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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 16.06.2014, 08:56   #1
Chavali
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Wohin die Wege dich auch führen,
ganz sesshaft wirst du niemals sein,
mit Wind und Segel in die Ferne,
mit Pferden über Stock und Stein.

Verwegen ziehst du deine Straße
hin zu den Bergen und zurück,
das weite Feld und tiefe Wälder,
nur das gehört zu deinem Glück.

Gesetze kümmern dich nur wenig,
aus starren Zwängen brichst du aus,
in deiner Welt bist du ein König,
es hält dich niemand fest zu Haus.

Gedankenfrei mit Wolken ziehen,
Verantwortung für dich allein,
ein Morgenrot und Abendglühen -
sag, kann denn etwas schöner sein?

Oh ja, denn keine Schulter bietet
sich an dem müden Wandersmann,
wo einsam er zur Nacht sich bettet
und wenn er nicht mehr wandern kann.




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© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*

Geändert von Chavali (20.06.2014 um 19:10 Uhr)
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Alt 16.06.2014, 09:46   #2
Erich Kykal
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HI, Chavi!

Jaja, die einsamen Wanderer! Ich wandere auch, ab und zu sogar physisch, aber doch zumeist im Geiste, und kann die letzte Strophe gut nachvollziehen, denn ich wandere stets allein.

S1Z1 - Zur besseren Integration von Z2 würde ich schreiben: "Wohin die Wege dich auch führen,"
S2Z4 - beginnt betont un einem Werk mit unbetonten Auftakten. "nur das gehört zu deinem Glück."

S3Z3 - Schöner "...bist du ein König,"

S4Z1 - "Gedankenfrei mit Wolken ziehen,"

S5Z1 - Wieder ein betonter Beginn! Lösung: "Oh ja, denn..."

S5Z2 - Selbiges: "sich an dem..."

S5Z3 - "wenn einsam er zur Nacht sich bettet"

S5Z4 - "und wenn er nicht mehr wandern kann."


Sehr gern gelesen!

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 16.06.2014, 10:16   #3
Chavali
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Servus, Erich

deine Hinweise für S 1-4 habe ich umgesetzt und das ist gut so.
Strophe 5 möchte ich gern so belassen, ich sag dir auch warum:
Die Strophen 1-4 haben (nun) alle einen unbetonten Auftakt.

Strophe 5 nicht und das durchgängig - weil es so aussehen soll,
als ob jemand dem Wanderer eine Antwort gibt auf die Frage in S4.
Ich hoffe, das kannst du verstehen oder nachvollziehen oder wenigstens mit leben?

Ja, die einsamen Wanderer...die aber meist ein Zuhause haben, wo sie relaxen können
und vom Wandern ausruhen.
Mein Wanderer jedoch ist mehr so ein Desperado, ein Nomade, weißt du?


Hab lieben Dank! Deine Hinweise waren wie immer Gold wert!


Liebe Grüße,
Chavali
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Alt 16.06.2014, 18:05   #4
Erich Kykal
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Hi, Chavi!

Ich verstehe deine Intention, auch wenn es mir persönlich nicht behagt, für so einen Effekt den Rhythmus zu brechen. Da gibt es andere probate Mittel, um zu suggerieren, dass eine andere Person spricht, als den Fluss des Textes derart ruckeln zu lassen.
Natürlich ist das mein persönlicher Geschmack - mich schaudert's eben jedesmal bei so einem Auftaktwechsel, weil das den Rhythmus bricht, und da stellt es einer musikalischen Seele nun mal die Haare auf.

LG, eKy
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Alt 16.06.2014, 19:39   #5
Chavali
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Zitat:
Natürlich ist das mein persönlicher Geschmack - mich schaudert's eben jedesmal bei so einem Auftaktwechsel,
weil das den Rhythmus bricht, und da stellt es einer musikalischen Seele nun mal die Haare auf.
Hallo Erich,

es tut mir weh, wie du die Sache beurteilst.
Natürlich gibt es den Auftaktwechsel in der letzten Strophe.
Und ich behaupte, dass ich beileibe nicht unmusikalisch bin

Es wäre doch so einfach, sich einzulassen auf den veränderten Rhythmus - ich würde auf den ersten Blick sehen,
dass ich anders betonen muss beim Lesen

Ja, denn keine Schulter bietet
sich dem müden Wandersmann,
wenn er einsam nachts sich bettet,
wenn er nicht mehr wandern kann.
XxXxXxXx
XxXxXxX
XxXxXxXx
XxXxXxX

Am Metrum gibts nichts auszusetzen, es ist perfekt.
Du aber sagst, es passe nicht zu den vorherigen Strophen, weil diese alle im Jambus geschrieben sind:

xXxXxXxXx
xXxXxXxX
xXxXxXxXx
xXxXxXxX

Ist es denn wirklich so schlimm und auf keinen Fall zu akzeptieren, dass ich unbedingt den Trochäus
in der letzten Strophe behalten möchte?
Gerade durch den gebrochenen Rhythmus bekommt der Text eine melancholische Note.

Vielleicht habe ich eine seltsame Ansicht dazu
Vielleicht mag sich ja noch jemand zu dem Thema äußern?

Liebe Grüße,
Chavali

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Alt 16.06.2014, 20:23   #6
Erich Kykal
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Hi, Chavi!

Es ist überhaupt nicht schlimm für dich, wenn es dir so gefällt. Ich wollte dir auch keine Unmusikalität unterstellen, das habe ich unglücklich formuliert.
Ich wollte nur klarstellen, das ICH - und vielleicht NUR ich - damit Probleme habe, wenn mitten im Gedicht die Auftakte wechseln, aus welchen wie plausiblen Gründen auch immer.
Dass das einem einzigen Leser nicht gefällt, wird dich hoffentlich jetzt nicht wirklich aus der Bahn werfen, oder? Ich sagte ja, das ist ein rein subjektiver Eindruck meinerseits, kein vernichtend gemeintes Werturteil!

Also gräme dich bitte nicht. Ich schimpfe ja nicht - es ist dein Gedicht und ich mache bloß Vorschläge. Ich bin nicht böse, wenn du sie nicht annimmst und deine eigene Intention präferierst - das ist dein gutes Recht. Mein letzter Kommi sollte nur erklären, warum mir diese Auftaktwechsel so gegen den (persönlichen) Strich gehen, das ging sicherlich nicht gegen dich oder so.

LG, eKy
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Alt 17.06.2014, 19:38   #7
Chavali
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Servus Erich

schön, dass du dich nochmal gemeldet und mich nicht mit meinen Zweifeln allein gelassen hast.
Dafür bin ich dir dankbar.

Vielleicht erbarmt sich ja doch noch jemand, um den Wechsel der Auftakte
in der letzten Strophe zu begutachten und mir eventuell
abzuraten oder zuzustimmen


Danke dir!

Lieben Gruß,
Chavali
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Alt 19.06.2014, 13:48   #8
Narvik
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Hallo Chavali,

das Leben des Nomaden wird in deinem Gedicht gut und nachvollziehbar dargestellt. Es ist ein relativ freies und ungebundenes Leben, denn so richtig heimisch werden diese Menschen ja nirgendwo.
Es ist auch eine Lebensanschauung und eine Philosophie, die diese Menschen besitzen.
Ob es für ihn wirklich, wie in der letzten Strophe beschrieben, etwas Schöneres geben kann, ist eine Frage. Auch sind Nomaden ja oft in Gruppen und Verbänden unterwegs und könnten also durchaus eine Schulter haben, an die sich des abends lehnen können, wenn die Zeit zum Ausruhen gekommen ist.
Der Rhythmuswechsel in der letzten Strophe stört mich nicht wirklich, jedoch fiel auch mir der "Einstieg" etwas schwer.

Herzliche Inselgrüße

Narvik
__________________
Nur der fröhliche Mensch allein ist fähig, Wohlgefallen am Guten zu finden. (Kant)
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Alt 20.06.2014, 17:09   #9
Chavali
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Hallo Narvik,

Zitat:
Der Rhythmuswechsel in der letzten Strophe stört mich nicht wirklich,
jedoch fiel auch mir der "Einstieg" etwas schwer.
danke, dass du geschaut hast

Inzwischen bin ich in mich gegangen (huhu ERICH ) und habe die letzte Strophe
nach dem Vorschlag von Erich in jambische Auftakte umgeändert.

Ich hoffe, es liest sich jetzt so besser, ja perfekt

Was so ein Nomadenleben betrifft, Narvik, habe ich hier den absolut einsamen Wolf bedichtet.
Er ist hier eher ein Abenteurer.

Vielleicht sollte ich den Titel ändern...?


Lieben Gruß,
Chavali


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Alt 20.06.2014, 17:41   #10
Deimos
Marsmond
 
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Hallo Chavali,

kennst du mich, dass du mich so genau beschrieben hast?

Dein Gedicht gefällt mir sehr! So ein Abenteurer-Leben kann schön, aber auch anstrengend sein. Und eine Schulter zum Anlehnen sollte man immer dabei haben.

Gruß Deimos
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„Seine Zeit als welthistorisches Volk liegt hinter ihm.“

Zitat aus Finish Germania von Rolf Peter Sieferle über die Deutschen
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