Gedichte-Eiland

Wilhelmine · 21.03.2019, 19:04

Mir geht es gut, doch das ist schlecht,
denn keiner mag es hören.
Ich kann so wirklich niemanden
mit meinem Glück betören,
denn Jammern ist groß angesagt,
weh dem, der sich nicht gut beklagt.
Drum klag auch ich, wenn einmal wer
zu fragen mich geruht:
"Mein lieber Freund, mir geht's so schlecht,
denn leider geht's mir gut."

Erich Kykal · 21.03.2019, 20:31

Hi Wilhelmine!

Jaja, der Mensch mag es nicht hören, wenn es für andere perfekt läuft - da kommt sofort das Neidferkel heraus und kotet ins Eingemachte!

Wer aber jammert, befriedet das Gegenüber, das dann denkt: Da geht es einem genau so dreckig wie mir (oder noch dreckiger), da kann ich mich für mich selbst besser fühlen! Und es ist dem Jammerer unbewusst dankbar.

Darum freut man sich, vom Elend anderer zu hören, aber nie von deren Glück.

Schön verdichtet und dem Leser um die Nase geschmiert! Ist aber eben Teil der menschlichen Natur, und nicht viele haben das je gedanklich hinterfragt, daher wird wohl auch dieses Werk nichts bewirken außer einem wissenden Schmunzeln auf den Zügen derer, die Bescheid wissen.

Dafür hab Dank!

LG, eKy

Wilhelmine · 21.03.2019, 23:06

Hi Erich,
da hast du noch einen ganz anderen Aspekt aufgedeckt, an den ich gar nicht so vordergründig gedacht hab. Stimmt, wenn jemand einen anderen für glücklicher hält als sich selbst, kommt schnell auch Neid auf.
Das Problem ist, dass ich in meiner Umgebung kaum jemanden treffe, der, nach seinem Befinden gefragt, frei heraus antwort, dass es ihm gut ginge. Alle sind irgendwie von der allgemein gedrückten Stimmung angesteckt.
Ich freue mich über dein Interesse und über deine Gedanken zu. meinem kleinen Schreibstück.
Liebe Grüße
Wilhelmine

plotzn · 22.03.2019, 17:59

Ganz schön vertrackt, liebe Wilhelmine.
Gejammert wird gerne. Ob's nur die Angst vor Neid ist - ich weiß nicht.
Wenn man wenig Probleme hat, werden eben die kleinen zu großen...

Jedenfalls hast Du den Widerspruch in den letzten beiden Versen witzig auf den Punkt gebracht!

Liebe Grüße,
Stefan

Wilhelmine · 23.03.2019, 09:44

Ja, lieber Stefan, ich hab mir gedacht, was mach ich nur um auch mal mitreden zu können. Da kam mir diese Idee

Du hast es auf den Punkt gebracht, wenn man keine großen Probleme hat, werden die kleinen groß gemacht.
Schönes Wochenende
Wilhelmine

21.03.2019, 19:04	#1
Wilhelmine Erfahrener Eiland-Dichter Registriert seit: 26.02.2019 Ort: in einem abgelegenen Haus ohne Nachbarn Beiträge: 113	Mir geht's zu gut Mir geht es gut, doch das ist schlecht, denn keiner mag es hören. Ich kann so wirklich niemanden mit meinem Glück betören, denn Jammern ist groß angesagt, weh dem, der sich nicht gut beklagt. Drum klag auch ich, wenn einmal wer zu fragen mich geruht: "Mein lieber Freund, mir geht's so schlecht, denn leider geht's mir gut."

21.03.2019, 20:31	#2
Erich Kykal TENEBRAE Registriert seit: 18.02.2009 Ort: Österreich Beiträge: 8.570	Hi Wilhelmine! Jaja, der Mensch mag es nicht hören, wenn es für andere perfekt läuft - da kommt sofort das Neidferkel heraus und kotet ins Eingemachte! Wer aber jammert, befriedet das Gegenüber, das dann denkt: Da geht es einem genau so dreckig wie mir (oder noch dreckiger), da kann ich mich für mich selbst besser fühlen! Und es ist dem Jammerer unbewusst dankbar. Darum freut man sich, vom Elend anderer zu hören, aber nie von deren Glück. Schön verdichtet und dem Leser um die Nase geschmiert! Ist aber eben Teil der menschlichen Natur, und nicht viele haben das je gedanklich hinterfragt, daher wird wohl auch dieses Werk nichts bewirken außer einem wissenden Schmunzeln auf den Zügen derer, die Bescheid wissen. Dafür hab Dank! LG, eKy __________________ Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

22.03.2019, 17:59	#4
plotzn Hofnarr Registriert seit: 04.06.2014 Ort: Hattersheim am Main Beiträge: 1.044	Ganz schön vertrackt, liebe Wilhelmine. Gejammert wird gerne. Ob's nur die Angst vor Neid ist - ich weiß nicht. Wenn man wenig Probleme hat, werden eben die kleinen zu großen... Jedenfalls hast Du den Widerspruch in den letzten beiden Versen witzig auf den Punkt gebracht! Liebe Grüße, Stefan __________________ Humorvolle Lyrik ist der Hofnarr der Poesie

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21.03.2019, 23:06	#3
Wilhelmine Erfahrener Eiland-Dichter Registriert seit: 26.02.2019 Ort: in einem abgelegenen Haus ohne Nachbarn Beiträge: 113	Hi Erich, da hast du noch einen ganz anderen Aspekt aufgedeckt, an den ich gar nicht so vordergründig gedacht hab. Stimmt, wenn jemand einen anderen für glücklicher hält als sich selbst, kommt schnell auch Neid auf. Das Problem ist, dass ich in meiner Umgebung kaum jemanden treffe, der, nach seinem Befinden gefragt, frei heraus antwort, dass es ihm gut ginge. Alle sind irgendwie von der allgemein gedrückten Stimmung angesteckt. Ich freue mich über dein Interesse und über deine Gedanken zu. meinem kleinen Schreibstück. Liebe Grüße Wilhelmine

23.03.2019, 09:44	#5
Wilhelmine Erfahrener Eiland-Dichter Registriert seit: 26.02.2019 Ort: in einem abgelegenen Haus ohne Nachbarn Beiträge: 113	Ja, lieber Stefan, ich hab mir gedacht, was mach ich nur um auch mal mitreden zu können. Da kam mir diese Idee Du hast es auf den Punkt gebracht, wenn man keine großen Probleme hat, werden die kleinen groß gemacht. Schönes Wochenende Wilhelmine

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