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Alt 30.08.2017, 12:29   #1
Chavali
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Standard Undank, Neid und Eifersucht (Ein Märchen)

Ein modernes Märchen


Es waren einmal drei Geschwister, zwei Brüder und eine Schwester: der Neid, der Undank und die Eifersucht.
Als sie noch Kinder waren, spielten sie zusammen und zankten sich so gut wie nie.
Der Neid war der Älteste, dann folgte der Undank und zum Schluss kam die kleine Eifersucht,
ein sehr niedliches Mädchen.
Der Neid war groß und stark, der Undank ein wenig kleiner und schwächer geraten, aber sehr schlau.
Aber so unterschiedlich sie auch im Wesen waren, sie hielten immer zusammen, halfen sich,
wo immer es möglich war.

Ihre Eltern, der gerechte Mut und die sanfte Geduld freuten sich immer wieder,
dass ihre Kinder so gut geraten waren.
Sie wohnten in einer kleinen Hütte am Hang, in einer wunderschönen Naturlandschaft.
Ihre Haustiere liebten sie von Herzen, eine Ziege, die Milch gab, einen treuen Hund und eine
listige Katze.

Eines Tages begab es sich, dass ein furchtbares Unglück über die Familie hereinbrach.
Das Unwetter riss die Hütte fort und mit ihr die Tiere.
Mut und Geduld wollten ihre Kinder retten, aber das Schicksal schlug hart zu.
Auch sie wurden von den Fluten mitgenommen und nie wieder gesehen.
Nur die Kinder Neid, Undank und Eifersucht konnten sich retten.

Nun waren sie ganz allein. Sie hatten nichts mehr, keine Eltern, keine Tiere, keine Hütte.
Da beschlossen sie, sich zu trennen und jeder für sich sein Glück zu suchen.
Sie kamen in Gegenden, von denen sie noch nie gehört hatten, wo die Menschen
sich gegenseitig nichts gönnten, einer auf den anderen böse war und wo sie sich
belogen und betrogen.

Um zu überleben und akzeptiert zu werden, mussten sie sich den Gepflogenheiten anpassen.
Und da sie noch jung waren, fiel ihnen das nicht schwer.
Sie wurden auf alles und jeden neidisch, undankbar und eifersüchtig und nichts blieb mehr
von den guten Eigenschaften, die ihnen ihre Eltern Mut und Geduld mitgaben.
Sie reihten sich ein in die Masse der gleichgültigen und missgönnenden Menschen.

Und wenn sie nicht gestorben sind, leben sie heute noch.

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Alt 30.08.2017, 19:30   #2
ginTon
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Hi chavilein...

im Grunde mag ich Märchen und ich finde es gut, wenn in einem die Dünkel
der modernen Zeit beschrieben werden. Ich finde es somit ein interessantes
Thema.

Formal gesehen fehlt mir vieles was ein Märchen eigentlich ausmacht, da du
aber "Märchen" explizit hingeschrieben hast gehe ich also davon aus, dass es
auch eines sein soll. Die Grundmerkmale eines Märchens sind:

1. die Hauptperson(en) sind die Helden des Märchens
2. die Hauptperson (der Held) im Märchen muss eine Aufgabe oder ein Problem lösen
3. es gibt einen bösartigen Gegenspieler im Märchen
4. menschliche Eigenschaften werden oft in Gegensätzen geschildert. Also in dem Fall:
Lob und Anerkennung oder Neidlos statt Neid, Dank statt Undank und Vertrauen statt
Eifersucht
5. Personen oder Dinge mit übernatürlichen Eigenschaften helfen den Hauptpersonen

na ja und so weiter...es wäre somit stringenter gewesen, die Hauptpersonen deines
Märchens zunächst mit guten Eigenschaften zu belegen und eine übernatürliche Form
was auch immer sieht das gar nicht gerne und vernichtet ihr Heim und schickt sie
in die weite Welt etc. wo sie beeinflusst werden und erkennen, dass dort das genaue
Gegenteil herrscht...sie werden dann auch in das Gegenteil verfärbt, bis ja bis...usw

wie gesagt, inhaltlich finde ich es eine schöne Idee, da auch zeitgenössisch, als Märchen
und auch als Geschichte ist es meiner Meinung aber auch noch ausbaufähig, obwohl es gut
geschrieben ist. Aber ich denke du weißt was ich meine,

ansonsten sehr gerne mit beschäftigt. liebe Grüße ginnie
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Geändert von ginTon (30.08.2017 um 19:41 Uhr)
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Alt 30.08.2017, 22:18   #3
Chavali
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Zitat:
Die Grundmerkmale eines Märchens sind:

1. die Hauptperson(en) sind die Helden des Märchens
2. die Hauptperson (der Held) im Märchen muss eine Aufgabe oder ein Problem lösen
3. es gibt einen bösartigen Gegenspieler im Märchen
4. menschliche Eigenschaften werden oft in Gegensätzen geschildert. Also in dem Fall:
Lob und Anerkennung oder Neidlos statt Neid, Dank statt Undank und Vertrauen statt
Eifersucht
5. Personen oder Dinge mit übernatürlichen Eigenschaften helfen den Hauptpersonen
Hi ginnie,

wo kann man das denn nachlesen?

aber ok, das kann alles sein, doch das Formale war mir nicht so wichtig.
Der Begriff *Märchen* sollte sich eher auf die (Namens)Vermenschlichung der Begriffe im Titel
und die der Eltern in meiner Geschichte beziehen.

Deine Überlegungen für den Fortgang der Geschichte sind ganz nett, aber es sind deine Gedanken,
die ich hier jetzt nicht verarbeiten möchte.
Vielleicht kann man daraus noch einmal etwas anderes machen

Und ausbaufähig ist eine Geschichte immer. Hier jedoch habe ich mich auf das Wesentliche,
meiner Meinung nach, beschränkt.

Schön, dass du gelesen hast, danke!

Lieben Gruß,
chavi
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Alt 30.08.2017, 23:00   #4
ginTon
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Hi chavilein...

Zitat:
wo kann man das denn nachlesen?
nachlesen kann man dies in jedem literarischen Werk, welches gattungs-
spezifische Merkmale behandelt

Zitat:
Der Begriff *Märchen* sollte sich eher auf die (Namens)Vermenschlichung der Begriffe im Titel
und die der Eltern in meiner Geschichte beziehen.
du sprichst von Personifizierung? Also begriffliche Personifizierungen.
Ich denke in Goethes Faust wird dies auch angewandt, ist ja auch
eine gute Idee (zB die Sorge im 5. Akt oder das Gemurmel im 1.Akt
von Faust II) ansonsten weiß ich nicht was du damit meinst?

dort steht "ein modernes Märchen" also gehe ich als Leser davon aus,
dass es ein Märchen ist...ich würde es streichen, denn als Geschichte
ist es ja gut...woher soll der Leser wissen, dass du mit Märchen nur die
Personifizierungen verbindest, was auch immer das bedeuten soll?

liebe Grüße ginnie
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Geändert von ginTon (30.08.2017 um 23:05 Uhr)
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Alt 31.08.2017, 10:42   #5
Chavali
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Hi ginnie,
Zitat:
Zitat von gin
nachlesen kann man dies in jedem literarischen Werk, welches gattungs-
spezifische Merkmale behandelt
ahh ja, na klar doch, ich dachte, das wäre deine eigene Zusammenstellung
Zitat:
Zitat von gin
du sprichst von Personifizierung?
Ja sicher, denn wie schon im vorigen Post gesagt:
Zitat:
Zitat von ch
Der Begriff *Märchen* sollte sich eher auf die (Namens)Vermenschlichung der Begriffe im Titel
und die der Eltern in meiner Geschichte beziehen.
Hmm, ich denke, der Begriff *Märchen* gefällt dir nicht, denn du sagst:
Zitat:
Zitat von gin
dort steht "ein modernes Märchen" also gehe ich als Leser davon aus,
dass es ein Märchen ist...ich würde es streichen, denn als Geschichte
ist es ja gut.
Würde dir denn gefallen, wenn ich den Märchenbegriff in der Erklärung (Titel) herausnehme?
Zitat:
woher soll der Leser wissen, dass du mit Märchen nur die
Personifizierungen verbindest, was auch immer das bedeuten soll?
Nun, für mich sind die Merkmale eines Märchens auch ganz profaner Art, z.B. der Beginnn und das Ende und diese Passage:
Zitat:
Eines Tages begab es sich,
Wenn das nicht reicht, ok, dann isses eben kein *Märchen*
Es kam mir eher - wie auch schon gesagt - auf die Aussage des Inhaltes an.

Danke für deine neuerliche Einlassung und LG chavi

edit:

Ich könnte ja zum finalen Schluss noch eine gute Fee auftauchen lassen,
die die *bösen* Kinder rettet....


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Geändert von Chavali (31.08.2017 um 13:10 Uhr) Grund: tppfhlr + kleiner Zusatz ;-))
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Alt 31.08.2017, 19:57   #6
ginTon
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Hi chavileien...

Zitat:
Würde dir denn gefallen, wenn ich den Märchenbegriff in der Erklärung (Titel) herausnehme?
Ja, ich glaube schon, da ich mir unter einem Märchen etwas ganz anderes
vorstelle Ich meine selbst wenn man ein Märchen als Bsp. modernisieren
würde, müsste man dann nicht wenigstens die Grundmerkmale belassen?
Ich meine heutzutage gibt es ja schon viele Formen die abgewandelt oder
modernisiert wurden, beste Bsp. ist das Sonett, welches ja in versch. Ländern
unterschidelich ausgelegt wurde (zum. formal) aber im Kern eben immer die
Antithese als gemeinsames Merkmal innehat, denke ich zumindest Beim
Märchen würde ich da ähnlich denken. Ich meine formal kann man an einem
Prosatext eeh nicht mehr viel machen, aber so die Grundmerkmale sollten doch
auch dort behalten bleiben, oder?

Zitat:
Ich könnte ja zum finalen Schluss noch eine gute Fee auftauchen lassen,
die die *bösen* Kinder rettet....
Haha, dass ist gut Kann ja auch eine in nem Auto sein, falls man es modernisieren will.

auf jeden Fall lässt sich die Geschichte immer weiter schreiben, das stimmt

gerne mit beschäftigt... liebe Grüße ginnie
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Alt 01.09.2017, 18:21   #7
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Hei ginnie,

diese Story soll ja auch kein Märchen sein, wie wir sie von den Gebrüdern Grimm kennen
oder von Wilhelm Hauff oder von H.Chr.Andersen.

Von daher hast du natürlich recht

Aber ich denke, die Botschaft, die das kleine Machwerk transportieren soll, ist angekommen
und der Leser versteht meine Absicht.

Danke nochmal
LG chavi
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