Gedichte-Eiland  

Zurück   Gedichte-Eiland > Gedichte > Finstere Nacht

Finstere Nacht Trauer und Düsteres

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
Alt 21.05.2009, 09:05   #1
Galapapa
Galapapa
 
Registriert seit: 19.04.2009
Ort: Nordschwarzwald
Beiträge: 878
Galapapa eine Nachricht über MSN schicken
Standard Das Schafott

Zwischen schwarzen Tannenbäumen,
tief im Wald, vom Dorf weit fort
und getränkt mit Schreckensträumen,
gibt es einen düstren Ort,
der hat grausig eng verbunden,
tiefstes Leid mit Hohn und Spott.
Hab ihn heut gesucht, gefunden.
Alle nennen ihn Schafott.

Früh am Morgen, fast noch Nacht,
auf der Karre festgebunden,
hat man sie hierher gebracht,
durch die Folter blutgeschunden.
Dann ein letzter Blick ins Tal,
flehend noch ein Gnadenschrei.
Nach Sekunden Höllenqual
quillt das Blut..., es ist vorbei.

Heute steh ich auf dem Felsen,
wo dies alles einst geschah,
wo vor Gram die Steine schmelzen,
hoch am Hang, dem Abgrund nah.
Abertausend wunde Seelen
sehe ich im Geiste schweben.
Wehgeschrei aus stummen Kehlen,
ausgeraubt an Leib und Leben.

Langsam bricht die Nacht herein
und im schweigend Niederbücken
fühlt die Hand den rauen Stein,
kalten Schauer auf dem Rücken.
Seh den Henker hämisch grüßen,
als ich heimwärts schneller werde,
glaub zu spüren an den Füßen
sumpfig blutgetränkte Erde...

Geändert von Galapapa (12.08.2009 um 08:41 Uhr)
Galapapa ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.05.2009, 09:20   #2
Leier
gesperrte Senorissima
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Pfalz
Beiträge: 4.134
Standard

Lieber Galapapa,

schaurig, düster, blutig, Gänsehauterzeugend.
Aber ich kann mir die erinnerungsschwangere Stimmung sehr gut vorstellen, die an einem so düsteren Ort herrscht.
Wo im Schwarzwald müßte ich ihn suchen?

Zur letzten Strophe:


(Langsam bricht die Nacht herein
und im schweigend niederbücken (Niederbücken)
fühlt die Hand der rauen Stein, (den rauhen Stein? Oder spürt der Stein die Hand?)
kalten Schauer auf dem Rücken.
Seh den Henker hämisch grüßen,
als ich heimwärts schneller werde.
Matschend weich unter den Füßen (matschend gefällt mir nicht)
spür ich blutdurchtränkte Erde...)
(blutgetränkte?)


Aber das sind Kleinigkeiten.
Mit fast wohligem Grusel gelesen (die Zeit liegt so weit hinter uns).

Lieben Gruß
von
cyparis
Leier ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.05.2009, 09:54   #3
Galapapa
Galapapa
 
Registriert seit: 19.04.2009
Ort: Nordschwarzwald
Beiträge: 878
Galapapa eine Nachricht über MSN schicken
Standard

Hallo cyparis,
hab vielen Dank für Deinen lobenden und konstruktiven Kommentar!
Erst mal muß ich mich entschuldigen: die letzte, noch nachträglich beigefügte Strophe war natürlich eher eine Katha-!
Ich lerne daraus, daß in einem solchen Forum, wie dieses, von mir sehr geschätzte, Schnellschüsse fehl am Platz sind!
Ich danke Dir! Schon korrigiert.
Bei "blutdurchtränkt" versuche ich, das "getränkt" noch etwas zu verstärken. Falsch ist es meiner Meinung nach auch nicht, eben eine Spielart, wobei beides eigentlich das Selbe meint.
Gestatte mir, daß ich´s so lasse, wie auch die Wortschöpfung "matschend". Ich habe eine Schwäche für solch lautmalende Umschreibungen. Ich finde, daß man bei diesem Wort das Geräusch, das Schritte in einem "durchtränkten", sumpfigen Untergrund erzeugen, förmlich hören kann.
Ein anderes, von mir benutztes Beispiel ist etwa "knarpen", Schritte im Schnee.
Vielleicht ist es nur das Ungewohnte an diesen gebastelten Wörtern, das Dich stört?
Den Ort verrate ich Dir gerne auch: Es ist die schöne Stadt, in der Hermann Hesse geboren und aufgewachsen ist.
Dort gibt es wirklich diesen Ort im Wald, hoch über dem Flußtal, der so genannt wird.
Dort wurde, so wird überliefert, im Jahre ???? (tut mir leid, hab ich vergessen) auch die letzte Hexe verbrannt. (Schauder!)
In meiner Kindheit war ich einmal mit der Schulklasse dort, bin aber seitdem nie wieder dorthin zurückgekehrt...
Nochmals danke und einen lieben Gruß!
Galapapa
Galapapa ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.05.2009, 10:00   #4
Leier
gesperrte Senorissima
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Pfalz
Beiträge: 4.134
Standard

Lieber Galapapa,

das mit den nicht-tauglichen Schnellschüssen stimmt nicht!
Alle meine Gedichte sind Schnellschüsse, denn ich kann Lyrik nicht planen und kann sehr schlecht basteln oder feilen.
Du hast natürlich recht, wenn Du Deine Fassung läßt.
Für das matschend habe ich auch keinen wirklichen Ersatz gefunden. (quitschend? schmatzend? - auch nicht besser)
Und getränkt oder durchtränkt - beides ist stimmig.
Laß Dich von mir nicht irremachen!


Lieben Gruß
von
cyparis

Geändert von Leier (21.05.2009 um 10:01 Uhr)
Leier ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.05.2009, 10:28   #5
Galapapa
Galapapa
 
Registriert seit: 19.04.2009
Ort: Nordschwarzwald
Beiträge: 878
Galapapa eine Nachricht über MSN schicken
Standard

Hallo cyparis,
gestatte, daß ich nochmals nachhake: Das mit den Schnellschüssen war ein echtes Mißverständnis: Ich meinte damit die Schlamperei, nicht sorgfältig auf Fehler geprüft zu haben, bevor man einen Text einstellt.
Was das Dichten angeht, so kann ich beides, basteln und "schnellschießen", wobei diese Schnellschüsse in kreativen Phasen mit Abstand die qualitativ besten sind!
Herzlichen Gruß!
Galapapa
Galapapa ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.05.2009, 12:05   #6
Dana
Slawische Seele
 
Benutzerbild von Dana
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
Standard

Lieber Galapapa,
schaurige Bilder stellen sich ein. Es ist etwas ganz anderes, Geschichte und Geschichten als einst gewesen zu hören, oder sich selbst auf eben diese Bilder einzulassen. Ich habe zugleich ein wenig gegooglet und viel gesehen.
Welch ein Irrsinn wurde betrieben, um die Macht für sich zu erhalten.
Wie grausam muss die Angst der Betroffenen gewesen sein - auch derer die aus Überzeugung noch "Würde" gewahrt haben.
Schlimmer und größer muss aber die Angst der "Betreiber" gewesen sein - aus puren, egoistischen Motiven (eine dreckige Angst).
Allerdings müssen wir uns gar nicht so auf Geschichte berufen. Es hat sich nicht allzu viel an der angstmachenden Motivation geändert. Die Mittel sind andere geworden.
Die Stimmung, die beim Betreten solcher Stätten entstehen kann, hast du sehr gut eingefangen, verdichtet und präsentiert.
Ich tauche oft in Möglichkeiten ab, auch bei harmlosen oder schönen Dingen.
Z.B. wenn ich am Meer bin und einen Stein ins Wasser werfe: Wer weiß, wann und wie oft jemand nur aus einer Laune heraus genau diesen Stein in den Händen hielt und warf? Solche Fäden kann ich selbstverloren unendlich spinnen und habe sogar Spaß daran.

Bei der Unterhaltung mit Cypi versuche ich mitzumischen, hab aber im Schreibaugenblick noch keine Idee. Schauen wir mal:


Zitat:
Zitat von Galapapa Beitrag anzeigen

Eine Ergänzung für "Fortgeschrittene":

(Langsam bricht die Nacht herein
und im schweigend Niederbücken
fühlt die Hand den rauen Stein,
kalten Schauer auf dem Rücken.
Seh den Henker hämisch grüßen,
als ich heimwärts schneller werde.
Matschend weich unter den Füßen
spür ich blutdurchtränkte Erde...)
Angst wird spürbar unter Füßen
dieser blutgetränkten Erde.


Grauen fühl ich unter Füßen
auf der blutdurchtränkten Erde.


Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
Dana ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.05.2009, 12:26   #7
Leier
gesperrte Senorissima
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Pfalz
Beiträge: 4.134
Standard

Hei, Galapapa ....


der "Matsch" läßt mich nicht los.
Danas Anregungen sind ein Beweis dafür, wie sehr man sich mit diesem Gedicht beschäftigt.

"Moosesweich "moosigweich "unter den Füßen..."???

Aber ich sinne sehr gerne weiter darüber nach!

Lieben Gruß
von
cyparis
Leier ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.05.2009, 17:12   #8
Medusa
Gesperrt
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Berlin
Beiträge: 2.213
Standard

Hallo Galapapa,

überaus selten verirre ich mich in diese Rubrik. Nun muss ich gestehen, dass mir Dein Gedicht überaus gut gefällt. Inhaltlich wurde schon genug gelobt, ich schließe mich ohne Einschränkungen gerne an.

Du hast einen gelegentlich lahmen Kreuzreim zwar nicht durchgängig aber mit schönen Worten belebt. Nicht einmal die teilweise unreimen Reime stören den Lesefluss! Mir gefällt Dein Gedicht sehr gut, Stimmung, Wortwahl, Bilder, ja, selbst die nicht immer stimmige Metrik und die Reime passen perfekt zueinander.

Das "matschig" gefällt mir auch nicht wirklich. Ich weiß selbstverständlich was Du meinst, aber es passt nicht zum Gedicht, das so wohl formuliert daher kommt. Wie wärs mit "gurgelnd" oder Ähnlichem?

Herzliche und gänsehäutige Grüße,
Medusa.

Geändert von Medusa (23.05.2009 um 17:13 Uhr)
Medusa ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.05.2009, 17:17   #9
Galapapa
Galapapa
 
Registriert seit: 19.04.2009
Ort: Nordschwarzwald
Beiträge: 878
Galapapa eine Nachricht über MSN schicken
Standard

Hallo Dana, hallo cyparis,
der matschige Ausdruck scheint doch ein Problem zu sein. Ich seh schon, der Matsch muß weg (grins).
So ganz will ich aber auf dieses " ? " nicht verzichten. Mein Vorschlag wäre deshalb:

Seh den Henker hämisch grüßen,
als ich heimwärts schneller werde,
mein zu spüren an den Füßen
sumpfig blutgetränkte Erde...

Mal sehen, was Ihr dazu meint.
Nochmal danke für Euer reges Interesse und die Kommentare!
Und einen herzlichen Gruß!
Galapapa
Galapapa ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.05.2009, 17:28   #10
Medusa
Gesperrt
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Berlin
Beiträge: 2.213
Standard

Hallo Galapapa,

ich glaube unsere Antworten haben sich gekreuzt.

Seh den Henker hämisch grüßen,
als ich heimwärts schneller werde,
mein zu spüren an den Füßen
Diese Zeile verstehe ich nicht. Mein WAS? zu spüren?
sumpfig blutgetränkte Erde...

Ginge es auch so?
"Ich spüre Last an meinen Füßen
durch sumpfig blutgetränkte Erde!

Nur so als Vorschlag oder Inspiration.
Liebe Grüße,
Medusa.
Medusa ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +1. Es ist jetzt 01:53 Uhr.


Powered by vBulletin® (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, Jelsoft Enterprises Ltd.

http://www.gedichte-eiland.de

Dana und Falderwald

Impressum: Ralf Dewald, Möllner Str. 14, 23909 Ratzeburg