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Ein neuer Morgen Fröhliches und Hoffnungen

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Alt 26.08.2011, 15:08   #1
Thomas
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Standard Morgendämmerung

Morgendämmerung

Wenn morgens früh die Luft noch auf dem Boden liegt
und sich von Gras und Kräutern gar nicht trennen mag
und auf den Blütenblättern kleine Tröpfchen wiegt,
eh sie vergehen müssen, mit dem neuen Tag,
wenn dann der Bussard seine Flügel hebt,
wie betend in den Sonnenstrahlen ruht,
und bald erhaben über Wipfeln schwebt;
dann endlich ist die Nacht besiegt,
und alles wieder gut.

Geändert von Thomas (12.09.2011 um 11:01 Uhr)
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Alt 26.08.2011, 20:56   #2
Stimme der Zeit
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Hallo, Thomas,

der Aufbau ist sehr interessant. Die ersten 4 Verse haben 6 Hebungen. Dann folgen 3 Verse mit 5 Hebungen, danach ein Vers mit 4 und im letzten Vers 3. Das ergibt auch eine, wie ich finde, ansprechende optische Form.

Die durchgehend männlichen Kadenzen geben diesem Gedicht mit leicht (aber nicht übertrieben, wie ich finde) "auf- bzw. erzählerischem" Charakter eine Art "kraftvolle" Wirkung. Es liest sich durch das stringente Metrum sehr flüssig.

Das Reimschema ist abwechslungsreich: ababcecae. Also formal betrachtet: Mir gefällt es gut, und, wie oben bereits angesprochen, zum "Charakter" passen auch die vier "und". Sie stören mich hier überhaupt nicht.

Zitat:
Morgendämmerung

Wenn morgens früh die Luft noch auf dem Boden liegt
und sich von Gras und Kräutern gar nicht trennen mag
und auf den Blütenblättern kleine Tröpfchen wiegt,
eh sie vergehen müssen, mit dem neuen Tag,
Wenn dann der Bussard seine Flügel hebt, - wenn bitte klein
wie betend in den Sonnenstahlen ruht,
und bald erhaben über Wipfeln schwebt; - siehe Erklärung unten
dann endlich ist die Nacht besiegt,
und alles wieder gut.
Deine Beschreibung der Morgendämmerung finde ich gut gelungen, mir gefällt die Idee der "auf dem Boden liegenden Luft". Auch ansonsten ist der Inhalt stimmig und "malt" ein schönes Bild.

Bis auf eine Stelle, mit der ich Schwierigkeiten habe: "Ruht" ein Bussard im Flug? Wenn er seine Flügel hebt und über Wipfeln schwebt, kann er doch eigentlich nicht wirklich "ruhen". "Gleiten" wäre zutreffend, aber das passt leider reimtechnisch gar nicht - und eben so wenig zum "beten" ...

Vielleicht denkst du darüber nach? Ich müsste für einen Vorschlag quasi zwei Verse sehr verändern, und das mache ich für gewöhnlich nicht. Das "greift" zu tief in ein Werk "ein", das ja nicht meines ist ...

Abgesehen von dieser Stelle gefällt es mir sehr gut!

Gerne gelesen und kommentiert.

Liebe Grüße

Stimme
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Alt 27.08.2011, 14:28   #3
Thomas
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Hallo Stimme der Zeit,

herzlichen Dank für deinen Kommentar, der, wie immer, sehr hilfreich und gut durchdankt ist. Den Rechtschreibfehler verbessere ich gleich. Mit der Zeile 'wenn der Bussard… wie betend in den Sonnenstahlen ruht' meine ich folgendes. Ganz früh morgens sitzen Greifvögel mit leicht angehobene Flügeln auf niederen Ästen oder sogar auf dem Boden und lassen sich von den ersten Sonnenstrahlen wärmen. Ich finde diesen Anblick wunderbar und denke, sie würden, wären sie Menschen, wahrscheinlich ein Dankgebet für den neuen Tag und das Ende der Nacht sprechen. In Wirklichkeit wärmen sie sich nur und denken wahrscheinlich an ihren leeren Magen. Die Tatsache, dass ich die Zeile erklären muss, zeigt, dass sie nicht gelungen ist. Mir fällt im Augenblick nur nichts besseres ein.

Liebe Grüße
Thomas
Thomas ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27.08.2011, 21:58   #4
Falderwald
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Hallo Thomas,

das ist eine sehr schöne Ode an den Tag.
Die Metaphern sind gut gewählt und es entstehen beim Lesen eindrucksvolle Bilder, so daß man eine gute Vorstellung von den Tröpfchen an den Blütenblättern bekommt und auch das Bild des Bussards möchte ich als gelungen bezeichnen.

Dein Gedicht und unser Austausch beim Flügelpferdchen hat mich wiederum inspiriert, denn wie dort schon erörtert, hat jede Medaille ihre zwei Seiten.

Eine kleine Antwort, die dir auch zeigen soll, daß ich dein Reimschema und den Zeilenaufbau verstanden habe, an dem auch nichts zu kritteln ist:

Wenn morgens früh das erste Hell ins Dunkel trifft
und die Magie der Nacht an Zauberkraft verliert,
dann fliehen die Gespenster vor dem Tagesgift
in ihre alten Bücher, desillusioniert
und unsichtbar im hellen Sonnenlicht;
wenn dann der Tag auf seinen Wolken reist,
zeigt sich am Abend bald das Angesicht
der nahen Nacht und es erwacht
der alte Dichtergeist.

Na ja, ich bin wohl doch eigentlich ein Nachtmensch.

Aber ich gebe zu, Tage gibt es für mich auch.


Gerne gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



Falderwald ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.08.2011, 19:30   #5
Thomas
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Beiträge: 3.375
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Hallo Falderwald,

dein Antwortgedicht gefällt mir sehr gut. Ich denke, du solltest es als eigenes Thema einstellen, damit man es später leichter wiederfinden kann.

Solche Rückspiegelungen, wie es dein Gedicht ist, sind eine große Freude!

Vielen Dank und liebe Grüße
Thomas
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