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Alt 27.02.2011, 12:18   #1
Walther
Gelegenheitsdichter
 
Registriert seit: 09.11.2009
Ort: Im Wilden Süden
Beiträge: 3.210
Standard wollen wir mal

wollen wir mal heute die tage
der immermehrbürger zählen
kalorien anfangs

später zu fettzellen übergehen
und zu festverzinslichem
pauschalurlaube all inclusive

flugmeilenschlachten
angerichtet mit ozonlöchern
die speisung der fünf plus fünf milliarden

so die spreizung der kleinen finger
mit der des ölpreishedgings
vergleichend die sonne putzen

die downloads verramschen
und dem egoshooter heiligen
geflügelwurst ist angesagt

doppelwhopper zu bigmäcs
sei die parole transfette
transmedial transferiert

bildung durch einbildung
z.ersetzend die welterklärung
aufgabe des markenartikelmarketings

begreifen werden wir nichts
die zechen zahlen die ungebornen
aus der genbankpipette
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Dichtung zu vielen Gelegenheiten -
mit einem leichtem Anflug von melancholischer Ironie gewürzt
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Alt 22.06.2011, 17:38   #2
Stimme der Zeit
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Ort: Stuttgart
Beiträge: 1.836
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Hallo, Walther,

ich bin beim Stöbern hier hängen geblieben. Du erstellst in deinem Gedicht ein Bild der heutigen Zeit, allerdings kein schönes. Sehr realistisch, es trifft genau ins Schwarze.

Wollen wir mal -
hinsehen oder die Augen schließen?
mitmachen oder sich verweigern?

Einige deiner Worte bzw. Formulierungen möchte ich noch einmal separat darstellen, da ich dir dafür ein Kompliment aussprechen kann:

immermehrbürger
flugmeilenschlachten
transfette transmedial transferiert
z.ersetzend (im Zusammenhang gelesen)
welterklärung
markenartikelmarketings

Diesen Text musste ich im Gesamtkontext betrachten, da ich hier keine Strophe "herauspicken" kann, was wohl auch in deiner Absicht lag, wie ich vermute.

Es ist ein "altes" Thema, aber die "Darstellung" finde ich neu und gut gelungen. Immer mehr, immer mehr Übergewichtige, mehr Konsum, mehr Maßlosigkeit, mehr Urlaubsmanien, mehr Bildungsdesinteresse und die "Zukunft" - mehr Gentechnologie.

Irgendwann, so fürchte ich, wird sie den "maßlos (Ein)Gebildeten" wohl auch zu lästig sein, diese unangenehme und schmutzige Sache namens "Geburt" ...

Oft frage ich mich, wohin das alles noch führen soll. Eine Hoffnung bleibt uns: Es kann sein, dass uns rechtzeitig die Ressourcen ausgehen. Wie war das denn noch mal, die Sache mit Jagen und Sammeln? Braucht man für Faustkeile nicht Flintsteine?

Sehr anschaulich, sehr klar dargestellt. Ich habe dein Gedicht ungerne und gerne gelesen, denn: Ich kann mich selbst nicht ausnehmen. Wer erliegt nicht immer wieder (trotz guter Vorsätze) der Verlockung von Bequemlichkeit und Überfluss? Es ist gut und richtig, dass ich mich getroffen fühle. Ein Grund mehr, mich in einigen Bereichen wieder intensiver mit meinem Verhalten zu beschäftigen. Von Zeit zu Zeit schleicht sich "Nachlässigkeit" ein, da es fast unmöglich ist, immer alles Tun zu bedenken. Aber dein Apell ist zu mir vorgedrungen, danke.

Liebe Grüße

Stimme

P.S.: Ich gebe die Hoffnung trotzdem nicht auf, denn die Zahl der Menschen, die ihr Konsum- und Umweltverhalten in Frage stellen, wächst ebenfalls. Und ohne Hoffnung - was wären wir Menschen dann noch...
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Im Forum findet sich in unserer "Eiland-Bibliothek" jetzt ein "Virtueller Schiller-Salon" mit einer Einladung zur "Offenen Tafel".

Dieser Salon entstammt einer Idee von unserem Forenmitglied Thomas, der sich über jeden Beitrag sehr freuen würde.


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Alt 24.06.2011, 19:37   #3
Walther
Gelegenheitsdichter
 
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Lb. Stimme der Zeit,

freut mich, daß dieses Speeddichten zusagt. Das Anregen von Assoziationen beim Leser ist Programm und Zweck dieser Art von Vers libre, an dem ich mich immer wieder versuche.

Manche halten das für furchtbaren Mist, andere wiederum meinen, das seien die einzige Dichtwerke aus meiner Feder, die einen bleibenden Wert hätten. Ich selbst weiß nicht, wie ich das einordnen soll, aber wahrscheinlich haben alle ein wenig recht. Jedenfalls lassen die meisten der Texte das Publikum nicht im Ungefähren zurück. Hier kann man eine Meinung haben und soll das auch.

Schön, daß ich Dich mit dieser Zivilisationskritik unterhalten konnte. Das und die Gewißheit, Dich auch noch zu diesen sehr grundsätzlichen Zeilen verführt zu haben, zeigt mir, daß dieses Konzept nicht hoffnungslos daneben und also weiter entwicklungsfähig ist.

Dafür danke ich Dir ganz herzlich und wünsche Dir frohes Dichten und Werken!

LG W.
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