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Satire Zipfel Für Zyniker und andere Fieslinge |
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04.06.2017, 11:34 | #1 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Der Rapper (Posen ist alles!)
Du wiegst mit starrer gangsterhafter Miene
zum harten Takt dich, als Musik verstanden von jenen nur, die wider alles wüten. Du fühlst dich ganz auf der brutalen Schiene, Versöhnliches ist dabei nicht vorhanden, und alles willst du mit Gewalt vergüten. Und unter diesem rhythmischen Gezucke verströmst du Gesten heischend deine Spucke ins Mikrofon, als wolltest du es fressen - und DAS ist Rap? Das kannste voll vergessen! Die Finger hochsymbolisch in die Augen der Kameras gespreizt, beginnst du wütend den Text zu leiern, der von Bildungsferne und Herzenskälte strotzt. Die Zeilen saugen wie jede Freundlichkeit mit Zorn vergütend sich fest am Lauscher, dass er hassen lerne. Und an den brandig ausgekotzten Phrasen, die gegen alles, was Vernunft ist, rasen, lässt du die Welt dein Ungemach ermessen - und DAS ist Rap? Das kannste voll vergessen!
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (05.06.2017 um 21:31 Uhr) |
04.06.2017, 22:05 | #2 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
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Lieber Erich,
wenn mich nicht alles deucht, soll ich deinen Zeilen entnehmen, dass du gewisse Zweifel an der kulturellen Bedeutung der genialischen, kulturbildenden Kunst des RAP hegst. Abgesehen davon, dass das politisch nicht ganz korrekt ist, übersiehst du die immense Bedeutung des Zeitgeists. Nimm es doch endlich zur Kenntnis, du Ewiggestriger, dass heute nur Künstler ist, wer seine eigene Kotze singen kann. Liebe Grüße Thomas
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© Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller |
04.06.2017, 22:18 | #3 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Hi Thomas!
Beinahe hätte ich deine Antwort ernst genommen! Ich denke, es ist klar, welche "Art" von Rapper mir vorschwebte: die, bei denen - egal, wie der Text lautet - die Botschaft immer bleibt: Isch bin der Allergrößte, isch hab den Allergrößten und isch erschieß die Fotze nach dem F*cken! Abgesehen vom subventionierungswürdigen Sprachgut schlagen solche Lebensphilosophien doch eine echte Bresche für Menschlichkeit und höheres Kulturgut, oder!? Schwarze Sonnenbrille, Käppi mit Goldaufkleber, weißer Sweater - langarmig, egal, wie heiß es ist, jede Menge Blingbling - Goldketten extra fett, Diamantuhr usw. und natürlich viel zu weite halbkurze Hosen in schreiender Farbe, die ihn aussehen lassen wie den siebten Zwerg mit spastischem Anfall, wenn er auf der Bühne herumfuchtelt ... Dazu diese komischen vorgeschleuderten Fingergesten, immer möglichst dicht an der Kameralinse, die ihn offenbar "cool" wirken lassen sollen, das Mikro immer schräg nach unten zum Mund halten ist auch ganz wichtig - warum auch immer. Und natürlich bloß nie eine Miene verziehen - lächeln strengstens verboten, dazu ist er viiieeel zu wichtig und gefährlich! > Kurz - ein Vorbild für unsere Jugend! ;D LG, eKy PS: Dein Einstieg müsste lauten "Wenn mich nicht alles täuscht, ..." oder "Wie mich deucht, ...". Mischen impossible!
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (28.08.2017 um 15:23 Uhr) |
07.06.2017, 12:19 | #4 |
Gast
Beiträge: n/a
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Ich habe nun schon etwas länger über dein Gedicht nachgedacht, lieber Erich.
Ich bin kein Fan von Rap, musste es aber häufig hören, als mein Stiefsohn zu uns kam. Zunächst einmal das Musikalische. Es ist weniger ein melodisches Lied, als ein Sprechgesang, das ist wohl Geschmacksache. Meins ist es nicht, aber auch harte Rockmusik ist für mich nur "Lärm." Dennoch war im Gegensatz zu bekifften Rockmusikern, die in den Siebzigern ihre fettige lange Mähne durch die Gegend schleuderten, als hätten sie ein Rad ab (auch eine reine Pose im Übrigen) der Rap von Anfang so angelegt. Hervorgehend aus den Trommelgesängen der Afro-Amerikaner, sollte Protest kundgetan werden. Es sollten soziale Mißstände angeprangert werden und diese Kultur hat sich bis heute erhalten. Ob der Protest heutzutage berechtigt ist oder es sich bei der heutigen europäischen Rap-Jugend mehr um eine bewusst gewählte "Opferrolle" aus der nicht gelungenen Migration heraus handelt, bleibt dahingestellt. Eine Pose, die mit dem zu diesem Kulturkreis gehörigen Machogehabe ausgeführt wird, wie du richtig beschreibst. Wodurch die eigentliche ursprüngiche Intention in den Hintergrund tritt und sich eigentlich selbst karikiert. Dies wird den Jugendlichen aber nicht bewusst sein. Sie fühlen vermutlich das, was sie singen und darüber müssten sich Integrationsbeauftragte einmal Gedanken machen. Letzendlich geht es dir ja in dem Werk um genau das: Kann man den, der da "singt" und auftritt, mit dem identifizieren, was er anprangert? Öffentlich auftreten ist immer auch Show, Enertainment, man bedient ein Publikum. NIchts anderes taten die Rockmusiker. Und wenn ich heute Menschen mit 50 oder 60 auf Rockkonzerte der Altstars gehen sehe, wie sie sich in ihrer Vergangenheit "verlieren" und sie theatralisch hervorheben, dann kann ich mir auch nur an den Kopf greifen. Wenn man das alles mal abzieht und das, was ich vorher geschrieben habe, kann man es lockerer sehen, denke ich. Jedenfalls ist es mir lieber sie singen als wenn sie Messerfuchtelnd und wütend durch die Innenstädte ziehen würden. Es ist doch nur Protest, der aber , wie ich oben schn schrieb, viel an Glaubwürdigkeit durch die neuzeitliche Pose verliert. Gern drüber nachgedacht mit lG von Koko |
07.06.2017, 12:41 | #5 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
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Liebe Koko,
schön, dass du die Hintergründe andeutest. Ich hatte vor einigen Jahren sogar die Hoffnung, von RAP könne vielleicht ein positiver Impuls auf die Lyrik ausgehen. Das wird wohl nicht so sein, z.T. hast du die Gründe dafür angesprochen. Liebe Grüße Thomas
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© Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller |
07.06.2017, 13:04 | #6 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Hi Koko!
Heute gibt es, wie du sagst, viele Strömungen des RAP, auch sozialkritische Texte usw. Ich habe hier eindeutig den klassischen Gangsterrap beschrieben, der in den amerikanischen Großstadtghettos entstand und vor allem von den dortigen Gangs als Bühne für ihren missverstandenen Manneswahn auf Steinzeitniveau genutzt wurde. Bei Texten wie "F*ck sie und knall sie hinterher ab!" oder "Schau mich schräg an und ich reiß dir den Kopf ab und scheiß dir in den Hals!" und derlei Herzigkeiten mehr auf bildungsfernstem Level hört für mich die "Kunst" auf. Dazu noch die steinkalten Mienen, die verspiegelten Sonnenbrillen, die idiotische Kleidung und all das Proletenprotzgold, mit dem sie sich behängen - und am schlimmsten: diese spastischen Armbewegungen mit den verspreizten Fingern am Ende, mit denen sie in die Kameras wedeln, so als hätte das mordmäßig was zu bedeuten! Dabei ist alles bloß dasselbe wie der geschwollene Kamm und das geplusterte Federkleid des siegreichen Gockels ganz oben auf dem Misthaufen! Nur dämliches Imponiergehabe, nicht anders als Alphamännchen in einer Affenhorde! Wogegen protestieren DIE denn? Nein, sowas steht für mich nur deshalb eine Stufe höher als Tierverhalten, weil sie fähig sind, ihre Primitivität sprachlich auszudrücken! Und wie du sagst - Musik ist das keine. Lähmend monotoner, unartikulierter Sprechgesang mit Perkussionsuntermalung, okay. Warum muss ich mir das dennoch heutzutage ständig irgendwo irgendwie anhören!? Akute Mittelohrvergiftung! Akkustische Körperverletzung! DAS ist RAP/Hiphop! LG, eKy PS: Hier noch ein paar meiner Standardsprüche zum Thema: "Rappen ist für Deppen!" "Wer nichts ist und wer nichts kann, der fängt gern zu rappen an!" "Rap is raping my ears!" (to rape = vergewaltigen)
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07.06.2017, 15:31 | #7 |
Gast
Beiträge: n/a
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ich denke, Erich, deine Wut auf diese Rapper hat vielleicht auch andere Gründe. Ich habe solche Texte noch nie gehört, aber als Lehrer in den Pausen und auf dem Schulhof kann das natürlich anders sein. Natürlich sind solche Texte abscheulich.
Aber ist vielleicht wie mit den Nazibands, die Texte werden ähnlich abscheulich sein. Ich kenne beides nicht. Habe selten Radio an. Nur durch die Kinder, als sie noch hier wohnten, habe ich Musiktrends mitbekommen.. Und sowas, beidseitig, wurde hier nicht gespielt! Für diese Art von Rap hat dein Gedicht natürlich auch seine Berechtigung.Vielleicht solltest du es Gangsterrap nennen, dann würde es klarer, dass du nur eine bestimmte Sorte Rapper meinst. Ich sehe, dass man differenzieren muss. Darum hatte ich mich ja im Vorkommentar bereits bemüht. Aus deinem Gedicht kann ich keine Gangsterrapband erkennen, aber auch "normale "Rapper zeigen eben heutzutage oft diese Allüren. Dieses würde ich dann mal als"Missbrauch" des ursprünglichen Raps definieren. Es gibt, Thomas, Sänger, die versuchten und versuchen, den Rap und seinen Ursprung in melodischere Musik einzubauen. Diese kann ich aber jetzt nicht benennen. Ich denke aber, dass allgemein das Sprachniveau bei Rap so niedrig ist, dass es keine Lyrik werden kann. Rheinhard Mey wird von denen keiner LG an euch beide von Koko |
07.06.2017, 17:18 | #8 |
TENEBRAE
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Beiträge: 8.570
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Hi Koko!
Viele Texte von Heinz Rudolf Kunze sind noch besser. Aber bezüglich Rap: Ich mag ihn ganz einfach nicht, okay? Ich kann ihn nun mal nicht ausstehen, genau wie kommerzielle Volksmusik, atonale Musik oder Reggae. Ich finde ihn durch und durch zum Kotzen - ist einfach so, und ich kann es nicht mal logisch erklären ... Der Rest ist im Grunde Rechtfertigungslametta. Im Gedicht sind einige Anspielungen auf den Gangsterrap, das sollte genügen - das Wort "gangster-" kommt sogar gleich in Z1 vor. Deshalb will ich es auch nicht noch im Titel haben, das wäre eine fast sofortige Wiederholung. LG, eKy
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07.06.2017, 21:18 | #9 |
Gast
Beiträge: n/a
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Ich hoffe, mit Kunze das ist nicht ironisch gemeint, Erich. ich mochte seine Texte und seine Musik.Heute ist der auch schon alt...
Schmunzeln von Koko |
07.06.2017, 22:20 | #10 |
TENEBRAE
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Hi Koko!
Ironisch? Weit gefehlt! Für mich persönlich rangiert Kunze, was lyrische Wortfindung angeht, sogar noch vor May! Ich besitze Kunzes gesamtes musikalisches Werk auf CD. Da sind unvergleichliche Perlen deutschen Sprachguts dabei! zB "Strinenfuß", "Der schwere Mut", "Löwin", fast alle Nummern von der CD "Protest", "Balkonfrühstück", "Die Wahrheit vom letzten Hemd", "Einfacher Mann", "Hallo Himmel", "Aller Herren Länder", "Du wirst kleiner, wenn du weinst", "Der Abend vor dem Morgen danach", "Meine eigenen Wege", "Pegasus", "Ophelia", "Akrobat", ... Die Liste wäre noch lang! Reinhard May ist emotionaler, direkter, aber Kunze, das ist Sprache auf höchstem Niveau! Für mich der beste deutsche Liedermacher überhaupt. LG, eKy
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