29.11.2016, 21:24 | #1 |
TENEBRAE
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Eine reine Seele
Er ging verhalten, setzte seine Schritte
bedacht beinah, als wollte er bestimmen, worauf sie ruhten, und sein Augenglimmen berührte alles jenseits seiner Mitte. Er wandte still sich nach den lichten Tönen der Welt umher, als wollte er belauschen, worin sich Leben und Verhängnis tauschen in ihren Liedern und in allem Schönen. Er war beseelt von einem innern Glühen, das ihn enthob aus jenen Niederungen, in denen träge sich die andern mühen, und wusste doch sie selig zu beschenken mit einem Vorbild, das so wohl gelungen ihr Fühlen wärmte und ihr ganzes Denken.
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
30.11.2016, 11:54 | #2 |
Gast
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Hi eKy,
Hier sehe ich einen Weisen, der im Leben steht, und der in sich ruht. Ein Vorbild für die Menschen, die hasten und etwas erreichen müssen. Mir fällt gleich der Dalei Lama ein. Mir fällt aber auch der alte Bauer, den ich oft in meiner Kindheit besucht habe ein. Auf jeden Fall ein außergewöhnlicher Mensch, der es liebt anderen zuzuhören und fest in sich ruht. Ein friedlicher Mensch. Sehr lyrisch und gut beschrieben. Liebe Grüße sy |
30.11.2016, 12:59 | #3 |
TENEBRAE
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Hi Sy!
Danke für deine lieben Zeilen. Das mit dem Dalai Lama ist so eine Sache ... es zeigt den Unterschied von dem, was ist und dem, was wir verklärt und wünschend denken, dass es ist. Der liebe Dalai ist Gottkönig nicht nur einer beinharten mönchischen Hierarchie, sondern auch eines rigiden und versteinerten Weltbildes. Weißt du - nur so als Beispiel - was in seiner "Religion" die Strafe dafür ist, ihm zu widersprechen oder ihn zu kritisieren? - Wiedergeburt als FRAU! Ist kein Witz! Soviel zum Stellenwert deines Geschlechts in SEINEM Weltbild! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
30.11.2016, 13:38 | #4 |
Gast
Beiträge: n/a
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Hi eKy,
....dann habe ich ihn wohl verklärt nicht der auch noch. Es ist ja so, ich bin ja nicht besonders gläubig, aber ich habe gedacht, der hat was! der hat Character, Humor und sagt viele Dinge bei denen ich zustimmend nicken kann. Aber ich bin Frau .... die meinen so richtig "absteigen vom hohen Ross" wenn man vom Mann als Frau wiedergeboren wird?! Nenene das geht ja gar nicht! Dann glaube ich an den Bauer meiner Kindheit Du hast mich desillusioniert sagt eine an die Naturglaubende sy, du meinst hier bestimmt Seelen, die in sich ruhen |
30.11.2016, 17:50 | #5 |
TENEBRAE
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Hi Sy!
Das tut mir leid - der Mensch braucht ein paar Illusionen, sonst wäre diese Welt kaum erträglich! Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die meisten, die auf "weise und ausgeglichen" machen, eine Rolle spielen, um andere Defizite zu verbergen oder durch ihr Auftreten gewinnorientiert zu manipulieren. Ob es Politiker sind, Priester, Motivationstrainer, Sektenführer, Gurus, Seelenführer oder wie sie sich alle nennen - meistens haben sie mehr Dreck am Stecken, als sie der Welt weismachen wollen, und die meisten sind nicht halb so weise und ausgeglichen, wie sie tun. Überlegen zu wirken ist leicht - man muss nur seine Emotionen kontrollieren und überzeugend auftreten, intellektuelle Souveränität beweisen, ohne arrogant zu wirken, und vor allem: Empathie heucheln - und schon gehen einem 99% der Menschen auf den Leim, 70% sofort, der Rest nach und nach, je länger man die Rolle durchhält und bestärkt. Als Lehrer verstehe ich was davon ... , und dass ich nicht dumm bin, ist auch hilfreich. Nichtsdestotrotz gibt es sicher einige wie im Gedicht beschriebene Menschen, die tatsächlich sich selbst bewältigt haben - nur suchen solche höchst selten Gewinn oder Bewunderung, das haben Weise per definitionem gar nicht mehr nötig. Sie werben nicht und missionieren nicht - deshalb werden sie so selten erkannt, und deshalb erkennt kaum jemand den Unterschied zu jenen, die Überlegenheit und Ausgeglichenheit nur vorspielen. Ich selbst kenne keinen solchen Menschen, aber so wie ich beschrieb, stelle ich sie mir vor. Was allerdings nicht heißt, dass ich ihnen bewundernd folgen würde - ich habe längst meine eigene Wahrheit - oder Illusion - gefunden. LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (01.12.2016 um 18:10 Uhr) |
01.12.2016, 17:36 | #6 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Wer auf Illusionen baut, der hat auf Sand gebaut. Ganz alte Weisheit, Erich Kykal. Aber darum geht es ja in deinem Gedicht überhaupt nicht. Worum es geht, ist das stille Genie, unerkannt und beharrlich im Stillen wirkend. Anzunehmen, dass es sich um das unerreichbare Idol handelt. Was einem beim Dichten doch alles für Wörter einfallen: Augenglimmen. Nu ja.
Angelika |
01.12.2016, 18:18 | #7 |
TENEBRAE
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Hi Angelika!
Mit "Augenglimmen" meinte ich diesen berufenen Glanz, den auch Fanatiker im Blick haben: Daraus spricht die absolute Gewissheit und Sicherheit, im Besitz der ultimativen und allumfassenden Wahrheit und Wahrhaftigkeit zu sein. Bei den Eiferern natürlich arrogantes Elitendenken - ein tragischer Irrtum und eine Illusion, die sie allzu gern rechthaberisch, intolerant und agressiv missionierend in die Welt tragen, weil sie es - innerlich armselige Kleingeister - nicht ertragen können, wenn jemand anderer Ansicht ist - und auch noch gut oder gar besser damit leben kann! Der wahre Weise hat dieses Glühen auch, aber er wähnt sich darob nicht höher gestellt als andere, und er sucht auch keine Jünger oder Betsklaven, konditioniert und gebrochen an Geist und Willen. Bei ihm glühen die reine Güte, das Mit-sich-und-der-Welt-im-Reinen-Sein. Das wollte ich suggerieren. Vielen Dank für die klärenden Worte! LG, eKy
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02.12.2016, 10:58 | #8 |
Gast
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guten Morgen, Erich,
ich habe das Gedicht schon einige Male gelesen und direkt fiel mir das "innere Glühen" auf, das mich an Fanatiker erinnerte und mich darum das"Weise" bezweifeln lässt. Darum interpretiere ich dein Gedicht eher als Zweifel darauf, ob es solche Menschen gibt. Die reine Seele ist eine Illusion und niemand kann das Schlechtere in sich komplett ausschalten. Das glaube ich zumindest. Idole, hm. Es gbt Menschen, die himmeln Schlagersänger an, andere wieder ihren Chef. Ich denke, das sind eher Äusserlichkeiten, die da zum Anhimmeln herbeigenommen werden. Man kann niemandem in den Kopf schauen...und Menschen sind gute Schauspieler.. Ein Werk zum Nachdenken, sprachlich gekonnt. LG von Koko |
02.12.2016, 17:19 | #9 |
TENEBRAE
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Hi Koko!
Natürlich gibt es im wahren Leben keine Heilande und "vollendete Menschen", aber manche könnten zumindest schon deutlich in die Richtung schnuppern, wenn mir die saloppe Phrase gestattet ist. Manche SIND einfach weiter entwickelt, sowohl was Intellekt und Emotion betrifft, als auch im Umgang mit den Fährnissen der Umwelt. Die meisten, die den Eindruck machen, spielen derlei aber nur gekonnt vor - das sind jene, die immer irgendwas von dir wollen: Dein Geld, deinen Respekt, deine Anbetung! Der wahre Weise missioniert nicht, braucht keine Jünger. So betrachtet war Jesus auch keiner, zumindest nicht nach meiner Meßlatte! Denn was das Wesen solch gereifter Seelen ausmacht, kann nicht gelehrt oder übertragen werden durch Glaube und Weltbild, durch Unterwerfung und Gehorsam. Wer das behauptet - und das tun viele der sog. Erleuchter und Propheten - lügt, bewusst oder unbewusst! Wie im Kommi davor beschrieben soll das Glühen im Blick des Weisen ein gütiges Licht sein, kein eiferndes, das andern seinen Willen aufzwingt. Und Zweifel sollten immer angebracht sein, bei allen Heilsbringern - selbst bei denen, die eigentlich so wirken, als könnte man sie ernst nehmen. Sicher ist man nie, wenn man anderen folgt. Das habe ich auch nie verstanden: Warum wollen so viele Menschen einem Weisen folgen? Seine Weisheit gilt nur für ihn. Die eigene selbst zu finden, trauen sich offenbar viele nicht zu, oder sie wollen die Abkürzung nehmen! Nein, ich bin nie auf die Idee gekommen, jemandem zu folgen und mich geistig selbst zu entmündigen, indem ich anderer Lehren annehme! - Danke, ich kann selber denken! Aber gesetzt den Fall, es gäbe so ein höheres Bewusstsein, so wäre es schön und beeindruckend, ihm zu begegnen. Eine Ahnung davon wollte ich beschreiben! Vielen Dank für deine hinterfragenden Gedanken! LG, eKy
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02.12.2016, 18:54 | #10 |
Gast
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ich kann deinen Ausführungen zustimmen, Erich.
Vielleicht sollte man , um es deutlicher zu machen, das Glühen, dass man schnell als "Eifern" lesen kann, irgendwie anders beschreiben. Vielleicht so etwas in der Art von "in sich ruhen, Ausgeglichenheit". Das würde das deutlicher machen, was du sagen willst. LG von Koko |
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