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Alt 18.02.2009, 23:46   #1
Archimedes
der mit dem Reim tanzt
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: SpreeAthen
Beiträge: 565
Standard gestörte Kreise

Gedichte aus 2008


Dichten ist der pure Liebesakt

Es ist das verschämte Blicke werfen auf die
ersten lieblichen Reize des Thema-Pflänzchens


Dich trifft das Thema wie ein Blitz
und meinst, du musst dich arg verrenken.
Du denkst zuerst, es ist ein Witz
Und willst ihm kein’n Gedanken schenken.

Doch dann lässt es dich nicht mehr los,
drängt ständig sich in die Gedanken,
wird schließlich in dir riesengroß.
Am Ende hörst du auf zu wanken.

Es ist das sich zieren und der Zweifel über die Güte der Arbeit am Objekt

Da ist ein Zögern und ein Zagen,
da ist die Scham, es doch zu wagen,
da ist die Frage, wie es sagen,
da ist die Leere zu beklagen.

Es ist die zärtliche Umarmung der Braut, der feingefühlten Worte

So wie die Sonne sinkt ins feuerrote Weltenmeer,
mit offnen Armen dich empfangen jetzt die Musen.
Dein Schiff bis oben voll mit Sehnen und Begehr,
es landet wohlgelenkt und sanft in ihren Busen.

Es ist die überbordende Leidenschaft, der Rausch der sprudelnden Worte

Jetzt schreibst du los,
kommst gar nicht mit,
im Strome deiner Worte,
die du hast ausgedacht,
wie hörig einer Macht,
an ’nem geheimen Orte,
entsteht mit stetem Schritt
das Werk, du meinst, so groß.

Es ist die glückliche Vereinigung des Ich’s mit dem geliebten Gedicht

Dein Vers erblüht,
die Seele ruht.
Dein Ich find’s gut,
was du bemüht.

Es ist die selige Erschöpfung nach der Vollendung deines Werkes

Jetzt kommt nichts mehr,
leer ist mein Schädel,
die Worte fransen aus.
Ich geb es nicht her,
mein Werk, mein Mädel.
Ich hab’s geschafft,
ich ruh mich aus.

Es ist der Stolz über die Geburt des geistigen Kindes

O Dichterzeus, ein Tempel bau ich dir,
das Werk ist nun vollbracht.
Es ist das größte hier,
hab ich gedacht.

Jan 08



Dichter - Tango

Er ist
bemüht,
doch Mist
erglüht
hier unter seinen falschen Jamben.

Ein’n Schatz
er hebt,
sein Satz,
der schwebt
sehr vage in den Dithyramben.

Wie will
das geh’n?
Im Müll
wir seh’n
die Perlen bei den Säuen blinken.

Was klingt,
ist gut.
Uns bringt
in Wut:
Betrügergold kann nicht mal stinken.

Jan 08

PS: Dithyramben ist ein Vermaß von den alten Griechen.
Dieses wurde bei den Gesängen zu Ehren des Dionysos,
ein Sohn des Zeus, verwendet.








Mondsucht

Nur
der Mond
dann sich lohnt,
wenn man oben wohnt.

Sei-
ne Sucht
man arg verflucht,
hat der Mond gebucht.

Dann
achte immer
in dem Zimmer
auf des Mondes Schimmer.

Sei
ihm hold,
sonst dein Gold
er bei Neumond holt.

Jan 08






Rhythmus

Heut fahr ich weg nach Wessiland,
nicht nur wie sonst Stadtautobahn.
Schon komm ich an der Stelle an,
wo die (Grenz-)Kontrolle sich befand.

Sofort kommt alles hoch, schon wieder,
der Ärger, auch die Angst, die Pein.
Es stellen sich Geräusche ein,
sie stimmen an die alten Lieder:

Dadamm, dadamm, dadamm, dadamm…

So fuhr man früher Autobahn.
Oh weh, der Kühler kochte.
Gerade hier man es nicht mochte.
Kein Wasser? Das Problem fing an.

Man holte Wasser schnell beim Bauern.
Der (Volks-)Polizei war nicht zum Spaßen:
Den Transitweg so zu verlassen,
da gab’s nur Strafe, kein Bedauern.

Ein LKW, der schleppte dann
bis Helmstedt mich zu der Kontrolle.
Man fühlte sich fast so wie Bolle,
weil die Schikane jetzt begann:

Kofferraum auf! Koffer raus! Koffer auf!
War jetzt der Rhythmus ihrer Tücke,
dazu stets nur fixierte Blicke.
Rückbank raus! An Ärger gab’s zuhauf.

Du hattest Zeit, gar viele Stunden,
war jetzt der Ausweis abgelaufen,
die Haare gänzlich durchzuraufen,
bis alle (Amts-)Gänge war’n gefunden.

Dadamm, dadamm, dadamm, dadamm…

Fährst dann zu schnell, denn es pressiert.
Da holen sie dich raus, es folgt Belehrung.
Mit reu’gem Blick zeigst du Verehrung,
hast so die Strafe, Westgeld, reduziert.

Die Straßen sind jetzt neu und glatt.
Der (Kontroll-)Punkt auch heute noch da steht.
Mit 200 fahre ich vorbei, wenn’s geht.
Mariendorf heißt dieses „Haus“,
mal strecke ich die Zunge raus.
Oft hör ich’s noch, dann etwas matt:

Dadamm, dadamm, dadamm, dadamm…

Jan 08




Abgang

Unsere Beißerchen sind wichtig,
ermöglichen das Kau'n der Nahrung.

Im Lauf der Zeit bringt die Erfahrung,
dass sie ob ständiger Bewährung,
oft meist durch fälschliche Ernährung
sich dennoch nähern der Verjährung.

Trotz unsrer Mühen zur Bewahrung,
es ärgert sie, sie krieg'n Hals
und hauen ab. Wir jedenfalls,
wir finden das so gar nicht richtig.

Feb. 08






Frauenfeindlich?

Was ist der wahre Sinn der Frau?
So mancher weiß es schon genau:
Da ist zuerst das Kinderkriegen
und zweitens stets schön flach zu liegen.

So stellt es sich so mancher vor,
doch wissen wir, er ist ein Tor.
Der Dichterfürst es wusst' genau
den Sinn zum Zweck, den gibt die Frau.

Feb. 08

Der Dichterfürst ist natürlich Goethe. Der sagte schon:
„Das ewig weibliche zieht uns hinan!“








Der Hinterhältige

Was nur rafft er,
da doch am after
noon noch schafft er?

Oh, du Grauenhafter,
vertilgst vom after
eight 'n ganzes Klafter!


Feb.08







Fadenwürmer

Du stellst hier ein dein großes Werk,
meinst, dass es gar das beste wär,
fühlst dich so gar nicht nur als Zwerg.
Schon kriechen alle sie daher.

Und sie bohren, raspeln, sägen,
vom Gedicht nichts übrig bleibt.
Statt dein liebstes Kind zu pflegen,
glaubst du nicht, was man dir schreibt:

Mit Komma, Punkt sie ständig mäkeln,
als wär der Inhalt einerlei,
mit X und x sie dich verhäkeln,
zerschlagen dir den Text zu Brei.

Nachdem die erste Wut wurd Rauch
jetzt du die Mängel nüchtern siehst,
da stellst du fest, du kannst es auch
noch besser bringen als es ist.

Dein Opus du ganz neu beginnst,
jetzt weißt du es, du kannst sie brauchen,
die heimlich durch den Faden krauchen,
wenn du ein schönes Werklein spinnst.

Feb.08





Die Fase der Phase

Ach, die Zeiten stets sich neuern,
Thür und Thor und das Clavier
musste man schon früher feuern,
ständig ändert sich was hier.

Der Ph-Wert ist gesunken
in der lieben Schreiberei.
Aus dem Foto wird gewunken,
ja, die Fantasie wird frei.

Also wird es auch geschehen,
dass der Duden, neu wie nie,
filosofisch uns erläutert
seine Recht-Vielharmonie.

Feb. 08

Und jetzt: Die Fase der Phase
Ist filosofisch ’ne Frase!







Teekessel
so nannten wir das Spiel mit Mehrdeutigkeiten

Betrachtest du hier deine Dichtung,
da stellst du fest, sie tropft, es tropft.
Das liegt, scheint ’s an der falschen Richtung
der Leitung, die ist hier verstopft.
Sie führt das Werk ganz falsch zu Ende,
du landest schließlich beim Gericht.
Dort gibt es für dich keine Wende,
so angerichtet schmeckt dir ’s nicht.

Der Richter steht jetzt auf der Leitung,
für ihn hat Recht nur sein Gewicht.
Du rufst den Ober von der Zeitung,
der meint, dein Fall ist kein Gedicht.
Das Päckchen trägst du schwer nach Haus,
zur Wahrweit sie dich gar nicht ließen.
Jetzt holst du schnell die Dichtung raus,
so kann das Wortsal richtig fließen.

Feb. 08

Für die, die Hilfestellung brauchen, folgende
Mehrdeutigkeiten kommen vor:

Die Dichtung tropft
Die Richtung der Leitung
Die Leitung ist verstopft
Das Werk
Keine Wende
Steht auf der Leitung (+ auf jemandem stehen)
Sein Gewicht
Dein Fall
Du trägst dein Päckchen
Die Dichtung rausholen

Außerdem ist noch eine Geschichte versteckt:
Die Leitung eines großen Werkes hat Mist gebaut und führt das falsch zu Ende, indem es die Arbeiter und damit auch unseren Protagonisten entlässt. Dieser stammt aus der DDR, es gibt auch diesmal für ihn keine Wende. Nun klagt er vor Gericht. Aber der Richter spricht nicht wahres Recht, sondern er steht auf (Seiten) der Leitung, die ihn gewichtig geschmiert hat. Auch der Chefredakteur einer Zeitung winkt ab, denn der Fall ist ihm keine Meldung wert. Nun muss er an dem Päckchen, dass die Wahrheit nicht zu seinem Recht geführt hat, schwer tragen. Für den Schluss sind zwei Varianten offen: 1. Als Klempner weiß er in der Fabrik bescheid und löst eine Dichtung, sodass das ganze Werk unter Wasser steht. 2. Er schreibt seinen Fall seines Falles auf ein großes Plakat und demonstriert lautstark.








Ballade von der untreuen Ehefrau 2. Fassung

Ein Mann nach einem Ehezank,
vor Eifersucht war er fast krank,
hat einen Kleiderschrank bestellt,
ihn abgeholt und aufgestellt.

Der Mann verließ das Haus im Krach.
Die Statik seines Schranks war schwach,
denn als jetzt kam die Straßenbahn,
fing stark das Stück zu wackeln an.

Die Frau rief nun, weil ohne Mann
empört und schrill die Firma an.
Die schickten schnell her den Monteur,
der kommt, er prüft, er grübelt schwer:

„Mir scheint, es löst sich hier ein Keil“,
steigt in den Schrank, verharrt ne Weil.
Genau in diesem Augenblick
kommt nun der Ehemann zurück.

Die Ehefrau stürzt vor den Schrank,
schmeißt zu die Tür, als wär sie krank.
„Was stehst du hier im Negligé“,
schreit er sie an, voll auf der Höh’.

Er reißt die linke Schranktür auf, -
da spricht der Mann, die Hand am Knauf:
„Sie glaubens nicht, das nehm ich an,
ich warte auf die Straßenbahn!“

Feb. 08








Ik ea jetzt mal los. Wohin?

Küche kaufen?

Erst mal laufen!
*
Zum Küchenschalter,
dem Teileverwalter.
Sie dort bestellt,
wie dir es gefällt.

Listen bekommen,
Teile entnommen,
unten im Lager
als ständiger Frager.

Mit schwerem Wagen,
die Teile, die lagen
für’n Strichcode verkehrt.
Hast nicht dich gewehrt,

nachdem vor der Kasse
du lang in der Gasse
gewartet zum Zählen,
sie wolltest nicht quälen.

Die Teile nun lagen
geordnet im Wagen.
Bezahlt jetzt die Waren,
zur Ausgab’ gefahren.

Den Zettel gegeben,
gewartet ein Leben.
Zwei Wagen geschoben,
dich etwas verhoben

beim Parkplatz ein wenig
hier durch dasjenig’,
(welches)dir war viel zu schwer.
+
Jetzt kam das Malheur:

Du merktest gar nicht,
die Packung in Klarsicht
war einfach ganz leer.
Du gingst nun daher

zum Dienst für Kunden,
hast ihn gefunden,
die Nummer gezogen,
die Frage erwogen,
dich angestellt,
Minuten gezählt
wurdest gerufen.
Die Antworten schufen

in dir einen Zorn.
Ging alles von vorn.
Das Teil neu kaufen,
wieder mal laufen.

(Da capo zum *,
das machen sie gern,
vom + hier zurück,
wie in der Musik)
Gingst wieder hierher:

Die Nummer gezogen,
die Frage erwogen,
dich angestellt,
Minuten gezählt.

Es dauert’ ’ne Weil,
das falsche Teil,
nahm’n sie zurück,
da hattest du Glück.

Die Karte bekommen,
dann Geld entnommen
nach etwas waten
vorm Automaten.

Du fragst dich nun,
was ist zu tun,
denn nach dem Frust
verging die Lust.

Stellst in den Keller,
ganz der Schriftsteller
nun unter die Teile.
Hast keine Eile.

Feb. 08

Das ist eine wahre Geschichte,
dem Autor selbst passiert.









Un-Gelegenheit

Oh weh,
die Frau
genau
ich seh’.

Ihr Mond-
gesicht
so nicht
sich lohnt.

Intim
ihr Mund,
kein Grund
zum Knien.

Ihr Blick
durchbohrt
vor Ort.
’Nen Tick

vom Zahn
sie fühlt,
wegspült
den Wahn.

Muss hin
zu ihr
um vier.
Termin.

März 08





Persönlichkeit

Erst hat sie sich einfach mal hingesetzt.
Dort auf die Bank, eine lange,
schob sie ihr Leben, sie war ganz entsetzt,
vor der Frage wurde ihr bange,

wie wohl sie sich fühlte, so allgemein.
Man hat ihr doch manches gegeben:
Auf Mann, Haus und Küche ließ sie sich ein.
Die vielen Kinder sei’n doch ein Segen.

Und jetzt auf der Bank, dieser miesen,
da stürzte so plötzlich alles ihr ein,
das Konto, Beziehung, die Wiesen
der Illusionen von Glück ohne Pein.

Jetzt tritt sie hinaus durch die Scheibe,
sie sprengt ihre Fesseln, vielleicht auch die Bank,
auf der sie g’rad saß ohne Bleibe.
Als Motte da flog sie davon, aus dem Schrank.

März 08







Der Frühling kommt zu Fuß

Der Schauer aus Graupel schnitt scharf ins Gesicht,
das Ende des Weges erkannte er nicht.
Die Sonne floh hinter die Wolken blass-rund,
der dunkelnde Wald gab nichts von ihr kund.

Doch schon verlor hier die Schärfe an Macht,
die gräuliche Wand riss auf. Nun sie verlacht
mit leuchtendem Strahl aus blauem Gezelt,
was vorher an Anmut ihr hatte gefehlt.

In seinem Verlauf, da dampft jetzt der Weg.
Schon säumt hier ein Blümlein den schmaleren Steg
hinab in das Tal voll milch-weißer Luft.
Von tropfender Spitze die Amsel ihn ruft.

Begraupelte Wiesen aus Weiß und aus Grün,
begleiten den Blick: die Vögel schon ziehn.
Und alle es spüren, er ist nicht mehr weit.
Auch hierher er kommt, man macht sich bereit.

Spaziergang auf der Schwäbischen Alb
April 08











Ja, der heutige April,
ihm fehlt es doch an Stil.
Er weiß nicht, was er will
und auch nicht, was er macht,
denn Schneegestöber, Sonne lacht,
gar Wolkentürme, Wetterspiel,
das ist uns jetzt zuviel.

April 08







1000 Milliarden = Peanuts

Die Banken brauchen immer das Vertrauen,
jonglieren weltweit sie mit fremden Geld.
Daran hat stets es ihnen doch gefehlt,
woll’n sie die schönste Welt uns bauen.

Die Branche sieht jetzt plötzlich die Gefahren,
mit Transparenz will sie das Risiko verbessern.
Die Staatsaufsicht, die würde es doch nur verwässern:
So nicht! - kann man für sich sein Glück bewahren.

Gewinnabhängige Bezahlung ist der Hit,
Kontrollstrukturen international? Igitt.
Nur so hat man des Lebens schönsten Lauf.

Drum springe öfters ab und springe auf,
egal wohin der Erden-Zug grad fährt.
Ja, der Verlust der Güte(r) ist das wert!

April 08








An dem Gebeine vieler Frauen
kann man sich größtenteils erbauen.

Doch manche Stengel oder Flaschen
sind es nicht wert, sie zu erhaschen.

April 08


Da kannst du noch so heimlich fliehen,
als Leisetreter dich verziehen,
es bleibt stets etwas zum Verbellen.
Selbst Wasserläufer machen Dellen.

April 08


Frau Husche klein? Ist riesengroß:
Vom Wind kommt plötzlich so ein Stoß,
dem Regen folgt und Hagelschlag,
dass du schier umfällst gar am Tag.

Drum Menschlein nimm dich hier in Acht:
Frau Husche kommt, dann sei bedacht,
dass du jetzt gut im Trocknen stehst
und nicht zu früh ins Leben gehst.

April 08








Suleica

Ich hab eine,
die ist meine,
ist mir treu und immer ist sie hier,
mit ihr hab ick
voll den Durchblick
und ich weiß, sie hängt an mir.

Wenn ich ihr ins Auge schau,
sehe ich die Welt genau.
Abenteuer sie erzählt,
hab ich mein Menü gewählt.

Suleica,
Suleica,
sie ist meine Braut!
Ja, ich drücke sie,
ja, ich schwenke sie,
wo ich hinseh, sie auch dort hinschaut.

In dem Licht der Sonne blinzelt sie kokett,
wenn sie etwas aufnimmt, lächelt sie so nett.
Selbst im Dunkeln blitzt sie alle freundlich an,
man, ich staune immer, was sie alles kann.

Suleica,
Suleica,
sie ist mein Idol!
Ja, ich halte sie
und behalte sie,
denn mit allem ist bei ihr mir wohl.

Hast du eine
klitzekleine,
Leica dir gegönnt,
ja, dann hege sie,
ja, dann pflege sie,
sonst ganz schnell sie dir durchbrennt.

April 08






Die „Nase“ des Mannes: angeEckt

Wenn Mann ein Bedürfnis hat,
sucht er die spezielle Statt,
die für so was vorgesehen,
um sich in ihr zu ergehen.

Früher und nach alter Sitte
steht er vorn, zielt in die Mitte,
dass das Nass mit seinem Schwalle
richtig in die Schüssel falle.

Doch schon wetzen sie das Messer,
meinen, es wär gar viel besser,
sich dabei stets hinzusetzen,
statt hier alles zu benetzen.

So beginnen die Probleme,
futsch ist jetzt das Angenehme:
durch den Schlitz hindurchzugreifen
und genüsslich dabei pfeifen.

Hose runter, Knie beugen,
um der Brille das zu zeigen,
was man in der Hose hatte.
Doch sie passt nicht, diese Latte.

Runterdrücken in das Nasse
jener großen, kurzen Tasse.
Au, der Strahl hat keinen Halt,
geht jetzt auch noch durch den Spalt.

Ach, dann lieber sich ergehen
wie bisher und nur im Stehen,
spritzt es sehr und auch daneben. -
Ärger wird es immer geben.

April 08








Der Kopf des Mannes?
Eine Zier!
Doch kann es
sein, dass hier
beim Barte gar
wird nicht verhehlt:
Man nur ergänzt das Haar,
das oben fehlt?

April 08




Der Teich birgt ein Geheimnis

Es war nach des Frühlings läuterndem Guss,
da schickte der Himmel den nebligen Kuss
hinab auf den Teich, er dorthin sich senkte,
der hinter den Bäumen dem Blick sich verschenkte.

Die Vögel im Walde, vor Ehrfurcht sie schweigen.
Die Neugier, die treibt dich, was wird er dir zeigen?
Mit Blick auf des Wassers so neblig’ Gelage,
da wächst nun in dir manch bängliche Frage:

Warum muss es sein so wie man es tut?
Warum ein Geheimnis, wie macht man es gut?
Man schleicht um den Teich grad wie um den Brei
und hämmert sich ein, dass ein Sinn darin sei.

Ein leises Lüftchen, man spürt’s noch nicht ganz,
bewegt nun den Nebel in schleierndem Tanz.
Erst schemenhaft sichtbar schon treten hervor
der Teichrosen Blüten. Sie singen im Chor:

Du kleinlicher Mensch, der du uns betrachtest,
es ist das Geheimnis, wenn stets du es achtest.

Mai 08







Kuchensucht

Ach, die ganzen Leckereien,
oft zu Zweien oder Dreien
schnell genossen mit Kaffee,
tun der Linie furchtbar weh.

Schon die Ringe sind zu sehen,
die den Leib so richtig blähen.
Doch es ist noch nicht zu spät,
machst du mit Kuchen die Diät!

Mai 08





Mensch, ick bin doch ooch betroffen,
flau im Magen, nich mal besoffen.
Man, det kannste wohl vajessen,
nach abends sechs nix mehr zu essen.

Ick steh uff pure Liebe, nur
wat stört denn da meene Fijur?
Sie soll mir in die Oojen kieken
und wat zu futtern mir vaquieken!

Mai 08








Biologische Waffen

In einer Ladung, voll mit griechischer Orange,
nach Hamburg, hat man jetzt entdeckt,
das dort als Krönung der Melange
ne Luft-Rakete vom Typ Amraam steckt.

Die Griechen teilten mit, das sei normal,
man spare so an Sicherheit, Bürokratie
und Kosten. Dieses scheint kein Einzelfall:
Im Obst versteckt, man findet Waffen nie.

Was kommt mit Äpfeln, Birnen und Karotten
nicht alles, gut getarnt auf unsern Markt?
Mit Obst zu werfen ist jetzt strickt verboten.

Drum ist es an der Zeit, ein Siegel zu beschließen,
mit „Waffenfrei“, es schützte vor Infarkt,
denn sonst gekauftes Obst, das könnte schießen.

Mai 08

Nach einer Glosse im Tagesspiegel vom 31.Januar 08






Klapphornvers

Zwei Dichter taten etwas dichten.
Mit Ziel, den andern zu vernichten,
mit Klappenhörnern sich bewarfen.
Sie hatten Glück, s warn keine Harfen.

Mai 08







Polysemantik 1

Ja, seine Neigung war der Hang zum Steilen,
er wollte sich darum beim Gang beeilen.
Der Hang ihn brachte auf die schiefe Bahn,
er stürzte ab, die steile Neigung war der Wahn.



Polysemantik 2

Auf der Kippe stand sein Drang zum Rauchen,
ohne diesen Stoff war er nicht zu gebrauchen.
Er zerschnitt das Tuch, die Einsicht war vergebens,
denn er warf es fort auf die Kippe seines Lebens.

Mai 08


Polysemantik 3

Beim Unterstellen, sie unterstellt ihm lahm,
die Stellung sei ja nur gestellt.
Mit diesem Gestell der Chef ihn nahm,
vom Amt die Stelle so erhält.







Löwenzahn

Als Fallschirm fliegt er wie verpufft
über Land.
Fortgetrieben in dem Strom der Luft
aus Kinderhand.
Lächle du, siehe dort wie's ruft:
Sinn erkannt.

Mai 08









Bogenmesser


Ich hab geträumt, ich könnte fliegen,
weit über Berge, Tal und Meer,
befreit von Schwerkraft und Intrigen
der Angst und Neid und Gegenwehr.

Wär’ ich hier oben, schaut’ ich herab
auf eitle Berge und gehässig Täler
und sähe meiner Hoffnung Grab
statt der Zuneigung Meer. Das wär’ ein Fehler.
Drum stieg ich ab.

Nun sitz ich hier mit meinen Kreisen,
die einmal Bögen werden sollten,
versuch mit Tönen, meistens leisen,
ergründen, welchem Sinn sie zollten.

Da kommt mir dieses Forum recht.
Man kann hier neue Tempel bauen.
Nicht alles auf der Welt ist schlecht.
Hier muss man sich nur einfach trauen.

Jun 08








Ich kann es noch einfach nicht glauben,
die Zeit hier, die will man mir rauben.
Beim Dichten mir fällt
nichts ein ( auch nicht für Geld ).
Muss jetzt beim Mechaniker schrauben.







Ein Wurm vergaß, sich zu verkriechen.
"Wer bist du?" fragte ihn Mariechen.
Doch wenn sie auch noch so viel rief,
er sagte nichts, weil er ja schlief.

Da schimpfte sie: "Du böser Wurm!"
In ihrem Innern tobte Sturm.
Sie konnte es sich nicht verkneifen,
in diese Welt hart einzugreifen.

Juni 08



So geht es hier, man hat nur Gutes
im Sinn. Da, zack, Mariechen tut es,
ist hintertrieben, nutzt den Wurm.
Jetzt läuft die Tierfreund-Seele Sturm.

So wurde die Natur missbraucht,
selbst wenn die Töne sind erlaucht,
die von der Flöte tierisch klangen.
Doch um den Wurm, da muss man bangen.



Ich muss ein Missverständnis klären:
Von Wurmneid war hier nichts zu hören.
Es ging nur um die Kreatur,
die meistens lebt auf freier Flur.





braun

Von der Saar bis an die grüne Neiße
weiß der Mensch, dass es nichts nützt.
Ständig greift er in die eigne Scheiße,
wenn auch zweilagig geschützt.

Juni 08




Erst sieht man sich die Brille an,
klappt sie runter, setzt sich dann,
denkt an die letzte Schreibblockade,
schiebt seine Brille wieder grade.

Krass warn die allerletzten Patzer,
stellt fest, die Brille hat nen Kratzer,
wie eine Strieme oder Furch'.
Durch sie macht man ne Menge durch.

Juni 08












Milliarden Fliegen können nicht irren…

Wissenschaftler fanden raus:
Dumme Fliegen leben länger.
-
Mit dem Büffeln ist’s jetzt aus,
niemandem wird bang und bänger.

Ach, was macht das für ein Spaß,
täglich wieder dumm zu sein.
Älter werden wir fürbass,
schauen oft ins Fernsehn rein.

Wissenschaft ist hier zu loben.
Ämter-Briefe nimmt man hin,
in dem Bundestag da oben
macht Geschwätz jetzt endlich Sinn.

„Bild“ und Fernsehn, sie erfüllen
diesen Auftrag wie noch nie.
Länger Leben braucht kein Willen:
Bleib nur dumm - , na irgendwie!

Juni 08
Nach einer Glosse im Tagelspiegel 12.6.08




Hat man Gelegenheit gar viel,
man denke öfters an sein Ziel.
Nur Wein, nur Weib, doch mit Gesang.
Stets alles wollen, geht nicht lang.

Juni 08




Es war einmal aus Köln ein Enkel,
der kauft' der Schnäppchen reich Gesprenkel.
Das Angebot der Frau'n war billig,
der Käufer kaufte drei, sehr willig.
Jetzt geht der Harem auf den Senkel.

Juni 08









100

Dies ist mein Werklein Nr. 100,
so mancher Leser scheint verwundert
beim Lesen.

Ihm holperts sehr, ’s fehlt Harmonie,
die Texte schlecht, man sollte sie
verwesen.

Das schmerzt doch sehr, vertreibt den Mut,
doch manche mail’n, ihr Herz, es tut
genesen.

So schreibt man weiter unverdrossen,
grad wie die Worte rausgeflossen
aus seinem Wesen.

Juni 08






54 Tage warten

Trocken,
sehr trocken,
nur gelbe Wiesen,
Staub in der Luft.

Bäume werfen Blätter,
erst kleine, dann große,
und Früchte ab,
zum Überleben.

Aber jetzt,
heute,
endlich,
Regen!

Juni 08







NaturWut

Der Wald singt leis, ein wenig tief,
am Fuß des Berg’s der Nebel schlief,
die Luft war eisig kühl.

Da -
vom Tal her rasch quoll es hervor,
der Wasserströme tosend Chor,
ein laut getönt Gewühl.

Mit berstend Holz stürzt es zu Tal,
bringt alles in sein’m Schwall zu Fall,
ganz ohne jede Frist.

-
Versunken nun die Stadt, das Feld.
So hilflos sich der Mensch auch stellt,
er hier die Ursach ist.

Juni 08







Nonsenia geht schlafen

Es mondet Mond leicht an der Wand,
die Dämm’rung dämmert durch das Land,
die Vögel vögeln jetzt nicht mehr.

Die Geier geiern durch die Straßen,
den Würmern wurmt es in den Gassen,
das graut den grauen Schlümpfen sehr.

Der Tag, der taget nur noch wenig,
Nonsenias Schlummer schlummert ewig,
sie bettet Betten in das Meer.

Beim Morgenschimmer schimmert sie. Woher?

Juni 08


Nonsenia verpasst den Anschluss

Nonsenia tagte die Tage, so frei,
schon landet die Landung auf Seite drei.
Das Forum for’te zu entwischen.

Vergaß das Vergessen im heiligen Saal,
kein Schauer erschauerte vor dem Gral,
kein Zischen zischte inzwischen.

Von hinten hinterte sie dann
mit Mühsal mühsam sich ran,
zu saugen das Sagen vom Segen.

An diesem Liegen vom Lügen hat es gelegen.






Anerkennung
ohne Neid
ist die
Erkenntnis
ohne Leid.

Juni 08








Naseweis

Manche Leute sind gescheit,
kennen jene Ähnlichkeit
einer Nase mit dem Teil,
den der Mann so nicht hält feil.

Manche meinen "ein Gerücht".
Sage, stimmt es oder nicht?

Juli 08



Da sitzt du nun auf einem Baum,
find'st 's schön dort, pflegst den Traum:
Du wirst gesehen und geehrt,
bist anerkannt, ja auch begehrt.

Schon kommen sie, sie könn's nicht lassen
mit "Überschall der Wassermassen".
Sie stürzen dich vom hohen Thron,
dahin ist all der Leistung Lohn.

Gunn und Camillo man sie nennt,
erklären, dass man nur gepennt,
statt einen Weg sich selbst zu brechen
mit "Überfluss aus tausend Bächen"

der Dichter und Lyr-Enthusiasten,
nicht scheuen weder Müh' noch Lasten,
erklimmen so Olympes Höh'n.
Verzeiht mir, ich hab's nicht gesehen.

Juli 08




Haufen-weise

Trittst in den Haufen, musst leiden,
kann man’s vermeiden?

Aus Teig, geformt als Brezel
ist dir’s kein Rätsel.

Juli 08




Ja, die Seele in uns allen
ist ein wunderliches Ding.
Sie kann sprechen, fühlen, fallen,
ist mal groß und mal gering.

Manche meinen, grade hier,
(wenn wir auch einmal dran glauben),
sei der Unterschied zum Tier.
Niemand kann sie jemals rauben.

Juli 08




Hast du im Garten wieder Schnecken,
besonders gar die nackten, kecken,
dann lass sie leben, lass sie laufen.
Das Bier, den Weizen musst du saufen,
dein Garten wird nun wieder schön,
wenn seelig du ihn so geseh'n.

Juli 08
Archimedes ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 18.02.2009, 23:47   #2
Archimedes
der mit dem Reim tanzt
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: SpreeAthen
Beiträge: 565
Standard

Da, du (lieber) Mensch

Da will der Mensch nur schnell zu seinem Trecker,
da-bei träumt er von Bohnen und von Speck,
da-s Abendessen, das wird sicher lecker -
Da, nicht eine Spur, der Trecker, der ist weg.

Da-bei hat er ihn doch so gut verschlossen,
da spärlich nur beleuchtet „Millers Schrott“.
Da, plötzlich kommt es ihm so wie geschossen:
„Da haben sie ihn jetzt – oh nein – oh Gott!“

Da-mals als Kind schon liebte er den Otto.
Da Vater starb, er früh bekam das Stück.
Da-selbst als er gewann beim Schweine-Lotto,
da-bei er nie vergaß sein großes Glück.

Da-vidswache war zunächst mal sein Gedanke,
da-für sprach schon der kriminelle Akt,
da-gegen hielt er’s Alter für ’ne Schranke,
da-ss man sein bestes Stück so einfach knackt.

Da-nn fiel ihm ein, dass heut’ von seiner Ollen
da-s Treckern ihm ganz strickt verboten war,
da-mit nicht nach den fünfundzwanzig Mollen
da-s Stück zu Schrott würd’, wie im letzten Jahr.

Juli 08





MagenFlut

Solang das Herz noch tutet,
die liebe Seele blutet
weil Welt schlägt auf den Magen,

schreib ein Gedicht, vermutet,
auch wenn die Welt sich flutet,
nur so kannst’ sie ertragen.

Juli 08





Was ist Liebe?

Ist es der wärmende Strahl, der Sonne Band,
ist es der Mutter gütig-liebkosende Hand,
ist es der stolze Gedanke ans Vaterland?

Liebe ist Leben, ist leuchtender Schein,
ist die Vergebung bei Qual und bei Pein,
glättet die Wut bei Unrecht und Not,
hält manchmal ewig trotz Krankheit und Tod.

Doch führt mich die Liebe am Nasenring rum,
das, meine Liebe, das nehm’ ich dir krumm.

Juli 08








Dichter-Kerl

Da fühlt der Mensch sich wie ein König,
hat er vollbracht hier auch nur wenig.
Es ist das Reimen, was ihn freut,
die Kata.strophe ihn nicht reut,

da er mit Lust es nun vollendet.
Der Leser sich mit Grausen wendet.
Doch ihm, dem ist das einerlei:
Der Dichterknülch, der schrieb sich frei.

Juli 08


Fast

Fast hätte ich mich überwunden,
dass fast ich schon begonnen hätte
das strenge Fasten zu umrunden.

Bin noch der fastenmäßig Fette.

Juli 08



Dein Krümel scheint nicht übel,
lässt Freiraum dir für drei.
Doch stets hängst du am Dübel
der Liebe fest, jo mei.








Für längere Laufzeiten!

Da steht das Riesen-Ei,
viel größer als ein Haus,
setzt Energie uns frei,
weil bändigt das Atom,
wir haben viel davon.

Es läuft… und läuft…, au wei,
jetzt läuft was aus.

Juli 08

Nach einer Karikatur im Tagesspiegel vom 10 Juli 08






Einlegeware:
Es ist Gurken-zeit
die Sohle abzubauen.

Auslegeware:
Auf dem Teppich bleiben
und nicht das Schaufenster einwerfen.

Juli 08






Gips

Suche Arbeit!
Bin bereit!
Ohne Grips,
nehm’ was gips,
jederzeit.

Muss was futtern,
war bei Muttern:
Gips nichts mehr
zum Verzehr.
Bin bereit,

mir zu quälen,
ohne stehlen.
Für die Fron
gips dann Lohn.

Suche Arbeit!

Juli 08






Solidaritäts-schlag-zu

Einfach drauflos seine Meinung sagen
oder gar Reisefieber gab es so nicht.
Stasi-Herren im Hinterhalt lagen,
Reise-Askese war damals die Pflicht.

So übte Enthaltung schon immer der Osten,
das wurde im Westen nicht akzeptiert,
Meinung immer äußern durfte was kosten,
Immer-schon-Bescheid-wissen wurde trainiert.

Sie gaben die Einheit und zu den Gurken
den Senf, obwohl nichts zu helfen mehr war.
Mit den Milliarden kamen die Schurken
als Schwätzer, als Macher, karrieregeil gar -

hierher als Berater mit Koffer, ganz leer,
in die Betriebe, die Weisheit zu sagen.
Ihr Koffer war voll, als es ging dann nicht mehr,
der Betrieb war am Ende, das Volk am Verzagen.

So wurde der Aufbau persönlich für West.
Ganz ohne Arbeit, dazu noch der Spott,
die Segnung der Wirtschaft gab dann den Rest,
das glaubte nun niemand, nicht einmal an Gott.

Die Schlauen des Westens noch immer nicht ruhen,
Forschungsschwerpunkte müsse man schaffen,
dann Geistes-Athleten mit diesen Schuhen
könnten Medaillen, wie früher, erraffen.

Juli 08






Juli-Herbst

Der Juliregen
macht uns nass,
sich rausbewegen
ist kein Spaß.
Er ist uns nicht gewogen.

Wo bleibt der Sonne
Labsal, Wonne.
Stattdessen nur
Wolken pur.
Ach, wär’n sie fortgezogen!

Juli 08


Juli-Herbst 2

Der Juli spiegelt sich in Pfützen,
er macht uns nass, auch das Gemüt.
Ganz anders als gedacht gut schützen
muss man sich nun, sonst Schnupfen blüht.

Doch nicht vor Sonnenstrahlen, violetten,
die uns hormonig, wonniglich beleben.
Wenn wir verlassen unsre Betten,
ein Schirm muss dann den Schutz uns geben.

Die Wolken nisten haufig ohne Sinn,
sie brüten kühl ihr feuchtes Unheil aus.
Zieht weiter, aber zieht, egal, wohin,
wir wollen richtig Wetter und kein Graus.

Juli 08




VerKehrt

Verkehr
im Verkehr
ist so verkehrt
wie verkehrter Verkehr.


Kehrung

Kehr wieder,
dann kehr mal wieder.

Juli 08


Kreisel

Der Kreisel dreht sich um sich rum,
denn bleibt er stehn, dann fällt er um.

Den Kreisel fürn Verkehr man baut,
dass, bleibt der stehn, sich alles staut.

Juli 08







Uns Jöte Jünta vom Wedding,
der schrieb hier ein so nett Ding,
meint Mücken gäb's nicht mehr.
Wo kommen da die Fische her,
die er, sagt er, komplett fing?

Dem Strassenreimer aus Potsdam,
fehlt wohl ein Zinken aus sein'm Kamm,
bezeichnet sich als größter Stecher.
Wir sagen dir, das ist doch lächer-
lich mit n’m Zinken, weich wie 'n Schwamm.

Der gunn aus Wedding's Region,
der kennt die Evolution.
Mit etwas Wein, da wird die Mücke
zum großen Elefantenstücke,
das alles mit Lyrisation.

Der Römer Jünta wollte heizen.
Nachhaltigkeit, die tat ihn reizen,
so schlug er Pellets dort im Wald
mit wenig CO2-Gehalt.
Die Sahara, die musst' sich spreizen.


Ich stand da rum, so in der Gegend,
'swar eigentlich nicht so bewegend.
Doch plötzlich stach es fürchterlich mich hier
und da, 'swarn noch viel mehr als vier,
am Bein, am Fuß, grad wie die Pest.
Ich klatschte zu und rannte weg von ihrem Nest.


Juli 08





Die Gedanken waren frei,
schweben heut im Einerlei,
meistens sind sie schon gedacht.

Den Gedanken mal gefasst,
scheint er manchmal eine Last;
man jedoch oft drüber lacht.

Der Gedanke ist ein Glas,
hält darin wohl weiß noch was,
je nachdem ihn man sich macht.

Aug 08





Ein Mensch, im Himmel angekommen,
vom Wunderbaren eingenommen,
reicht ein die Frage als Beschwerde:
„Warum war ich noch auf der Erde?“

Aug 08





Auch die Erde ist ein Korn,
meint das Wichtigste zu sein,
ist im Weltall gar nicht vorn,
sondern fern und winzig klein.

Denn ihr Schicksal ist besiegelt,
auch wenn sie sich sehr bemüht,
nicht mal wenn sie einge-igelt
hilft's ihr, wenn sie einst verglüht.

Aug 08





Oft haben wir, Genossen....falsch
Oft haben wir genossen,
was unsre Helden
in manch Vers gegossen.

Doch nun in diesem Haus
sich welche melden,
die nehm'n den Zwischenraum heraus

und bauen Reime ungefähr;
die meistens selten
so sind ernst, als ob das komisch wär.

Doch hier ist auch noch einer,
(den) wir lassen gelten
als unsern besten Reimer.

Aug 08









GleichFall

Am Anfang und am Ende
sind alle Menschen gleich.

Denn sind sie arm, gar reich,
so folgt die Schicksalswende
bei ihrem Zapfenstreich.

Der Mensch, der meint, im Leben,
da kommt es häufig vor,
er kann den Sinn sich geben;
dem Ziel, dem gilt sein Streben –
und dann ist da das Tor.

So schaut er nun zurück,
sieht all die Kämpfe und die Gier,
da er das Heute und das Hier,
den Wert in jenem Augenblick
versteckte hinter dem Wofür.

Jetzt sieht er erst den Sinn, die Wende,
an Irrtum ist er worden reich,
zurück ihm bleibt nichts als die Leich. –

Am Anfang und am Ende
sind alle Menschen gleich.

Aug 08


Leben ist Irrtum sondergleichen.
Oft den Ideen gezollt, der Arbeit Lohn,
glaubt man, sein Ziel glatt zu erreichen.
Sich nun am Ende fragt: "Was bleibt davon?"

Aug 08




Sie sind rund, süß, kuschelig und gefährlich

Ja, diese Früchte, die sind richtig
und oft für manche Völker wichtig.
Doch dann, wenn sie ein Früchtchen sind,
dann meide sie, wie jedes Kind.
Und wurden sie gar nicht gefunden,
hat man sie dir wohl aufgebunden.

Aug 08






Was Wetter will

Es ist noch still.

Das Meer ist glatt,
der Himmel platt
nun türmt sich auf,
folgt Donner drauf.

Jetzt wird es dunkel.
Mit Blitz-Gefunkel
sucht es nach Wegen
für Ströme Regen.

Es pfeift am Horn.
Hat’s was verlorn? –
Es schweigt sich aus;
beginnt von vorn.

Was Wetter will,
ist gar nicht viel:

Will doch nur Liebe,
folgt seinem Triebe,
zeigt manchmal Witz
mit grellem Blitz.

Es ist arm dran –
kein Mann.

Aug 08






Bahnhof verstehen

Was soll denn nur das dumm–di–dumm,
das da so spinnt in manchem Ohr,
es geht hier wohl der Hopser rum,
so kommt es mir ein wenig vor.

Die Bahn, die hat denselben Dreh.
Kommt sie zum nächsten Bahnhof an,
ziehts aus die Schuhe bis zum Zeh,
was dadada so richtig kann.

Das hat zwar Ton, doch keinen Text:
„Wer recht in Freuden wandern will“;
mit Synthesizer wird verhext,
wenn Pünktlichkeit war nicht das Ziel.

In Mecklenburg man hält auf Platt:
„Dat du mien Leevsten büst“, es tönt;
ein Mädchen hat die Eltern satt,
sie ruft den Liebsten, ja sie stöhnt:

„Mien Vader slöpt, mien Moder slöpt,
ick slaap alleen.“ Mit freiem Flug
sich der Gedanke hier erhebt:
Der Vader vorne fährt den Zug.

Aug 08



Sommerende

Das ist nun die Zeit der Wehmut,
des Verlust's an Blätter und an Korn.
Sie vermittelt uns die Demut,
lässt uns schauen bald nach vorn

an des Jahres letzte Tage
und das eigne ferne Ziel;
bald stellt man die eine Frage:
brachte er, mein Weg, soviel?

Aug 08







Scheiden

Der Sommer schickt sich an, zu gehen,
er spart der Sonne Tageszeit.
Mit sanftem Schritt folgt er dem Wehen
der Winde Zug. Es ist soweit:

Die Blumen welken, werden matter,
ihr Samenkorn fällt nun dahin.
Die Gänse nehmens mit Geschnatter;
erfüllt ist so des Daseins Sinn.

Der Abschied ist gepaart mit Wehmut,
denn auch wir Menschen wissen das.
Es ist der Weg, weg von der Obhut
mit Hoffen ohne Unterlass.

Aug 08




Auf einem Fass
ein Kuckuck saß.
Der schiss zum Spaß
dort in ein Glas.

Aug 08


Wenn Pferd sich wie ein Mensch benimmt,
dann wohl, weil hier nichts richtig stimmt.

Das Pferd vor Apotheken stand,
weil es der Reitersmann dort band.
Gekotzt hat dieser, nicht das Tier,
den Apotheker reut das schier.

Jetzt tut er so, als wär's das Pferd.
Da fragt man sich: Wer ist mehr wert?

Aug 08






Gefangen im Verlangen


Den guten Ruf verliert man schnell.
Bezahlter Flug oder Bordell,
das kleine Extra als den Kick,
dem Manager verschafft das Glück,
das ihm im Alltag wohl verwehrt,
obwohl er Reichtum stets vermehrt,

ist Blödsinn hier.
Woher die Gier?

Da fasst man sich grad an die Stirn
wo hat der Mensch denn sein Gehirn.
Genau da liegt hier das Problem,
wenn unerwartet angenehm
der Sex, der Sieg, das Privileg
vor andern, die noch auf dem Weg,

hier bringt die Lust,
wohl unbewusst.

Der Mehr-Gewinn, auch noch so klein,
zur Konkurrenz, der muss es sein,
denn Reichtum bringt nicht mehr den Spaß,
nur Arbeit, Stress, ohn’ Unterlass.
Der Unterschied das Glück auch bringt,
wenn er manch armen Rittern winkt.

Gesellschafts-Glück ist Utopie,
da relativ, erreichst du’s nie.

Aug 08

Nach einem Artikel im Tagesspiegel vom 2. Aug.08
„Gier ist ganz gewöhnlich“ über die Glückforschung in USA







Geburtstag hat heut Goethe,
zeigt immer noch den Faust.
Wes Schauspiel sich hier böte,
er hier im Fernsehn haust'.

Wir wünschen, alter Knabe,
dir langes Leben, Glück.
In unserm Herz die Gabe,
die du gegeben, Stück für Stück.

28. Aug 08






Früher Morgen

Im fahlen Morgenstrahl
fast silbern glänzt der Tau,
der heute ohne Qual
erkämpft das Himmelsblau.

Noch flirrt das große Schweigen
der Bäume und der Luft;
kein Wink will hier sich zeigen,
kein Vogel, der uns ruft.

Kein Laut wird abgegeben,
hier niemand war so frei.
Doch bald schon braust das Leben
an uns, am Wald vorbei.

Der Tau verdampft im Schein
der Sonne klarer Macht,
das Leben lässt sich ein, -
bis spät uns ruft die Nacht.

Sept 08






Wer so nur an die Freiheit glaubt,
dass er sie hat, wenn er sie raubt,
hat meistens dann wohl das Problem,
dass sie verschwand,- das gönn ich dem.

Sept 08


Denk der Zeit -von Zeit zu Zeit-
und deines Lebens kurzen Lauf.
Sie hält nichts auf, ist stets soweit
und allezeit für dich bereit,
doch lange hält sie sich nie auf.

Sept 08





Warum tun die Menschen so was?

Warum sind Täter nur die Guten,
die haben uns vom Leid erlöst?
Die Andern haben wohl gedöst,
wenn Unheil kam, muss man vermuten.

So gab es mal die Sklaverei,
verbrannte Hexen, Inquisition,
gepaart mit Neugier, Sensation,
der Mehrheit Furcht war stets dabei;

auch Volksverhetzung, Auschwitz, Schlachten,
für alle Freiheit, Heil und Macht,
angeblich gut. Doch über Nacht
nur Leid, Zerstörung sie uns brachten.

Wie kommt das bloß? Obwohl man weiß,
das war so schlecht ( im Nachhinein ),
erneut das Unheil stellt sich ein?

Wir haben hier den Teufelskreis

in dem die Menschen sich befinden:
Zunächst ist da einmal der Neid,
(vielleicht auch ab und zu mal Leid)
der kann den Schicksalskreis begründen.

Dann kommt die Angst, es nicht zu wagen,
die Ohnmacht, die sich langsam staut.
Wer ist es, der uns hier so haut,
der sich herausnimmt, uns zu plagen?

Ein Eiferer erzählt: von jenen,
die alles haben, ohne Recht,
nur deshalb geht es allen schlecht,
darum wir sollten es uns nehmen.

Mal schürt er Hass, mal gibt er Tröstung,
hetzt gegen anders denkend’ Leut’.
Die Meute hat „Erleuchtung“ heut’
und mit dem Morden die Erlösung.

Danach kommt meistens eine Phase,
da man nicht weiß, wer es dort war.
Es hilft nicht Fragen, Jahr für Jahr,
geplatzt ist wohl der Täter Blase.

Es soll die Vorsicht da stets walten,
wenn andere ganz anders sind,
man selbst könnt’ sein ihr Kindeskind.

Nur so kann Frieden man erhalten,
der Kreis kann unterbrochen werden
mit Wissen übers Menschenrecht,
Ausländer prügeln ist schon schlecht.

Die Hoffnung bleibt hier stets auf Erden.


Sept 08





Der Rabe

Ich glaube, dass die Welt,
wenn stets sie stirbt per Transaktion
für mich gemacht ist, wie bestellt,
ich hab ja meinen Teil davon.

Mein Leben zu mir passt,
grad wie mein Totengräberkleid.
Das stört mich nicht, werd ich gehasst,
ich warte oben, bin bereit.

Dem Zyniker vertraue ich
im Rabennest mir an,
dass ich, obwohl es widerlich,
doch Lust verspüren kann.

Befriedigung gibt mir die Spende,
mir ganz persönlich und dem Bauch.
So warte ich auf manches Ende
des Lebens vor dem Haselstrauch.

Vor mir die Sintflut!

Sept 08
Nach einem Gedicht von Carmen Bernos de Gasztold und
dessen französisch -> englisch -> deutscher Übersetzung,
vertont von Ivor R. Davies




Vita interviviensis Zwischenbericht
Ich wache auf, ein Zwerg rumort,
begeb’ mich schleunigst zum Abort.
Dort mach ist Licht, doch das ist dumm,
mich kreiselts fürchterlich herum.
Schon eruptiert es stark in mir
und das so früh um viertel vier.

Mein Magen ist jetzt ein Vulkan,
die Wellen brausen blitzschnell an,
wie Lava fließt der Schweiß in Strömen.
Doch nur ne Pause kann ich nehmen
durch Augen zu, so ist’s erträglich;
vor der Krater-Schüssel knie ich kläglich.

Bald fahr ich Feuerwehr wie blind,
ich denke fast wien kleines Kind
Tatü, tata, das war dabei,
nicht transportiert im Einerlei.
Die Ärzte machen sich nen Kopf,
sie hängen mich schnell an den Tropf
und nach ner Spritze sie mir schwören:
Am Magen liegts nicht, an den Öhren.

So liege ich nun lang im Bett
und esse wenig, weil zu fett.
Ich denke an die Dichtersphäre,
bei der ich gern gewesen wäre.
Ich grüße euch aus diesem Off
mit Hemdchen leicht aus weißem Stoff,
grad wie ein Engel, der im Himmel
nicht lassen kann vom Dichter-Fimmel.

Sept 08 aus dem Krankenhaus









Ungeduld

Ja, die Ungeduld zieht Kreise,
jedenfalls auf diese Weise,
dass man wartet hier im Forum
auf der Dichter weises Quorum.

Doch, die denken nicht die Bohne,
wie erwartet, mit dem Lohne
für geleistet Dichter-Mühen
Stellung hier jetzt zu beziehen.

Nun hat man es aufgegeben,
sagt sich: So ist wohl das Leben,
das so gänzlich spart mit Huld.
Was nützt jetzt die Ungeduld,

die dich trieb in diese Sphären
schneller Worte, Reime-Gären,
nur um den Erfolg zu haschen,
sich zu füllen Dichter-Taschen?

Weh, dahin ist schnelles Glück.
Doch, ein Kommi kehrt zurück,
haut dir’s Reim-Werk um die Ohren,
weil’s nicht gründlich wurd geboren.

Ach, nun bist du auf dem Boden,
wirst dein Werk wohl tüchtig roden
und geduldig aufpolieren. –
Kannst dem Forum gratulieren.

Sept 08



Es bringt dem Jäger oft Verduss,
wenn nach allzu sichrem Schuss
er am Ende feststelln muss:
Jenes Ziel war nur sein Fuß.

Sept 08


Nun lass den Lenz nur ruhig darben.
Willst du nach einem Blatt dich bücken,
vergiss den Frühling und den Rücken,
spiel mit dem Herbst in schönsten Farben.

Sept 08




UnFall

Wie kommt man in den Vorstand
der Deutschen Bahn AG?
Da braucht man keinen Vorwand,
kein Können, keinen Dreh.

Ich zeig euch, wie es geht
für eine stolze (Lauf) Bahn,
drei Schritte und ihr seht,
wie man’s erreichen kann.

Als erstes musst du saufen,
von allem möglichst viel,
bis du kannst nicht mehr laufen,
intus so 2 Promill.

Jetzt nimm das Auto, fahre los,
möglichst rasant und in der Nacht,
sei ganz du selbst, fast rigoros,
und hoffe, dass es mächtig kracht.

Und drittens noch in diese Menge,
fahr ohne Skrupel heftig rein,
denn wichtig ist’s, dass dir’s gelänge,
ein Toter muss es mindest sein.

Nun hast du alles, fehlt was kleines,
die rechte Qualifikation?
Sei hohes Mitglied des Vereines
der CSU, das reicht dann schon.

Jetzt bist du wer, das Leben schrieb es,
bist das Gewissen der Nation,
prüfst Redlichkeit deines Betriebes.
Jeder, der reist, hat was davon.

Otto Wiesheu, 1,75 Promille, Verkehrsunfall mit Todesfolge,
12 Monate Freiheitsstrafe auf Bewährung und 20000 Mark Buße,
im Vorstand der Deutschen Bahn AG

Sept 08









Wo war das Paradies?

Nehmen wir das Paradies,
war alles dort umsonst
und niemals etwas fies.
Hier unbeschwert zu konnt’st,
so selig ahnungslos,
von der Erkenntnis abgewandt,
ganz frei und hüllenlos
durchstreifen, so famos,
dies schöne, weite Land.

Doch wehe, man hier nicht so wollte,
weil man doch spürte Unbehagen,
dann flog man raus, man sollte
jenseits von Eden sich durchschlagen.
Noch heute, aufgelöst in Luft,
denkt man der alten Illusion.
Kein Mensch nach diesem Eden ruft,
der schöne Schein, der ist verpufft,
man träumt nur noch davon.

-

Im Arbeiter- und Bauernstaat
mit Freikörperkultur
fast alles wurde stets bejaht,
wie selig ahnungslos und stur.
Dort gab es vieles nicht,
doch kostete es wenig.
Das fiel nicht ins Gewicht,
weil unbeschwert man das Gericht
aß auf der Datsche, dort als König.

Doch wehe, man hier nicht so wollte,
weil man doch spürte Unbehagen,
dann kam die Stasi, diese zollte
einem Respekt in allen Lagen.
Kaputt die Seele, auch der Mut,
das schließlich war der Same
für aufgestaute Volkes-Wut.
So ging ’s zuende, war das gut?
Es kam die Übernahme.

-

Jetzt hier aus diesem Jammertal
sehnt man sich schon zurück
nach Unschuld und nach Kleiderfall,
nach Eden, D-D-Republik,
und trauert um das alte Glück.

Sept 08





Abschiedsfest

Der Himmel, eine grau gestrichne Decke,
es rieselt leis so vor sich hin.
Im Wald erwartest Muff auf deiner Strecke,
hast düsteres Verweilen dort im Sinn.

Doch heiter, lieblich lächelnd wirst empfangen,
du, durch der Bäume leuchtend Blatt-Dekor.
Wie kommt es, dass sie stillen dein Verlangen
nach Sonnenstrahl und heitrem Blumenflor?

Doch plötzlich wird dir klar: In dieser Traurig-Zeit
sie schwelgen grad an diesem Tage
in sonngeflutet Licht und Heiterkeit
durch braungebranntes Laubgelage.

Dem bunten Schauspiel kannst dich nicht entziehen,
obwohl Vergänglichkeit dies Leben lenkt.
Jetzt fröhlich tänzelnd musst du aber fliehen,
vom dichten Eichelregen reich beschenkt.

Das ist des Waldes Abschiedsfest vom Summer.
Er singt mit Lust den herbstlich Farbenchor,
nimmt weg sein fallend Blattwerk ohne Kummer.
Ein solcher Abgang! Stell dir das vor!

Sept 08






Wie kommen die Löcher in die Finanzierung?

Der Bänker, mal Denker, mal Schränker,
er fürchtet die Regel vom Ziegelstein:
Wenn durch des Schicksals schrecklichem Lenker
ihn trifft ein solcher mit plötzlichem Schwenker,
so muss schon Ersatz geschaffen sein.

Es geht also immer um seinen Kopf.
Den wackligen Stuhl des Vorstands erklommen,
hat er zu sorgen fürn jüngeren Schopf,
den schnell kann man zaubern dann aus dem Topf,
würd ihm die Luft so nicht mehr bekommen.

Der jüngere Kopf hat oft schon bewiesen,
dass Stühle absägen und Steine bestellen
er kann. Doch manchmal, gerade bei diesem
man fordert vom außergewöhnlichen Fiesen
mit Henkersschwert ihn schnell jetzt zu fällen.

Doch ignoriert’s penetrant unser Mann,
und fehlt der würdig Vertreter auch noch;
womöglich Interna verrät irgendwann,
(es fehlen Milliarden, Quinquilliarden), ja dann:
so nimmt man in Kauf das finanz-schwarze Loch.

Okt 08






Menschenaufbewahrungsschlafwohnkisten

Kann es sein, dass Wohnmaschinen
nur dem Geld, nicht allen dienen,
es egal, wenn die Kasernen
hoch gestapelt schon von Fernen
sichtbar oder flach daliegen,
um den Menschen zu betrügen?

Schließlich ist es nicht das Haus,
welches jetzt ergibt den Graus.
Sondern sind es nur die Leute,
die erzogen zu der Meute,
um stets alles abzunicken,
was die Reichen kann erquicken.

Nein, es ist nicht das Gehäuse,
welch' auf diese, jene Weise
hier das Menschen-Sein zerstört.
Vielmehr auch dazu gehört,
wie der Mensch war einst erzogen,
dass er ehrlich, nicht belogen
durch die Welt hindurchgeführt,
so den Sinn des Lebens spürt.

Zum monotonen Wohngehäuse
führt gesellschaftlich die Weise,
wie die Menschheit es bedenkt,
wo sie selber hin sich lenkt.

Okt 08







Werdet Fugen-Pate !

In Berlin, dort Mitte West
steht ein Turm als letzter Rest
einer Kirche, die zerstört,
jetzt als Mahnmal hingehört.

Dieser „hohle Zahn“ zeigt Risse.
Doch ein jeder Leser wisse,
wenn er nicht wird repariert,
stürzt er ein. Man es kapiert.

Durch das Sammeln der Millionen
mit Konzerten, mit Vertonen
von CD’s, wird so in Raten
durch zum Beispiel Fugen-Paten

mit den Euros das bestätigt,
was als Heilung wird benötigt
für des Bauwerks Festigkeit.


In der Welt, und zwar der ganzen
krankt ein Wesen der Finanzen,
ist der Wirtschaft ein Denkmal,
Ismus für das Kapital.

Dieses Wesen, es zeigt Risse.
Doch ein jeder Leser wisse,
wenn es nicht wird repariert,
stürzt es ein. Man es kapiert.

Gibt den Banken die Billionen,
will so Einlagen verschonen,
die man dort vom Überschuss
lagerte ohne Verdruss,

den man andernfalls ja hätte.
Doch da gibt es ja noch nette
Präsidenten und Minister,
die jetzt ziehen die Register,
schaufeln Steuergeld in Massen
in marode Bankenkassen.

Lieber Leser, sei so weit,
werden Kriesen-Risse breit,
gib dein Teil zur letzten Rate.
Werde Staates Fugen-Pate !!

Okt 08


Arme Frau

Mein Mitgefühl gilt der Frau Schickedanz,
noch letztes Jahr die reichste Frau der Welt.
Dahin sind die Milliarden, ist der Glanz,
weil die Finanzwelt diesmal so gefehlt.

Es hat sich heute wirklich was geändert,
Geld zu den Reichen war der einzig Sinn,
Gewinne, von den Banken aufgeständert,
die platzten jetzt, sie schwanden so dahin.

Saß unsre liebe Frau stets an der Quelle
im guten deutschen Wirtschaftswunderland,
jetzt stürzte dieser Börsenkurs gar schnelle
ins Bodenlose, der Vermehrung abgewandt.

Half alles nichts, ihr Schicksal waren nur die Männer,
die haben erst die Ehen, dann das Geld verzockt
und sie verblendet erst als Kenner später Penner,
von dieser Frau und/oder ihrem Geld gelockt.

Jetzt ist sie fünfundsechzig und fast blank,
hat etliche Millionen, weiß ich nicht genau.
Ihr ganzes Lebenswerk, es ist jetzt krank.
Das Mitgefühl gilt dieser neuen, armen Frau.

Okt 08

Madeleine Schickedanz, Erbin und Mehrheitsanteilseigner der
Quelle-Versandhaus AG, geschätztes Privatvermögen 2007
5 Milliarden Dollar, dreimal verheiratet, die Männer waren stets
Geschäftsführer. Die Quelle-Aktie, im vorigen Jahr mit 29,52
Euro gehandelt fiel in diesem Jahr auf 1,46 Euro, ein Absturz
um 95%. Die Privatbank Sal. Oppenheimer erwarb den
30-Prozentanteil zu einem Spottpreis und machte die Erbin zur
Minderheitseignerin.






Eine Chance für die Leere

Ein jed’ Atom in unsrer Welt,
es ist in uns bereits vorhanden.
Zwar das Bewusstsein manchmal fehlt,
nur physikalisch kommt hier nichts abhanden.

Wie Künstler Anselm Kiefer spricht:
sind wir auch da, wo nichts gestanden.
Nur wo der Blick sich nicht schnell bricht,
da sehen wir ein Etwas landen.

Wie entbehren wir doch das Nichts!

Jetzt schließt Flughafen Tempelhof mit Knall.
Die Unerträglichkeit der leeren Fläche,
wie schon gehabt beim letzten Mauerfall,
führt über Nacht archaisch zu der Schwäche
von Claim abstecken, Müll- und Autoschwall.

Man muss das neue Nichts gut konservieren
mit meterhoher Wand ganz eingezäunt.
Nach Eintritt durch ein Guckloch stieren,
so wär man wohl mit seiner Selbst geeint.

Der Großstadtmensch, er schaut das Andere,
das Nichts, und die Atome atmen frei.
Oh edler Blick, durch jede Lücke wandere,
so tanke auf vom vollgestopften Alltagsbrei!

Welch Reichtum hätte man an Nichts,
welch Luxus würde hier geboten.
Berlin, du wärst die Stadt des Lichts,
beim Nichts-Tourismus echt der Knoten!

Okt 08

Nach einer Tempelhof-Fantasie von Christine Lemke-Matwey









Abend

Gekräuselt leicht, auf weiter Fläche
der See sich spiegelt, gold vom Schein
der Wolken, die des Tages Schwäche
glutrot verkünden überm Hain.

Der Wald mit buntgescheckter Au,
bedeckt durch herbstlich fallend Pracht,
sich langsam bettet nun in Grau,
wohl wissend, dass bald kommt die Nacht.

Ein Sternlein lugt schon keck hervor,
es gibt uns Kunde von der Zeit.
Bald leuchtet es im Himmelschor,
wenn’s dunkelt, zur Vergänglichkeit.

Nov 08






Nebelfahrt

Du glaubst, du pralltest an die Wand,
bereit zu bremsen an der Stelle,
die du gewahr soeben. Doch erkannt
hast du des Nebels tückisch Welle;
sie weicht zurück, so wie du fährst im Land.

Mit bang Gedanken zum Termin,
so näherst du dich dem Gebirge,
das weiß sich zu verdichten schien
und so die Fahrbahn ganz verbirge,
dass du nicht sehen kannst, wohin.

Doch kaum erklimmst du etwas Höhe,
des nahend Unheils stets gewahr,
da staunst du bei dir: Dort ich sehe
den Himmel gänzlich blau und klar.

So kommt es hier, dass unverhofft
der Sonnenschein dich hat beglückt.
Hier scheinbar und nicht allzu oft
fährst du, wie von der Welt entrückt.

Nov 08




Die Wochenend-Probe

Zweiundneunzig Sänger sitzen,
manche schwätzen, manche schwitzen,
hier im Rund, damit gelänge
wohl das Werk, all der Gesänge,
die der Künstler Mendelssohn
fein gesetzt hat, Ton für Ton.

Vorne steht dafür nur einer,
der beseelt ist, wie wohl keiner,
meint, er schafft was mit der Meute,
möglichst alles und noch Heute;
wenn man trefflich nur geprobt,
singt man schließlich wie gedopt.

Lockenpracht wird durchgeschüttelt,
mit den Armen wird gerüttelt,
dass der Takt auch richtig sei,
nicht versinkt im Einheitsbrei.
Präzision und Harmonie
gäb es ohne Einsatz nie.

„Ja, das ist’s, 30 Prozent,
so man jetzt hier schon erkennt,
dass die Löcher sind geschlossen
und der Glanz ist ausgegossen.
Falsch! Habt ihr es auch gehört?
Nicht getört, das heißt gestört,
denn die „T“s, die müsst ihr spucken,
notfalls muss sich einer ducken.“

„Jeder Sänger hat drei Augen.“
Will er ständig etwas taugen,
schaut er zu dem Dirigent,
sonst den Einsatz er verpennt.
Und ein Blick auch in die Noten,
ab und zu ist wohl geboten.
Doch das dritte sieht dabei
Publikum und Allerlei,
mal von unten, mal von oben. -
Manche sehr den Anblick loben.

Und der Dirigent gibt kund,
dabei blickt er wach ins Rund,
dass die Mühe sich wohl lohne
für die Schönheit von dem Tone,
der stets kommt aus Bauch und Mieder. –

Mittwoch singen wir schon wieder.

Groß Väter, 8. Nov 08






November

November soll ein Monat sein,
so ohne Leben ohne Wonne?
Das ist er nicht, halt ein, halt ein,
ist viel zu Schade für die Tonne.

Sein Nebel dient doch der Verklärung
von Jahreszeit und Lebenssinn,
der Ankunft baldiger Verjährung,
auch Fragestellung, was ist hin.

Sein Regen wäscht nur ab die Farbe
von Sommerschwang und herbstlich Laub,
entblößt die lang verborgne Narbe
vom Blitz und mancher Seele Raub.

Sein erster Frost schafft jene Klarheit,
die sich ins Tal des Herzens legt;
sein scharf Geäst, das ist die Wahrheit
des Wesentlichen, das uns trägt.

Sein flackernd Schein am warmen Feuer
bringt dir Besinnung gar beim Wein.
Ist auch verbrennend Holz nicht ganz geheuer,
November, du musst Friede sein.

Nov 08



Das NichtWort

Warum gibt’s für die schönste Sache auf der Welt
kein rechtes Wort, nur „ficken“, „vögeln“ und nur „pimpern“,
nur „fegen“, „schnackseln“, „bumsen“, „rammeln“ und nur „klimpern“?
Da ist nichts Gutes, leider hier nichts wirklich zählt.

Bei „schlafen“, „lieben“, „buhlen“, „sich vereinen“ fehlt
der rechte Ausdruck für der einen Sache Kern,
„begatten“ oder „Liebe machen“ liegt so fern
von allem Wesentlichen, so man ihn gewählt.

Ist es im tiefen Meer versinken, Sehnsucht stillen?
Wird nicht dafür die schönste Träumerei bemüht,
es zu ergründen, diese Glut, befreit vom Willen,

dies lodernd Feuer, welches stetig in uns glüht,
wenn aus der Seele Glückes Qualen heftig quillen?
Es gibt kein Wort, das solchen tiefen Drang versprüht.

Nov 08






Auch diesmal wieder Weihnachtsfeier

Der Weihnachtsmann, der war verreist.
Jetzt, wenn der Himmel ist vereist,
fährt er mit Schlitten, Sack und Rute,
uns zu belohnen für das Gute,
das wir getan das ganze Jahr.

Doch ist das alles gar nicht wahr,
dann soll er lieber sich den Armen
mit seinen Gaben nur erbarmen.
So macht er zwar es uns nicht recht,
doch besser noch, als von sein’m Knecht
mit Rute durchgedroschen werden.
So gäb es Friede hier auf Erden.

Der Weihnachtsmann ist nur ein Traum
für Kinderherzen unterm Baum.
Die Seeligkeit, die ist noch weit
entfernt von uns in Raum und Zeit.
Wir wollen ihr jetzt hier gedenken,
so wie sie war, die Blicke lenken
auf unser Dasein, unser Wollen,
und wem wir Dank und Liebe zollen.

Denn Dank zu sagen, ist gegeben,
ist fast das schönste Tun im Leben
voll Hass und Neid und Bitterkeit.
Drum danken wir für schöne Zeit,
des Singens voller Lebenskraft,
die Freude, Lust, Gemeinschaft schafft,
und uns erwuchs auch dieses Mal
für alle, die hier sind im Saal,
hier bei Kaffee, Gebäck und Kerzen. -
Ein jeder nehme sich’s zu Herzen.

Nov 08






Kein Totentanz

Da steht er feist mit seiner Hippe,
nimmt hämisch uns bald auf die Schippe,
bald tutet laut er in sein Horn,
mahnt an die Zeit, die wir verlorn.

Ich tanze lieber froh und heiter,
denk nicht an Hölle, Himmelsleiter.
So drückt kein Gram und auch kein Schuh,
bis einst ich leg mich hin zur Ruh.

Du Augenblick, du meine Krone,
mein Trost, mein Halt; so es sich lohne,
dass man das Leben kann genießen.
Der Kerl kann mir das nicht verdrießen.

Nov 08







Möglich, wenn hier diese Foren
einige sich auserkoren,
ihre Werke vorzuweisen,
damit andere sie preisen,
haben sie nur nicht bedacht,
dass hier keiner hat die Macht,

an Verlage zu vermitteln,
in der Presse groß zu titeln,
denn das Streben nach Gewinn,
das ist nicht des Dichters Sinn.

Er schwebt über allen Dingen,
wenn sie ihm nur recht gelingen,
hofft, dass er ganz unverzagt
seine Meinung hat gesagt.

Doch damit tut man sich schwer:
Gedichte liest fast niemand mehr.


Nov 08







Das Märchen vom Fortschritt

Es war einmal ein König auf riesigem Atoll,
regierte nach Gutdünken zehntausend Untertanen,
die waren ganz zufrieden, die Mägen immer voll,
ihr Feld es ihnen gab, sie brauchten nicht zu planen.

Da kamen fremde Männer mit Schiffen in das Land.
Die fanden es unmöglich, wies Leben dort so war,
erzählten von der Freiheit, Gerechtigkeit anhand
der Gleichheit aller Brüder, das sei doch jedem klar.

Die Leute sah’n das ein, sie jagten ihn davon.
Sie wählten Volksvertretung und auch nen Präsident.
Das kostet mehr als früher des Königs reichen Lohn,
weshalb die Steuern teurer, Abgaben man das nennt.

Die fremden Männer brachten noch wunderschöne Dinge
zu kaufen gab es diese nur für gelieh’nes Geld.
Die Tänze und Gebräuche, so’n Blödsinn nicht mehr ginge,
mit Fernsehn sie jetzt wussten: passiert viel in der Welt.

Sie mussten Land verkaufen, das sie bisher ernährt,
die Steuern und der Wohlstand, die kosteten das Geld.
Ein Aufschub war vonnöten, er wurde nicht gewährt.
Sie wurden Tagelöhner auf ihrem alten Feld.

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann hungern sie noch heute.

Nov 08






Streitkultur

Es scheint oft so, dass Mann und Frau
es gar nicht wissen ganz genau,
wie man so umgeht gut und recht
mit diesem anderen Geschlecht.

Man zeigt zunächst sich unbekümmert,
wenn das Verhältnis sich verschlimmert.
Hat sich die Wut recht angestaut,
fährt einer dann ganz aus der Haut.

„Und so was hab ich mal geliebt“,
meist noch den Rest zur Sache gibt.
Auch schmälert gänzlich hier die Lust:
„Ich hab es immer schon gewusst.“

Jetzt haltet ein. Das Rollenspiel,
(kommt noch ein Wort, ist das zuviel),
das schon, Jahrhunderte bewegt,
stets an der Liebe Wurzel sägt.

Der Kerl hat heute nicht vergessen,
dass er die Keule hat besessen.
Doch bringt er wieder nichts nach Haus,
dann ist sofort der Ofen aus.

Die Männin stets das Feuer schürt,
damit die Sippe nicht mehr friert.
Doch ist die Stimmung (Essen)angebrannt,
wird wütend durch das Dorf gerannt.

Dabei verrat ich euch den Trick:
Beharre wenig, weich zurück.
Der Partner daran angelehnt,
verliert den Standpunkt, den er wähnt.

Nun kann man sich damit ergötzen,
sich in den Andern zu versetzen.
Verständnis kann man so gewinnen,
aufs Wesentliche sich besinnen.

Doch hilft es nicht, das ganze Warten,
dann knalle Türen, geh in'n Garten,
grab diesen um bis zur Erschöpfung. -
Verrauchte Wut vernarbt Verletzung.

Dez 08




Vermisst

Einst schrieb sie über heiße Ware
auch öfters bissge Kommentare
zu mancher Ärger und zum Wohl,
damit hier stehe nicht nur Kohl.

Doch nun ist einfach Sendepause,
ich frage mich, macht sie ne Sause
im fernen Land am warmen Strand,
dass ich sie hier nun nicht mehr fand?

Ich hoffe, es gibt die Erklärung,
dass sie nicht fehlt bis zur Verjährung
von diesem schönen Dichterjahr.
Drum melde dich, du machst dich rar.

Dez 08 e-mail an Medusa





Was quält die Menschen seit Urzeiten?
Trotz rechnen immer meisterlicher
hilft hier auch nicht Vernunft verbreiten.
Nur eins ist sicher: Nichts ist sicher!

Dez 08




Die Schwarzmaler

Prognosen haben Konjunktur,
wenn sie Atom- und Klimagau beschwören,
so fünf vor zwölf. In einer Tour
ist hier vom Untergang zu hören.

„Die kapitale Produktion“,
so schrieb schon Marx vor 100 Jahren,
„erzeugt die eigne Negation“.
Man muss sie ändern, die Gefahren.

Doch Klima, Terror und Finanzen,
sie eignen heute nur zur Krise;
auch selbst Politiker im Ganzen,
die fürchten mal um jene, diese.

Daran sie selbst nichts ändern wollen,
drum malen sie sie an die Wand,
weil sie nur ihrem Ego zollen.
Intelligenz der Macht fehlt hier im Land.

Dez 08
nach einem Artikel im Tagesspiegel „Konjunktur der Apokalyptiker“
vom 6.12.08




WarteStand

Lasst es euch nicht verdrießen
in der verdrießlich Zeit,
da keine Blumen sprießen
und niemand ist bereit,

es andern nachzusehen,
falls dieser Blödsinn tat,
den Weg muss niemand gehen,
dass er nur hat den Rat.

Man muss hier nicht verzagen
in dieser trüben Zeit.
Auch heute soll man’s wagen,
der Himmel, der ist weit,

selbst wenn nur Regen fällt.
Die Sonne bald, wir wissen,
den Horizont erhellt.
Auf Meinung festgestellt
muss niemand bleiben müssen.

Dez 08










Als auch der Imperativ
im All so kategorisch schlief,
kam einer von dem Ostsee-Strand
hierher, hat ihn er-kant.

Dez 08








Neue Waffen braucht die Welt

Wo lohnt es sich zu investieren,
wo kann man jetzt sein Geld riskieren?
Doch nicht in Autos und Bordelle,
sind plötzlich pleite auf die Schnelle.

Doch eins bleibt ständig, musst du glauben,
mit Schießen, Kriegen und Berauben,
durch Löcher machen, ständig schlimmer,
in Menschen, Häuser, das geht immer.

Beretta, die berühmte Schmiede,
verkündet Kurzarbeit zum Liede
der Absatzschwäche in den Staaten.
Was ist da los? Man kann nur raten.

Hat sich die Mafia entschlossen:
Sofort wird nicht mehr losgeschossen?
Probleme scheinen jetzt erledigt,
weil sie Obama hat gepredigt?

Im Irak ist man etwas weiter:
Beim Abschied von W. Bush gab’s Streiter,
mit Schuhen sie den Mann bewarfen.
Das heißt etwa zum Klang von Harfen:

„Du räudig Sohn der Ziegenböcke,
verpiss dich, nimm die Waffenröcke
gleich mit, sonst wir die Schuhe holen
fürn Ernstfall, mit vergiftet' Sohlen.“

Für diese neue Strategie
braucht’s Schuhfabriken wie noch nie.
Drum rüste um, neu auf den Schuh.
Mit dem Investment kannst dann du
die Wirtschaft wieder neu beleben
und Absatzschwierigkeit beheben.

Dez 08
Nach einer Glosse von Matthies im Tagesspiegel v. 16.12.08









Bleib weg!

Noch warst du gnädig, arger Winter,
du schicktest nur den nassen Knecht.
Wir ahnen schon, was kommt dahinter,
die strenge Kälte ist nicht recht.

Auch kann man dem nichts abgewinnen,
dass du lehrst Demut und Askese.
Wenn hier jetzt unsre Nasen rinnen,
dann bist du einfach nur noch böse!

Da helfen nicht Bemäntelungen
mit weißem Eiskristallgefunkel.
Es hat dich niemand froh besungen,
die Aussicht, die ist einfach dunkel.

Der Lichterschein an Häuserwänden
und Bäumen ist ein zart Versuch,
die schlechte Zeit jetzt zu beenden.
Wir wollen nicht mehr dein’n Besuch!

Verzieh dich schnell ins Niemandsland,
mach Platz für Wachstum und Gedeihen.
Wenn dann bei uns dich niemand fand,
das können gerne wir verzeihen.

Dez 08









Es steht ein Mann mit einer Keule
breitbeinig vor der Siegessäule.

Die ist das Denkmal eines Krieges,
des gänzlich überflüssgen Sieges.

So hat man den Entschluss gefasst,
der Mann mit Keule, ja, der passt.

Dez 08






Prost Neujahr

Das alte Jahr, es schwindet,
ein neues macht sich breit.
Schon wieder man sich windet,
weil Vorsatz an der Zeit.

Raketen um die Ohren,
man weiß, man muss was tun,
so manche Fragen bohren,
die lassen wir jetzt ruhn.

Wir knallen mit dem Böller
laut, dass die Schwarte kracht.
Probleme kommen schneller,
der Sekt fließt diese Nacht.

Den „guten Rutsch“ wir rufen,
ein jeder das versteht:
Wir wissen, dass auf Kufen
es stetig abwärts geht.

Wir wünschen, dass es gnädig,
wie es schon immer war,
für uns es werde ledig
ein frohes neues Jahr.

31.Dez 08
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