangen und das habe ich Ihnen und meiner Trixi zu verdanken."
Die Damen unterhielten sich angeregt und die Zeit verging wie im Flug. Sie bemerkten Rolf Weiner erst, als er an ihren Tisch getreten war und Frau von Limpisch überschwänglich begrüßte. "Ach Rolf, hier sind meine Retterinnen. Ich würde noch immer in Gefangenschaft schmoren, wenn die Damen nicht so aufmerksam gewesen wären. - Ich vergaß, Ihr kennt euch bereits. Komm und setze Dich zu uns. Wo warst Du heute, was hast Du gemacht?" "Geschäfte Luise, wenn man selbstständig war, kann man nicht so einfach aufhören. Ich freue mich auf jeden Fall, dass Du wieder heil bei uns bist und dass es Dir gut geht. Wir haben große Sorge um Dich gehabt." "Ja, ich bin dankbar, dass ich das überstanden habe. - Ihr seid doch so lieb und nehmt Trixi auf einen Spaziergang mit? Ich will mich ein noch ein bisschen ausruhen, bevor es zum Dinner geht." "Selbstverständlich, meine Liebe. Wir tun was immer Du möchtest." Er gab ihr einen leichten Kuss auf die Stirn und verabschiedete sich mit einer leichten Verbeugung." Frau von Limpisch blickte ihm nachdenklich nach. "Ein netter Mann“, meinte Hilde Braun. "Ja, ja, das ist er wohl, ganz bestimmt!" antwortete Luise von Limpisch leise. Die Stimmung hatte sich verändert. Die alte Dame bat um Verständnis, sie wollte sich noch ein wenig hinlegen. "Aber Morgen", sagte sie, "morgen, sehen wir uns wieder. Ich will noch wissen wie ich Ihnen eine Freude machen kann." Als sie endlich alleine war, schalt sie sich selber: "meine Güte bist du misstrauisch geworden, damit wirst du noch alle Leute verprellen, das ist das Geld doch gar nicht wert." Sie dachte an ihren Mann, den sie auf einmal schrecklich vermisste. Plötzlich war er gestorben. Ein Schlaganfall wie es hieß, von jetzt auf gleich. Er war doch immer so gesund gewesen, hatte Sport getrieben, Diät eingehalten. Auf einmal war er tot gewesen. So hatte sie ihn auch noch verloren. Erst ein paar Jahre vorher war ihre Schwester gestorben. Ein herber Verlust! Mit ihrem Ehemann zusammen war sie bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Ein tragischer Unfall, den sich niemand erklären konnte: Am hellen Tag waren sie mit ihrem Wagen von der Straße abgekommen. Beide waren sofort tot. Matti stand damals gerade kurz vor wichtigen Prüfungen im Studium. Der Tod der Eltern hatte ihn völlig aus der Bahn geworfen. Das Studium hatte er dann geschmissen. Genug Geld hatte er ja. Von seinen Eltern hatte er ein ganz hübsches Vermögen geerbt. - Aber wenn er so weitermachte! Sie hatte erst so spät Kontakt zu ihrer Schwester Lissi gefunden und dann war sie eine große Bereicherung in ihrem Leben geworden. Durch Lissi hatte sie auch ihren Mann kennen gelernt. Nach dem Tode ihres Mannes hatte sie das ganze Vermögen geerbt und musste sich nun durch alle Finanzfragen kämpfen. Sicher, sie hatte Hilfe von ihren Steuerberater. Schon dessen Vater hatte die Finanzen der Familie geregelt, als ihr Mann noch da war. Jetzt hatte sich der Senior aus der Arbeit zurückgezogen und seinem Sohn Mark das Feld überlassen. Zuweilen beriet er sie noch bei finanziellen Transaktionen. Früher hatten die Familien mehr privaten Kontakt gehabt. Mark war etwa 10 Jahre älter als Matti. Sie beiden jungen Männer waren eine Zeitlang locker befreundet gewesen, dann hatte es aber ein Zerwürfnis gegeben. Kein Wunder, dachte sie, Mark ist sehr ehrgeizig und Matti war wohl genau das Gegenteil. Sie seufzte. "Wer kann von dem Geld wissen?" fragte sie sich. Sie nahm den Briefblock, der mit dem Aufdruck des Hotels versehen war, einen Bleistift und begann Namen aufzulisten und in Beziehung zu setzen. Fortsetzung folgt Geändert von Klatschmohn (22.02.2009 um 11:37 Uhr) |
23.02.2009, 12:43 | #9 |
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Donnerstag
Der Morgen begann gleich mit Sonne. Heute wollte Hilde mit ihrem Mann auf den Markt in die Kreisstadt fahren. Sie liebte es, dort frisches Gemüse und Blumen einzukaufen. Den Morgenspaziergang mit Mocke unternahm sie zusammen mit ihrem Mann auf den Weg dorthin. Es gab einen schönen lichten Weg in der Nähe der Kreisstadt. Sie spazierten den Weg entlang der gefällten Bäume, die während des letzten Sturmes gelitten hatten und teilweise umgekippt waren. Jetzt wurde alles zu Brennholz verarbeitet. Ein Paar kam ihnen eilig entgegen. Mocke standen auf einmal die Haare zu Berge. Er machte einen Buckel wie eine Katze und fing an zu knurren. Hilde sah direkt in das Gesicht des Mannes mit der Schirmmütze. "Halten Sie gefälligst Ihren Hund bei sich." Wortlos nahm Hilde den Hund an die Leine und starrte hinter dem Paar her. Sie nahm sich vor, Frau von Limpisch nach dem Aussehen der Entführer zu fragen. Was sollte sie aber jetzt tun? Die Freude am Spaziergang war ihr vergangen. Sie kehrten um und Hilde konnte sehen, wie die Beiden den Weg in die Innenstadt einschlugen. Sie fuhren nach Montabaur hinein und parkten ihren Wagen am Supermarkt. Während ihr Mann in der Apotheke war, ging sie langsam schlendernd über den Markt. Heute hatte sie keine rechte Freude mehr an dem Marktvergnügen. Sie kaufte ein bisschen Gemüse, ein paar Blumen und etwas Kuchen ein, als sie die Beiden auf einmal wieder entdeckte. Sie näherte sich unauffällig. Sie standen am Imbissstand und aßen Reibekuchen. Mocke begann unruhig zu werden. Sie ging etwas zurück und setzte sich auf eine Bank. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. "Das sind die", sagte sie zu ihrem Mann, der sich neben sie gesetzte hatte. "Das sind mit Sicherheit die Entführer." Unauffällig holte sie ihren neuen kleinen Fotoapparat aus der Tasche und schoss ein Foto von dem Paar, als der Mann sich plötzlich umdrehte. Sie hatte ihn voll auf dem Bild. Er schien nichts gemerkt zu haben. Nachdem das Paar mit der Mahlzeit fertig war, kaufen sie noch ein Brot und verschwanden um die Ecke. "Ich muss dringend nach Hause, Frau von Limpisch soll das Foto sehen." Ihr Mann stöhnte. Langsam ging ihm die Detektiv-Spielerei auf die Nerven. Stöhnend erhob er sich. "Frauen!" dachte er. Sie gingen zum Parkplatz, stiegen ins Auto und fuhren zum Hotel. Er setzte sie dort ab und nach Hause. Frau von Limpisch saß wieder im Wintergarten auf ihrem alten Platz und unterhielt sich gerade mit einem attraktiven und elegantem jungen Mann im grauen Anzug. Der junge Mann hatte seine Hand auf ihren Arm gelegt und redete auf sie ein. Fortsetzung folgt |
24.02.2009, 14:29 | #10 |
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Als sie Hilde Braun sah, stand sie auf. "Matti, darf ich dir eine meine Retterinnen vorstellen? Frau Braun, dies ist mein etwas zu lebenslustiger Neffe Matti." Der junge Mann begrüßte Hilde mit einem herzlichen Händedruck. "Da will ich Ihnen auch danken! Meine Tante ist noch das Einzige was mir von meiner Familie geblieben ist. Wollen Sie sich nicht zu uns setzen?" Hilde war sehr angetan von dem Charme des jungen Mannes, wollte aber doch zu gerne ihre Frage los werden. "Gerne, aber ich möchte ihre Tante ganz kurz alleine sprechen." "Gehen wir hinaus", sagte Frau von Limpisch. "Aber nein Tantchen, ich gehe meinen Koffer holen und bringe ihn rauf. Danach trinken wir aber zusammen einen Kaffee, ja?"
Er ging auf die Türe zu, drehte sich noch einmal kurz um und winkte den beiden Frauen zu. "Was gibt es, meine Liebe? Am Ende finden Sie noch die Beiden! Die Polizei hat nichts mehr von ihnen gesehen." "Vielleicht sind Sie Hellseherin, Frau von Limpisch. Schauen Sie her, das Paar hier habe ich heute morgen in Montabaur auf dem Markt getroffen. Der Kerl ist uns schon ein paar mal unangenehm aufgefallen, aber ich habe ihn bis jetzt nicht mit Ihnen in Verbindung gebracht." Die alte Dame schaute auf das Display der Digitalkamera. "Meine Güte, Sie haben recht! Das ist er. Die Frau, sie ist nur von hinten zu sehen und sie hat diese blöde Perücke nicht mehr auf; Beide tragen noch die gleiche Kleidung. Wir sollten gleich die Polizei benachrichtigen." Frau von Limpisch nahm ihr Mobiltelefon und wählte eine eingespeicherte Nummer und berichtete von dem Bild. "Ja, werde ich ausrichten.“ Sie legte auf. "Da kommt gleich jemand, die wollen sich den Chip abholen." Der junge Mann kam zurück und Hilde wunderte sich, dass die Tante ihrem Neffen nichts von dem Bild erzählt hatte. Kurze Zeit später kam der Kellner an den Tisch und bat Hilde an den Empfang zu kommen. Da wäre jemand für sie. Am Nachmittag lief eine Fahndung mit Bild. Mittlerweile wusste man auch, wer die Frau war. Die Kollegen aus Frankfurt waren im Fitnesscenter gewesen. Dort hatte man sie an Hand des Fotos erkannt. Fortsetzunf folgt Geändert von Klatschmohn (24.02.2009 um 14:37 Uhr) |
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