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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 20.03.2016, 12:10   #1
charis
/ Bil-ly /
 
Registriert seit: 02.10.2015
Beiträge: 435
Standard Anstatt zu lieben

Und blick ich auf von meinem leeren Glas,
hat eine Dimension sich abgewendet,
wohl während ich dir gegenüber saß.

Das Bild ist flach, nur Scherenschnitte,
und bricht ins Schwarz in seiner Mitte.
Ein blinder Künstler hat mich auserkoren
zu sehen, dort ist nichts verloren,
denn es beginnt, wo alles endet.

Dort oben trägt das Licht noch Schilde,
fein ziseliert mit filigranen Ranken
aus jungen Trieben hoher Linden,
die zärtlich zueinander finden -
sie streben in die lichteren Gefilde.
Verspielte Nornen haben sie verziert,
damit das Licht das Schwert der Nacht pariert,
die düsteren Spiralen der Gedanken,
befreit von Phänomenen, höher steigen,
bis Wut und Hader schweigen.

Zu lange waren wir davon besessen,
anstatt zu lieben
das Trennende zu messen.
Verglüht sind viele Sterne,
jedoch ihr Leuchten ist geblieben,
und wenn ich mich von dir entferne,
erschaffe ich mich neu: So hab mich gerne!

Geändert von charis (21.03.2016 um 09:30 Uhr)
charis ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.03.2016, 12:10   #2
juli
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard

Liebe charis,
Das ist mal ein Gedicht! Es geht ohne ihn besser....Du hast es hier gepostet, dann überwiegt ja noch das Düstere und die Trauer.

Und blick ich auf von meinem leeren Glas,
hat eine Dimension sich abgewendet,
wohl während ich dir gegenüber saß.<<<<< hier wendet sie deine Protagonistin ab. Die Stimmung ist gedämpft.

Das Bild ist flach, nur Scherenschnitte,
und bricht ins Schwarz in seiner Mitte.<<<<<< sehr schön! Das finde ich gelungen!
Ein blinder Künstler hat mich auserkoren
zu sehen, dort ist nichts verloren,
denn es beginnt, wo alles endet.<<<<< die Szene mit dem blinden Künstler führt mir vor Augen, wie ausweglos die Situation ist.

Dort oben trägt das Licht noch Schilde,
fein ziseliert mit filigranen Ranken
aus jungen Trieben hoher Linden,
die zärtlich zueinander finden
sie streben in die lichteren Gefilde.-<<<<<das Bild wirkt positiv, frühlingshaft
Verspielte Nornen haben sie verziert,
damit das Licht das Schwert der Nacht pariert,<<<< hier wird die Düsternis unterstrichen.
die düsteren Spiralen der Gedanken,
befreit von Phänomenen, höher steigen,
bis Wut und Hader schweigen.<<<<<<< solange bis nicht mal Wut, und Streit vorhanden sind.

Zu lange waren wir davon besessen,
anstatt zu lieben
das Trennende zu messen.<<<<<< zu viel ist geschehen, zu viele Verschiedenheiten wurden ausgebaut.
Verglüht sind viele Sterne,<<<<< die Liebe ist verglüht!
jedoch ihr Leuchten ist geblieben,
und wenn ich mich von dir entferne,
erschaffe ich mich neu: So hab mich gerne! <<<<< es gibt auch ein Leben ohne dich.

Du hast hier eine "wilde" Reimform gewählt. Vielleicht dem Thema angemessen. Deine Bilder sind düster, aber das Ende läßt auch hoffen: Auf ein Neues!

Liebe Grüße sy

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Alt 21.03.2016, 17:41   #3
Chavali
ADäquat
 
Benutzerbild von Chavali
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.004
Standard

Liebe charis,

mir gefällt deine Betrachtung zur derzeitigen Lebenssituation der Protagonistin sehr gut!
Sie reflektiert die Zeit der Beziehung, die sich unweigerlich auf ihr Ende hin bewegt hat,
von Beginn an bis zum erwarteten Schluss.

Dabei benutzt du eine interessante Reimform, die dem Auf- und Ab der Beziehung entspricht.
Trotz der unkonventionellen Strophenkonstellation liest sich dein Gedicht sehr harmonisch.

Wenn auch eine Bitterkeit bleibt - jedes Ende bedeutet auch ein neuer Beginn.


Sehr gern gelesen!

LG Chavali
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
Chavali ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.03.2016, 20:17   #4
Terrapin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 27.08.2014
Beiträge: 469
Standard

Ja das hat mir vom ersten Lesen an gefallen.
Das ist treffend, das ist stimmig!
Bin ich auch sonst ein Freund der Strenge,
So meint es doch mich hier zu fesseln.
Gut gedichtet bleibt gut gedichtet.

Gerne gelesen. Terrapin.
__________________
Das Leben ist eines der schwierigsten.
Terrapin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.03.2016, 20:56   #5
Dana
Slawische Seele
 
Benutzerbild von Dana
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
Standard

Hallo charis,

ich war schon mehrmals hier und las total angetan.
Eine wunderbare Dichtung.
Für mich stellt sich diese eher als "Erkenntnis" dar.

Zunächst die Beschreibung des Gewesenen. Zwei, die grundverschieden sind und Liebe erarbeiten, erzwingen wollten - Nüchternheit und Träume.

In der letzten Stophe kommt die Erkenntnis:

Zitat:
Zitat von charis
Zu lange waren wir davon besessen,
anstatt zu lieben
das Trennende zu messen.
Verglüht sind viele Sterne,
jedoch ihr Leuchten ist geblieben,
und wenn ich mich von dir entferne,
erschaffe ich mich neu: So hab mich gerne!
Wir haben geredet, zerredet und ich bin doch froh, dass ich mir ein Leuchten (meine Träume) bewahrt habe. "So hab mich gerne" ist eine fast humorvolle letzte Bitte, bzw. ein Entschluss: "Du kannst mich mal gern haben!!

Der Titel hat mir das eigentlich vorweg verraten.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
Dana ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.03.2016, 18:32   #6
charis
/ Bil-ly /
 
Registriert seit: 02.10.2015
Beiträge: 435
Standard

Liebe Syriane, Chavali und Dana, lieber Terrapin!

Herzlichen Dank für eure Kommentare. Ich bin doch einigermaßen überrascht, dass das eigenwillige Dings so gut aufgenommen wurde, dies trotz des metrisch und metaphorisch wilden Ritts durch die Seelen- und Himmelslandschaft.
Und den Damen danke ich für die treffsichere Interpretation.

Ich freu mich!
Bis bald!

Lieben Gruß
charis
charis ist offline   Mit Zitat antworten
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