12.03.2011, 17:39 | #1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Beiträge: 105
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Der Turm
Der Turm
Ich will dir zeigen einen stolzen Turm. Er ragt, wo alle Geigerzähler geigen, so hoch, dass selbst die Bäume schweigen. Man sieht von Nacht umrissen und im Sturm den Turm aus dem die Wolken steigen. Zuweilen ruht in ihm ein kleiner Stern. Dann leuchtet er im Inneren verborgen, er leuchtet hell und macht uns keine Sorgen. Er spaltet, teilt mit uns aus seinem Kern ein wenig Wärme, Licht bis in den Morgen. Doch er betrügt mit seiner ruhigen Art. Er treibt die Welt entzwei mit seinen Keilen, er ist das Böse, will die Welt zerteilen, wie er im Stillen wartend darauf harrt, dass wir ihn füttern und verweilen. Denn wird er heiß, ist er der Teufelssohn. Man kann ihn nicht besänftigen und kühlen. Dann fährt ein gift'ger Stoß von Molekülen in Mark und Bein. Und wie zum Hohn lässt er Natur und Mensch zermühlen. |
12.03.2011, 20:23 | #2 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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hallo onkie,
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© Bilder by ginton Ich fühle, also bin ich! Alles, was einmal war, ist immer noch, nur in einer anderen Form. (Hopi) nichts bleibt, nichts ist abgeschlossen und nichts ist perfekt... (Wabi-Sabi)
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12.03.2011, 21:34 | #3 |
Gast
Beiträge: n/a
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Hallo
Ach nöh, nichts für ungut ONKIE IIV, aber das war ein den Zeiten geschuldeter Schnellschuss, den ich nicht für so gelungen halte wie mein (ansonsten geschätzter!) Vorposter. Bei den V mit weiblicher Kadenz kannst du dich nicht entscheiden, ob es nun 11 oder 9 Silben sind. Der 1. und der letzte V gefallen mir stilistisch einfach nicht. Die Idee ist aber schön - insgesamt sehr gerne gelesen. LG! P.S: Ob nun das Göttliche oder das Teuflische mehr Menschen auf dem Gewissen hat... Für die Sintflut müsste der Teufel aber noch ganz schön nachlegen |
12.03.2011, 22:58 | #4 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Beiträge: 105
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hey ihr beiden,
das ging ja recht flott. danke dir ginton für die freundlichen worte. und ebenfalls lipiwig, denn du hast recht. ich habe das heute geschrieben, und ich dachte mir schon, dass es die ein oder andere stelle gibt, für die ich blind geworden bin, und für die es weiterer überarbeitung bedarf. aber in einem forum sind wir ja schließlich auch beisammen, um uns gegenseitig zu verbessern und zu stärken. du darfst mich ruhig klein schreiben ich überarbeite den text die tage, grade reicht mir die zeit nicht. vielen lieben dank, onkie |
12.03.2011, 23:08 | #5 |
Slawische Seele
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Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
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Lieber Onkie,
es ist für mich entsetzlich schwer geworden, mich eindeutig pro oder contra "Turm" zu äußern. Dein Gedicht zwingt jedoch nicht dazu, es zeigt auf. Es stellt die Medaillenseiten gegenüber - hoch aktuell. Gerade heute habe ich einen ausführlichen Bericht über Tschernobyl gesehen. Fukushimas Turm zeigt gerade seine "Hörner". Ich konnte dein Gedicht nicht frei von den aktuellen und vergangenen Bildern lesen. Ich denke, es ist längst zu spät sich pro oder contra zu äußern. Die Türme stehen da und neue kommen hinzu. Fast verzweifelt frage ich, was es nützt, sich pro oder contra zu stellen, wenn jene (Politiker, Staaten im Werden usw.) zu keiner Einigung kommen. Mit Entsetzen sah ich die Lügen und Zurückhaltung in Punkto Berichterstattung. Diese Lügen und die Zurückhaltung sind für die Staaten zwingend. Niemand kannte vor Tschernobyl die Ausmaße und noch weniger hilfreiche Strategien, diese einzudämmen. (60 Hubschrauberpiloten überfloben den Kernreaktor und warfen Sandsäcke ab, um die Glut zu löschen. Alle 60 sind tot und sie werden nirgendwo erwähnt. Tausende Menschen wurden evakuiert. Man weiß nichts von ihnen. Wenn du siehst, in welcher Ausrüstung im Westen die Strahlenwerte gemessen werden und dagegen die russischen Bergleute, die sich im Unterhemd zum Untergrund "geschaufelt" haben, um zu verhindern, dass Flüsse und Meere verseucht werden, dann erkennst du ungeheure Gefahr und die Machtlosigkeit des Einzelnen.) Zurück zum Gedicht. Ich bringe ein paar Vorschläge ein. Schau sie dir an und entscheide: Komm mit, ich zeig dir einen stolzen Turm. Er ragt, wo alle Geigerzähler geigen, so hoch hinaus, dass selbst die Bäume schweigen. Man sieht von Nacht umrissen und im Sturm den Turm, aus dem die weißen Wolken steigen. Zuweilen ruht in ihm ein kleiner Stern, dann leuchtet er im Inneren verborgen, er leuchtet hell und macht uns keine Sorgen. Er spaltet, teilt mit uns aus seinem Kern ein wenig Wärme, Licht bis in den Morgen. Doch er betrügt mit seiner leisen Art. Er treibt die Welt entzwei mit seinen Keilen, er ist das Böse, will die Welt zerteilen. Wie er in Stille wartet, darauf harrt, dass wir ihn nutzen, füttern und verweilen. Denn wird er heiß, ist er der Teufelssohn. Man kann ihn nicht besänftigen und kühlen. Dann bohrt ein gift'ger Stoß von Molekülen sich in dein Mark und Bein. Und wie zum Hohn wird er die Welt, Natur und Mensch zermühlen. Der Luxus und alle Bequemlichkeiten holen uns ein und werden zur Gefahr. Dennoch müssen wir zusehen, dass andere denselben Weg gehen. Ich fühle mich sehr betroffen. Liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
13.03.2011, 14:40 | #6 |
Gast
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@Dana: Ja, fühle mich auch betroffen - mit jeder Stunde wird es heftiger: Kernschmelze_n_ , Strahlungsopfer, zehntausende vermisst usw. usf. - gebe Gott, dass es nicht auch noch das befürchtete schwere Beben im Großraum Tokio gibt.
-- Lieber Onkie, das mit der Großschreibung war wohl wegen der IIV - sorry Was die Überarbeitung angeht: das "zermühlen" soll sich wohl auf "zerfleischen" als Grundlage beziehen und auf "durch die Mühle drehen" - an sich ein ´tolles´ Bild, es wirkt auf mich in diesem Werk aber reimgeschuldet. LG! |
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