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Alt 30.01.2013, 00:46   #1
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.912
Standard Schön und gut




Schön und gut


Harmonisch und voll Liebe will er gerne
der Poesie ein Kleid aus Wölkchen stricken,
um darauf rosa Schleifchen dann zu sticken
und Blümchen und ganz viele kleine Sterne.

Erfüllt von wunderschönen Augenblicken
im Lichtstrahl einer lyrischen Laterne
will er die Elegante in die Ferne
dann auf Ballonfahrt durch die Himmel schicken.

Gedanken sprießen, blau blüht die Luzerne,
der Philosoph erkennt, beginnt zu nicken,
auch traumhaft süße Kirschen haben Kerne.

Mit Deppen ist die Welt erfüllt und Zicken
von der Antike bis in die Moderne.
Soll sich das blöde Pack doch selbst beglücken.


Falderwald
. .. .


__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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Alt 30.01.2013, 09:16   #2
Thomas
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
Standard

Hallo Falderwald,

sehr wahr! Und ein der Form nach wieder einmal ein fast 100% gelungenes Sonett, wäre da nicht der unreine Reim in der letzten Zeile. Mir fällt aber auch beim besten Willen nicht ein, was man an dieser Stelle sagen könnte, um einen reinen Reim zu erzeugen. Vielleicht fällt ja Erich etwas ein, der ist bei solchen Fragen immer für ein Ratschlag gut. Inhaltlich kann ich nur zustimmen, am besten ist wohl, man hält sich vom poetischen Dschungelcamp fern und lässt sich die gute Laune nicht verderben.

Liebe Grüße
Thomas
__________________
© Ralf Schauerhammer

Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller
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Alt 30.01.2013, 10:15   #3
marzipania
Gast
 
Beiträge: n/a
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Hallo Falderwald,
meine Lesart ist ganz anders als die von Thomas.
Ich höre von einem aufstrebenden Dichterling, der all sein Seelenherz in Reime verpackt, mit einer Handvoll "Schmerz" recht großzügig umgeht und anschließend auf den ersehnten Sternensegen an Lobhudeleien hofft.
Allein: Die Welt ist schlecht!
Bevölkert von Deppen und Zicken, die das lyrische Ausmaß seiner herrlichen Verse gar nicht zu erwägen vermögen! Sie sind seiner Kunst einfach nicht wert!
Amüsierte Grüße
marzipania
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Alt 30.01.2013, 11:37   #4
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, Faldi!

Sehr schön umrissen als Loblied an die Dichtkunst. Wohin das dann allerdings in der Conclusio führt, finde ich weniger lyrisch im poetischen Sinne - da dringt der alte Spötter wieder durch und meldet sich süffisant zu Wort!
So wird schön gesponnene Poesie zum schlichten Zynismuskolporteur...
- Womit ich nicht sagen will, du hättest nicht recht - ich find's eben nur schade ums Gedicht an sich. Als spöttisches Augenzwinkern ebenso gelungen, wenn auch mit weniger lyrischem Anspruch.

Bezüglich des unreinen Reims, wesbezüglich Thomas mich quasi in die Pflicht gesetzt hat: Da urteilt man je nach Erbsenzählerkapazität des jeweiligen Bewusstseins. Mich stört derlei absolut nicht, mir sind Sprachmelodie und Aussage jederzeit wichtiger als das buchstabengetreue Verfolgen eines Schemas. Abgesehen davon fiele mir wohl auch kaum Besseres dort ein:

"Soll sich das blöde Pack doch selber f*****!" (zu deftig!...das wird sich der Autor wohl selbst an jener Stelle schon gedacht haben...)
"..., // die Lyrik so wie andere Pullover stricken!"
"..., // die Kunst nur machen, um sie zu verticken!"

So, mehr kommt da nicht mehr...

Sehr gern gelesen!

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 30.01.2013, 13:57   #5
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Moin Thomas,

och, ich wüsste schon, was man an dieser Stelle sagen könnte, um einen reinen Reim zu erzielen, ich wollte es nur nicht.

Erich ist deinem Aufruf ja nun schon gefolgt, aber dazu schreibe ich weiter unten.

Und wenn du mal durch Zufall ins Dschungelcamp gerätst, dann schrei einfach ganz laut: "Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!"

Uah , besser nicht, überlassen wir dies lieber den verarmten, abgetakelten Sternchen und Sternchininnen , die müssen ja auch von etwas leben, nicht wahr?

Vielen Dank für den Zuspruch...


Hi marzipania,

deine Lesart ist völlig legitim.

Der Philosoph hat, rein philosophisch gesehen, keinen Grund, die Welt als besser zu erachten, als sie in Wirklichkeit ist, denn wäre sie nur um ein Quantum schlechter, dann würden wir gar nicht existieren.
Aber so...

Ähnlich verhält es sich mit der menschlichen Gesellschaft.
Dort finden sich bis auf wenige Ausnahmen lauter Banausen, die das Genie des Künstlers nicht zu schätzen wissen, weil sie seinen Intellekt nicht verstehen können oder wollen.

Anstatt ihm huldigend zu Füßen zu liegen, gehen sie achtlos an seiner Kunst vorbei und erkennen die in dieser liegenden Bedeutung einfach nicht.

Ja, ja, lach du nur...

Vielen Dank für dein Verständnis...


Servus Erich,

über den lyrischen Anspruch kann man sich aber durchaus streiten, denn dieses Sonett folgt einer ganz klaren Strukturierung und hatte ein bewusstes Ziel vor Augen, nämlich jene Conclusio.

Das erste Quartett ist so himmlisch kitschig und naiv gehalten, wie es gar nicht mehr schlimmer geht (ich hätte fast gespuckt - vor Lachen)
Das schöne lyrische Element folgt dann im zweiten Quartett, weiter weg vom Kitsch und ist schon ernster zu nehmen.
Im ersten Terzett wird dies in der ersten Zeile zunächst noch fortgesetzt, es folgt jedoch darauf schon erste nüchterne Erkenntnis.
Im letzten Quartett findet sich dann die Schlussfolgerung und die daraus resultierenden Konsequenzen.
Und von Strophe zu Strophe wird die Sprache direkter und vor allen Dingen derber und genau so wollte ich das auch haben.

An schön gesponnener Poesie war mir also nie gelegen und so trieft schon das erste Quartett vor lauter Ironie, was aber letztendlich nur durch die abschließende Conclusio unterstrichen wird.

Nun zu deinen Vorschlägen:

"...Pullover stricken" geht leider nicht, denn wir finden "stricken" schon in der zweiten Zeile des ersten Quartetts.

"...die Kunst...verticken" ist auch nicht wirklich schön. "Verticken" ist ein schwaches Verb und für eine abschließende Conclusio nicht so gut geeignet.

"...selber f*****", also Erich, ich bitte dich, das geht ja nun mal gar nicht.

Zitat:
(...das wird sich der Autor wohl selbst an jener Stelle schon gedacht haben...)
Wie kommst du nur darauf? Das weise ich jetzt aber ganz weit von mir, so etwas würde ich niemals auch nur zu denken wagen...

Vielen Dank für die Unterstellung...


Ich bedanke mich ganz herzlich für eure Gedanken und Rückmeldungen...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Alt 30.01.2013, 15:56   #6
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, Faldi!

Sorry - dass du für das GANZE Sonett nur diese beiden Reime benutztest, hatte ich gar nicht registriert! Meisterhaft!

Außerdem wirst du nachlesen können, dass ich sowohl meine Aussagen zum Inhalt wie auch meine "Vorschläge" selbst schon zuvor relativiert hatte und dementsprechend gar nicht so ernst nahm.

LG, eKy
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Alt 30.01.2013, 22:24   #7
Falderwald
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Servus Erich,

nein, dafür bedarf es kein "sorry", dafür besteht wirklich kein Grund.

Ich wollte nur darstellen, daß "dat Dingelchen" wirklich in voller Absicht so konzipiert wurde.

Keine Ahnung ob das lyrisch ist, es war mir auch egal, ich wollte genau dort hin, wo ich herausgekommen bin und das auch mit den verwendeten Stilmitteln.

Ich experimentiere viel und stelle hier noch lange nicht alles vor.

Manches schmort noch in der Vorhölle und wartet auf die Erlösung durch Überarbeitung oder ewiges Vergessen...

Außerdem ist es dein gutes Recht, und das erwarte ich auch eigentlich von dir, eigene oder kritische Anmerkungen zu machen.

Nur darüber können wir nämlich diskutieren.

Wenn alles gut ist, dann ist es gut und man braucht darüber eigentlich nix mehr großartig zu sagen.

Also, bitte auch weiterhin kein Blatt vor den Mund nehmen, denn solange es sich am Text orientiert, besteht auch kein Grund, das in irgendeiner Weise persönlich zu nehmen.

Das wollte ich nur einmal sagen...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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