Fridolins geschüttelter Frühlingsspaziergang

[Friedhelm Götz]

Ein Mensch, von Lebenskrisen wund,
sucht Heil im schönsten Wiesengrund,
dem Ort, der ihm stets Wonnen bringt,
da frischer Trunk vom Bronnen winkt.

Er will auf Frühlingswegen gehn,
wo Düfte ihm entgegenwehn.
Die Nase wittert Maienluft,
und wo’s nach trüben Laien mufft,

muss man die Kerle hocken lassen,
die selbst des Lenzes Locken hassen.
Die nicht verstehen, froh zu sein,
und sich des Daseins so zu freun,

wie er, dem es viel Lust gebracht,
dass er aus voller Brust gelacht.
Doch will er hier jetzt wacker enden,
zu neuer Frucht den Acker wenden.

Er packt als Schüttelreimer ein
und holt den Lenz im Eimer rein.

[a.c.larin]

lieber fridolin,
ich kann nur einmal mehr bewundern, wie leicht und locker dir die schüttelteime aus der feder fließen!
das liest sich glatt so, als gäbe es gar keine andere wahl zu dichten: da ist nix gezwungenes, nix konstruiertes - du verstehst einfach dein handwerk.

und mir machts spaß, das zu lesen, vor allem auch wegen der philosophie dahinter:

und wo’s nach trüben Laien mufft,
muss man die Kerle hocken lassen,
die selbst des Lenzes Locken hassen.

ganz genau so so isses! ( und ich würde dann die trüben laien noch um die moralinsauren, selbsternannten experten ergänzen )

gerne gelesen!
lg, larin

[Friedhelm Götz]

Liebe larin,

ich freue mich sehr über deinen Kommentar. Vielen Dank dafür. Ich hatte schon befürchtet, dass meine Schüttelei hier, wie in auch in einem anderen Forum, untergeht.

LG Fridolin

[a.c.larin]

Ich hatte schon befürchtet, dass meine Schüttelei hier, wie in auch in einem anderen Forum, untergeht.

ist mir unverständlich, wieso.
ich finde deine fähigkeit, geschütteltes in sinnvolle anordnung zu bringen, höchst erstaunlich und beachtenswert.

vielleicht liegt es aber an der prise humor, die den meisten schüttelversen zugrunde liegt - und die humoristen werden ja häufig von den anderen dichtern mit einer gewissen gerringschätzigkeit bedacht ( ob da wohl im hintergrund ein quentchen neid mitmischt? )

ich lese deine gedichte jedenfalls immer, amüsiere mich köngilch oder staune über deine gedankliche wendigkeit. manchmal animiert sie mich zum nacheifern ( mit eher mäßigem ergebnis) - aber immer haben deine gedichte einen gewissen ( ernsten oder heitern) unterhaltungswert.
lass dir deine gabe nicht von anderen vermiesen! (die welt ist leider nicht immer gerecht.)


nicht ganz schüttelrein, aber wenigstens von herzen kommend:


Wer fähig ist, im Grund zu schütteln,
wird dieses nie als Schund bekritteln!
Das Leben nicht in Neid fristet
der, dem im Herzen Freud nistet.

Das muss man allen Dichtern sagen
die Sauertopf-Gesichter tragen.
Es wird an ihren Mauern rütteln
der Humorist mit rauern Mitteln!

Ich kann mit dir mich so freun -
Drum lass uns weiter froh sein!


liebe grüße, larin

[Timo]

Hallo fridolin,
deinen Schüttelreim habe ich mit inneren Wohlgenuss gelesen. Ja, wer so etwas schreiben kann ist mehr als nur ein kleiner Dichter.
Der Frühlingsspaziergang hat auch uns heraus gelockt, wir haben die Sonne und das Zwitschern der Vögel genossen.
Herzlichst
Timo

[Dana]

Hallo Fridolin,

bei einem schönen Naturgedicht kommentiert man, weil man die Natur ähnlich betrachtet und nur die Worte nicht findet. Man kann sich aber bewegt und endlos darüber auslassen.

Ebenso verhält es sich bei vielen anderen Themen.

Bei Schüttelversen gerät man unter einen unerklärlichen Zwang: man will pointiert "zurückschütteln" und scheitert an der Kunst.

Nimm das als Kompliment und Kommentar. Einfach nur "klasse" zu schreiben, ist zu wenig - dabei ist es klasse.

Liebe Grüße
Dana

[Friedhelm Götz]

Hallo larin, Dana und Timo,

vielen Dank für eure lieben und lobenden Worte für mein Schüttelgedicht. Ich trage Verse häufig auch vor und kann dann an der Reaktion leicht abschätzen, wie meine Werke ankommen. Ganz anders ist die Situation in Foren, wo die unmittelbare Reaktion systembedingt fehlt und die indirekte, sprich das Feedback, wenn man Pech hat, ausbleibt. Das geht sicher anderen auch so, aber das ist natürlich kein Trost.

LG Fridolin