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Alt 26.06.2011, 08:03   #1
Panzerknacker
Mal lachend - mal traurig
 
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Ort: Da wo Napoleon noch nie kämpfte
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Standard Doktor Jack und Mister Hyde

Bis spät bei Nacht, es kommt oft vor,
sitzt Doktor Jack noch im Labor.
Ganz friedfertig ist dieser Mann,
der niemand Böses antun kann.

Es ist geheim, was er hier braut,
drum will er nicht, dass jemand schaut.
Er mischt die Hirne zweier Kälber,
und die Mixtur, die trinkt er selber.

Da durchfahren ihn Teufels Gene,
drum greift er zitternd nach Marlene.
Marlene, die will hier nur putzen,
sonst ist sie nicht von großem Nutzen.

Das reicht als Grund, sie zu entsorgen,
er geht ein scharfes Messer borgen,
beim Assistenten Udo Klein.
Der Typ ist mies und hundsgemein.

Nimmt dessen Messer und sticht zu,
vor diesem Kerl, da hat er Ruh.
Auch seiner Schreibkraft, Conny März,
rammt er den Dolch ganz tief ins Herz.

Sie hat sich gegen ihn gewehrt,
da fühlte er sich nicht geehrt.
Er wurde sexuell nicht müde.
Ihr Pech, sie war ihm viel zu prüde.

Die Mordlust macht vor niemand Halt,
nicht mal vor ihrem Rechtsanwalt.
Als dieser liegt in seinem Blute,
da siegt ihn ihm erneut das Gute.

So geht es immer hin und her,
das ist vom Doktor das Malheur.
Zwei Seelen, hat er jetzt gewusst,
die leben tief in seiner Brust.

Als keiner um ihn rum mehr haucht,
er wieder was zum töten braucht,
nahm, er sich dann mangels Masse,
selbst das Leben, das war klasse!
__________________
Ich bin ein Niemand.
Niemand ist perfekt.
Also bin ich perfekt.

Geändert von Panzerknacker (05.11.2011 um 13:21 Uhr)
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Alt 04.08.2011, 21:34   #2
Stimme der Zeit
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Guten Abend, Knacki,

hier gibt es noch keinen Kommentar? Nun, es ist auch gar kein "typisches Panzerknacker"-Werk.

Aber sehr eindringlich. Dr. Jekyll (Jack) und Mr. Hyde, symbolisch stehen sie für das Gute und das Böse, das in jedem Menschen "wohnt".

Du gehst hier noch ein paar Schritte weiter, da steckt einiges an Sozialkritik "drin". Kälberhirne - das assoziiere ich unwillkürlich mit Rinderwahnsinn (BSE). Ja, das ist doppelt wahnsinnig, da "hausgemacht". Der Mensch macht sich selbst "krank". Wie "richtig" deine Darstellung ist, des "Teufels Gene" - damit meinst du wohl Genmanipulation.

Die Putzfrau Marlene ist nicht von Nutzen, damit kritisiert dieses Gedicht das "soziale Gefälle", das erinnert mich an die "Farm der Tiere". Alle Tiere sind gleich, nur wir Schweine sind gleicher ...

Der Assistent Udo Klein liefert ihm das Messer. Das könnte metaphorisch auch für eine Menge anderer (Un)Dinge stehen. Wobei dieser allerdings seinem eigenen Messer zum Opfer fällt, ja, das soll schon vorgekommen sein.

Die "Schreibkraft Conny März" (eine "Anspielung" auf die dummen Vorurteile und Witze, wie "leicht" diese "zu haben" sind?), wird, da sie sich weigert, ihm zu Willen zu sein, gleich mit einem "Dolch ins Herz" zur Strecke gebracht. (Mobbing/Bossing? Sexuelle Nötigung am Arbeitsplatz? Die Weigerung und der Arbeitsplatzverlust? Liebesversprechen und "Fallenlassen"?) Auch das kann vielfach gedeutet werden.

Der Rechtsanwalt wird gleich mit "erledigt". Ja, ein Vorgesetzter hat wohl Zugriff auf ein ganzes "Rudel Staranwälte", so sieht es aus.

Lese ich einen Hauch von schlechtem Gewissen oder macht Mr. Hyde nur mal "Pause"? Das "Gute" siegt ja nicht sehr lange ...

Die "zwei Gesichter", die viele Menschen tragen. Der unauffällige Familienvater, der als Serienmörder durch die Lande zieht; der Psychopath, der seine Tochter im Keller gefangenhält und ansonsten ein "netter Kerl und guter, hilfsbereiter Nachbar" ist; der Top-Manager, der für hungernde Kinder in Afrika spendet - und dafür sorgt, dass er das von der Steuer absetzen kann; und, und, und ...

Am Ende wundert er sich und verzweifelt daran, dass er einsam, alleine und verlassen da steht, denn er war doch auch ein "guter Mensch", die Welt ist schlecht, nicht er. Er hat alles erreicht, ein "erfolgreiches" Leben geführt. Wieso das zu einem "Mangel an Masse" führt, das versteht er nicht. Also macht er mit sich selbst Schluß.

Zitat:
selbst das Leben, das war klasse.
Ich erlaube mir hier Zynismus: Am besten wäre es gewesen, er hätte das gleich am Anfang anstatt erst am Schluss getan ...

Lieber Knacki, wenn ich einen Hut hätte, würde ich ihn ziehen. Inhaltlich ist das ein sehr tiefsinniges Werk.

Ein paar Anmerkungen (das wäre ja nicht ich, wenn ich es nicht erwähnen würde) zum "Formalen":

Zitat:
Bis spät bei Nacht, es kommt oft vor, - "in der Nacht", aber "Ausbessern" geht hier nicht, lassen wir es so.
sitzt Doktor Jack noch im Labor.
Ganz friedfertig ist dieser Mann,
der niemand Böses antun kann.

Es ist geheim, was er hier braut,
drum will er nicht, dass jemand schaut.
Er mischt die Hirne zweier Kälber,
und die Mixtur, die trinkt er selber. - Komma

Da durchfahren ihn Teufels Gene, - für spätere Gedichte: durchfahren xXx
drum greift er zitternd nach Marlene.
Marlene, die will hier nur putzen,
sonst ist sie nicht von großem Nutzen.

Aus dem Grund wird er sie entsorgen, - Das reicht als Grund, sie zu entsorgen,
geht sich ein scharfes Messer borgen, - er geht ein scharfes Messer borgen,
beim Assistenten Udo Klein.
Der Typ ist mies und hundsgemein.

Nimmt dessen Messer und sticht zu,
vor diesem Kerl, da hat er Ruh.
Auch seiner Schreibkraft, Conny März, - Komma
rammt er den Dolch ganz tief ins Herz.

Sie hat sich gegen ihn gewehrt,
da fühlte er sich nicht geehrt.
Er wurde sexuell nicht müde.
Ihr Pech, sie war ihm viel zu prüde.

Die Mordlust macht vor niemand Halt,
nicht mal vor ihrem Rechtsanwalt.
Als dieser liegt in seinem Blute,
da wieder, siegt in ihm das Gute. - da siegt in ihm erneut das Gute.

So geht es immer hin und her,
das ist vom Doktor das Malheur.
Zwei Seelen, hat er jetzt gewusst, - Komma
die leben tief in seiner Brust.

Als keiner um ihn rum mehr haucht,
er wieder was zum töten braucht, - hier ein Komma
nahm er sich dann, mangels Masse, - "nahm" dann klein, und noch ein Komma
selbst das Leben, das war klasse! - "Das war klasse! oder Das ist spitze! sind Ausrufe, daher ein Ausrufezeichen.
An zwei Stellen hätte ich sehr gerne "gefeilt", aber das würde nicht gehen, ohne dabei die Aussage zu sehr zu verändern. Du weißt ja, das mache ich dann doch nicht. Aber ein so ernstes Thema verdient schon etwas Mühe von mir, ich habe an anderen Stellen versucht, ganz "dicht" bei deiner "Schreibweise" zu bleiben. Wenn dir etwas zusagt, gerne, und du weißt ja: Kein Muss! (Die "Kommassistentin" war gerne behilflich.)

Ein inhaltlich gut geschriebenes Gedicht, mit einer sehr wichtigen Aussage.

Gerne gelesen und kommentiert.

Liebe Grüße

Stimme
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.

Im Forum findet sich in unserer "Eiland-Bibliothek" jetzt ein "Virtueller Schiller-Salon" mit einer Einladung zur "Offenen Tafel".

Dieser Salon entstammt einer Idee von unserem Forenmitglied Thomas, der sich über jeden Beitrag sehr freuen würde.


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Alt 05.11.2011, 13:26   #3
Panzerknacker
Mal lachend - mal traurig
 
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Standard

Hallo Stimme,

da habe ich leider nicht drauf geantwortet. Aber Diese berühmte Geschichte wurde bei uns im Theater in der Westentasche (das kleinste Theater das ich kenne) aufgeführt. Meine Tochter spielte da mit. Ich lernte den Chef vom Theater kennen und er lies mich mein Werk zur Einstimmung vortragen. Kam ganz toll an.
Zum Gedicht, haste prima verbessert. DANKE

der Knacki
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Also bin ich perfekt.
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