25.07.2015, 13:39 | #1 |
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präfinale nacht
in diesen brütend heissen schwällen
scheint jede labsal mir vergönnt, kein wölkchen will am himmel quellen, nur schweiss ist, was zu boden rinnt. im nahen osten fallen bomben, in pfützen sammelt sich das blut. des nachts, aus tiefen katakomben, kriecht allenthalben braune brut. wie soll ich da noch friedlich schlafen? die zeiten sind so präfinal! der herr wünscht wieder mal zu strafen, wie radikal, bleibt optional. unruhig zähl ich meine wunden und wälze mich im bett umher. gequält, bewegt von moribunden gedanken, träum ich sorgenschwer. ich träum von tsipras‘ stillem lächeln und schäubles erdmännchengesicht. ist keiner hier, mir luft zu fächeln, damit der traum mich nicht zerbricht? in diesen brütend heissen schwaden erscheint mein exit schon perfekt. da streif ich eine deiner waden und lebensgeist wird auferweckt. Geändert von wolo von thurland (05.09.2015 um 13:31 Uhr) |
21.08.2015, 22:53 | #2 |
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Hallo wolo, |
23.08.2015, 17:53 | #3 |
Gast
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hallo bodo neumann
die forenbetreiber können ja nicht überall sein. also habe ich gerne gewartet, bis du jetzt deine kritik ansetzt, wofür ich danke. "vergönnen" in der bedeutung "missgönnen" ist immer noch lebendig, wie man in nachschlagewerken finden kann. für mich als mundartler ist es ehrensache, es so lange auch einzusetzen. mit s2v3,4 bin ich schon in einem andern forum angeeckt. ich rechne diese verse selber eher der abteilung clowneske dichtung zu, der ich mich durchaus zugehörig fühle. aber nun will ich mir ernsthaft eine alternative überlegen. wenn du bei "erdmännchengesicht" ein spiel mit dem iambus nicht akzeptierst, könntest du auch schon früher (in zeilen 8 und 13) fehler monieren. ich bin hier fest der meinung, dass ein gut angewendeter iambus (ich hoffe, es trifft hier zu) solche variationen nicht nur verträgt, sondern sogar braucht. hoffe, ich nehme damit den mund nicht zu voll und gruss wolo |
23.08.2015, 19:33 | #4 |
Lyrische Emotion
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Moin wolo,
zu Bodos Einlassungen kann ich eigentlich nichts mehr hinzufügen, außer dass mir der Text in Aussage und Art ebenfalls sehr zusagt. Zu dem Begriff "vergönnen" möchte ich anmerken, dass dieser durchaus auch "missgönnen" bedeuten kann. Wenn ich diesen Text aber in einem Buch gedruckt läse, würde ich mich an dieser Stelle auch unweigerlich fragen, wie hat der Autor das denn jetzt tatsächlich gemeint. Es wird durch seine doppeldeutige Aussage zumindest problematisch. Beim "Erdmännchengesicht" im Jambus bin ich ganz an deiner Seite. Die Betonungen liegen zunächst einmal eindeutig auf der ersten und der letzten Silbe, wodurch bei diesem "Fünfsilber" in der Mitte drei unbetonte Silben ständen. Das gibt es aber in der deutschen alternierenden Lyrik nicht, so dass auf jeden Fall die mittlere der drei unbetonten Silben beim Sprechen unwillkürlich leicht angehoben wird. Das ist zwar erzwungen, wie Bodo schon schrieb, aber ein durchaus legitimes Stilmittel, dass sich auch viele klassische Dichter in ihren Texten zueigen gemacht haben. Du hast also meines Dafürhaltens den Mund nicht zu voll genommen... Ich finde den Text gekonnt und gelungen, allein die durchgängige Kleinschreibung kann mich immer noch nicht überzeugen. Gern gelesen und kommentiert... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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24.08.2015, 18:36 | #5 | |||
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Hallo wolo,
Zitat:
Zitat:
Ein fehlender Auftakt wie in Vers 13 stört mich nicht wirklich. Der ließe sich durch ein simples Füllwort sicher leicht korrigieren, andererseits bringt er Abwechslung rein, ohne das Metrum zu ändern. Den krassen Missklang in Vers 8 habe ich tatsächlich überlesen -wahrscheinlich hat mich die böse Vampirbrut derartig in Beschlag genommen, dass es mir nicht auffiel. Mich würde hier jetzt aber interessieren, ob du beim lauten Rezitieren das Metrum wechseln (kriecht der vampire böse brut.) oder deinen Jambus durchziehen würdest (kriecht der vampire böse brut.) Zitat:
lg Bodo |
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31.08.2015, 11:41 | #6 |
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Hallo Falderwald
Das Genitiv-s verschwindet rapide, das Dativ-n wird flächendeckend zum Dativ-m, die Akkusativform der männlichen Nomen ist schon verschwunden... Mann, was kommst du mir da mit deinen Grossbuchstaben? Für die posthume Gesamtausgabe wird "vergönnt" natürlich geändert in missgönnt. Hallo Bodo "fehlender Auftakt ist ein Unwort"! wenn ich das höre, schüttelt es mich. Eben solches gilt auch für den "krassen Missklang in Zeile 8". Ich rezitiere nie laut irgendwelche Gedichte, deine nicht, meine nicht. Einen "Iambus durchziehen" heisst nicht ihn runter leiern im k.'schen Sinn. bitte, beachte: der grösste teil meiner texte kann aus allen möglichen gründen zerrissen werden. aber gerade in diesem hier gibt die behandlung des iambus mmn keinerlei grund zu kritik. danke euch beiden für eure aufmerksamkeit wolo Geändert von wolo von thurland (31.08.2015 um 11:43 Uhr) |
31.08.2015, 14:31 | #7 | ||||
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hallo wolo,
jetzt komm mal wieder runter... ich will dir nicht an die wäsche, sondern eine sachliche diskussion. als vertrauensbildende maßnahme will ich diesmal auch gern auf majuskeln verzichten. Zitat:
Zitat:
Zitat:
Zitat:
mit freundlichem gruß bodo |
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31.08.2015, 16:48 | #8 |
Gast
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die abkürzung kannst du leicht entschlüsseln.
von verslehre habe ich keine ahnung. in meiner verslehre gibt es keinen auftakt. in der musiklehre gibt es ihn schon, nämlich in der marschmusik. aber ein iambus ist nicht per definitonem ein marsch. und nun bitte, bitte, nimm das hier alles nicht so tierisch ernst. ich bin auch für diskussion. aber knapp und zeitsparend. wenn ich jedes meiner wörter zehnmal abwägen muss, weil ich fürchten muss, der leser interessiere sich mehr für meine befindlichkeit als für die sache, wird das alles zu schwierig. also hoffe ich doch, du kannst mit dem ersten abschnitt meiner antwort etwas anfangen. und versichere dich: mir geht es prächtig, ich finde jede kritik an meinen versen interessant und fragen dazu versuche ich nach bestem vermögen zu beantworten. viel spass noch heute! wolo |
31.08.2015, 20:05 | #9 | |
Lyrische Emotion
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Moin wolo,
mit deiner Art der schriftlichen Kommunikation habe ich manchmal ein ganz persönliches Problem, denn ich weiß oft nicht, wie ich einen bestimmten Teil deiner Aussagen zu deuten habe. Nachdem wir vor ein paar Jahren einmal angeeckt sind, haben wir uns (ich zumindest dich) ein wenig aus den Augen verloren. Dann kamst du wieder und ich denke, dass du dich nach deiner Neuanmeldung auf dem Eiland nicht über eine unfreundliche oder abweisende Behandlung seitens der Forenbetreiber beklagen kannst. Also wie soll ich deine obige Antwort deuten? Zitat:
Oder soll ich das humorvoll nehmen, aus Respekt vor dem Alter und der damit vielleicht schleichend einhergehenden Trübung der Gedächtnisleistung (wir waren uns ja darüber im Klaren, dass wir alte(rnde) Säcke sind)? Ich entscheide mich da lieber für die zweite Möglichkeit. Und wenn ich darauf jetzt wieder eine doofe Antwort bekomme, dann verspreche ich dir, dass ich dich in allen künftigen Kommentaren mit einer kleinen fiesen Zusatzbemerkung bezüglich deiner KLEINBUCHSTABEN nerven werde... Liebe Grüße Falderwald
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01.09.2015, 11:09 | #10 |
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Ein jüdischer Soldat liegt im Schützengraben in seinem Blut.
Der katholische Feldprediger will, herausfinden, ob eine letzte Ölung angebracht sei. Hält dem Sterbenden sein Kruzifix vor die Nase und fragt: "Mein Sohn, weisst du, was das ist?" Der Soldat stöhnt kraftlos: "Ich verrecke hier und du gibst mir Rebus auf!" Aber zu uns beiden: Rings um mich herum fallen meine geliebten Dinge, Souvenirs aus frühstem Spracherwerb, den Kartätschen der invasiv-aggressiven anglotrophen Neo-Logonten zum Opfer, und inmitten meiner toten Freunde willst du von mir, dass ich mich komplett cool um deine serbelnden Lieblinge kümmere...? Mann, überfordere mich nicht. wolo |
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