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Alt 06.05.2011, 22:53   #1
badico
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 07.03.2009
Ort: linkester Niederrhein
Beiträge: 231
Standard Kundendienst

Kundendienst


Es ging ein mal ein kleiner Mann,
wir nennen ihn Herr Kleinermann.
zu einer großen reichen Bank.
Er stottert leise:“Ich bin blank!“
Die Lage sei halt schwierig....


Der Mann am Schalter grüßte nett,
in seinem Anzug sehr adrett.
Es wär ja heut ein schöner Tag;
erfragte höflich den Betrag,
die Augen glänzten gierig.


Bescheiden fragt Herr Kleinermann
nach einer Summe, die ja dann
schnell abgetragen wäre,
noch eh der Tag sich jähre.
Wie frech wurde der Bänker.


Für Peanuts fehle ihm die Zeit
er wolle wirklich keinen Streit:
doch sei er bei der falschen Bank.
Auf Wiedersehn und vielen Dank...
und weiteres Gestänker....


Der Bänker wurde zum Tyrann
und leise schlich Herr Kleinermann
hinaus auf einen Fingerzeig,
stand draussen auf dem Bürgersteig,
den Mund noch immer offen.


Bescheidenheit ist eine Zier,
doch bei der Bank geht’s ohne ihr.
Nur Risiko bringt den Gewinn
und frag hier nicht nach tiefrem Sinn
den hat die Gier versoffen.
__________________
Si peliannen i vâd na dail lîn. Si boe ú-dhannathach
(Dein Weg liegt dir bereits zu Füßen, zögere nicht ihn zu gehen)

Geändert von badico (11.05.2011 um 14:29 Uhr)
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Alt 09.05.2011, 17:04   #2
Stimme der Zeit
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Ort: Stuttgart
Beiträge: 1.836
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Hallo, badico,

wir haben uns noch nicht "getroffen", glaube ich zumindest.

"Bescheidenheit ist eine Zier, doch besser lebt sich's ohne ihr." Ja, das Sprichwort kenne ich.

Was die Grundaussage deines Gedichts betrifft: Ich stimme dir aus vollem Herzen zu. Die Banken verdienen schließlich am meisten an den Schulden, nicht an den Guthaben, deshalb werden die Leute animiert, unsinnige Kredite mit völlig überzogenen Summen aufzunehmen.

Dann wird dazu verführt, den Kredit immer weiter aufzustocken. Wenn dann irgendwann nichts mehr geht, landen die armen Teufel bei der Schuldnerberatung und in der Privat-Insolvenz. Ich arbeite in einem Sozialunternehmen, da ist die Beratung nur zwei Türen weit von mir entfernt ...

Wenn ich nicht mitbekommen würde (ich habe da schon "ausgeholfen"), was da vor sich geht, ich würde es kaum glauben. Allerdings glaube ich es mittlerweile, und wie!

Natürlich sind bei den Banken "Kleinkredite", dessen Rückzahlung sicher ist, absolut unbeliebt. Banken mit diesbezüglich "schlechtem" Ruf wechseln einfach den Namen ...

Jetzt vom Inhalt zum "Formalen".

Ein interessantes Reimschema, das du gewählt hast. Der vierhebige Jambus kann ja leicht ins Komische "abgleiten", was durch den 5. Vers, der 3 Hebungen aufweist, erfolgreich verhindert wird, ohne die ironische Note zu beeinträchtigen. Dass sich hier paarweise die Strophen reimen, sorgt für "Ordnung" und "Auflockerung" zugleich. Sagt mir wirklich zu!

Wenn du erlaubst, ein paar kleine "Fehlerchen" haben sich eingeschlichen:

Zitat:
Es ging ein mal ein kleiner Mann,
wir nennen ihn Herr Kleinermann,
zu einer großen reichen Bank.
Er stottert leise:“Ich bin blank!“
Die Lage sei halt schwierig....
Zitat:
Der Mann am Schalter grüßte nett,
in seinem Anzug sehr adrett.
Es wär ja heut ein schöner Tag;
erfragte höflich den Betrag, - hier wird's schwierig: Eigentlich "er erfragte ..."
die Augen glänzten gierig.
Zitat:
Bescheiden fragt Herr Kleinermann
nach einer Summe, die ja dann
schnell abgetragen wäre,
noch eh der Tag sich jähre. - ein Kompliment für diesen Reim!
Wie frech wurde der Bänker. - XX
Zitat:
Für Peanuts fehle ihm die Zeit
er wolle wirklich keinen Streit:
doch sei er bei der falschen Bank.
Auf Wiedersehen und vielen Dank... - Auf Wiedersehn ..., dann passt es ins Metrum
und weiteres Gestänker....
Zitat:
Bescheidenheit ist eine Zier,
doch bei der Bank geht’s ohne ihr.
Nur Risiko bringt den Gewinn
und frag hier nicht nach tief´ren Sinn - ... tiefrem ...
den hat die Gier versoffen.
Bitte nicht falsch verstehen, aber dein Gedicht ist ansonsten wirklich sehr, sehr gut gelungen, deshalb stören mich die "Minis" auch. Wenn man Perlen "poliert", dann glänzen sie erst richtig. Je mehr mir ein Gedicht gefällt, desto größer mein Wunsch, dass es "perfekt" ist.

Sehr gerne gelesen und "gewienert".

Liebe Grüße

Stimme der Zeit
__________________
.

Im Forum findet sich in unserer "Eiland-Bibliothek" jetzt ein "Virtueller Schiller-Salon" mit einer Einladung zur "Offenen Tafel".

Dieser Salon entstammt einer Idee von unserem Forenmitglied Thomas, der sich über jeden Beitrag sehr freuen würde.


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Alt 09.05.2011, 22:11   #3
Löwenzahn
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 03.12.2010
Beiträge: 143
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@ Badico
ein wirklich tolles Gedicht und wenn Du noch die Verschlimmbesserungen
von Stimme der Zeit übernimmst, dann wird das eine echte Perle!

Den Reim Bänker/Gestänker finde ich super - er zaubert mir ein Lachen
in die Mundwinkel. Das Reimschema gefällt mir!

mit herzlichen Grüßen, Löwenzahn
Löwenzahn ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.05.2011, 14:54   #4
badico
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 07.03.2009
Ort: linkester Niederrhein
Beiträge: 231
Standard

Hallo Stimme der Zeit,
danke für deine ausführliche Rückmeldung. Habe soweit ich es konnte verbessert. Nur leider fällt mir für die 3 Strophe keine Lösung ein. Ich werde mir noch mal ein paar Gedanken machen...
bei der zweiten Strophe bin ich mir nicht sicher...da ja nur die Rede von dem Mann am Schalter ist, kann man das dann nicht wie eine Aufzählung handhaben und das "er" weglassen?
Mach dir keine Gedanken darüber, dass ich sauer sein könnte, wenn mir jemand hilfreich zur Hand geht. Erstens freue ich mich darüber, dass dir mein Stück hier gefällt und zweitens ist es doch immer schön sich zu verbessern ( Wobei...mit der Zeichensetzung, mh, das ist für mich ein ewiges Thema. Ich glaube das lerne ich nie!)
Vielen Dank für deine Hilfe

Hi Löwenzahn,
danke für deine Rückmeldung, die Fehler habe ich verbessert und hoffe das die "Perle" nun genug glänzt?
Ich freue mich echt, dass dir das Stückchen hier gefällt. Inspiriert ist das Ganze durch ein Stück von Erich Kästner. Es ist erstaunlich wie aktuell es ist obschon sein Gedicht "Auf einer kleinen Bank vor einer großen Bank" ca 1938 entstand.

Liebe Grüße

Babsi
__________________
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Alt 15.05.2011, 09:21   #5
a.c.larin
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Registriert seit: 14.03.2009
Ort: wien
Beiträge: 4.893
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morgen badico,

dein gedicht ist sehr pointiert - und irgendwie macht es auch schmunzeln, trotz des unerquicklichen backgrounds.

mir erscheinen noch drei stellen verbesserungswürdig:

zunächst mal der anfang - weil der reim "kleiner mann, kleiner mann" dem ansonsten flott dahingereimten gedicht einen vorneweg-holperer aufsetzt.

wie wäre es, wenn du so anfingest:

Es stellte sich mal einer an,
wir nennen ihn Herr Kleinermann,
bei einer großen, reichen Bank.....


und die eine zeile in strophe 3: Da wurde frech der Bänker: ....

das problem in strophe zwei könnte man möglicherweise per einschub lösen und insgesamt die zeichensetzung ein wenig abändern:

Der Mann am Schalter grüßte nett
in seinem Anzug, sehr adrett -
es wär ja heut ein schöner Tag -
erfragte höflich den Betrag.
Die Augen glänzten gierig.



so erkennt man besser, dass das wort "erfragte" noch zum satz davor gehört, und dort gibt es ja ein subjekt ("der Mann")


mir gefällt das reimschema hier ausnehmend gut.
das ist schon echt ein kleines "zuckerl"!

liebe grüße,
larin
a.c.larin ist offline   Mit Zitat antworten
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