12.10.2019, 10:50 | #1 |
TENEBRAE
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Nah
Der frühe Sonnenstrahl in meinem Garten,
das bunte Glühen in der Morgenkühle von Herbstlaub und dem Reigen der Gefühle, die weiter treulich auf Erfüllung warten, und deren Dauern meine Hoffnung nährte, dass jemand wäre, der mein Sein begleite und sich mein tief Empfundenes erstreite als endlich hoch willkommener Gefährte. Des hohen Mittags goldene Destille, wenn welker Sonne Strahlen uns noch wärmen und späte Käfer über Wiesen schwärmen, als wäre es des Jahres zäher Wille, das Schwindende ein letztes Mal zu feiern. Ich lasse los und falle in die Falten des Nachmittags, die meine Zeit verwalten und lang sie machen, schwer und bleiern. Des Abends unvergleichliche Kulisse, darin mir Bilder wie aus Träumen werden von einem unverdienten Glück auf Erden und sacht verblassen in das Ungewisse, daraus die Nacht sich hebt in meine Augen, und alle Wünsche für ein gutes Leben, danach die wunden Sinne suchend streben, mir sanft entringt, zu prüfen, was sie taugen.
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (12.10.2019 um 12:13 Uhr) |
12.10.2019, 11:49 | #2 |
Lyrische Emotion
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Servus Erich,
der Text gefällt mir in seiner philosophisch nachdenklich und beschreibenden Art sehr gut, das kann ich nachempfinden. Im Prinzip beschreibt er in einer Momentaufnahme ein ganzes Leben und reflektiert die Wünsche und Träume eines Menschen. Manches konnte realisiert werden, anderes widerum nicht, so ist das Leben eben. Was mir besonders gut gefällt, ist, dass hier keine bittere Betrachtung bzw. Abrechnung vorliegt, sondern eher ein milde gestimmtes Bild vermittelt wird Bitte in S5/Z1 noch ein "s" bei "Des Abends" einfügen. Gern gelesen und kommentiert... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
12.10.2019, 12:18 | #3 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Lieber Erich,
ich vermute, du hast bewusst "Nah" und "Fern" als Kontrast nebeneinandergestellt. Liebe Grüße Thomas
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© Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller |
12.10.2019, 12:19 | #4 |
TENEBRAE
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Hi Faldi, Thomas!
Vielen Dank für das positive Echo, und auch für den kleinen Rechtschreiblapsus - da hab ich wohl nicht fest genug in die Tasten gehauen ... Das Gedicht soll (wie Thomas richtig erkannt hat) ein Gegenpart (und auch Gegengewicht) zum Gedicht davor sein: "Fern" - da geht es um alles, was den Menschen unmenschlich macht. Das liegt mir - eben fern. Fremd. Kalt. Hier geht es um das, was mir nah ist - das erlebte, durchlebte Alltägliche, darin ein eigener Zauber liegt, und dem man sich anbefiehlt im wärmenden Hoffen, dass die Träume eines Lebens sich erfüllen. LG, eKy
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12.10.2019, 21:10 | #5 |
TENEBRAE
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Hi TD!
Man ist nicht immer gleicher Stimmung beim Dichten, und auch nicht immer gleich der sprachlichen Umsetzung mächtig - Biorhythmus (wirkt sich stark auf das Denken aus), Tagesverfassung, das spielt alles mit rein. Ich spiele gern mit Sprache, gerade, wenn es nicht so "flüssig" läuft. Für mich leicht, ich schwelge in komplexer Sprache, und oft bedenke ich zu wenig, dass nicht alle dem immer so leicht folgen können - oder wollen. Ich schrieb einmal etwas pikiert wegen einer ähnlichen Kritik, dass es dem, der etwas zu überladen fände, möglicherweise an der nötigen sprachlichen Druchdringung mangele, um wahrhaft Großartiges genießen zu können,so als wäre ein hohes Talent für Sprachhabung die automatische Rechtfertigung dafür, komplex zu schreiben - eine arrogante Attitüde, die mir heute leid tut. Nichts ist so sehr Geschmackssache wie die Poesie. Heute sage ich: Die höchste Kunst ist jede, komplex zu schreiben, OHNE dass es den Leser überhaupt auffällt! Diesbezüglich habe ich hier also wohl versagt. Aber macht nichts - jede Form der Dichtkunst hat und findet ihre Liebhaber, und ich schreibe mitunter recht unterschiedlich, auch wenn die meisten mich einfach in die Blümchendichterecke stellen, obwohl ich eigentlich viel mehr Selbst- und Sozialkritisches geschrieben habe. Danke für deine Ehrlichkeit! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
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