Es geschieht immer wieder

[Klatschmohn]

Es geschieht immer wieder

Gerade meinst du deine triste Herkunftsfamilie verlassen zu haben: Kribbeln im Bauch -, endlich selbstständig -, "mein Mann und ich" -, viel zu jung -, Beruf muß nicht sein -, da sitzt Du plötzlich in der Falle !
Nichts, aber auch gar nichts hat sich für dich verändert. Sicher jetzt bist du am längeren Hebel
- bei den Kindern -, jetzt hast du das Geld in der Hand und musst schauen wie Du durchkommst, die drei Kinder irgendwie satt kriegst (was die immer wollen) !
Dann kriegt dein Mann die Kündigung, das Arbeitslosengeld fängt die ganze Misere nicht auf, die Wohnung wirst Du nicht halten können, irgendeine billige Mietwohnung ist jetzt dran.
Der Mann trinkt - was soll er denn sonst auch tun, mit den Kindern kann er nicht umgehen, für die Hausarbeit ist er sich zu schade und einen neuen Job findet er auch nicht.
Er fängt an zu saufen und Du möchtest am liebsten abhauen.
Geht aber nicht wegen der Kinder, die willst Du ihm nicht überlassen, also schaust Du dich mal ein bisschen um. Schließlich willst Du auch noch leben.
Du wirst eingeladen – in die Disko, ins Kino, amüsierst dich, denn das Leben ist kurz.
Neulich hattest Du ein blaues Auge. Die Treppe runter gefallen, natürlich !
Schulschwierigkeiten - der Lehrer will dich sprechen. Dein Sohn ist auffällig, er verprügelt Jüngere, die Tochter war schon seit einer Woche nicht mehr in der Schule. Komisch, sie war doch immer weg, wenn Du endlich aufgestanden bist - so gegen elf. (Wie gesagt, das Leben ist kurz) .
Du regst dich auf, alle wollen dir was, und du ? Dabei wolltest doch einfach nur ein bisschen leben.