Gedichte-Eiland  

Zurück   Gedichte-Eiland > Gedichte > Finstere Nacht

Finstere Nacht Trauer und Düsteres

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
Alt 14.03.2018, 20:14   #1
Laie
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Laie
 
Registriert seit: 17.11.2015
Ort: Oberpfalz
Beiträge: 539
Standard Labyrinth

Ich bin ein Labyrinth. In meinen Gängen
irrt eine Seele traumverarmt umher.
Die dunklen Mauern neigen sich und drängen
an sie heran und werden mehr und mehr,
fast so, als ob das Irren selbst sie baute,
und jedes Licht zu neuen Schatten graute,
und jeder Anfang wie ein Ende wär.

Und diese Seele weiß nichts von den Dingen,
auch daher ist sie klein und stumm und bang.
Oft ist der Tag ihr ein Nachatemringen,
wie ein Sichfragen, wie ein Untergang,
aus dem sich Zweifel heben; diese schallen
von ausdruckslosen Wänden und sie ballen
sich tief in ihr und leben viel zu lang.
__________________
Schreiben, wie Monet malte.

Geändert von Laie (15.03.2018 um 15:57 Uhr)
Laie ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.03.2018, 20:24   #2
Thomas
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Thomas
 
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
Standard

Lieber Laie,

spontant fällt mir ein statt:
"sich tief in ihr und leben viel zu lang."
zu sagen:
"sich tief in ihr und hallen viel zu lang."

Weil sie ja zwei zeilen davor Klang sind.

Liebe Grüße
Thomas
__________________
© Ralf Schauerhammer

Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller
Thomas ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.03.2018, 21:49   #3
Laie
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Laie
 
Registriert seit: 17.11.2015
Ort: Oberpfalz
Beiträge: 539
Standard

Hi Thomas,

vielen Dank für den spontanen und guten Vorschlag! Ich werde darüber nachdenken

Gruß,
Laie
__________________
Schreiben, wie Monet malte.
Laie ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.03.2018, 08:32   #4
Chavali
ADäquat
 
Benutzerbild von Chavali
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 12.994
Standard

Hallo Laie,

da hat sich das LyrI selbst analysiert und herausgefunden, dass es noch zu sich selbst finden muss
in diesem Gedanken- und Seelenlabyrinth.

Ich finde es sehr intelligent geschrieben und gut so, wie es ist.

Gern und mehrfach gelesen, denn dem Leser muss erst einmal eingehen,
was es mit der Aussage auf sich hat.
Da gibt es kein *Drüberweglesen* wie bei vielen seichten Texten, die man schon durch
die Überschrift versteht

LG Chavali
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
Chavali ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.03.2018, 16:06   #5
Laie
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Laie
 
Registriert seit: 17.11.2015
Ort: Oberpfalz
Beiträge: 539
Standard

Hi Chavali,

ich freue mich über dein Lob und deine Gedanken!

Es ist für meine Verhältnisse wirklich ein eher schwerer Text, das habe ich selbst beim Schreiben schon bemerkt.

In deiner Analyse zum LI würde ich das ''muss'' zu einem ''kann'' ändern, denn die Seele hat ja das Bedürfnis, aus dem Labyrinth zu finden, schafft es aber (noch) nicht.

Vielen Dank für deinen Kommentar

Gruß,
Laie
__________________
Schreiben, wie Monet malte.
Laie ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.03.2018, 11:52   #6
juli
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard

Hi Laie,

Das ist ungewöhnlich für dich, nachdenklich,´und düster. Du beschreibst mehr. In dem Gedicht klingt Distanz an. Und dennoch spürt der Leser die Intension des Li.

Ein Seelenlabyrith.

Sehr gerne mehrfach gelesen, weil es dazu auffordert sy

  Mit Zitat antworten
Alt 16.03.2018, 12:51   #7
Sufnus
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard

Gedankenvoll und formal ohne jeden Fehl und Tadel... was soll man da machen außer lobenlobenloben!
Sehr sehr gerne gelesen.
  Mit Zitat antworten
Alt 16.03.2018, 20:50   #8
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

Hi Laie!

Dein Talent: Egal, wie lang der Satzwurm wird, wie viele Verschachtelungen, attributive Einschübe oder Verzweigungen er enthält - du schaffst es, den Leser stringent hindurchzuführen, ohne dass er fürchten muss, den Faden zu verlieren, und das bei so viel sprachlicher Opulenz, die dennoch niemals aufdringlich oder behindernd zu wirken scheint.

Ein großes Talent!

Allergernst gelesen und bewundert!

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.03.2018, 20:56   #9
Dana
Slawische Seele
 
Benutzerbild von Dana
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
Standard

Lieber Laie,
als ich vor vielen Jahren das erste Mal ein Labyrinth auf einem Jahrmarkt betrat und nicht wieder heraus fand, erlebte ich unendliche Peinlichkeit. Sie war nicht minder erdrückend als die Seelenpein in deinem Gedicht.
Eine wiederkehrende Seelenpein und immer viel zu lang.
Ich liebe Traurigkeiten in Gedichten. Sie zeigen auf, dass man mit den eigenen nicht alleine ist.
Und noch etwas. Mit den Jahren erfährt man, dass man aus jedem Tief wieder auftaucht; und sei es nur darum um wieder abtauchen zu müssen.
Ich mag Deine Gedicht sehr.
Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
Dana ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.03.2018, 21:12   #10
Laie
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Laie
 
Registriert seit: 17.11.2015
Ort: Oberpfalz
Beiträge: 539
Standard

Hi sy,

vielleicht scheint durch die Vielzahl meiner Gedichte ein positver Gedanke. Aber ab und an muss ich auch meine abgründigen Empfindungen aufschreiben. In diesem Fall etwas ausführlicher.

Schön, dass er trotz der Schwere gefällt


Hi sufnus,

dein Kommentar ehrt mich. Ein großes Dankeschön an dich!


Hi eKy,

es freut mich, dass die Leserlichkeit gegeben ist. Das könnte zum Teil daran liegen, dass ich bei komplizierteren Sätzen meist selbst aus der Bahn fliege, und ich sie deshalb möglichst verständlich (auch für mich) formulieren will.

So kann eine Schwäche zu einem Talent werden


Hi Dana,

traurige Gedichte lässt man viel tiefer in sich sinken als Gedichte über Glück. So geht es mir zumindest oft. Und neben dem Lesen solcher Gedichte, hilft es natürlich, darüber zu schreiben und zu reflektieren.
Das Auf und Ab im Leben ist wohl, was die reine Existenz überhaupt zum Leben macht. Ist nur zu hoffen, dass die schlechten Zeiten kein Übergewicht einnehmen.

Ich freue mich über deinen Kommentar


Viele Grüße,
Laie
__________________
Schreiben, wie Monet malte.
Laie ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 
Themen-Optionen
Ansicht

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu

Ähnliche Themen
Thema Autor Forum Antworten Letzter Beitrag
Im Labyrinth Dana Denkerklause 9 26.01.2013 23:24


Alle Zeitangaben in WEZ +1. Es ist jetzt 08:48 Uhr.


Powered by vBulletin® (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, Jelsoft Enterprises Ltd.

http://www.gedichte-eiland.de

Dana und Falderwald

Impressum: Ralf Dewald, Möllner Str. 14, 23909 Ratzeburg