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Ausflug in die Natur Natur- und Tiergedichte

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Alt 09.11.2011, 14:10   #1
Friedhelm Götz
Schüttelgreis
 
Registriert seit: 02.11.2011
Beiträge: 954
Standard Gesang über den Wassern

In mir ist Island, die Geysire fauchen,
die Adern blau wie Meer, das mich durchscheint.
Vulkane müd aus Schattenhöhlen rauchen,
ein Riesengletscher Schwermuttränen weint.

Die Insel schluchzt, als fürchte sie die Landung
des Jenseitsvogels auf dem Dom aus Stein.
In alten Grotten wütet wild die Brandung,
in Nebel hüllt der Gischt die Felsen ein.

Am Himmel gilben Wolken wie Zitronen,
von dumpfen Schlägen hallt die Sonnenuhr,
erzählt von längst vergangenen Äonen,
die einst der Insel eingeprägt die Spur.

Da brach die kalte Flut mit Urgewalten
aus fernen Welten wilde Rosen aus.
Erloschner Sterne Licht glänzt noch basalten
und leitet mich auf meinem Weg nach Haus.

Geändert von Friedhelm Götz (22.11.2011 um 14:29 Uhr)
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Alt 09.11.2011, 16:01   #2
Chavali
ADäquat
 
Benutzerbild von Chavali
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.001
Standard

Hallo Flöhezimt,

alles was recht ist:
Das ist ein schönes Gedicht.
Ein Text, der den Namen GEDICHT zu Recht trägt.

Ich sehe in dem Inhalt zwei Ebenen: einmal die Naturebene - möglichweise das Sterben des Eises durch globale Erwärmung
und zweitens die mentale Ebene, die eine Veränderung der Lebensumstände (Krankheit, Genesung, Liebe u.a.)
verursachen kann.

Daher nehme ich die Worte einmal wörtlich und das andere Mal denke ich sie mir als Metaphern

Da du dein Gedicht aber hier in Natur eingestellt hast, ist der Inhalt und die Aussage wahrscheinlich
auch eher in der Natur zu suchen.

Ich weiß gar nicht, welche Strophe ich hervorheben soll, eigentlich gefallen sie mir alle.
Aber diese hier besonders gut:
Zitat:
Am Himmel gilben Wolken wie Zitronen,
von dumpfen Schlägen hallt die Sonnenuhr,
erzählt von den vergangenen Äonen,
die einst der Insel eingeprägt die Spur.
Beeindruckte Grüße,
Chavali
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
Chavali ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.11.2011, 16:58   #3
ginTon
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von ginTon
 
Registriert seit: 14.02.2009
Ort: Mainz
Beiträge: 12.423
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hallo gerd flöhezimt,

Ich schließe mich meiner Vorrednerin an und denke, dass dir hier ein gutes lyrisches Gedicht gelungen ist, wenn auch bei einem Pentamer der Klang nahezu ins erzählerische gleitet und somit die Lyrik, sprich der Klang hier wiederum mehr in den Hintergrund rückt. Dein letztes Werk mit dem youtube link ist in dieser Hinsicht singbarer, da es vierhebig in der Betonung ist. Was denkst du?

Das Metrum ist klassisch mit abwechselnden weiblich/männlichen Kadenzen überkreuzt, und durchgängig mit reinen Reimen ausgestattet. Ausnahme ist 1. Strophe "brüllen, beryllen" sind mitunter klanglich ein reiner Reim, grammtikalisch jedoch nicht..

Inhaltlich wird die Insel "Island" beschrieben, welche ja in letzter Zeit gerade in den Printmedien einen Aufschwung, hinsichtlich schriftstellerischen Newcomings, erfuhr. Hier wird sie in altbewährter Weise, "Wolken, Jenseitsvogel, Grotten, Nebel, Gischt, Rosen" um nur einige Substantive zu nennen, vom Inhalt fachwerklich sicher sehenswert, dargestellt. Man stellt beim genaueren Lesen fest, dass hier ein Dichter am Werk ist, der in der lyrischen Sprachsetzung geübt ist und in dieser Hinsicht sein Handwerk versteht. Dennoch ist das Werk klassisch/romatisch und man könnte es vllt. dem "neo" Stil zuordnen, der immer dann zu tragen kommt, wenn die Stilmittel einer Epoche wieder aufgegriffen werden.

formal und klanglich gefällt mir das Werk, ...liebe Grüße gin
__________________
© Bilder by ginton

Schtjel Sam Abys Mje Uchiel!

Alles, was einmal war, ist immer noch, nur in einer anderen Form. (Hopi)


nichts bleibt, nichts ist abgeschlossen und nichts ist perfekt... (Wabi-Sabi)
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Alt 10.11.2011, 10:46   #4
Friedhelm Götz
Schüttelgreis
 
Registriert seit: 02.11.2011
Beiträge: 954
Standard

Hallo chavali und ginTon,

habt vielen Dank für die ausführliche und interessante Kommentierung. Mit diesem Gedicht hat es eine besondere Bewandtnis. Es ist ein Jugendgedicht aus meiner Schulzeit. Mein Lehrer und Mentor hat mir bei der Besprechung eines expressionistischen Autors, dessen Namen ich vergessen habe, die Aufgabe gestellt, aus einigen Metaphern und Bildern etwas im expressionistischen Stil zu verfassen, ob Prosa oder Lyrik, durfte ich entscheiden. Das ist jetzt schon über 50 Jahre her. Es wäre für mich sehr wichtig, noch mehr Stellungnahmen zu erhalten, um den lyrischen Wert dieser Verse einordnen zu können. Die von mir selbst empfundene Schwülstigkeit der Verse hat mich damals veranlasst, diesen lyrischen Weg zu verlassen, und mich mehr der heiteren Muse zuzuwenden. In jüngster Zeit habe ich aber den Eindruck, dass sich Autoren wieder mehr expressionistisch öffnen.

Der Reim brüllen-Beryllen gefällt mir auch nicht. Ich kannte das Wort gar nicht, es war aber in der Vorlage meines damaligen Lehrers vorgegeben. Ich habe das Gedicht entsprechend geändert.

LG G.F.

Geändert von Friedhelm Götz (22.11.2011 um 14:33 Uhr)
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