Gedichte-Eiland  

Zurück   Gedichte-Eiland > Gedichte > Finstere Nacht

Finstere Nacht Trauer und Düsteres

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
Alt 08.05.2016, 11:09   #1
charis
/ Bil-ly /
 
Registriert seit: 02.10.2015
Beiträge: 435
Standard Nänie

Eisenstäbe sind geblieben,
fest hält sie der Strunk umschlungen,
fransig golden glänzt der Anschnitt.
Auf Asphalt der Rest von Spänen,
hingestreut wie auf Altäre
Blüten auf geteerten Steinen,
als verlangten Götter Opfer.

Der Geruch nach Holz und Schmieröl
mischt sich mit den Dieselschwaden,
weht durch enge Häuserschluchten,
wo die Höllenhunde toben.
Schau ich auf, dann ist da nichts, ich
spüre nur wie Wirbel knacken.
Wo das Blattwerk nicht mehr atmet
webt ein grauer Dunst der Sonne
Trauerschleier – sie scheint trostlos.

Still zähl ich die Jahresringe
und sie zählen meine Jahre.
Auf dem Eisen sitzt ein Rabe,
zornig schlägt er mit den Flügeln,
und wir beide schreien lauthals:
„Gebt uns einen Vorschlaghammer!
Lass uns Stein um Stein zertrümmern,
diese Höllenstadt zerstückeln!
Ihr verdammten Narren, sagt, was
tat euch diese Linde!?“

Geändert von charis (11.05.2016 um 07:00 Uhr)
charis ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.05.2016, 09:00   #2
juli
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Hallo charis:)

Sehr gerne habe ich deine Nänie gelesen, ich habe auch schon die II gesehen.
Diese hier bist du betont angefangen, du reimst nicht, das stört mich nicht. Es ist intensiv. Die Linde wird gefällt, und der Rabe wird heimatlos. Ich sage das hier nur in ein paar Sätzen, aber du hast es in dieser Rubrik verdichtet. Die Ungerechtigkeit, das der Baum fällt kommt an. Die Bilder und die Vokabeln:
Blüten auf geteerten Steinen

Der Geruch nach Holz, nach Schmieröl,
mischt sich mit den Dieselschwaden, <<<das sind Kontaste, die ich mag

Schau ich auf, dann ist da nichts, ich
spüre nur wie Wirbel knacken.<<< da beginnt bei mir das Kopfkino, es schenit so als wenn die eigenen Wirbel knacken....

Still zähl ich die Jahresringe
und sie zählen meine Jahre.<<<< da weiß man was Zeit bedeutet....und um so schlimmer...

Diese ganze Strophe gefällt mir!

Auf dem Eisen sitzt ein Rabe,
zornig schlägt er mit den Flügeln,
und wir beide schreien lauthals:
„Gebt uns einen Vorschlaghammer!
Lass uns Stein um Stein zertrümmern,
diese Höllenstadt zerstückeln!
Ihr verdammten Narren, sagt, was
tat euch diese Linde!?“



Liebe Grüße sy

  Mit Zitat antworten
Alt 11.05.2016, 06:55   #3
charis
/ Bil-ly /
 
Registriert seit: 02.10.2015
Beiträge: 435
Standard

Liebe Syranie,

Auch hier lieben Dank! Ja, das war meine erste spontane Reaktion. Der erste Vers, der in meinem Kopf war, eine trochäischer Vierheber. Es war dann interessant für mich, wie sich die Stimmung veränderte hat, als ich versuchte, den Stoff in einem Sonett zu verarbeiten.

Lieben Gruß
charis
charis ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu

Ähnliche Themen
Thema Autor Forum Antworten Letzter Beitrag
Nänie a.c.larin Finstere Nacht 6 30.06.2012 06:05


Alle Zeitangaben in WEZ +1. Es ist jetzt 04:15 Uhr.


Powered by vBulletin® (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, Jelsoft Enterprises Ltd.

http://www.gedichte-eiland.de

Dana und Falderwald

Impressum: Ralf Dewald, Möllner Str. 14, 23909 Ratzeburg