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Liebesträume Liebe und Romantik

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Alt 10.01.2010, 22:18   #1
Leier
gesperrte Senorissima
 
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Oh Schreck, larin!

Anapäst?
ich weiß nicht mal, was das bedeutet.
Aber ich will mich kundig machen.

Kratzfuß
von
cyparis
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Alt 10.01.2010, 23:59   #2
Abraxas
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Zitat:
Zitat von Seeräuber-Jenny
Walzertakt
Streng genommen wäre der Daktylus das Äquivalent zum Walzertakt - nicht der Anapäst.
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Alt 11.01.2010, 00:27   #3
Seeräuber-Jenny
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Ahoi Abraxas,

stimmt: links - zwo - drei...

Dann schaukelt das Boot eben im beschwingten Dreivierteltakt mit Auftakt, nicht wahr?

Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny
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Alt 11.01.2010, 15:31   #4
Abraxas
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Hallo Seeräuber-Jenny,

nehmen wir die erste Zeile als Gegenstand:

"Übern See fährt das Boot und es schaukelt so sacht"

Nun erklär mir bitte mal, wo du hier einen Auftakt siehst.

LG,
Abraxas
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Alt 11.01.2010, 17:06   #5
a.c.larin
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hallo, alle miteinander,

hab eure kommentare schon gestern gelesen, wollte sie aber mal in ruhe verdauen, bevor ich antworte.

erstmal vorweg: dieses gedicht war mal mein erster versuch in die (pestigen) gefilde des anapäst : xxX vorzudringen.

in der tat entwickelte das experiment von anfang an eine gewisse eigendynamik, denn zunächst einmal wolte ich ein gedicht über die insel mainau schreiben, stieg daher ( gedanklich) in ein boot ein, kam aber aus selbigem nicht mehr heraus - und landete zuletzt ganz woanders . na schön, macht nichts.
schließlich ist das dem kolumbus auch passiert...

liebe leier,
ganz bestimmt ist der stil, in dem es geschrieben wurde, antiquiert.
welches "heutige" mädel würde
a) seinen schatz mit "liebster" titulieren?
oder
b) übern see schippern, um ihn zu sehen?
(heutzutage gibts sms, e-mail, handy, facebook. in ganz dringende fällen holt er sie einfach mit dem auto ab)
kein grund also für schiffsreisen und elegisches schmachten!
die mädels heutzutage sind höchstwahrscheinlich "cooler" unterwegs.

lieber abraxas,
probieren geht über studieren - von fehlerfrei bin ich noch weit entfernt,
"was allein wohl daran liegt, dass man nicht kann, was man nicht übt ( Zitat: reinhard mey). der inhalt wurde, was er wurde. geplant war was anderes, (wie das leben halt so spielt)

liebe jenny,
aufgrund persönlicher bekanntschaft hast du wohl irgendwie mein wienerherz
schlagen gehört:
in der tat hatte ich beim schreiben dieser zeilen die ganze zeit eine melodie im kopf, die mich hartnäckig auch noch den tag darauf weiterverfolgte.
die kriegte mit der zeit einen unglaublichen schwung ( ähnlich dem "drehwurm", den man kriegen kann beim walzertanzen. war es ein walzer? ich weiß es nicht genau, abes es könnte durchaus sein...)
schön , dass auch du die musik gehört hast!
dadlü, dadlü, dadlum, dadlum....

hallo feingeist,
deinen langen und ausführliche kommentar musste ich einige male lesen - da gibt es auch so einiges, was ich dazu zu sagen habe.

erstmal: an goethe dachte ich keine sekunde! nicht mal hauchend.
ich hatte musik im kopf - und die nahm mich in beschlag.
der anapäst ist als metrum allerdings ein böses vieh
erstmal deshalb, weil man so nicht spricht, des weiteren entwickelt er eine eigendynamik: ich hatte das gefühl, dabei immer schneller zu werden.

zugegebenermaßen hat es mich deshalb fast aus der ersten kurve geworfen (Str 1/Z4). die notbremsung sieht so aus, wie sie nun aussieht, wobei mich persönlich weniger der reim froh/wo stört (denn das sind beides geschlossene o-vokale, da man das h bei froh nicht hört. oder wird das h in norddeutschland etwa behaucht ausgesprochen? hier in österreich jedenfalls nicht). Die zerstückelung des satzes ist, finde ich, das größere Problem.

das "übern"sehe ich weniger kritisch - hier dürfte sich aber die art der artikulierung sehr unterscheiden, was den norddeutschen und süddeutschen sprachraum betrifft.
( so sagt ein norddeutscher z.b.turm, r-betont in wien hört sich dasselbe wort aber so an: tuam, und zwar nicht im dialekt , sondern auch hochsprache. "übern" hierzulande ist ein glattes "üban" - und das geht sich gut aus.)

"wellenberg, wellental" klingt mit der walzermusik, die ich da im kopf hatte, ziemlich anapästig, also, wenn ich das gedicht als text dazu singen müsste, wärs nicht schwierig.

nachen: ich habe mir aufgrund deines hinweises bilder von barken und bilder von nachen im internet angesehen. auch wenn das wort "nachen" nicht sehr gebräuchlich ist - barke ist es auch nicht -, trifft es wohl eher auf das zu, was sein kann, denn:

"nachen" heißen ( diese boote) besonders dann , wenn ihnen geringfügigkeit und zerbrechlichkeit dem mächtigen element des wassers gegenüber angedeutet wird." ( quelle: Johann August Eberhard: handwörterbuch der synonyme)

barken haben häufig auch mehrere sitze und ruderer, wurden in früherer zeit auch als prachtbarken und mit segel gebaut) für könige in england, in venedig oder im alten ägypten.
nö, ich denke es ist wenig wahrscheinlichm dass ein einzelnes mädel mit so einem ding übern see fährt.....
abgesehen davon gefällt mir das wort "nachen" klanglich viel besser!
"barke" klingt ein bissel nach hundegebell (zumindest für jemanden , der auch englisch kann )

über inversionen kann man streiten . ich persönlich finde nicht alle zwangsläufig schrecklich, genauso wenig, wie nicht jedes "und" am zeilenanfang zu verdammen ist. das scheint mir eher eine mode zu sein....

den "liebsten" kann ich mit vollem bewusstsein als betont an den zeilenanfang stellen ( schließlich ist er die ursache für die ganze mühsame seefahrt) - und dass die liebe sich nicht an gepflogenheiten und konventionen hält, ist seit romeo und julia hinlänglich bekannt.
beim gedanken an ihren liebsten stolpert ihr herz ein wenig aus dem (vers)maß...(jungs, ihr solltet froh sein, das ihr uns so beieindrucken könnt!)

tja , die sache mit der "gischt" ist wohl ein wenig wahr.
aber das mädel ist bis über beide ohren verknallt in den typen!
da wird schon mal der pickelige junge vom nachbardorf zum "liebsten", das lausige ruderboot zum "nachen" und die kleine bugwelle (die jedes boot erzeugt, wenn es fahrt aufnimmt) zur "gischt".
frag sie mal in zwanzig jahren wieder - ich denke, dann betrachtet sie die ganze sache weitaus nüchterner.

bei stophe drei hatte ich zunächst ein "mein" in der ersten zeile stehen, habe es aber dann gelöscht, weil sonst eine doppelung entstanden wäre (mit zeile 2 : mein herz)
wozu in V 2 ein genitiv stehen sollte, ist mir rätselhaft . meines herzens - was?
oder hast du hier das " herz" als anrede gelesen?
ich meinte es so: das herz ist der motor und antrieb für das geschehen:
zuerst ist die emotion da (die ist unbewusst)
dies steigt ins bewusstsein - das nennt man gefühl.
aus dem gefühl erwächst denken und planung ( der sinn).
daraus wiederum resultieren die handlungen (von "Hand") ausgeführt.
allerdings gebe ich zu, dass mich bei Sinn und Hand(XxX) der walzerrhytmus davongetragen hat...Wiener Blut - Wiener Blut...)
"banger" ist auch grenzwertig - da gebe ich dir recht.

"bewegen" müsste es nicht heißen! das wäre dann wirklich ein grammatikfehler.
das herz bewegt die ruder.
die unruhe bewegt die räder.
der lehrer unterrichtet die kinder.
(das objekt in diesen sätzen steht in der mehrzahl, das verb gehört aber zum subjekt.)
hier war eher die korrektur katastrophal - findet du nicht auch?
(achtung suggestivfrage! du kannst hier auch "nein" sagen! )

die anregung, diesen vers zu überarbeiten, lass ich mir aber gern durch den kopf gehen, denn wenn er so missverständlich rüberkommt, sollte eine bessere lösung gefunden werden.

zum titel: ich finde nicht, dass man alles verschlüsseln und verkomplizeren muss. hin und wieder darf schon auch "marmelade" draufstehen, wo marmelade drin ist.



danke für eure kommentare!
larin

Geändert von a.c.larin (11.01.2010 um 17:20 Uhr)
a.c.larin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.01.2010, 18:43   #6
Seeräuber-Jenny
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Ahoi Abraxas,

Zitat:
nehmen wir die erste Zeile als Gegenstand:

Übern See fährt das Boot und es schaukelt so sacht

Nun erklär mir bitte mal, wo du hier einen Auftakt siehst.
Wenn eine Zeile unbetont beginnt, spricht man doch von einem Auftakt, wenn ich mich nicht irre.

Ich würde in jeder Zeile die ersten beiden Silben unbetont lesen.

In unserem Beispiel:

Übern See...
xxX

Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny
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Alt 11.01.2010, 18:58   #7
Abraxas
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Hallo Seeräuber-Jenny,

Zitat:
Wenn eine Zeile unbetont beginnt, spricht man doch von einem Auftakt, wenn ich mich nicht irre.
Was leider der Fall ist.

Von einem Auftakt spricht man in der Lyrik, wenn einer Einheit eines Metrums, hier [xxX] (Anapäst) am Zeilenanfang eine männliche (betonte), oder weibliche (unbetonte) Silbe voraus geht. Da der Anapäst aufgrund seiner Struktur ohnehin weiblich (unbetont) beginnt, handelt es sich hier nicht um einen Auftakt, sondern bereits um die Grundstruktur des Metrums.

LG,
Abraxas
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Alt 11.01.2010, 19:54   #8
Seeräuber-Jenny
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Wieder was dazu gelernt! Danke, Abraxas!

Gruß Jenny
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Alt 11.01.2010, 20:04   #9
Seeräuber-Jenny
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Ahoi Abraxas,

hm, bei Wikipedia erhielt ich nun folgende Auskunft:

Zitat:
Wenn ein Vers mit einer unbetonten Silbe beginnt, so ist dies kein vollständiger Takt, sondern man spricht von einem so genannten Auftakt. Der Auftakt kann auch zwei (oder sogar noch mehr) Silben enthalten, doch hängt es dabei auch vom Leser des Textes sowie vom gesamten metrischen Rahmen ab, ob eine der unbetonten Silben des Auftakts vielleicht als eigenständige Hebung zu betrachten ist, so dass statt eines Auftaktes ein zusätzlicher Takt entsteht.

Jeder Takt enthält genau eine betonte Silbe und – je nach Metrum – beliebig viele unbetonte Silben. Es ist auch möglich, dass ein Takt nur eine betonte und keine weitere unbetonte Silbe enthält, wie z. B. im Knittelvers.
Der Auftakt ist also kein vollständiger Takt. Ein Takt ist bei Wiki nach meinem Verständnis so definiert, dass er eine betonte Silbe enthält.

Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny
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Alt 11.01.2010, 19:58   #10
Feingeist
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hallo a.c.larin,

ich will nur auf die Punkte eingehen, die mir wichtig erscheinen nochmal zu erwähnen.
Wie Du betonst ist Deine Sache, da will ich mich nicht groß drüber unterhalten.
Ich rede allerdings nicht von Mundarten, sondern habe die allgemeinen Metrikregeln eingesetzt, um zu zeigen, Mundart hin oder her, wo es laut des Regelwerkes (nicht meines Regelwerkes) hapert; einige Regeln treffen auch auf mein Gefühl zu, andere nicht (wie z.B. bei Wellenberg, Wellental)..
Ich empfinde es auch nicht als geschickt, sich für ein Metrum zu entscheiden und die Sätze zurechtzubiegen(z.B. die Inversion), allerdings "bewusste" Metrikfehler einzubauen(Liebster). Einmal mag das noch ein toller Kniff sein, beim 2 mal frage ich mich, ob die Dame ob des "Herzstolperns" wohl gesundheitlich auf der Höhe ist

Wieso versucht Du Dich für Wellenberg/Wellental zu rechtfertigen, oder ist es keine Rechtfertigung? Das, was ich ausgesprochen habe war ein Lob, denn die richtige Betonung wäre XxX/XxX - mir gefällt es aber anapästisch besser, da so Berg und Tal, das hoch und runter der Liebe, ins Augenmerk rücken.
Die Hyperbel -> Liebster/Nachen/Gischt finde ich, so wie Du sie darstellt, nach wie vor übertrieben(ja, das ist der Sinn einer Hyperbel, aber ich denke man kann auch eine Hyperberl hyperbeln). Sie wirkt mMn aufgesetzt, aber da scheiden sich halt die Geister.
S3V2 scheine ich nicht zu kapieren. Wenn ich den Satz syntaktisch aufdrösele steht da: Übern See fährt ein Boot, wenn die Sehnsucht mich trägt, wie mein Herz Sinn und Hand dann die Ruder bewegt. Deine Beispiele bringen mir nicht viel, da für mich das Subjekt im Plural steht: Herz Sinn und Hand = Sie bewegen?!
Genitiv dachte ich: wie meines Herzens Sinn und Hand....
Oder soll Sinn und Hand etwa Dativ sein?? Oder eine Ellipse (statt Sinn und Hand/für Sinn und Hand)?? Bei dem Satz blicke ich nicht durch und daher beantworte ich Deine Suggestivfrage mit "nein".

Bei den restlichen Dingen (eigentlich auch bei den obigen ) halte ich einen Diskurs für sinnlos: Du hast Deine Meinung, ich hab meine.

Liebe Grüße

Feingeist

Geändert von Feingeist (11.01.2010 um 20:00 Uhr)
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