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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 08.09.2019, 13:51   #1
Vux
Neuer Eiland-Dichter
 
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Registriert seit: 05.09.2019
Ort: Bei Frankfurt/Main
Beiträge: 8
Standard Quälendes Grundgefühl

Fühl' mich ständig wie gelähmt,
rennen würde ich so gerne,
mich bisher doch nur gequält,
seh' mich in der weiten Ferne.

Angst, Kontrolle zu verlieren,
auch im Mittelpunkt zu stehen,
mich vollkommen zu blamieren,
einfach nicht mehr weitergehen.

Wie soll ich das nur ertragen?
Dieses ganzes Grundgefühl.
Glauben, was die Leute sagen?
Meinungen erschein' mir kühl.

Keiner kann mich hier verstehen,
alles macht mich so sehr krank,
muss schon an den Zeigern drehen,
verliere hier noch mein' Verstand.

08. September 2019
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Alt 10.09.2019, 21:13   #2
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

Hi Vux!

Willkommen hier.

Zu deinen Zeilen:

S1Z1, S1Z4 - "Fühl" und "seh": Lyrische Verkürzungen brauchen keine Apostrophe mehr, die beunruhigen nur das Schriftbild. Auch ansonsten sind Verkürzungen schon "normaler Sprachgebrauch".

S2Z4 - Hier müsste es korrekterweise "weiter zu gehen" heißen, denn es bezieht sich wie die Zeilen davor immer noch auf den Einstieg mit "Angst".

S3Z2 - "ganze" ohne "s" dran.

S3Z4 - Diese Verkürzung "erschein" mir unrichtig. Das "en" sollte nicht fehlen, das liest sich auch schludrig und verschliffen.

S4Z4 - beginnt mit unbetontem Auftakt (erste Silbe unbetont), während alle anderen Zeilen betonten Auftakt haben, sogar S3Z1, die man auch mit unbetontem Auftakt lesen könnte. Hier bricht der Rhythmus, das sollte geändert werden.
Und das "mein" ist auch eine ungünstige Verkürzung - in der Lyrik sollte man auf saubere Sprachführung achten.


Ich mache folgende Vorschläge:

Fühl mich ständig wie gelähmt -
rennen würde ich so gerne.
Hab mich bisher nur gequält,
sehe mich in weiter Ferne.

Angst, Kontrolle zu verlieren,
auch im Mittelpunkt zu stehen,
mich vollkommen zu blamieren -
wie lang muss das weitergehen?

Wie soll ich das nur ertragen,
dieses ganze Grundgefühl?
Glauben, was die Leute sagen?
Andrer Meinung scheint mir kühl.

Keiner kann mich hier verstehen,
alles macht mich so sehr krank,
muss schon an den Zeigern drehen,
als verlör ich den Verstand.


Entscheide selbst, ob und was davon du übernehmen willst, oder du findest eigene Alternativen. Es hat mir Freude gemacht, damit arbeiten zu können.

Gern gelesen!

LG, eKy


PS:

Was du beschreibst, kenne ich aus eigener Erfahrung. Zwischen 15 und 18 war ich als kleiner, dicker, brillentragender Sonderling und Einzelkind ein Mobbingopfer mancher "Mitschüler", was mich derart fertig machte, dass ich zuletzt Angst hatte, jemandem von ihnen und ganz zuletzt überhaupt jemandem zu begegnen, wenn ich aus dem Haus ging.
Ich erinnere mich noch, wie ich vorsichtig um jede Mauerkante an den Straßenecken lugte, ob auch ja niemand zu sehen war, mit dem ich mich hätte auseinandersetzen müssen!
Ich war innerlich so wütend und zugleich so voller Selbstverachtung!

Man redet sich ein, die Kontrolle zu haben, aber man tanzt an unsichtbaren, ungreifbaren Fäden der eigenen Ängste und Befürchtungen, noch kleiner gemacht zu werden, als man sich ohnehin schon fühlt. Letztlich hat nur die Zeit mich geheilt, und dass ich mir nach der Matura meinen Umgang selbst wählen konnte.
Die Erinnerung an so ein Trauma trägt man für immer mit sich, aber man vermag sie in etwas Positives, weil Bewältigtes zu verwandeln: Etwas, das einen letztlich größer gemacht hat, weil man es durchgestanden hat und daran gewachsen ist!

Mein Rat aus heutiger Sicht, obwohl ich weder die Art noch den Grund für deine Angst kenne: Verdränge nicht. Umarme deine Angst als einen Teil von dir, sprich mit ihr wie mit einem verängstigten Kind, tröste sie und hab sie lieb. Dann wirst du ihre Mutter und ihre Zuflucht, und du kannst an ihr und dank ihr aus ihr hervorwachsen und wieder die Kontrolle haben, denn du bist diejenige, der deine Angst nun vertraut, und auf die sie sich verlässt.

Etwas in der Art hat auch mir geholfen. Ich habe gelernt, meinen Drachen zu umarmen, auch wenn er mich immer noch ab und zu verbrennt. Aber er weiß, dass ich ihn nie verleugnen werde, dass er immer zu mir gehören wird, immer ein Teil von mir, akzeptiert und wahrgenommen und ab und zu gestreichelt, und dafür frisst er mir aus der Hand und nennt mich Meister ...

Keine Ahnung, ob das hilfreich oder überhaupt willkommen war. Falls nicht, entschuldige ich mich für meine Impertinenz.
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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