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Alt 10.07.2011, 19:38   #1
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Standard Auf gutdeutsche Art

Auf gutdeutsche Art

Es ist per Exklusivvertrag
mit Lügen und Diäten
der aktuelle Bundestag
gewöhnlich angetreten.

Als Synonym für Politik
steht heute die Misere,
in der Bananenrepublik
macht Korruption Karriere.

Jetzt naht das zweite Sommerloch
der Schwestern und der Brüder,
man sollte sie verjagen, doch
das Volk wird immer müder.

Der Staat sanierte routiniert
Betrüger sowie Banken,
doch kürzte er ganz ungeniert
bei Schwachen und bei Kranken.

Darum ist auch der große Frust
des Volkes zu verstehen,
denn das hat langsam keine Lust
mehr weiter mit zu gehen.

So wird nun die Regierungspflicht
ganz einfach ausgesessen,
weil die Geschichte dafür spricht,
daß Menschen schnell vergessen.

Denn unser deutscher Michel ist
wie immer treu und bieder,
darum wählt er den alten Mist
beizeiten gerne wieder.

Falderwald
. .. .
__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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Alt 10.07.2011, 21:41   #2
Stimme der Zeit
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Hallo, Faldi,

weißt du, was ich einen Moment lang dachte, als ich es zum ersten Mal durchgelesen hatte? Ich dachte mir: Hätte ich es bloß nicht gelesen. Es "steckt" nämlich an - oder besser, es gibt dem Gefühl Nahrung, unter dem auch ich "leide". Ich kann es nicht leugnen, manchmal gibt es Tage, wo ich mir einfach nur sehnlichst wünschte, ich müsste nichts mehr davon sehen oder hören ...

Dem gebe ich nicht nach, aber er ist einfach so ermüdend, dieser ganze "Mist". Es erfordert wirklich den Kampf gegen den "inneren Schweinehund", um trotzdem weiter engagiert und interessiert zu bleiben.

Und genau da liegt das Problem. Wie viel andauernde Frustration hält ein Mensch aus, bevor er mental "abschaltet"? Diese Gefahr besteht immer, und ich stelle fest, dass mir der Widerstand immer schwerer fällt, je älter ich werde.

Zitat:
Auf gutdeutsche Art
Schon der Titel bringt mich in Versuchung, meinen Kopf auf die Tastatur fallen zu lassen. Willkommen in der Politküche. Dort gibt es heute, was es gestern gab und, weil's so gut schmeckt, morgen schon wieder.

Zitat:
Es ist per Exklusivvertrag
mit Lügen und Diäten
der aktuelle Bundestag
gewöhnlich angetreten.
Ja, das kann man sich fragen. Gibt es einen Exklusivvertrag, in dem Lügen und Diäten(erhöhungen) gesetzlich nicht nur erlaubt, sondern erwünscht sind? Sozusagen als "Voraussetzung" für einen gelungenen Einstieg in die "hohe Kunst der Politik"? Der "aktuelle" Bundestag tritt an - wie gewöhnlich. Gewöhnliche Politiker. Die gewöhnliche Politik machen. Weil sie so gewöhnlich sind. Einmal möchte ich etwas Außergewöhnliches erleben dürfen. Echt, nur ein einziges Mal. Das wäre ein Gegengift gegen diese gewöhnliche Ansammlung von Gewohnheiten. Aber wir gewöhnlichen Bürger sind mittlerweile gar nichts anderes gewöhnt. Argl.

Zitat:
Als Synonym für Politik
steht heute die Misere,
in der Bananenrepublik
macht Korruption Karriere.
Ob in dem Vertrag auch festgelegt ist, dass Politker unter Androhung der Todesstrafe nichts Richtiges oder Vernünftiges machen dürfen? Tja, dann wollen wir mal. Verwandeln wir uns doch ebenfalls in eine Bananenrepublik. Mit ein bisschen Pech ist uns dabei der Klimawandel sogar noch behilflich. Beruflich habe ich Geschichten gehört, wie gut man bei Ämtern und Behörden durchkommt, wenn man ein bisschen ...

Zitat:
Jetzt naht das zweite Sommerloch
der Schwestern und der Brüder,
man sollte sie verjagen, doch
das Volk wird immer müder.
Also ehrlich, die sitzen auch im Frühjahr, Herbst und Winter in einem tiefen "Loch". Kann man noch weniger als nichts tun? Die meisten "Schwestern und Brüder" sind doch nur dann im Bundestag anwesend, wenn es absolut sein muss, d. h. "Pflichtanwesenheiten" müssen eingehalten werden. Ansonsten herrscht oft gähnende Leere. Golf- und Tennisspielen ist nicht nur interessanter, sondern auch wichtiger. Verjagen? Hm, wo wächst noch mal der Pfeffer in der Tüte? Aber es stimmt: Wir werden müder. Es geht einfach schon zu lange so, das tritt alles dermaßen auf der Stelle, dass es die "Antriebsenergie" zu rauben droht (was bei vielen wohl bereits geschehen ist). Wie ich weiter oben sagte, niemandes "Kräfte" sind unbegrenzt. Genau da liegt die größte Gefahr, und das ist es auch, was mich "durchhalten" lässt.

Zitat:
Der Staat sanierte routiniert
Betrüger sowie Banken,
doch kürzte er ganz ungeniert
bei Schwachen und bei Kranken.
Unsummen, wahre Unsummen. Aber das war ebenfalls schon "immer" so, selbst zu den Zeiten der Feudalherrschaft. Es wird ständig dem "nackten Mann in die Taschen gegriffen". Warum? Nun, da ist zwar in Hinsicht auf den Einzelnen nichts zu holen, aber die "Masse" macht's. Es liegt schlicht an der Tatsache, dass Wohlhabende oder Reiche sich zur Wehr setzen können. Womit sollte sich beispielsweise ein Hartz-IV-Empfänger wehren? Es gibt nichts, was er tun kann. Sonst nimmt man ihm auch noch das bisschen, das er zum Leben braucht. Diese "Opfer" sind hilflos. Mal eine Tatsache so nebenbei, als eine Art ergänzende Erklärung: Die meisten Einbrüche finden in ärmeren Wohngegenden statt. Da gibt es eben keine Alarmanlagen, Sicherheitsschlösser, Wachhunde oder Nachtwächter. In Krankenhäusern sind organisierte Diebesbanden ständig unterwegs - nur recht selten auf den Privatstationen. Tja ...
Zitat:
Darum ist auch der große Frust
des Volkes zu verstehen,
denn das hat langsam keine Lust
mehr weiter mit zu gehen.
Auch wenn dieses Wort so "ausgelutscht" ist, wie nur möglich, verwende ich es trotzdem: Politikverdrossenheit. Es fasst die ganze Strophe im Grunde genommen in einem Wort zusammen. Wer hat denn dieses ganze unerträglich inkompetente und vernunftlose Affentheater nicht restlos satt? Nur: Die "davor" waren nicht besser - und die "danach" werden es auch nicht sein. Dieser Gedanke ist richtig frustrierend. Wie eine "chronische" Krankheit, die das Volk infiziert hat - und die es ums Verrecken nicht mehr los wird. Das größte Problem dabei ist, dass um alles in der Welt keine "Roßkur" in Frage kommen darf. Das wäre das Schlimmste, was passieren könnte, ja nicht. Da hilft nur, die Zähne zusammen zu beißen und weiterhin "wach" zu bleiben, auch wenn die "Temperatur" steigt.

Zitat:
So wird nun die Regierungspflicht
ganz einfach ausgesessen,
weil die Geschichte dafür spricht,
daß Menschen schnell vergessen.
Seufz. Oh ja, und wie schnell. Der deutsche Michel meint: "Hm? War da nicht was, irgendwann hat doch irgendwer - oh, Fußball." Die Aufmerksamkeitsspanne (und das Gedächtnis) vieler Bürger ist beindruckend - löcherig. Skandale sind doch etwas so Gewöhnliches, das passiert doch dauernd. Interessiert keinen mehr. Außerdem ist Vergessen viel einfacher. Oh, Entschuldigung, hab ich vergessen - und schon ist man nicht schuld, wenn etwas schiefgeht. Außerdem ist "Aussitzen" einfach. Deshalb leiten die aktuellen Gewöhnlichen für gewöhnlich die Verantwortung an die gewöhnlichen Nachfolger weiter - bereits so gewohnheitsmäßig, dass es völlig gewöhnlich ist. Nix Neues unter der Sonne ...
Zitat:
Denn unser deutscher Michel ist
wie immer treu und bieder,
darum wählt er den alten Mist
beizeiten gerne wieder.
Die deutsche Mentalität ist ein Phänomen. Kein Volk der Welt lässt sich derartig viel gefallen, das ist Fakt. Am "Stammtisch" wird "gebruddelt" und das nächste Bier bestellt, aber etwas tun? Nee, das soll doch jemand anders machen. Michel versteht nichts davon und will es auch gar nicht lernen. Das könnte anstrengend werden. Schimpfen und nichts tun ist viel angenehmer, viel einfacher und - man vermeidet "Schwierigkeiten". Oma und Opa, Mami und Papi und die Nachbarn im Stockwerk darunter haben schon immer die Lilablaßblauen mit den rosafarbenen Tupfen gewählt, deshalb wähle ich die auch ...

Ich hab's so satt. Es ist zum Kotzen. Ich gehe wählen. Und ich kreuze nichts an, sondern schreibe quer über den Wahlzettel: Nein, danke!!! Dann werfe ich ihn ein. Wo ich keine Wahl habe, kann ich nur eines wählen - den Protest.

Bevor mich jetzt aber der Frust allzu sehr packt, ein Lob zur Form. Da ich sehr genau weiß, wie du für gewöhnlich schreibst, ist mir klar, dass die "Form" dem Inhalt "folgt". Sowohl die Worte als auch die Versanfänge und das Reimschema sind -beinahe- leiernd. Das macht -fast- müde. Mein Kompliment, es ist nicht zu viel, sondern der Thematik punkgenau angemessen, aber du vermeidest erfolgreich "echtes" Leiern. Ich bin nicht "eingeschlafen". Fein gemacht. Ich nehm's als "Lichtblick in der Dunkelheit".


Sehr gerne gelesen und kommentiert.

Liebe Grüße

Stimme


P.S.: sind die Zäsuren Absicht? Damit es rhythmisch zu lesen ist, musste ich sie alle "überlesen" und das Gedicht also quasi in "einem Rutsch" durchlesen. Es funktioniert übrigens gut, wenn ich es so mache. Ich merke es nur an, das ist keine Kritik. Es würde mich nur interessieren.
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Im Forum findet sich in unserer "Eiland-Bibliothek" jetzt ein "Virtueller Schiller-Salon" mit einer Einladung zur "Offenen Tafel".

Dieser Salon entstammt einer Idee von unserem Forenmitglied Thomas, der sich über jeden Beitrag sehr freuen würde.


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Alt 19.07.2011, 21:18   #3
Falderwald
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Hi Stimme ,

ja, mit diesem Thema haben viele nichts mehr am Hut, was sich ja auch in der immer geringer werdenden Wahlbeteiligung wiederspiegelt.
Aber genau das ist es ja, worauf dieses System baut.
Wir sollen wählen und anschließend die Fresse halten, damit sie ungestört tun und lassen können, was sie als richtig erachten.
Wegschauen wäre falsch und ich stelle fest, daß mein Widerwille mit zunehmendem Alter immer weiter zunimmt.
Gut, man könnte jetzt sagen, dann geh doch in die Politik, Falderwald, und mach es besser, doch stellt dies nicht mehr als ein versuchtes Totschlagargument dar, welches bei mir nicht auf fruchtbaren Boden fällt, denn es ist nicht meine Berufung, Politik zu machen, dafür sind ja die selbsternannten Profis gewählt und jene werden dafür bezahlt, ihre Arbeit zu tun.
Und wenn sie diese nicht ordentlich machen, dann dürfen wir, als Arbeitgeber, das kritisieren, denn das geht uns als Arbeitnehmer ja auch nicht anders. Wenn ich meinem Chef auf eine Kritik entgegne, er solle es besser machen, wird dieser mir antworten, daß er mich ja für diese Aufgabe bezahlen würde und es meine Pflicht und Schuldigkeit sei, diese ordentlich und in seinem Sinne zu erfüllen.
Tja, und sich heute in der Politik zu engagieren, bringt auch nichts ein.
Warum?
Entweder du hast wirklich neue Ideen, dann wirst du ganz schnell als rechts- oder linksradikal gebrandmarkt und damit der Unglaubwürdigkeit ausgesetzt oder du ordnest dich direkt der grauen Masse in der Mitte unter.
Wo liegen denn die grundsätzlichen Unterschiede der im Bundestag vertretenen Parteien und ihrer Vorgehensweisen?
Die kannst du alle in einen Sack stecken usw.

Zitat:
Schon der Titel bringt mich in Versuchung, meinen Kopf auf die Tastatur fallen zu lassen. Willkommen in der Politküche. Dort gibt es heute, was es gestern gab und, weil's so gut schmeckt, morgen schon wieder.
Ja, Eisbein mit Sauerkraut, möglichst fett und salzig. Das spiegelt sich im pomadigen Lächeln der einschlägigen Gesichter.

Zitat:
Ja, das kann man sich fragen. Gibt es einen Exklusivvertrag, in dem Lügen und Diäten(erhöhungen) gesetzlich nicht nur erlaubt, sondern erwünscht sind? Sozusagen als "Voraussetzung" für einen gelungenen Einstieg in die "hohe Kunst der Politik"? Der "aktuelle" Bundestag tritt an - wie gewöhnlich. Gewöhnliche Politiker. Die gewöhnliche Politik machen. Weil sie so gewöhnlich sind. Einmal möchte ich etwas Außergewöhnliches erleben dürfen. Echt, nur ein einziges Mal. Das wäre ein Gegengift gegen diese gewöhnliche Ansammlung von Gewohnheiten. Aber wir gewöhnlichen Bürger sind mittlerweile gar nichts anderes gewöhnt. Argl.
Ja, ich hätte da mal einen ganz außergewöhnlichen Vorschlag:
Also wenn das Volk seine Vertreter wählt und diese dann mit des Volkes Steuergeldern besoldet werden, dann könnte man doch gleich bei der Wahl auch festgelegen, wieviel diejenigen verdienen und festlegen, unter welchen Umständen Solderhöhungen zustandekommen.
So eine Art Leistungsprinzip vielleicht, z.B. bei erfolgreicher Arbeit...
Und natürlich die Abzüge bei gegenteiligen Ergebnissen...
Ob das was bringen würde?

Zitat:
Ob in dem Vertrag auch festgelegt ist, dass Politker unter Androhung der Todesstrafe nichts Richtiges oder Vernünftiges machen dürfen? Tja, dann wollen wir mal. Verwandeln wir uns doch ebenfalls in eine Bananenrepublik. Mit ein bisschen Pech ist uns dabei der Klimawandel sogar noch behilflich. Beruflich habe ich Geschichten gehört, wie gut man bei Ämtern und Behörden durchkommt, wenn man ein bisschen ...
Das Gegenteil wäre besser, es müsste Strafe drohen. Nein, nicht die Todesstrafe, das wäre zu einfach, da hat doch keiner was von. Zwangsarbeit, die gute alte Zwangsarbeit wäre ein probates Abschreckungsmittel und zwar auf unseren künftigen Bananenplantagen.
Und die mit Peitschen ausgerüsteten Hartz IV-Aufseher würden nach Bestechlichkeit ausgesucht, so daß jeder mal seinen Zorn am entsprechenden Politiker ein wenig Luft machen könnte.
Das wär mir glatt einen "Fuffi" wert, einmal mitansehen zu dürfen, wie eine/r ordentlich einen auf den Hintern bekommt. Ich könnte mich jetzt ad hoc nur nicht so schnell entscheiden, wenn ich mir da eine/n aussuchen müsste. Wünsche hätte ich da viele, doch leider besitze ich nicht so viel Geld.
Aber man kann sich ja absprechen, auch unter Armen, nicht?
Klimawandel? Ah ja...

Zitat:
Also ehrlich, die sitzen auch im Frühjahr, Herbst und Winter in einem tiefen "Loch". Kann man noch weniger als nichts tun? Die meisten "Schwestern und Brüder" sind doch nur dann im Bundestag anwesend, wenn es absolut sein muss, d. h. "Pflichtanwesenheiten" müssen eingehalten werden. Ansonsten herrscht oft gähnende Leere. Golf- und Tennisspielen ist nicht nur interessanter, sondern auch wichtiger. Verjagen? Hm, wo wächst noch mal der Pfeffer in der Tüte? Aber es stimmt: Wir werden müder. Es geht einfach schon zu lange so, das tritt alles dermaßen auf der Stelle, dass es die "Antriebsenergie" zu rauben droht (was bei vielen wohl bereits geschehen ist). Wie ich weiter oben sagte, niemandes "Kräfte" sind unbegrenzt. Genau da liegt die größte Gefahr, und das ist es auch, was mich "durchhalten" lässt.
Also das die nichts tun, würde ich so nicht sagen.
Es gibt ja auch außerhalb des Bundestags schließlich noch genug Geld zu verdienen...
Nur von Diäten kann doch niemand leben, da muss dann auch schon mal was ordentlich her.
Das Ganze ist in der Tat schon dermaßen ermüdend und langweilig, da kommen dann so ein paar Plagiatsaffären zwischendurch ganz gut, offenbaren diese doch deutlich den Charakter derer, die auf Kosten anderer profitieren wollen. Das ist bezeichnend für diese ganze Gattung.

Zitat:
Unsummen, wahre Unsummen. Aber das war ebenfalls schon "immer" so, selbst zu den Zeiten der Feudalherrschaft. Es wird ständig dem "nackten Mann in die Taschen gegriffen". Warum? Nun, da ist zwar in Hinsicht auf den Einzelnen nichts zu holen, aber die "Masse" macht's. Es liegt schlicht an der Tatsache, dass Wohlhabende oder Reiche sich zur Wehr setzen können. Womit sollte sich beispielsweise ein Hartz-IV-Empfänger wehren? Es gibt nichts, was er tun kann. Sonst nimmt man ihm auch noch das bisschen, das er zum Leben braucht. Diese "Opfer" sind hilflos. Mal eine Tatsache so nebenbei, als eine Art ergänzende Erklärung: Die meisten Einbrüche finden in ärmeren Wohngegenden statt. Da gibt es eben keine Alarmanlagen, Sicherheitsschlösser, Wachhunde oder Nachtwächter. In Krankenhäusern sind organisierte Diebesbanden ständig unterwegs - nur recht selten auf den Privatstationen. Tja ...
Genau, aus einem großen Pool lässt sich einfach mehr schöpfen.
Leider sind diese Leute so unfähig, daß sie kaum noch wissen, wo sie die ganze sinnlos verballerte Kohle wieder hernehmen sollen und verlieren dabei jeglichen Sinn für die Realität.
Daß die Zustände dabei immer schlimmer werden, bleibt nicht aus.
Das "schwache soziale Millieu" wird immer stärker und damit wächst auch die Kriminalität, die sich in erster Linie gegen die wendet, die sowieso nicht viel haben und sich damit auch nicht schützen können.
Die Ängste der Menschen? Scheißegal, Hauptsache der Euro wird gerettet, eine Währung, über die in diesem Lande niemals abgestimmt wurde.
Warum wohl?

Zitat:
Auch wenn dieses Wort so "ausgelutscht" ist, wie nur möglich, verwende ich es trotzdem: Politikverdrossenheit. Es fasst die ganze Strophe im Grunde genommen in einem Wort zusammen. Wer hat denn dieses ganze unerträglich inkompetente und vernunftlose Affentheater nicht restlos satt? Nur: Die "davor" waren nicht besser - und die "danach" werden es auch nicht sein. Dieser Gedanke ist richtig frustrierend. Wie eine "chronische" Krankheit, die das Volk infiziert hat - und die es ums Verrecken nicht mehr los wird. Das größte Problem dabei ist, dass um alles in der Welt keine "Roßkur" in Frage kommen darf. Das wäre das Schlimmste, was passieren könnte, ja nicht. Da hilft nur, die Zähne zusammen zu beißen und weiterhin "wach" zu bleiben, auch wenn die "Temperatur" steigt.
Genau das ist das Problem. Eine "Roßkur" wäre alles andere als wünschenswert, da müssen wir aufpassen.
Aber leider ist das ja gerade das große Dilemma. Wie oben schon erwähnt, tun unsere Parteien sich alle nicht viel und sind schon fast eine große einheitlich graue Masse. Was soll da an Innovationen kommen?
Wenn diese jetzige unsägliche Regierung endlich Geschichte ist, werden die Nachfolger den ganzen Mist genau so fortführen.
Niemand von denen traut sich zuzugeben, daß dieser ganze neoliberale Quatsch und das jetztige Wertesystem ein großer Fehler war.
Und wer daran kratzt und auf die Nase fällt, der wird es nicht leicht haben.
Also fahren wir lieber weiter in den seichten Gewässern des Gewohnten und hoffen einfach, daß sich was bessert...

Zitat:
Seufz. Oh ja, und wie schnell. Der deutsche Michel meint: "Hm? War da nicht was, irgendwann hat doch irgendwer - oh, Fußball." Die Aufmerksamkeitsspanne (und das Gedächtnis) vieler Bürger ist beindruckend - löcherig. Skandale sind doch etwas so Gewöhnliches, das passiert doch dauernd. Interessiert keinen mehr. Außerdem ist Vergessen viel einfacher. Oh, Entschuldigung, hab ich vergessen - und schon ist man nicht schuld, wenn etwas schiefgeht. Außerdem ist "Aussitzen" einfach. Deshalb leiten die aktuellen Gewöhnlichen für gewöhnlich die Verantwortung an die gewöhnlichen Nachfolger weiter - bereits so gewohnheitsmäßig, dass es völlig gewöhnlich ist. Nix Neues unter der Sonne ...
Genau, und wenn dann noch Steuersenkungen versprochen werden, dann ist man ganz schnell wieder der Gute.
Hör bloß auf, das Ganze ist zu lächerlich.
Und wenn du siehst, was da in so diversen "Talkshows" abläuft, dann siehst du, wie einfältig und dumm der deutsche Michel ist.
Brot und Spiele...

Zitat:
Die deutsche Mentalität ist ein Phänomen. Kein Volk der Welt lässt sich derartig viel gefallen, das ist Fakt. Am "Stammtisch" wird "gebruddelt" und das nächste Bier bestellt, aber etwas tun? Nee, das soll doch jemand anders machen. Michel versteht nichts davon und will es auch gar nicht lernen. Das könnte anstrengend werden. Schimpfen und nichts tun ist viel angenehmer, viel einfacher und - man vermeidet "Schwierigkeiten". Oma und Opa, Mami und Papi und die Nachbarn im Stockwerk darunter haben schon immer die Lilablaßblauen mit den rosafarbenen Tupfen gewählt, deshalb wähle ich die auch ...
Ja, die alten Traditionen.
Wenn Opi die schon gewählt hat, dann können die ja nur richtig sein.
(Als ich klein war, nahmen meine Großeltern mich mit zur Wahl. Da standen nur wenige Parteien auf dem Zettel und letztendlich waren ja auch nur die SPD, CDU/CSU und die FDP relevant, aber ich wollte unbedingt wissen, wen sie denn nun gewählt hätten. Auf mein hartnäckiges Nachfragen sagten sie mir allerdings nur, FDP und CDU seien nur was für die Reichen, sie hätten etwas anderes gewählt. Sie hatten damit natürlich Recht und heute denke ich, daß sie die SPD gewählt haben, aber wenn ich mir die heutigen Genossen anschaue, dann sehe ich die sozialdemokratische Idee am Boden zerschmettert und verraten.)
Und heute?
Ein und derselbe Sumpf. Und da mach ich halt mein Kreuzchen wie beim letzten Mal. Oder auch nicht.
Und alles fängt wieder von vorne an.

Zitat:
Ich hab's so satt. Es ist zum Kotzen. Ich gehe wählen. Und ich kreuze nichts an, sondern schreibe quer über den Wahlzettel: Nein, danke!!! Dann werfe ich ihn ein. Wo ich keine Wahl habe, kann ich nur eines wählen - den Protest.
Ja, das sollten sich alle Nichtwähler hinter die Ohren schreiben:
Geht bitte hin zur Wahl, alle, und macht euren Wahlzettel ungültig!
Diese Wahl zu ignorieren hilft niemandem.
Hingehen und ungültig machen, stellt ihnen ihr Zeugnis aus.

Zitat:
Bevor mich jetzt aber der Frust allzu sehr packt, ein Lob zur Form. Da ich sehr genau weiß, wie du für gewöhnlich schreibst, ist mir klar, dass die "Form" dem Inhalt "folgt". Sowohl die Worte als auch die Versanfänge und das Reimschema sind -beinahe- leiernd. Das macht -fast- müde. Mein Kompliment, es ist nicht zu viel, sondern der Thematik punkgenau angemessen, aber du vermeidest erfolgreich "echtes" Leiern. Ich bin nicht "eingeschlafen". Fein gemacht. Ich nehm's als "Lichtblick in der Dunkelheit".
Dankefein für das Lob.
Der viehebige Jambus mit männlicher Kadenz im Wechsel mit einem dreihebigen weiblicher Endung ist m. E. etwas flotter, als ein durchgängig 4-hebiger. Er verführt zwar zum Leiern, wenn jedoch die Inhalte der Strophen auch kurz und knackig ist, kann man das schön betont lesen.

Die Zäsuren fallen eigentlich immer so, wie ein Satz es hergibt. Ich arbeite selten mit ihnen als bewusstes Stilmittel.
Mir ist die korrekte Metrik in solch kurzen Zeilen dabei lieber.
Man kann die Stropen in einem Rutsch durchlesen. Die einzig bewusste (rein metrische) Zäsur liegt zwischen dem Ende der jeweils zweiten und dem Anfang der dritten Strophe.


Ich bedanke mich für deinen ausführlichen Kommentar und deine Gedanken zum Thema und denke, wir sind uns zumindest nicht uneinig...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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