18.01.2012, 23:09 | #1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Im Jahrbuch der Lyrik 2011
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.Im Jahrbuch der Lyrik 2011
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19.01.2012, 11:00 | #2 |
asphaltwaldwesen
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na puh, stimme,
das jahrbuch der lyrik 2011 scheint es ja für den narren (?) in sich zu haben... ich habe - neugierig geworden - ein wenig nachgestöbert und diesen link hier gefunden (das jahrbuch selbst werd ich mir vermutlich jetzt doch auch bestellen - schon allein, um "mitreden" zu können ohne nur hörensagen oder vermutungen von mir zu geben): w w w.poetenladen.de/theo-breuer-jahrbuch-lyrik-1979-2011.htm da kam auch gleich das von chavali so geschätzte antpöhlersche "Ende März" vor, das anscheinend den 2011er band eröffnet. ich finde aber die ausführungen da (siehe link) sehr interessant und sehe es ev. mit anderen augen: das jahrbuch stellt eine bestandsaufnahme dar, ganz ohne bewertung oder auswahl außer nach dem kriterium der zeitgemäßheit. und die wiederum wird nicht bewusst ausgewählt - die bestimmt nun mal - ja - die (wenn auch kleine) masse derer, deren stil am prägnantesten als "jahrestypisch" hervorsticht. ich glaube es ist wie in der malerei und den anderen bildenden kunstdisziplinen auch: spätestens seit in der moderne "anything goes" gilt und das experiment und sich-ausprobieren im ausdruck und in den mitteln, das brücken-schlagen zwischen disziplinen und traditionen, das "konzept" hinter dem werk die bühne für sich haben, weil der akademismus von den errungenschaften der technik (foto, multimedia,...) überholt wurde in seiner leistung des "abbildens" der welt an der oberfläche, hat sich in allen disziplinen eine andere herangehensweise an kunst entwickelt. sie wird individueller, noch weniger messbar und vor allem nicht mehr bewertbar außer für sich selbst. und selbst dann ist es nur der versuch einer einordnung, um fassen zu können, was da versucht wurde auszudrücken. das wird - je nach vorlieben und "brillentönung" - für jeden anders ausfallen. um "gut" oder "schlecht" geht es schon lange nicht mehr. ist es das, was der narr zwar spürt, aber anscheinend nicht erkennen kann? fühlt er sich dadurch so aussichtslos? dein gedicht berührt mich insofern, als ich ja von berufs wegen weiß, wie schwer es fällt, zugang zu zeitgemäßen werken zu finden, die sich jeder bemessung entziehen. die in ihrer sprache, ihrem ausdruck fremd scheinen, mit uns spielen, ohne uns einzuweihen. in all dem wird es tatsächlich schwierig, zu unterscheiden, was "gut gemacht" ist oder schlecht. oft geht es auch gar nicht mehr darum. es geht nur noch um den dialog. und die bereitschaft dazu bleibt immer mehr dem betrachter überlassen. kunst biedert sich nicht an. immer weniger. wenn man die kunstgeschichte gut kennt und die kulturhistorischen entwicklungen hinter den jeweiligen epochen und strömungen im großen, dann erkennt man, dass der kunst nur diese "rolle" bleibt, um sich abzugrenzen als solche. alles andere wird ja heute von maschinen weitaus "echter" abgebildet. was also soll kunst sonst versuchen, als das abzubilden, das eben nicht offensichtlich und an der oberfläche ablesbar ist? täte sie nicht, was sie heute tut, wäre ihre "ausnahmestellung" dahin. wie aber ist und bleibt man eine "ausnahme"? eben. ich sehe, dass sich dasselbe auch in der literatur vollzieht. akademismus ist nicht mehr zeitgemäß. die lyrik der generationen vor uns ist zeitlos schön und wird es auch bleiben. mozarts musik ist ja auch unberührt und unbestritten schön - auchnoch in heutigen tagen. doch musik wie seine wird auch heute nicht mehr neu geschrieben. vielleicht erklärt dieser vergleich, warum der narr zum einen einer ist und warum man aber zum anderen die trauer durchaus nachvollziehen kann. ich denke aber, genau das ist die botschaft (oder erkenntnis), die sich im text hier ankündigt. ein leises ahnen. und der beginn eines abschieds eines traums - und auch das kann ich verstehen: denn das "schöne" im sinne vom gefälligen, lieblichen verliert tatsächlich in der kunst ihren platz und führt ein schattendasein. aber es ist - ich weiß, ich wiederhole mich da - zeichen unserer zeit. und es ist gut, wenn wir das schöne hochhalten. es ist aber ein scheiterkonzept, wenn wir versuchen, es als aktuellen wert von vorrangigkeit zu propagieren. der genuss von schönem ist heutzutage nicht mehr "fashionable". sogar kunst zu konsumieren wird zum sehen-und-gesehen-werden. eine bestimmte ausstellung oder galerie bevorzugt zu besuchen zum status-symbol. mit ehrlichem genuss hat es nur für die wenigsten zu tun. der kunstmarkt macht das allerdings auch schon lange nicht mehr möglich. kunst ist wertanlage, nichts anderes als eine aktie. da das mit büchern nicht klappt, da sie in größerer zahl (und nicht einem original) aufliegen, kann lyrik oder herausragende literatur allgemein da nicht mitspielen. da seh ich den entscheidenden unterschied. lyrik zu lesen, gar zu schreiben und/oder zu schätzen spielt sich, seit es als erziehungsgut und standes-gemäßes benehmen nicht mehr bestandteil in unserer kultur ist, im verborgenen ab. lesungen sind gut besucht, wenn mehr als fünf leute im publikum sitzen. es ist schlicht und einfach nicht lukrativ - und da, genau da liegt der knackpunkt. die qualität des geschriebenen ist aus diesem "mechanismus" nicht herauslösbar. auch foren verzerren m.E. den blick darauf, was gute lyrik ist. auch hier spielen ellenbogentechnik, unverfrorenheit im präsentieren der person des autors und der texte eine große rolle. angebot und nachfrage sowieso. das jahrbuch der lyrik allerdings - was ich so anlesen konnte - finde ich nicht durchweg "schlecht". vielleicht kann ich daher nicht ganz nachvollziehen, was dich zum titel motiviert hat, liebe stimme. auf jeden fall dringt aus deinen zeilen viel enttäuschung und angst, einem gespenst nachzujagen, das von keinem mehr erkannt wird, weil es mit jedem jahrbuch mehr und mehr verblasst. gern würd ich trösten und sagen, dass nur der narr erkannt hat... aber da wir alle narren sind, erkennt jeder für sich das, woran sein herz hängt. mit manchem davon steht man dann eher alleine da. als künstlerisch denkender oder auch nur von seinem tun beseelter (wer bestimmt schon, wer sich "künstler" nennen darf?) tut man das fast immer. liebe grüße, deine fee
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"Gedichte sind Geschenke an die Aufmerksamen" Paul Celan Geändert von fee (19.01.2012 um 11:04 Uhr) |
19.01.2012, 11:24 | #3 |
ADäquat
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Guten Morgen, liebe Stimme,
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Geändert von Chavali (19.01.2012 um 11:33 Uhr) Grund: Textstelle hervorgehoben |
19.01.2012, 12:10 | #4 |
asphaltwaldwesen
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es gibt übrigens mehrere "jahrbücher zur deutschen lyrik".
nur mal angemerkt. beispielsweise: w w w.deutscher-lyrik-verlag.de/sites/anthologie.html und was sagt uns das? eben - dass es immer (!) auch eine sehr subjektive auswahl einer "gruppe" darstellt. wie sähe das jahrbuch 2011 des gedichte-eilands aus? wie sähe das forenübergreifende jahrbuch "foren-lyrik-jahrbuch 2011" aus? ich weiß, was der narr betrauert - und worin er sich verloren fühlt. aber das ist er gar nicht. wie man sieht, gibt es doch genügend ähnlich-denkende. brächten die ein jahrbuch heraus... dann wäre ein ausgleich doch wieder hergestellt. oder sind die erwartungen höher? ich warne hier davor, nicht die leichte verzerrung zu übersehen, die "jahrbücher" immer auch darstellen. und ein wenig macht mich betroffen, weil mich im gedicht wirklich diese traurigkeit des narren angepackt hat. und ich ihm nicht anders helfen kann. btw. ist das sonett durchaus zeitgemäß gehalten hier. ein beweis mehr, dass auch das noch bestehen kann neben all dem gewollt neuen und modernen. der eigentliche fehler besteht m.E. darin, das jeweils "andere" als konkurenz zu betrachten und als "feind", hab ich manchmal fast das gefühl. liebe grüße, fee
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"Gedichte sind Geschenke an die Aufmerksamen" Paul Celan |
19.01.2012, 15:21 | #5 | |
Erfahrener Eiland-Dichter
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hallo stimme,,
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© Bilder by ginton Ich fühle, also bin ich! Alles, was einmal war, ist immer noch, nur in einer anderen Form. (Hopi) nichts bleibt, nichts ist abgeschlossen und nichts ist perfekt... (Wabi-Sabi)
Geändert von ginTon (19.01.2012 um 15:31 Uhr) |
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19.01.2012, 16:12 | #6 | |||||||||||||||||||
Erfahrener Eiland-Dichter
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Liebe fee,
ich kann dir auch einen Link bieten, ich meinte ein anderes: ht tp://bilder.buecher.de/zusatz/32/32544/32544136_lese_1.pdf Zitat:
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Die "Wände" färben sich schwarz und es regnet. Was ist es, das da "trauert"? Es macht dem Narren nur deshalb etwas aus, alleine zu sein, weil er geht - und "nach ihm niemand kommt". Die "Zukunft" ist "schwarz", weil ihr, so fürchtet er, die "Farben" fehlen. Das "Weiß" bietet eigentlich ja die Möglichkeit aller Farben, aber es färbt sich eben "schwarz" - und Schwarz ist keine Farbe ... Herzlichen Dank für deinen ausführlichen Kommentar. (Auf den zweiten Kommentar von dir antworte ich noch einmal separat, damit nichts "durcheinander" kommt.) Liebe Grüße Stimme -------------------------------------------------------------------------- Liebe Chavi, Zitat:
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Liebe Grüße Stimme ------------------------------------------------------------------- Liebe fee, Zitat:
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Danke, dass du dich noch einmal mit dem Gedicht und seiner Aussage befasst hast. Liebe Grüße Stimme ---------------------------------------------------------------------------------------- Hallo, gin, das hat sich wohl wirklich überschnitten, ich hole es aber gleich nach. Ich dachte gar nicht daran (da ich recht lange an meiner Antwort schrieb) noch einmal nach oben zu scrollen. Also: Entschuldige bitte und danke, dass du mich darauf aufmerksam gemacht hast. Zitat:
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Ist der Narr ein Narr, weil er närrisch ist - oder ist er ein Narr, weil er vom "Zeitgeist" als solcher eingestuft wird? Vielen, lieben Dank auch für deinen Kommentar. Liebe Grüße Stimme
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Geändert von Stimme der Zeit (19.01.2012 um 17:07 Uhr) |
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19.01.2012, 19:23 | #7 | |||
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19.01.2012, 21:10 | #8 | |
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Hallo, gin,
ich danke dir für deinen zweiten Kommentar, und ganz besonders dafür, dass du dir so viel Mühe gemacht und bestimmte Titel von Gedichten herausgesucht hast. Und auch für die Tipps bezüglich der Bücher. Ich habe bereits einen Link mit Auszügen aus Versnetze vier gefunden, und schaue heute Abend mal in aller Ruhe hinein, um mir einen ersten Eindruck davon zu verschaffen. Zitat:
Auf jeden Fall sage ich dir ein ehrliches: Dankeschön! Liebe Grüße Stimme
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20.01.2012, 12:12 | #9 |
nach vorn sehen und nicht
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Hallo Stimme der Zeit,
ich habe es mir abgewöhnt in so einem Jahrbuch meine Gedichte einzustellen und die fertigen Bücher für teures Geld zu erwerben. Lieber schreibe ich in Foren und bekomme Rückmeldungen, mit denen ich umgehen kann. Ich halte nichts von solchen Jahrbüchern und muss sagen, ich kam mir irgendwie dumm vor, solche Angebote anzunehmen. Da hat mich schon die Schule des Schreibens davor gewarnt, genau wie vor Verlagen die Druckkostenzuschläge berechnen. Dann kommen 100 Bücher eventuell in die Läden, der Rest wird - da es keinen Verkauf gibt - eingestampft. Herzlichst Timo
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Nach vorn sehen und nicht zurück! |
20.01.2012, 21:19 | #10 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hallo, Timo,
ganz ehrlich: Ich bin noch nie auch nur auf den Gedanken gekommen, meine Gedichte in irgendwelche "Sammelbände" einzustellen, geschweige denn, mir diese Art Bücher (von einzelnen Ausnahmen zu bewussten Informationszwecken abgesehen) zu kaufen. Und ich finde mich damit ab, nicht "auf dem Papier gedruckt zu sein". Persönlich würde ich nie meine eigenen Gedichte in einem Selbstverlag oder Ähnlichem herausgeben. Warum? Nun - entweder gibt es Interesse und sie werden für gut befunden, oder eben nicht. Außerdem: Sie stehen doch in Lyrikforen und sie werden gelesen. Darum geht es mir ja. Ob da z. B. mein richtiger Name steht, das ist mir eigentlich wirklich egal. (Damit bin ich eine "seltene Pflanze", ich weiß. ) Und du hast recht. Bei solchen Büchern gibt es auch keine Rückmeldungen, das kommt noch dazu. Ich las auch schon Informationen bezüglich "solchen" Büchern und auch den entsprechenden Verlagen. Also, selbst wenn ich so eitel wie irgendwas wäre, würde ich mich trotzdem auf Derartiges nicht einlassen. Versteh mich bitte nicht falsch, ich halte auch (ganz persönlich) nichts von "Schreibschulen". Für mich ist das etwas Ähnliches wie diese Verlage. Ich habe das Internet und großen Lernwillen. Das geht auch autodidaktisch und damit kostenfrei. Aber nimm das bitte jetzt auf keinen Fall auf dich bezogen, das ist lediglich eine Grundeinstellung von mir, die sich auf alle diese Bereiche erstreckt. Mittlerweile weiß ich eine Menge, allerdings gehört zum "Selbstlernen" viel Disziplin (Motto: Keine Lust? Dann erst recht ). Und Disziplin habe ich genug, also funktioniert das bei mir sehr gut. Und je mehr ich auf dieser Art lerne, desto "flotter" geht es voran - denn auch das Lernen selbst will geübt sein. Im Grunde genommen möchte ich dir damit sogar den Tipp geben, es zu versuchen. Am Anfang ist es schwer, aber mit der Zeit nimmt man alles immer leichter und schneller auf. (Man entwickelt auch sein "eigenes System", das anderen vielleicht "ungeordnet" erscheinen mag, aber schon seine eigene Ordnung hat.) Im Web gibt es so viele Möglichkeiten, um sich intensiv mit Lyrik zu befassen. Und selbst wenn man mal eine falsche Information bekommt, früher oder später wird das erkannt. Und schließlich lernen wir ja aus Fehlern am meisten. Liebe Grüße Stimme
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