Intermezzo

[Falderwald]

Intermezzo


Das Leben ist, und es ist unbedeutend,
im Grunde nur ein kurzer Zeitbetrug,
ein Häufchen Sand, das durch die Hände gleitend
verrinnt, als wäre es ein Geisterspuk.
Die Weltenbühne leiert, die Kulissen
sind aufgebaut und es beginnt das Drama
von wegen hier Moral und dort Gewissen,
da hilft kein Gott und auch kein Dalai Lama.

Im Glauben finden sich die Elemente
der metaphysischen Bedarfsstruktur,
manch einer glaubt auch noch an seine Rente
und gutes Wetter in der Konjunktur.
Dort huldigen die Inder ganz beflissen
den Göttern Shiva, Vishnu und auch Brahma,
vom wilden Pfaffen wirst du hier gebissen,
da hilft kein Gott und auch kein Dalai Lama.

Die Politik ist heute auch nicht besser,
sie steht nicht und sie fällt nicht, nein, sie schwimmt,
das Hauptziel sieht ein Paragraphenfresser
darin, daß er stets für sich selber stimmt.
Wenn statt Gewissen sie die Fähnchen hissen,
eröffnet sich das ganze Panorama,
dann weißt du wieder mal, du wirst beschissen,
da hilft kein Gott und auch kein Dalai Lama.

Ja, selbst die Liebe hat so ihre Tücken,
doch gegen sie ist niemand je gefeit
und bald schon nagt am lieblichen Entzücken
mit steter Leidenschaft der Zahn der Zeit.
Du wartest auf die Liebste hingerissen,
statt Traum im Negligé kommt ein Pyjama,
schon sinkst du resigniert ins Ruhekissen,
da hilft kein Gott und auch kein Dalai Lama.

Das Leben ist, und das ist sehr bedeutend,
ein Intermezzo und bleibt sehr labil,
denn alle Wege führen überleitend
am Ende immer in dasselbe Ziel.
Die Weltenbühne leiert, die Kulissen
sind abgebaut, schon endet dieses Drama,
der Faden wird dir einfach abgebissen,
da hilft kein Gott und auch kein Dalai Lama.

Falderwald
. .. .
14.02.2012, 20:09 Uhr MEZ

[Erich Kykal]

Hi, Faldi!

Wolle mer'n reilasse??? Jo, denn ab inne Bütt'!!!

Nee, is jetzt nicht ganz ernst gemeint, aber dein spöttelnd-philosophisches Augenzwinkern hatt mich doch ein wenig an einige Büttenreden erinnert. Wenn man sich zwischen den Strophen Tusch und Schunkeljingle hineindenkt...

Da gab es sogar mal einen Joker namens Till oder so, der hat wirklich stilvoll, gepflegt, ruhig-verschmitzt und lyrisch ausgesprochen vertretbar jahrelang auf einem großen Faschingsabend im TV gereimt. Schade, den gibt's wohl nicht mehr. Na, jedenfalls, an den hat mich dein Gedicht sofort erinnert. Hängt wohl damit zusammen, dass man dem Karneval zur Zeit kaum auskommt!

Sehr gern gelesen und fast mitgeschunkelt!

LG, eKy

[Falderwald]

Servus Erich,

neeee, geh mir bloß weg mit Karneval.

Obwohl ich aus dem Bergischen Land (nahe Köln und Düsseldorf) stamme, habe ich damit nun überhaupt nix am Hut.
Da halte ich es, wie Wolfgang Niedecken (von de Kölsche Band BAP): "Oh, nit für Kooche, Lück - bliev ich Karneval he. Nä, ich verpiss mich hück - ich maach nit met dobei." (Verstanden? )

Kann man den Text echt wie eine Büttenrede leiern?

Aber du hast Recht, es gibt wirklich gute Karnevalsreden.
Den Joker Till kenne ich leider nicht, deshalb kann ich auch nix zu ihm sagen.

Aber es freut mich trotzdem, wenn du beim gerne gelesen ein wenig mitschunkeln konntest.

Danke für deinen Kommi...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

[Chavali]

Moin moin Faldi,

ich hab auch nix mit Karneval am Hut, kann mich dieser kalendermäßig verordneten Heiterkeit nicht anschließen.
Besonders grausig finde ich die Sendungen im FS
Sich anzugucken, wie andere ausgelassen feiern und die blödesten Sprüche kloppen -
nee, das is nix für mich

Kann man den Text echt wie eine Büttenrede leiern?

Wenn man beim Zapping doch mal hängenbleibt, um zu lästern,
bekommt man weit unsinnigere Büttenreden zu hören als deine Satire hier auf das Zwischenspiel des eigenen Lebens.
Damit habe ich deine Büttenrede geadelt - immerhin steht sie ja in der HUMOR-Abteilung.

Hier werden Dinge zu Wichtigkeiten erklärt, die doch - bei näherem Hinsehen -
für das Wohlbefinden des Menschen in seinem kurzen Dasein auf der Welt nebensächlich sind.
Aber jedem ist etwas anderes wichtig und deshalb will ich auch niemanden verurteilen.

Deine Ballade (?) ist wie immer sehr gut aufgebaut, wobei ich mir mal etwas kürzere Gedanken von dir wünsche
Du servierst große Abhandlungen deines Themas auf dem Silbertablett, so dass
der Leser sich weiter keine Gedanken machen muss.
Er hat nur die Wahl: stimme ich zu oder lehne ich ab...

Kannst du kürzer, subtiler oder muss es immer der große Auftritt sein...?


Gern gelesen und besenft hat mit lieben Grüßen,
Chavali

[Erich Kykal]

Es mag faschingsgeschädigte Fernsehgucker überraschen, aber Büttenreden MÜSSEN nicht per se "geleiert" werden!!!
Das Humorproletariat hat sich das leider über Jahrzehnte hinweg angewöhnt. Jener Till (oder so) war ein herrliches Beispiel dafür, dass es durchaus anders geht und trotzdem - oder vor allem deshalb - gut ankommt!
Ich schau mir auch schon SEHR lange keinen Karneval mehr an - die Witze sind - abgesehen von wenigen Perlen - zu platt, denn das besoffene Schunkelpublikum würde feineren Humor gar nicht mitkriegen! Offenbar plant man das schon so ein.

Dein Gedicht wäre natürlich viel zu stilvoll und intellektuell für diese kostümierten Schluckspechte. Ich sagte ja auch: Es erinnert mich nur ein wenig an derlei - nicht, dass es solches sei!

LG, eKy

[Falderwald]

Na, ihr zwei Hübschen...

Ja, ich sehe schon, ich habe den Text zum falschen Zeitpunkt gepostet.
Das war, glaube ich, der Faschingsdienstag, nicht wahr?
Da könnt ihr mal sehen, wie unbedarft ich bin.

Hi Chavi,

na ja, was heißt kürzere Gedanken?
Das ist immer die Ausrede derer, die zu faul zum Lesen sind...

Wenn es fließt, dann fließt es und wenn du so ein Lebensintermezzo inszenieren musst, dann sollte das schon fünf läppische Ströphchen wert sein.
Finde ich...

Wenn ich dich jetzt richtig verstanden habe, dann bekommt man also weit unsinnigere Büttenreden zu hören als meine Satire hier auf das Zwischenspiel des eigenen Lebens.
Also noch unsinnigere, ah ja...

Also rausgerissen hast du dich jetzt einzig damit, daß du die Büttenrede geadelt hast.
Das freut natürlich...

Du hast Recht, man kann diesen Text relativ einfach lesen, ohne sich Gedanken darüber zu machen, man muss es aber nicht...

Immerhin steht er in der Humorabteilung, da reicht schon ein kleines Schmunzeln...


Servus Erich,

kann es sein, daß du mir letztens auf irgendeiner Fete gedroht hast?

Es mag faschingsgeschädigte Fernsehgucker überraschen, aber Büttenreden MÜSSEN nicht per se "geleiert" werden!!!

Aber mich überrascht das jetzt. Ich bin zwar kein fg Fg, aber ich stamme aus der Nähe von Köln.
Und die do, in Kölle, die labere und leiere nur...

Das Humorproletariat hat sich das leider über Jahrzehnte hinweg angewöhnt. Jener Till (oder so) war ein herrliches Beispiel dafür, dass es durchaus anders geht und trotzdem - oder vor allem deshalb - gut ankommt!

Aha, und deswegen gibt's von ihm nix mehr.
Dann hat sich das Hp wohl durchgesetzt...

Ich schau mir auch schon SEHR lange keinen Karneval mehr an - die Witze sind - abgesehen von wenigen Perlen - zu platt, denn das besoffene Schunkelpublikum würde feineren Humor gar nicht mitkriegen! Offenbar plant man das schon so ein.

Das ist eine Katze, die sich in den Schwanz beißt.
Diese Reden kann man nur besoffen genießen.
Und da ich nix trinke...
Du scheinst dich da aber auszukennen...

Dein Gedicht wäre natürlich viel zu stilvoll und intellektuell für diese kostümierten Schluckspechte.

Ja, ist klar.

Ich sagte ja auch: Es erinnert mich nur ein wenig an derlei - nicht, dass es solches sei!

Nein, nein, du musst dich nicht entschuldigen, ist schon ok.
Für seine Assoziationen kann niemand was, das könnte ja jedem passieren...


So, ihr Lieben, lasst euch nicht verarschen, ich hatte gerade den Schalk im Nacken und da kamt ihr gerade recht.
Vielen Dank für eure Rückmeldungen, ich habe mich sehr darüber gefreut...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald