Der faule Hartz IV-Sack

[Falderwald]

Der faule Hartz IV-Sack

Fast dreißig Jahre blind geschafft,
drei Kinder großgezogen
hab ich, bin dabei nie erschlafft,
hab nie die Frau betrogen.

Dann machte meine Firma zu,
mein Herz blieb mir fast stehen,
schon ging es steil bergab, im Nu
begann es sich zu drehen.

Ich hatte meine heile Welt,
die musste ich bezahlen,
sie war mit einem Schlag gefällt,
das stürzte mich in Qualen.

Nun rechnet so ein Kerl mir vor,
was ich bekomm zum Leben.
„Du bist zu alt“, klingt mir im Ohr,
„`nen Job kann ich nicht geben.“

Versuch ich auch seit Jahr und Tag
mich wieder zu bewerben,
so tönt’s: „Zu alt für den Vertrag!“
(Doch viel zu jung zum Sterben.)

Ich glaube schon, es ist soweit,
daß ich zu nichts mehr nütze,
denn schon nach ziemlich kurzer Zeit
entfällt sogar die Stütze.

Nun werd ich täglich kontrolliert,
zur Strafe noch viel strenger
und hör, wie man sich echauffiert:
„Der ist Hartz IV-Empfänger!“

„Der Kerl ist sicher stinkend faul,
er ist ja schon am Rosten“,
so sehr zerreißt man sich das Maul,
„der lebt auf unsre Kosten!“

Einst gab es den Gemeinschaftsgeist
mit Schwachen und mit Kranken,
doch scheinbar ist der nun vereist,
den fraßen jüngst die Banken.

Und nimmt das Schicksal seinen Lauf,
so wirst auch du es sehen,
dann bist du nicht mehr obenauf,
dir wird’s nicht besser gehen.


Falderwald
. .. .

[forelle]

Oh, lieber Falderwald,

die guten Leute wollen wohl auch immer nur sehen, was sie
sehen wollen. Was sie vermuten ist für sie real. Bis sie vielleicht
dann mal selbst dort hingeraten. Dann ..... sind sie sehr still.

Sehr überzeugend geschrieben. Klingt wie selbst erlebt. Hoffentlich nicht.

pg forelle

.

[Leier]

Lieber Falderwald:

Man reiche mir nen Ackermann
und eine dicke Schnur.
Ich bind ihn an den Pflug mir dran,
dann zieht er meine Spur.

Am Morgen gibts den Milchkaffe,
ein Honigbrot dazu.
Und dann zum Acker, heijuchee!
Da gibts dann keine Ruh.

Am Mittag darf er kurz verschnaufen
(ich bin ja gar nicht so!),
und einen Liter Wasser s......,
das macht uns beide froh.

Am Abend, wenn es dämmrig wird,
darf er zum Bette streben.
Da kann er dann sein Leben
verdanken seinem gnädig Wirt.

Am frühen nächsten Morgen,
gibts Magermilch und Brot.
Der Tag wird ihm nichts borgen,
da hat es keine Not.

Auf in die neuen Felder!
Geackert muß jetzt sein!
Der Knecht macht gern den Melder:
"Der schlief mir fast gar ein!"

Der wollte nicht zum Acker,
der "Nadelstreifenmann".
Na, diesen faulen Racker,
den nehm ich mir jetzt ran.

Du pflügst und schaffst mir Kröten!
Wenn nicht, gibts keinen Trank.
Glaub nicht, es sei vonnöten,
zu ruhen auf d e r Bank.

Ich werde Dir schon zeigen,
Du eitler, gierger Mann,
was man mit einem Neigen
des Kopfes richten kann!

Ab morgen gehts in Hecken,
es geht in den Verhau.
Da nützt kein Zähneblecken
und auch kein Großes VAU !!

Bis an Dein Lebensende -
bist Du auch aus der Schweiz,
machst Du mir mein Gelände.
Das bringt uns beiden Reiz.

Ach, ich vergaß zu sagen:
pro Stunde eine Mark!
Auf die kannst Du dann klagen.
Es sei, Du bist so stark.




Gehst Du zum Ackermann,
vergiß die Leine nicht!


Das konnte ich mir nicht versagen!

Tiefnachtgrüße
von
cyparis

[Eratus Maximus]

Klingt wie die Antwort auf "der Verbrecherstaat wird ignoriert" und gut klingt es.

Nachvollziehbar und nicht nach "schwarz-weiß-Mentalität", wie selbst erlebt, wie forelle sagt: "hoffentlich nicht selbst erlebt."

Und wenn doch, sei dir sicher, der Gemeinschaftssinn ist nicht gestorben. Der Eine oder der Andere wird wissen um die Gefahr selbst zu enden wo man sich vor Fremden rechtfertigen muss und behandelt wird wie Dreck, wenn man auch nichts für das Dilemma kann.

Danke für dieses Kontrastwerk.

Gern gelesen.

LG
E. Maximus

PS @Cyparis Der Mob mit den Fackeln steht bereit^^ Ackermann und all die Anderen sind dieser Welt derartig entrückt, du würdest es nicht glauben. Ich habe für diverse Vorstandsmitglieder, diverser Banken als Gärtner gearbeitet und die einzige Hoffnung die diese Männer haben sind ihre auf dem Teppich gebliebenen Frauen. Bänker und Ärzte sind nach ihrem Empfinden gottgleiche Wesen und es ist erschütternd in welcher Weise sie in der Lage sind sich dem "Pöbel" gegenüber verbal zu versündigen. "Menschenverachtend" ist untertrieben, "Jenseits von Gut und Böse" wird dem nicht gerecht......ich kann es nicht beschreiben.

Was regt sich das Lyr-Ich des obigen Gedichts denn so dermassen auf ?
Hat doch dreissig Jahre Sinn im Leben gehabt und drei Kinder und Frau.
Wahrscheinlich noch eine Eigentumswohnung und einen hübschen Kombi.

Aber ich bin jetzt 27 Jahre alt und habe Nichts dergleichen.
Entweder du hast die Möglichkeit zu studieren, oder du darfst einen Scheissjob
machen oder Hartz IV kriegen. Mein Leben hat bereits bei meiner Geburt geendet.
Was ist daran so schlimm ?
Wenn eine Milliarde Menschen jeden Tag Hunger leiden und zwei Milliarden
Menschen jeden Tag dürsten. Wenn vier Milliarden Menschen an der Armutsgrenze
leben und der Rest Bankrotteure und Faschisten sind.
Was ist daran so schlimm ?

Wenn sich jeden Tag zehntausend ziellose depressive Menschen die Kugel geben,
und gleichzeitig Klöster verwaisen, die hätten einem Laienorden von
Hoffnungssuchenden eine armselige Zuflucht schenken können.
Den einzigen Sinn im Leben, den ich je hatte, der war es Dichter und Denker
zu werden um die Wahrheit zu finden und den gesunden und heiligen Sinn,
damit ich ihn vermitteln darf mir und den Anderen.
Aber ich bin jetzt ein mittelloses Wrack, und die Anderen noch dieselben
bornierten und wertbefreiten Grossverdiener Arschlöcher.


@Eratus
Jaja. Dass sich Banker und all diese Grössen für Götter halten ist genau mein
Hauptproblem an der Menschheit.
Meiner Philosophie zufolge werden wir Alle gegeben durch unerklärliches Wirken.
Das bedeutet, wir werden als ein sogenanntes "Negativ" eingeboren, weil wir
uns dessen und unserer selbst und "Gottes", der "Realität", der "Wahrhaftigkeit"
oder wie wirs auch immer nennen wollen, noch nicht bewusst sind.
Erst durch die Bewusstwerdung oder das Erwecknis in uns selbst werden wir
zum Positiv unserer selbst.

Wenn ich diese vielen Menschen betrachte in ihren kleinen Wildenpsychosen,
oder all diese Doktoren, Banker, Aufsichtsräte etc etc, also eigentlich Alle,
dann sehe ich zwar Menschen, die riesige Maschinen bauen können und
Sonden zum Mars, aber sie verstehen nicht was sie tun.
Sie sind nicht was sie tun. Sie sind nur Marionetten die geboren wurden in
Umstände nach denen sie sich orientierten. Sie sind autofahrende,
milliardenschwere Marionetten ohne Bewusstsein. Sie sind reiche, berühmte,
schöne Götter ohne Göttlichkeit.

Wie gross auch die Menschen sich selbst sehen wollen, sie sehen ja nicht mal.

X
Das ist auch der Abgrund, weswegen die Massenmedien dumm sind.
Weswegen Krieg und Rezessionen unausweichlich sind. Und weswegen die
Revolution ihre eigenen Kinder tötete.
Warum wohl wurden viele Revolutionäre in Frankreich anno Dazumal geköpft ?
Weil der Adel eine Struktur war, in deren Positionen dann die Siegreichen
nachrückten um ebenfalls geköpft zu werden.
Geköpft. Geköpft. Geköpft. Jetzt hatten wir einige Kriege und alle Menschen
dürfen jetzt die gleichen Arschlöcher sein.
Aber wir haben immer noch Adel.
Geldadel. Und da Dieser seine vorhandenen Strukturen, wie üblich, nicht
freiwillig reharmonisiert (also Krieg), sondern eher weitere Billionen an der Börse und an
den Banken in den Sand setzt eine vorhandene Struktur zu reharmonisieren,
die das nicht einmal zu schätzen wissen kann, weil sie eine dämliche Schlampe ist,
(Dämlich aufgrund der meisten Menschen, eingelullt durch eine luxuriöse Welt,
trotz Allem) werden wir sie wohl auch köpfen müssen.

X
Erst den moralischen Adel, dann den Geldadel. Danach wird ein Hybride kommen
aus wertbegradigtem und relativiertem Geldverkehr alias Kapitalismus und
dem guten alten sozialistischen Gedanken, der unsere Einrichtungen restrukturiert
und all den Millionen endlich wieder Menschlichkeit und Sinn verleiht.
Schleift also schonmal das Beil, die steigen freiwillig niemals aus den Nobelkarren.
Naja. Wie auch immer. Wahrscheinlich wissen es eh Alle besser.
Aber das meiste Wissen und die meisten Menschen sind auf Dünkel und Sand gebaut.
Genugtuung, dass sie dafür den Tod erhalten werden. Melodramatik hin oder her.
Ich fordere die Neuzeit-Renaissance, die Neuordnung aller menschlichen Werte !

X
Hä ? Wohl Hartz IV Empfänger ? Naja. Immer noch besser als ein massenkorrumpierendes
Arschloch zu sein, das seine fünftausend Euro im Monat dafür kriegt, Papier zu stempeln.
Die meisten gutverdienenden Menschen sind in meinen Augen Nichts weiter
als hohle Tote, kein Bewusstsein zum Leben,
und glücklich in einem sinnbefreiten Job ihr Bestes zu geben.
Dummerweise gehören sie nichtmal zu den Mittelmässigen.
Willkommen in der Welt ohne Grösse !

Wie es mal ein Dichter sagte
"Täuscht euch nicht. Glorreiche Welten zu errichten und glorreiche Bauten,
das ist die immer geschehende Sache der vielen Bestrebten.
Aber darin glorreich zu leben, das wird die Sache der Lebendigen sein."

[Lena]

Zitat von Falderwald

Der faule Harz IV-Sack

Fast dreißig Jahre blind geschafft,
drei Kinder großgezogen
hab ich, bin dabei nie erschlafft,
hab nie die Frau betrogen.

. .. .

Lieber Faldi

Dein Gedicht sollte man ausdrucken, an irgendeinem Marktplatz aushängen und jeder der sich angesprochen fühlt, kann unterschreiben. Ich bin sicher, das wir da ganz schnell tausende von Unterschriften kommen. Meine übrigends auch.Die erste Strophe gefällt mir am besten. In vier Zelen hast du ein ganzen Leben beschrieben.All das steht bei uns in der nächsten Zeit auch ins Haus..vielleicht ist deshalb die erste Strophe für mich so relevant.

Das was hier passiert will ich garnicht benennen.Dein Gedicht gefällt mir sehr, nicht nur weil es mich anspricht, sondern ein ganzes Land..vielleicht die ganze Welt.

Politik(er sind) Menschen..die denken.. fühlen..????

Lena

[Leier]

Fragt mal einen Politiker, was ein Pfund Butter kostet!

Da erntet man verlegenes Grinsen. "Das macht unser Dienstmädchen"...

Aber mit Hartz IV läßt sich ja soooo gut leben, hahahaha!

[Panzerknacker]

Hallo Faldi,

wahre und wenn sie nicht so brutel wären, auch schöne Zeilen.
Ich bin jeden Morgen froh, das ich schon in Rente bin. Obwohl leben, also leben kann man schon damit, aber nicht besonders. Und wenn dann die Frau noch arbeiten geht, steht der Staat schon auf der Matte, aber mit offenen Armen. Ja, irgendwo muss das Geld für die Urlaubsdienstwägen mit Fahrer ja herkommen,

der Knacki

[Chavali]

Lieber Faldi,

eh ichs vergesse:

Der faule Harz IV-Sack

Hartz muss es heißen - nach diesem unsäglichen Manager von Volkswagen.
Harz ist ein wunderschönes Mittelgebirge in Sachsen-Anhalt


Zum Inhalt wurde ja schon viel geschrieben und ich kann das nur unterstützen.
Es gibt eben sone und solche.
Du hast die eine Hälfte, die unverschuldete und arbeitenwollende, bedichtet und denen geht es wirklich nicht grad glänzend.
Wenn ich mir diese Managergehälter ansehe, wirds mir schlecht.
Am schlimmsten sind die Kinder dieser Familien dran.

Politik ist ein schmutziges Geschäft und dient nur denen, die sie machen und ihren Freunden.
Und dazu zählt das Volk ganz gewiss nicht!


Du hast den Finger auf die Wunde gelegt, das ist gut und ein passender Gegensatz zu diesem anderen Text...

Lieben Gruß,
Chavali

[Louis Lazar]

N'Abend Falder,

Ich bin in deutscher Politik nicht sonderlich bewandert und darüber auch nicht unfroh. Doch "Hartz IV" sagt auch mir etwas. Die Thematik hast du berührend und passend in Worte gegossen. Soll heissen, ich kann das lyr. Ich vor mir sehen und damit ist doch schon einiges erreicht.

Beispielsweise bin ich froh, dass dieses "System" hier nicht existiert und kann jeden Deutschen verstehen, der hierhin arbeiten kommen will.


Liebe Grüsse,
Louis Lazar