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Bei Vollmond Phantastisches und Science Fiction

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Alt 26.04.2011, 19:05   #1
Stimme der Zeit
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Standard Begleiter (Sestine)

Begleiter


Am Himmel scheint ein heller, voller Mond;
der Tag geht schlafen, jetzt erwacht die Nacht.
Geheime Wege führen durch den Wald,
er zeigt mir seine Schönheit, die Magie
des Unbekannten lädt mich ein zum Tanz.
Ich lass mich leiten, folge meinem Stern.

Ein Glitzerlicht verströmt mein kleiner Stern,
wie groß und stark dagegen wirkt der Mond,
beherrscht mit Macht die Frühlingsnacht.
Auf meinen Wegen hier im Zauberwald
vertreibt er mir die Ängste und Magie
erfüllt mich tief, verlockt zum Freudentanz.

Im Rhythmus der Natur im Lebenstanz
zu schweben, wunderbar. Mein Freund, der Stern
begleitet mich, er funkelt, lacht zum Mond
und sagt: Du krönst dich selbst zum König Nacht,
wirfst silberhelles Leuchten auf den Wald,
doch mir gehört das Lachen der Magie.

Sie lacht in meiner Seele ... Die Magie
des Augenblicks ist wie Musik zum Tanz,
die meine Füße lenkt. Mein treuer Stern
führt mich zu neuen Orten, die kein Mond
erreichen kann. Ein Raunen in der Nacht
verspricht mir Leben: Sommer wohnt im Wald!

Es riecht nach Herbst im warmen Heimatwald,
ich hör den Puls des Daseins, Herzmagie
und Melodie des Glücks. Im Schattentanz:
Komm, singe Lieder, mein Begleiterstern!
Warum verdunkelt sich dabei der Mond?
Woher die grauen Wolken dieser Nacht?

Umhüllt von schwarzem Tuch versinkt die Nacht
in Finsternis, ein Schrei durchdringt den Wald
mit hohlem Klang, ein Eulenruf: Magie,
sie schwindet, höre zuuu! Hab Acht, der Tanz
der Toten will beginnen! Duuu! - Mein Stern,
ich kann dich nicht mehr sehen, selbst der Mond

ist fort. Kein Mondlicht mehr, die Winternacht
durchdringt den Wald. Sie greift nach mir, Magie
erlischt ... im Todestanz ... da ist ... mein Stern!



(Angeblich ist das die "leichtere" Variante. Meine Meinung: Japs.)
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Alt 27.04.2011, 14:20   #2
a.c.larin
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hallo stimme der zeit,

bist du des wahnsinns kusprige beute - eine waschechte sestine!

vorangestellt mal: hut ab!

ich weiß, was man dabei für ein hirnschmalz verbraucht - hab vor langer, langer zeit auch mal eine geschrieben:
ich kann also sagen: da war ich dabei - das brauch ich nicht mehr ("Japs" ist der richtige Ausdruck)

deine sestine gefällt mir bei weitem besser als meine.

darum : großer applaus ( vor allem fürs durchhalten dieser vetrackten form!)

wie oft musstest du währeddessen aufs klo? und wie hoch war dein kaffeekonsum?

ehrlich beeindruckt,
larin
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Alt 27.04.2011, 16:48   #3
Stimme der Zeit
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Hallo, larin,

mir war am Ende auch nach Japsen zumute. Das ist wirklich eine "vertrackte" Form.

Normalerweise schreibe ich in einem "Rutsch" durch, bzw. das, was ich meine "Rohfassung" nenne. Mit dem Verbessern, Umschreiben, Schleifen und Polieren verbringe ich dann sehr viel mehr Zeit. Wobei das bei jedem Werk variiert, manchmal schreibe ich auch etwas, das bis auf zwei, drei Kleinigkeiten "fertig" ist.

Die Sestine war eine echte Herausforderung. Ich habe sie in 3 Etappen geschrieben. Danach korrigiert und ausgebessert, ein paar Tage "reifen" lassen und mit frischem Kopf nochmal überarbeitet. Das Ganze dann ein drittes Mal, bevor ich (einigermaßen) zufrieden damit war. Na ja, völlig zufrieden bin ich mit meinem Geschriebenen eigentlich nie ...

Am schlimmsten ist die Begrenzung auf nur 6 Endreime. Nach der ersten Strophe war mir klar, dass ich es nur mit einer Menge Enjambements schaffe, sie dem Leser nicht "ins Gesicht springen" zu lassen - obwohl ich nicht weiß, ob ich es tatsächlich geschafft habe oder das nur denke.

Mit "mein Stern" versuchte ich, durch eine absichtliche Wiederholung einen starken roten Faden zu schaffen, der von den anderen Wiederholungen "ablenken" soll. Ist das einigermaßen gelungen?

Über den Inhalt möchte ich noch nichts sagen, sonst kann ich nicht einschätzen, ob die zeitliche Linie stimmig ist, die ich mich bemüht habe, hier einzubauen. Ebenso wie die Bedeutung der Metaphern. Im Kopf hatte ich eine deutliche Vorstellung, aber sie hier in diesem "Korsett" anzubringen, war echt schwer. Bei dieser Sestine habe ich zum ersten Mal auch richtig Scheu vor den Kommentaren, ich bin viel unsicherer als sonst. Beim Posten dachte ich: Hoffentlich hast du da jetzt keinen "Murks" verfasst ...

Zitat:
wie oft musstest du währeddessen aufs klo? und wie hoch war dein kaffeekonsum?
Ich drehe die Reihenfolge mal um. Der Kaffeekonsum war rekordverdächtig und sorgte für erhöhten Wasserverbrauch ...

Deshalb gestern Abend auch mein Smiley im Chat. Ich war einfach platt im Kopf von der letzten Überarbeitung. Ein Vers wurde zu meinem "persönlichen Feind", da war mir zeitweise nach zumute ...

Vielen, lieben Dank für dein Kompliment und

ganz liebe Grüße

Stimme der Zeit
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Geändert von Stimme der Zeit (27.04.2011 um 16:57 Uhr) Grund: Ein Wort ersetzt.
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Alt 27.04.2011, 18:11   #4
Dana
Slawische Seele
 
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Liebe Stimme der Zeit,

ich bin jetzt überzeugt, dass du in einem "Vorleben" eine Ameise gewesen bist, und zwar wegen deiner Emsigkeit ohne Ermüdungserscheinungen.
(Wenn du dich im Chat wegen Müdigkeit verabschiedest, ist das nur ein Vorwand!)
Larin, du auch!

Eine Sestine! Ich musste erst googlen und fühle mich jetzt um ein paar Gramm schlauer, die sich nicht auf der Waage zeigen. Dafür vielen Dank.

Wenn jemand eine Sestine wagt, dann wird es müßig sein, nach "Fehlern" zu suchen.

Hätte ich mich nicht vorher informiert, würde ich eine ziemlich "dümmliche" Kritik schreiben. (Von wegen Wiederholungen )

So aber ließ ich mich darauf ein und bin mitgegangen. Habe geschaut, gelauscht und plötzlich war ich mitten drin - in Magie. Die Monde wechselten, die Jahreszeiten und ich ging und tanzte. Ich hörte sogar Musik: "Der Totentanz" die ich des öfteren genieße.

So weit zum Einlassen.
Gelobt aber sei deine Leistung.
Bei aller Liebe zur Dichtung, habe ich weder ein Sonett noch eine Villanelle gewagt.

Habe mich auf deinen Begleiter gern eingelassen.

Liebe Grüße
Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 27.04.2011, 21:03   #5
a.c.larin
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hallo stimme,

also ehrlich: noch mal hut ab - was du dir so alles gedacht hast beim schreiben.....
(ich denke eigentlich nie - ich lass mich nur so schreiben....)

ich glaube , ich habe damals an meiner stestine fünf oder sechs stunden gebastelt - und dann hatte ich einen kopf, so breit wie ein autobus!

die sechs endreime engen wirklich extrem stark ein - noch dazu, weil sie auch alle in der terzine zum schluss wiederkommen müssen!

das wird schnell langweilig.

du hast das aber wirklich toll hingekriegt.
bei dir ist das fast ein krimi.

hallo dana,
was meinst du mit : larin - du auch?
so viel chatte ich doch gar nicht....
a.c.larin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27.04.2011, 21:03   #6
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Liebe Dana,

wenn ein Lob nicht etwas Schönes für mich bedeuten würde, dann wäre ich wohl kein Mensch - oder müsste lügen.

Aber ich muss dir hier trotzdem widersprechen:

Zitat:
Wenn jemand eine Sestine wagt, dann wird es müßig sein, nach "Fehlern" zu suchen.
So weit bin ich sicher noch nicht, wer weiß, ob ich es jemals sein werde. Nach gerade mal 5 Monaten? Ich mache Fehler, und sicher sind hier auch einige. Ich bin dir dankbar, wirklich, und höre ein Lob schrecklich gerne, aber ich kenne viele Dichter/innen, die so viel besser sind als ich. Aus der Vergangenheit und auch im Heute. Ehrlich gesagt, mir fällt es schwer, mich selbst "dabei" zu sehen, bin doch nur eine "Schreiberliese", die ab und zu bei einigen damit ankommt. Zu viel Lob macht mich hilflos - und furchtbar verlegen. Liegt vielleicht auch daran, dass ich es nicht gewohnt bin ...

Zitat:
So aber ließ ich mich darauf ein und bin mitgegangen. Habe geschaut, gelauscht und plötzlich war ich mitten drin - in Magie. Die Monde wechselten, die Jahreszeiten und ich ging und tanzte. Ich hörte sogar Musik: "Der Totentanz" die ich des öfteren genieße.
Das hier dagegen, wenn du für dich etwas darin finden konntest, das ist für mich das größte Lob. Eigentlich schreibe ich deshalb ...

Entschuldige bitte. Ich werde mit der schlimmsten Kritik fertig, aber mit "großem" Lob tue ich mich schwer. Weißt du, wenn ich Goethe, Schiller und meine "Nummer 1", Morgenstern lese, dann komme ich mir ziemlich stümperhaft vor ...

Manche ihrer Gedichte sind so schön, dass es weh tut.

Nicht falsch verstehen. Ich freue mich über deinen Kommentar, ehrlich.

Aber larin und du hintereinander, ist ein bisschen viel für mich ...

Herzlichen Dank!

Liebe Grüße

Stimme der Zeit
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Alt 29.04.2011, 16:51   #7
ginTon
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hallo stimme,,

also ich muss zugeben, dass mir dieses Stück hier sehr gut gefällt. obwohl es
sich bei der sestine um eine eher mittelalterliche Strophenform handelt und

auch inhaltlich der Text sehr romantisch und mit vielfach gehörten Wörtern
gefüllt ist, dennoch hast du es meiner meinung geschafft den text neu und
gegenwartsbezogen klingen zu lassen..dies liegt einerseits meiner Meinung
gerade an den Zeilensprüngen und andererseits auch an der klaren
durchgängigen Sprachform, die nicht ausgeschmückt ist, sondern sich eben
durch diese Sprachform das ausschmücken eher zu erübrigen scheint ...

gefällt mir sehr gut und ist sehr gut geschrieben..

LG gin
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Schtjel Sam Abys Mje Uchiel!

Alles, was einmal war, ist immer noch, nur in einer anderen Form. (Hopi)


nichts bleibt, nichts ist abgeschlossen und nichts ist perfekt... (Wabi-Sabi)
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Alt 29.04.2011, 17:20   #8
Stimme der Zeit
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Hallo, ginTon,

freut mich, dass du meine Sestine besuchen kommst.

Zitat:
auch inhaltlich der Text sehr romantisch und mit vielfach gehörten Wörtern
gefüllt ist, dennoch hast du es meiner meinung geschafft den text neu und
gegenwartsbezogen klingen zu lassen..dies liegt einerseits meiner Meinung
gerade an den Zeilensprüngen und andererseits auch an der klaren
durchgängigen Sprachform, die nicht ausgeschmückt ist, sondern sich eben
durch diese Sprachform das ausschmücken eher zu erübrigen scheint ...
Ich habe mich bemüht mit möglichst wenigen Adjektiven auszukommen, einige brauchte ich allerdings unbedingt, um die notwendigen Bezüge des chronologischen Ablaufs als auch der "metaphorischen Ebenen" zueinander darzustellen.

Gleichzeitig habe ich Anstrengungen unternommen, um das durch eine, wie du sagst, klare (und gegenwartsbezogene) Sprache wieder auszugleichen. Ich danke dir sehr, denn offenbar ist es mir einigermaßen gelungen.

Und was das Romantische betrifft: Ich bin wirklich froh, dass ich das geschafft habe. Meine Werke haben bisher oft unter zu viel Sachlichkeit "gelitten". Deine Meinung sagt mir, dass ich Fortschritte im Darstellen von Gefühlen mache. Vielen Dank!

Die "vielfach gehörten" Worte dienen natürlich als Metaphern, und diese wiederum sind Metaphern für noch etwas Anderes ...
Das ist das Einzige, was mich noch "zwickt", denn der Inhalt ist von mir "mehrschichtig" angelegt, aber offenbar wagt sich keiner an eine Interpretation. Na ja, ist nicht das Wichtigste.

Die Hauptsache ist, dass es den Lesern gefällt.

Mal sehen, ob ich mich (aber nicht gleich ) auch noch an die "schwierigeren" Formen der Sestine wage. Irgendwann bestimmt, ich liebe "vertrackte" Sachen.

Herzliche Grüße

Stimme der Zeit
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