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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 11.08.2014, 16:13   #1
Cebrail
verkannt
 
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Hallo Erich,
eines deiner Gedichte welches mich besonders anspricht.

Allein der Einstieg.

Der Tag ist schön.

Vier Worte, die schnörkellos eine Menge sagen und doch, so wie sie da stehen, anmerken lassen, dass diese Schönheit den Erzähler nicht erreicht.
Diese vier Worte flüstern dann in der zweiten Hälfte nochmal auf mich ein und drücken auf mein Gemüt, lassen es noch deutlicher werden. Ich finde das schafft für eine große Intensität und gibt dem Gedicht einen sehr guten Kontrast, da hier der Tag wie er einfach ist im krassen Gegensatz zu den Empfindungen des Erzählers dargestellt wird.

Dieses Gedicht hat mich gepackt und mitgenommen, es fühlt sich an als hättst du mit Effekten gespart ohne aber auf die Schönheit des Wortes zu verzichten, du beschreibst hier einfach wie es ist und es trifft.
Ins Herz.


Diesen Satz von Thomas;

Zitat:
Zitat Thomas;
Ich selbst halte das Geschwätz vom "LyrIch" für einen rechten Scheißdreck, von Leuten, die entweder feige sind oder nichts verstehen.
halte ich persönlich für ziemlich daneben.

Ich zum Beispiel habe nicht alle Situationen die ich in meinen Zeilen beschreibe selber erlebt und muss deshalb von einem LyI sprechen.
Das hat nichts mit feige oder nicht begreifen zu tun.
Außerdem sollte es, meiner Meinung nach, jedem Schreibenden selber überlassen sein wie viel er von seinem Seelenleben bekannt gibt bzw. was er aus seinen Gedichten/Geschichten auf sich bezieht.

Wenn du, Erich, nun sagst, dass die Worte aus deinem Innenich kommen ehrt dich solche Offenheit, aber nicht jeder kann oder will das.

Vielleicht sagt der von mir zitierte Satz auch nur aus, dass dessen Verfasser nichts versteht oder eben eine eingeschränkte/andere Sichtweise hat und das soll nun kein Angriff auf Thomas sein, nur eben ein Appell dafür, dass jeder mit seinen Texten umgehen mag wie es ihm beliebt.

Es hängt alles immer von der Perspektive des Betrachters ab und ab und an sollte man vielleicht auch mal einen Schritt zur Seite tun um den Blickwinkel zu verändern, ein richtig oder falsch gibt es nicht, aber ein Miteinander.

Wie auch immer, so fasst ein jeder das wohl anders auf.

Ebenso stimme ich auch klar mit Erich und Katzi überein, dass man in trüben Stimmungen schreiben kann und sollte und denke, dass man „Bauchgedichte“ irgendwie auch mehr spürt als „Kopfgedichte“.

Bei mir heißt das übrigens "Rausschreiben".

Zurück zu den Zeilen.
Die Umschreibung;
„ein Umhang aus Regenkühl und Nacht“ ist einfach nur wunderbar getroffen und klingt lange nach.

Erich,
ich habe hier Zeilen vor mir die das Prädikat Gedicht wirklich verdienen und es ist eines von denen die bestimmt des Öfteren lesen werde.

Nen Gruß
C.
__________________
© auf alle meine Texte

„Mir gefiel der Geschmack von Bier, sein lebendiger, weißer Schaum, seine kupferhellen Tiefen, die plötzlichen Welten, die sich durch die nassen braunen Glaswände hindurch auftaten, das schräge Anfluten an die Lippen und das langsame Schlucken hinunter zum verlangenden Bauch, das Salz auf der Zunge, der Schaum im Mundwinkel.“
Dylan Thomas
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Alt 11.08.2014, 19:55   #2
Erich Kykal
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HI, Cebrail!

Vielen Dank für deine ausführliche - und so positive - Kommentierung.

Gedichte dürfen ja mehrdeutig sein, ein jeder mag darin sehen, was ihm am nächsten liegt. Ich bestehe nicht darauf, dass meine Intention beim Schreiben die einzig gültige sein und bleiben muss.
Ich verwahre mich nur, wenn jemand etwas hineinliest, was meinem Wertekodex zuwider läuft - sowas muss man richtigstellen.
Ich halte die bewussten Nutzer von LyrIchs nicht für "feige" - es ist ein statthaftes lyrisches Mittel, Nähe und Unmittelbarkeit zu erzeugen. Ich sagte ja nur, dass ich persönlich meist ohne auskomme - ganz ohne Wertung, für die hat erst der Thomas gesorgt.
Oft wird mir in Kommentaren ein LyrIch zugedeutet, wo gar keins gemeint war. Das kommt aber oft daher, dass man als Kommentator niemanden vor den Kopf stoßen will, und ein LyrIch anzusprechen ist unverbindlicher als gewisse Inhalte gleich direkt dem Autor zu unterstellen - ein "diplomatischer Akt vorauseilender Höflichkeit" sozusagen. Wer wollte das jemandem krumm nehmen?

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (11.08.2014 um 19:57 Uhr)
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Alt 12.08.2014, 21:11   #3
Dana
Slawische Seele
 
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Lieber eKy,
Titel: Lebensmüde - Start: Der Tag ist schön

Wenn mich Gedichte berühren oder zutiefst treffen, dann steht immer das Gedicht allein da und ich bewundere, bestaune und fühle mich in der ersehnten "Sprachkunst" bestätigt. Das können nur Dichter, wie du einer bist.
Im Forumleben kennt man sich aufgrund der Sprachkunst. Kommentare und "Geständnisse" vertiefen den Umgang in den Aussagen.
Das lyr. Ich, das sich "auskotzt" oder jenes, das aus "Erfahrung" verdichtet sind gleichberechtigte "Wesen". Beide wollen sich mit einem Anliegen, einem Traum und einer Sichtweise mitteilen.
(Nicht selten habe ich Gedichte in Ich-Form umgestellt, um nicht als Ich erkannt zu werden.)
Ich erwische mich immer wieder dabei, wenn ich z. B. Goethe, Rilke, Hesse u.a. lese, dass ich ihnen nur zu gerne unterstelle, sie hätten bestimmte Situationen er- und gelebt wie ich. Diese "Vermischung" und "Unterstellung" ist für mich völlig "legal". Eigentlich das Großartigste, sich in einem Gedicht selbst zu finden.

Mit "Lebensmüde" hast du unendlich berührt. Solche Stimmungen und Sichtweisen "kennt" man. Bekommt man sie in einer lyrischen Melodie dargestellt, genießt man es als Leser.
Wenn derselbe Autor ab übermorgen ausschließlich das Glück besingt, das man auch kennt, wird sich ein anderer und derselbe Leser wieder berühren lassen und schwelgen.

Das ist die Wirkung der Poesie.

Ich kann in gänzlich gegensätzlichen Gedichten abtauchen und immer selbst entscheiden, welches ich derzeit wie annehme.

Dieses ist unendlich traurig und ebenso unendlich schön.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
Dana ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.08.2014, 09:42   #4
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Beiträge: 8.570
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Hi, Dana!

Es freut mich, dass ich dich mit meinen Zeilen berühren konnte, so wie du mich mit diesem schönen und vertiefenden Kommentar!

Als Dichter gehe ich eigentlich immer von eigenen Emotionen aus, wenn ich schreibe. Die pathetische Anklage, die moralisierende Aussage, das bewusste Tränendrüsendrücken habe ich eigentlich mit meiner Teenagerzeit hinter mir gelassen - das ist nie wirklich authentisch und kommt eher schulmeisternd oder manipulativ rüber. Damit erreichst du den Leser nicht.
Wenn du aber nur deine ureigensten Empfindungen fast lapidar in Worte kleidest, ohne Pathos und Trara, dann bist du ganz bei dir und authentisch. Das nimmt der Leser wahr und auf. Wir Menschen haben empfindlich geeichte Antennen dafür, wie ernst es einer meint und wie treu er sich bleibt. Mir zumindest geht es so.

Vielen Dank für deine erhebenden Zeilen!

LG, eKy
__________________
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Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
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Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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