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Stammtisch Gesellschaft, Politik und Alltag

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Alt 17.12.2010, 17:18   #1
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.908
Standard Ich

Ich


Ich spreche über Gott und Welt
und beuge sogar Zeit und Raum,
nur bleibt der Blick mit stets verstellt,
die Sinne halten mich im Zaum.

Mir mangelt es nicht an Verstand,
die Welt zu sehen, wie sie scheint,
doch was ich fühle mit der Hand,
zeigt sie mir so, wie sie es meint.

So wird die ganze Wirklichkeit,
wie ich sie nehme, zum Problem,
ich denke in Verborgenheit
im "Also-bin-ich-auch-System".

In selbstbewusster Existenz
erstelle ich mein eignes Bild,
was dann in letzter Konsequenz
für alles und für jeden gilt.

So sitze ich als höchstes Maß
dann über jeden zu Gericht
und sehe aus dem Haus aus Glas
die Welt, doch meine Fehler nicht.


Falderwald
. .. .
__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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Alt 04.01.2011, 10:04   #2
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 14.03.2009
Ort: wien
Beiträge: 4.893
Standard

WIR

Du stehst allein hier seit zwei Wochen
und redest über Gott und Welt,
noch keiner hat dir widersprochen -
ob dir das wirklich so gefällt?

Nun weiß ja keiner, was du hier
zwei Wochen lang in Händen hattest!
Doch machte es dir wohl Plaisier,
bei dem du nicht so rasch ermattest.

Sei standhaft wie ein Zinnsoldat!
Und wenn dein Sinn mal schwankend wird:
Die blaue Pille liegt parat -
rasch ist der "Fehler" korrigiert!

Das macht ja nichts, das kann so bleiben:
In meinem Glashaus seh ichs nicht!
Denn mir beschlagen grad die Scheiben
von dem, was über mich man spricht!

Doch werde ich mich dem nicht beugen.
Auch ich weiß über Gott und Welt
was zu berichten, zu bezeugen.
(weil jeder seins für Wahres hält)

So hocken wir wie die Tomaten
im Glashaus. Fraglos unterm Reifen
ists so, dass wir den faulen Stamm,
an dem wir hängen, nicht begreifen....

Sellerie - so ist das Leben!
lg, larin
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Alt 12.01.2011, 20:15   #3
Dana
Slawische Seele
 
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Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
Standard

Ihr

Ihr redet, denket, forscht und "streitet",
bekennt gar Unzulänglichkeiten,
selbst übel reden wird vereitelt
und Großmut heilt Verwundbarkeiten.

Ihr seht, was andere nicht sehen,
beharrt sogar in Scheinbarkeiten
erschreckt beim leisesten Verstehen
erst recht auf eigne Wirklichkeiten.

Sie prallen letztlich aufeinander,
schweigend drehen sich die Welten,
unverständlich schaun Ugander,
lassen auch nur ihres gelten.


So bleiben Ich und Ihr gespalten,
kein Du kann Gott und Welt erklären,
jedoch wenn Wir sie uns erhalten,
dann werden sie uns segnen, nähren.

Ich sage euch jetzt, was ihr noch nicht wissen könnt: Es ist gaaanz anders!!!

Ein feiner Stammtisch - ich war gern dabei.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 20.01.2011, 11:53   #4
Gert-Henrik
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Beiträge: n/a
Standard

Öhh, was geht denn hier für eine Post ab? Wow!

Zunächst nur zum Werk von Faldi:

Nischt zu mäkeln, weder formal, noch inhaltlich - man kann nur viele LeserInnen wünschen! Mir fällt gerade auf: Die kritische Betrachtung durch die letzte S hätte es für mich gar nicht gebraucht, das Werk würde mE auch ohne eine solche die volle Wirkung entfalten.

Puh - die 2 Antwortgedichte werde ich später lesen und dann muss/ darf ich hier wohl auch noch einige Zeilen hineineditieren

LGvL.
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Alt 07.02.2011, 19:45   #5
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.908
Standard Spät, doch fast in alter Frische

@Liebe larin,

Zitat:
Du stehst allein hier seit zwei Wochen
und redest über Gott und Welt,
noch keiner hat dir widersprochen -
ob dir das wirklich so gefällt?
Zwei Wochen, wenn es das nur wäre...
Ich steh schon eine Ewigkeit
erstarrt in dichterloser Schwere
und lyrisch kalter Dunkelheit.

Zitat:
Nun weiß ja keiner, was du hier
zwei Wochen lang in Händen hattest!
Doch machte es dir wohl Plaisier,
bei dem du nicht so rasch ermattest.
Ermattung trifft es nicht so richtig,
der Wille steht, das Fleisch ist schwach,
zwar wär' es umgekehrt wohl wichtig,
doch mancher Ball bleibt eben flach.

Zitat:
Sei standhaft wie ein Zinnsoldat!
Und wenn dein Sinn mal schwankend wird:
Die blaue Pille liegt parat -
rasch ist der "Fehler" korrigiert!
Die blaue Pille bringt doch nur
dem heißen Stein den kleinen Spritzer,
doch dem geplagten Troubadour
hilft weder Bayer, Lilly oder Pfizer.

Zitat:
Das macht ja nichts, das kann so bleiben:
In meinem Glashaus seh ichs nicht!
Denn mir beschlagen grad die Scheiben
von dem, was über mich man spricht!
Wohl dem, dem nur die Scheiben blind
geworden sind durch seine Richter,
in meinem Glashauslabyrinth
verlieren sich die Lyriklichter.

Zitat:
Doch werde ich mich dem nicht beugen.
Auch ich weiß über Gott und Welt
was zu berichten, zu bezeugen.
(weil jeder seins für Wahres hält)
Das bildet sich wohl jeder ein
von Gott und Welt ein Wort zu wissen,
doch Wahrheit kann so grausam sein,
ist sie erst einmal ausgerissen.

Zitat:
So hocken wir wie die Tomaten
im Glashaus. Fraglos unterm Reifen
ists so, dass wir den faulen Stamm,
an dem wir hängen, nicht begreifen....
Der faule Stamm besitzt zwar Mängel,
doch sollen reife Pflaumen locken,
benötigen sie einen Stängel,
sonst bleibt die schönste Frucht doch trocken.

Sellerie?
Ach so...
Ich kenne ihn nur als Suppengemüse oder als leckeren Selleriesalat, so wie ihn meine Oma immer gemacht hat.
Ich habe nie verstanden, warum sie ihn "Fritzchen freu dich" genannt hat...


Liebe Dana,

Zitat:
Ihr redet, denket, forscht und "streitet",
bekennt gar Unzulänglichkeiten,
selbst übel reden wird vereitelt
und Großmut heilt Verwundbarkeiten.
Ach sieh mal an, die eitlen Dichter,
die sich, wenn Verse nicht mehr laufen,
mit Vehemenz und noch erpichter
die spärlich schönen Worte raufen.

Zitat:
Ihr seht, was andere nicht sehen,
beharrt sogar in Scheinbarkeiten,
erschreckt beim leisesten Verstehen
erst recht auf eigne Wirklichkeiten.
Das Wort um die Idee betrügen,
bleibt handwerklich ein dumpfes Reimen,
der Dichtung wird das nicht genügen,
sie ist zu schrauben, nicht zu leimen.

Zitat:
Sie prallen letztlich aufeinander,
schweigend drehen sich die Welten,
unverständlich schaun Ugander,
lassen auch nur ihres gelten.
Die Welten prallen nicht, sie siechen
im Abraum ihrer wahren Schätze,
es schufen selbst die alten Griechen
sich ihre allgemeinsten Plätze.

Zitat:
So bleiben Ich und Ihr gespalten,
kein Du kann Gott und Welt erklären,
jedoch wenn Wir sie uns erhalten,
dann werden sie uns segnen, nähren.
Wer will schon Gott und Welt erklären,
wenn in der Zeit die Ängste schwinden?
Der Dichter muss dem Lied zu Ehren
mit Liebe die Idee verbinden.

Dann braucht er keinen Gott zu bitten,
die kleine Welt ihm zu belichten
und kann in lyrisch schönen Schritten
sich alle Welten selbst erdichten.

Na ja, am Stammtisch wird halt meist nur dummes Zeugs geredet.
Aber das ist ja alles gaaaaanz anders.
Bei uns Dichtern wenigstens, oder. .. ?


Moin Lipiwig,

ja, da staunst du, was?

Die letzte Strophe könnte durchaus wegfallen, da stimme ich zu.
Ich habe nun mal einen Hang zu ungerader Strophenanzahl, aber ich werde drüber nachdenken.
Wenn sonst nix zu meckern ist, kann ich ja zufrieden sein.

Gerne darfst du dich hier nochmals einbringen.
Ich werde auch versuchen, früher zu antworten...


Vielen Dank für eure Gedanken und lyrischen Antworten...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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