08.03.2016, 21:09 | #1 |
ADäquat
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Ophelia
Ein dichter Algenteppich hält dein Kleid gefangen
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Geändert von Chavali (10.03.2016 um 11:21 Uhr) Grund: ein, zwei,drei, vier Korrekturen ;-)) |
08.03.2016, 21:35 | #2 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hi chavilein...
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© Bilder by ginton Ich fühle, also bin ich! Alles, was einmal war, ist immer noch, nur in einer anderen Form. (Hopi) nichts bleibt, nichts ist abgeschlossen und nichts ist perfekt... (Wabi-Sabi)
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08.03.2016, 21:53 | #3 | |
TENEBRAE
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Zitat:
Schönes Sonett mit (noch) kleinen Schönheitsfehlerchen: Der grüne Wasserteppich hält dein Kleid gefangen Sechs Heber - einer zuviel. und Sonnenlicht bescheint dein Angesicht. Das Blätterdach verhindert Ufersicht. Ein so lapidarer Satz, dass er schwerlich in diesen sonst lyrischen Text passt. Im Tod ist alle Liebespein vergangen, die dich gequält dein langes kurzes Leben. "langes kurzes Leben" - genial! Ein kurzes Leben, durch Qual erschien es ihr lang. Gut verdichtet! (Sonst: "dein allzu kurzes Leben") Das Verb ist zwar unvollständig, aber hier wirkt es nicht allzu auffällig. Die Stimme, die dich ruft, ist silberhell und nah, Sechs Heber. sie weiß, was zwischen Liebenden geschah. Sie wird, was du verloren, wiedergeben. Unvollständiger Satzteil. Die weißen Blumen werden deinen Körper decken, Sechs Heber. und Steine, tangbekränzt, die Bettstatt sein. Komma am Ende, besser keinen Satz mit "Denn" beginnen. "dir" statt "die" ist lyrischer. Denn niemand wird dein Leben jemals wecken, Falsche Aussage: Es ist kein Leben mehr vorhanden, das geweckt werden könnte. weil jeder deiner Träume die Hölle wiedersah. Senkungsprall "Träume die Hölle", sechs Heber. Der Reim ist ungewöhnlich. Der Fluss, er bäumt sich auf im letzten Beben, und Mondlicht ist der letzte Widerschein. Wortwiederholung "letzten/letzte" mit Vorzeile. Jetzt Mondenlicht, und oben (S1Z2) Sonnenlicht? Korrekturversion: Der grüne Teppich hält dein Kleid gefangen und Mondenlicht bescheint dein Angesicht, das fortan schweigt, denn Tote reden nicht. Im Sterben ist das Liebesweh vergangen, das dich besaß dein langes kurzes Leben. Die Stimme, die dich ruft, ist hell und nah, sie weiß, was zwischen Liebenden geschah. Sie wird, was du verlorst, dir wiedergeben. Die Blumen werden deinen Körper decken, und Steine, tangbekränzt, dir Bettstatt sein. Aus diesem Schlaf kann niemand dich erwecken, von diesem Bett wirst du dich nie erheben. Die Brust, sie bäumt sich auf - ein letztes Beben, und glatter wird des Mondes Widerschein. Alles fünfhebig, melodisch und mit klaren Sinnzusammenhängen. Nimm, was dir brauchbar erscheint. Nun noch zum Reimschema: Normal beim Sonett sind ja die umfassenden Reime der Quartette, und danach 2 oder 3 eigene Reime in den Terzetten. Wenn man schon Reime aus den Quartetten in den Terzetten wiederholt, so sollte dies regelmäßig geschehen, damit alle Reime gleich oft vorkommen. Wenn also der Reim aus S1Z1/4 in den Terzetten wiederholt wird, so sollte auch der Reim von S2Z1/4 dort wiederholt werden usw. Wie sah es nun in deiner Ursprungsversion aus? ABBA - CDDC - EFE - DCF Du wiederholtest beide Reime aus S2, aber nichts von S1. Das ist unregelmäßig. Korrekte Beispiele: ABBA - CDDC - AEC - AEC oder ABBA - CDDC - EBD - EBD oder bei gleichen Reimen in beiden Quartetten: ABBA - ABBA - BCB - ACA (ABC - ABC usw...) Die Korrekturversion löst das Problem nicht ganz, aber hier bleibt immerhin die interne Reimstruktur der Terzette gewahrt, da innerhalb der Terzette nichts ungereimt bleibt. Sehr gern gelesen und beklugfummelt! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (09.03.2016 um 01:05 Uhr) |
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08.03.2016, 23:26 | #4 | ||||||||||||
ADäquat
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Hi ginnie,
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Geändert von Chavali (08.03.2016 um 23:32 Uhr) Grund: edit |
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09.03.2016, 03:58 | #5 | ||||||
Gast
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Hi Chavali!
Ich denke, ohne zu viel auf mich selbst beziehen zu wollen, dass du womöglich dieses Sonett geschrieben hast, um ganz allgemein meiner "Forderung nach einem Sonett" zu entsprechen. User wie du, oder Erich Kykal, ihr seid Giganten des Vielschreibens, das bin ich nicht. Ich kriege immer ein fieses Aua von meiner Klugscheisserei. Von diesem Snob-Intellekt-Deutsch, das ekelt mich nach einer Weile. Zitat:
Ich werde jetzt alle vorangegangenen Kommentare ignorieren, bedanke mich aber bei Erich Kykal, dass er die Original-Fassung bewahrte. Es ist oftmals ärgerlich für "später Hinzugelesene", wenn sie über Kritiken hören, die so gar nicht mehr im Gedicht vorkommen. Es ist immer gut, das ursprünglich Kritisierte aufzuzeigen, und DANN die Korrekturen, bzw, DAS Gedicht, ganz oben, und die ursprüngliche Erst-Fassung darunter als Gedächtnis, mE. Zitat:
Die Zeile 3 ist plump mE. Zitat:
Zitat:
"Bettstatt"... hm, klingt zu hart, funktioniert auch irgendwie nicht mE. Zitat:
Ein Fluss bäumt sich nicht im letzten Beben auf. Das Finis erscheint mir eher wie eine Plattitüde. Was auffällig ist, ist die harmonische, fliessende, bedächtige Sprache, die ziert dich stets! Was ebenfalls auffällig ist, ist, dass manche Phrasen im Sonett nicht funktionieren, und zwar überhaupt nicht mE. Ansonsten ists schon ein Traumsonett geworden --- und ja, das ist ne Anspielung gewesen. Zudem ich vor einiger Zeit ein Sonett verfasste, das ich so nannte. Zitat:
Wie auch immer! "Ophelia" als Subjekt und das Gemälde, sind gut gewählte Stoffe zur Grundlage deines Sonetts, und deine poetische Stimme ist harmonisch, zart und fliessend. Aber manche Phrasen verhindern mE, dass das Sonett die Höhe erreicht................. |
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09.03.2016, 14:31 | #6 | ||||||
ADäquat
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Hi ana,
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09.03.2016, 15:27 | #7 | ||||||||
Gast
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Sry, ich bin im Gegensatz zu dir, oder Erich Kykal, kein Viel-Kommentierer,
dem dieser endlose Sermon um ein paar Phrasen Sinn erweckt... das ist ein Geschacher um kleinste Kreise, das mir erscheint, wie eine Sinnpresse aus einer fast leeren Zahnpasta-Tube. Das kann man mit einer SM-Session vergleichen: Wenn überhaupt, dann einmal im Monat, sonst nervts. lol. Für dieses endlose, immer wieder kehrende Kommentieren, sei es meine Gedichte, oder fremde Gedichte, habe ich weder die Kraft, noch die Geduld, noch die geistige Einstellung und Verfassung. mE, entweder der Dichter selbst, erreicht eine würdige Höhe und Präzision, oder eben nicht. Es gibt schon genügend tolle deutsche Gedichte, und es gibt unzählige deutsche Gedichte, die gescheitert sind. Ist einfach so. Da endlos zu debattieren - das ist des Dichters Verantwortlichkeit, was er aus seinen Gedichten macht, alles Andere ist nur die kleinliche und subjektive Betrachtung, um die ein riesiger Terz gemacht wird, mE. Insofern bin ich nach einer Woche Gedichte-Eiland, schon wieder am Ende meiner Kommentier-Lust, und werde mich wohl zurück ziehen. Gedichte schreiben vielleicht, und ansonsten - nichts. Das ist hier euer Spiel - nicht meins! Zitat:
Die Zeile enthält keine grammatikalische Ambivalenz. Es ist ein ganz normales deutsches Satz-Konstrukt, eine nüchterne Erklärung. Wie kann Wasser ein Teppich sein, Wasser ist nicht grün, wenns ein grüner Teppich wäre dann nicht aus Wasser, sondern aus Algen, Seerosenblättern, was weiss ich, Wasserteppich klingt wie Wassersuppe, und das Zeug soll also ein "Kleid gefangen halten" --- hm! Zeile 3: Unglaublich spröde, da könnte Gott selbst kein weiteres Wort einfügen, dass das mal passen würde, mE. Zitat:
Zitat:
"decken" bedeutet wie beim Deckhengst eher was anderes. Solange es nicht "bedecken" heisst, ist "decken" eine zu nachlässige Formulierung mE. Zeile 3 verhält sich ebenso. "werden", "wird", haufenweise starre, adjektivlose Umstandsbeschreibungen mit spröder Zeit und spröden Silbenfüllern. Das wirkt sehr sehr statisch auf mich. Zitat:
Zeile 1, schwenkt plötzlich in Vergangenheit, zuerst "werden", "wird", dann "wiedersah", nur dem Reim geschuldet, nur dem Konstrukt. Zudem bewältigt die Zeile deinen Gedankengang nicht, dass sie gar nicht wieder geweckt werden MÖCHTE, weil sie sich ansonsten erinnert, nehme ich an. Ein sich aufbäumender Fluss - tut mir Leid, sehe ich nicht. Mondlicht, ein letzter Widerschein, hrmpf!!! Ich weiss nichtmal, was ein Widerschein überhaupt ist. Und wozu sollte Mondlicht überhaupt "der letzte Widerschein" sein??? Meines Erachtens liegt die Bitch da endlos rum, und sie wird endlos beschattet von Blätterdach und Mondenschein, warum "letzter Widerschein"? Das passt nicht. Zuerst bettet das Sonett die Dame in eine endlose Stasis eines Ortes, und dann soll die Romantik eines ewigen Betrachters, des Mondes, plötzlich in Endlichkeit abgleiten und die Szenerie sich dadurch auflösen? Die Szenerie DARF sich aber nicht auflösen, sie muss endlos bleiben, das ist die Romanze daran. "Widerschein" kapiere ich nicht, und "letzte" zerstört die Romanze, mE. Du siehst, ich finde sowohl Thema, Titel, als auch Gemälde gut, auch das Sonett an sich kann wirken, aber es wimmelt von Fehlern mE. Mich da endlos zu erklären, wie zB Erich Kykal das macht, da habe ich einfach nicht den Nerv dazu. Hätte das NICHT Chavali geschrieben, ich hätte mir die Mühe wohl kaum gemacht. Endlose egozentrisch-subjektive Meinungs-Kaskaden über ein Fremd-Gedicht zu verschütten, ist mir genauso zuwider, an Befindlichkeit, Verletzlichkeit, Irrtum und Faulheit, als, dasselbe meinerseits zu empfangen. Entweder, der Urheber SELBST, trimmts auf den heiligen Berg, oder es verbleibt eben im Schattentale.......... ich bin da pragmatisch. Achja, das wollte ich noch machen: In meinem "Der Panther" Gedicht wollte ich auch erst einen Alptraum-Wechsel zwischen Tag/Sonne und Nacht/Mond haben, aber ich habe dann schlicht Alles in die Nacht verschoben. Sonnenlicht ist zu aggressiv, und entrückt das Entrückte wieder hinüber, ich würde Sonnenlicht auch hier nicht verwenden. Zitat:
Zitat:
Zitat:
Aber das ist gebräuchliches, grammatikalisch korrektes Lyrik-Deutsch. Zitat:
Satzkonstrukte zu verwenden, sondern "das Pferd von hinten aufzuzäumen". Barocke Sprache, und romantische Übertreibung sind ebenso erwünscht. Kleine Kinder schreiben so: Der Lehrer erhebt den Zeigefinger und deutet an die Tafel. Dichter schreiben so: Der dorre Finger ragt gen kluge Tafel, Lehrer, und was zeigst du mir? Das Eine ist Prosa, das Andere ist Poesie. Poesie lebt von markanteren, ambivalenteren Beschreibungen im grammatikalischen Konstrukt, von Übertreibung, und wenn du eine tragische Romanze über die ewig schlafende Ophelia machen möchtest - übertreibe!!! So viel zu meiner subjektiven Meinung. Geändert von anamolie (09.03.2016 um 15:43 Uhr) |
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09.03.2016, 16:11 | #8 | ||
ADäquat
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09.03.2016, 17:54 | #9 | |
Gast
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Nein, grammatikalisch sogar zu unterkandidelt.
Immer noch zu plump prosaisch starr in der Beschreibung manchmal, und noch nicht verträumt genug... böses Chavali!!! Nein, hat mir ja ne irre Freude gemacht, mich mit dir, und auch Erich Kykal, mal so gut auszutauschen, aber das hat sein Ende schon wieder erreicht. Ich kann das nicht endlos machen, das ist zu "time consuming" für mich. Mal hier und da ein paar Gedichte raushauen - ok! Mal hier und da diese überarbeiten - ok! Mal hier und da mit euch plaudern - sehr ok! ------- Dummerweise habe ich da ein paar gigantische Zeilen hingeträllert: Zitat:
Und dummerweise kam mir dabei eine weitere "Inspiration", die mir als Plagiat um die Ohren geworfen werden könnte. Die Userin Agneta schrieb ein Gedicht/Sonett über den Mond, der die Sonne eher ablehnend betrachtet. In diesem "Widerschein" einer "Liebes-Offenbarung". Die Userin Chavali schrieb ein Gedicht/Sonett über eine im Wasser und auch Mondenschein schlafende Dame --- dabei kam mir ne lustige Sache. Aber, an anderer Stelle. Musst dich halt entscheiden: Befolgst du Erich Kykals "Weisungen", der klare grammatikalische und metrische Konstrukte fordert, fehlerfrei, von mir aus auch grazil, tragend und folgerichtig. Oder möchtest du etwas ausschweifender, träumerischer, barocker schreiben, grammatikalisch eher 1750. Ich persönlich habe mich für Zweiteres, schon längst, entschieden. Weil wenn ich Poesie mag, dann auch und gerade das Träumerische, Ausschweifende, grammatikalisch eher enthobene. Sehr schöner Thread geworden!!! Geändert von anamolie (09.03.2016 um 18:11 Uhr) |
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11.03.2016, 22:43 | #10 |
ADäquat
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Hi ana,
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