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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 24.11.2012, 17:02   #1
Chavali
ADäquat
 
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Standard Schritte im Nebel

Lautlos federn meine Schritte
zwischen faulem Laub und Moos.
Was ich nun für mich erbitte,
lässt mich heute nicht mehr los.

Schweigen wohnt in allen Bäumen,
schließt die Türen vor mir zu.
Bleibt mir nur noch, fremd zu träumen?
Find ich niemals meine Ruh?

Nebel schlägt mir grau entgegen,
hindert mich am klaren Blick.
Scheitert an mir aller Segen,
wirft mich Widerspiel zurück?

Lautlos ist der schwere Schritt.
Leise geht der Zweifel mit.




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Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

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Geändert von Chavali (03.12.2012 um 18:44 Uhr)
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Alt 24.11.2012, 17:46   #2
ginTon
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hi chavilein

Schönen Rhythmus hat dein Werk, dies vorab. Es ist ja eigentlich auch ein
Befreiungswerk aus anfänglichem Nebel heraus. Der Nebel galt ja auch schon
immer als ein Werk des zunächst nicht Sichtbaren aber durchaus Überwindbaren.

Ein Vorschlag fiel mir ein zur ersten Strophe. Warum nicht:

Zitat:
Lautlos federn meine Schritte
zwischen faulem Laub und Moos.
Was ich Schritt für Schritt erbitte,
lässt mich heute nicht mehr los.
zwar sind jetzt Wiederholungen und eine Reimanhäufung vorzufinden, aber
schlecht hört auch dies sich nicht an, eindringlich..aber is wie gesagt nur
Vorschlag, da is nix verkehrt dran wie du es eingestellt hast...

gefällt mir gut dein Werk ...liebe Grüße ginnie
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Schtjel Sam Abys Mje Uchiel!

Alles, was einmal war, ist immer noch, nur in einer anderen Form. (Hopi)


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Alt 24.11.2012, 18:05   #3
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, Chavilein!

Schönes Gedicht, nur eine einzige Zeile missfällt mir:

"wirft mich Widerkraft zurück?"

Der Neologismus "Widerkraft" wirkt bemüht, als hättest du verkrampft nach etwas gesucht, was zugleich in Metrum und Inhalt passt. Wirkt - zumindest auf mich - hier aber nicht überzeugend.
Alternative: "wirft mein Menschsein mich zurück?" ...oder so.

Ansonsten sehr gerne gelesen!

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 25.11.2012, 15:48   #4
Chavali
ADäquat
 
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Hi ginnie,
Zitat:
Ein Vorschlag fiel mir ein zur ersten Strophe. Warum nicht:

Zitat:
...
Was ich Schritt für Schritt erbitte,
lässt mich heute nicht mehr los.
Nö, denke nicht, weil Schritt für Schritt impliziert die Erkenntnis, die aber - so will ich es ausdrücken -
schon vorhanden ist.
Das LI sucht nur nach Lösungen.
Zitat:
gefällt mir gut dein Werk
Danke, das freut mich


Hi eKy,

Zitat:
Der Neologismus "Widerkraft" wirkt bemüht, als hättest du verkrampft nach etwas gesucht,
was zugleich in Metrum und Inhalt passt. Wirkt - zumindest auf mich - hier aber nicht überzeugend.
Nun, das habe ich eigentlich gar nicht bemüht gesucht; ich wollte erst Widerstand schreiben,
das klang mir aber zu sehr nach Revolution

Dein Vorschlag
Zitat:
"wirft mein Menschsein mich zurück"
trifft nicht meine Intention.
Zitat:
Schönes Gedicht[...]sehr gerne gelesen!
Vielen Dank, das freut mich!


Euch beiden nochmals Dank fürs Reinschauen und die Vorschläge.
Lieben Gruß,
Chavali







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Alt 25.11.2012, 18:38   #5
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Beiträge: 8.570
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Hi nochmal!

Ich schrieb doch: "...oder so."
Finde meinethalben eine andere Version, die deine geheiligten Intentionen weniger verletzt, aber - bitte! - entferne dieses unsägliche Wort, das - zumindest für mich - die Wirkung des ganzen Gedichtes nachgerade vernichtet!
Es wirkt linkisch, wie die naive onomatopoetische Wortschöpfung eines fünfjährigen Kindes - sorry, dass ich das so unverblümt sage, aber daran kannst du erkennen, wie sehr mich dieses eine Wort nervt!
Wenn du deinem Gedicht was Gutes tun willst - tu es weg!!!

Nicht böse sein - aber das musste raus!

LG, eKy
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Dummheit und Demut befreunden sich selten.

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Alt 25.11.2012, 19:02   #6
Chavali
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Zitat:
Finde meinethalben eine andere Version, die deine geheiligten Intentionen weniger verletzt, aber - bitte! - entferne dieses unsägliche Wort, das - zumindest für mich - die Wirkung des ganzen Gedichtes nachgerade vernichtet!
Es wirkt linkisch, wie die naive onomatopoetische Wortschöpfung eines fünfjährigen Kindes - sorry, dass ich das so unverblümt sage, aber daran kannst du erkennen, wie sehr mich dieses eine Wort nervt!
Wenn du deinem Gedicht was Gutes tun willst - tu es weg!!!
Hui, lieber Erich,

da muss ich wohl deinen Einwand ernster nehmen, als gedacht

Vielleicht gibt es dieses Wort ja wirklich, dachte ich mir, und begann zu suchen im Netz.

Und siehe da: Widerkraft

Würde dir Widerspiel gefallen?

Zitat:
Nicht böse sein - [...]
nein, auf keinen Fall
Zitat:
[...]aber das musste raus
Richtig so. Wie soll man sonst erfahren, was der Leser denkt?

Danke dir!
Lieben Gruß,
Chavali
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Alt 26.11.2012, 21:32   #7
Falderwald
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Hi Chavi,

hm, mir ist der Begriff "Widerkraft" beim Lesen eigentlich gar nicht so ins Auge gefallen.
Erst das Durchstöbern der Kommentare hat meine Aufmerksamkeit darauf gelenkt.

Wenn ich aber recht darüber nachdenke, muss ich Erich zustimmen, allerdings nicht wegen des Neologismus' an sich, dagegen ist ja üblicherweise nichts einzuwenden, sondern rein klanglich.
Das "Kraft" klingt so hart an dieser Stelle.

Da wäre "Widerspiel" m. E. angebrachter, denn es klingt weicher und sagt doch im Prinzip auch genau das aus, was du an dieser Stelle ausdrücken möchtest:

Widerspiel = Das Gegeneinanderwirken verschiedener Kräfte.

Der ganze Text erinnert mich ein wenig an Fausts Monolog in der Tragödie erster Teil "Nacht" zu Anfang, bevor der Geist auftaucht.

Faust ist dort auch sozusagen im Nebel der Ungewissheit, der Kenntnis, daß er eigentlich gar nichts weiß und in seinen Zweifeln gefangen.

Genau so sehe ich das in diesem Text auch, die "wahre Weltsicht" erschließt sich dem Protagonisten nicht, sie bleibt ihm verschlossen und letztendlich bleiben ihm nur noch die Zweifel an sich selbst und seiner gewohnten Welt.

Der Nebel kann so manches verschleiern...

Schöner Text, hat mir gut gefallen.


Gerne gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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Alt 03.12.2012, 18:49   #8
Chavali
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Hallo Faldi,

zuerst widme ich mich dem umstrittenen Wort Widerkraft in Strophe 3.
Habe es in Widerspiel umgetauft
Ich hoffe, es findet deinen Anklang.
Zitat:
Der ganze Text erinnert mich ein wenig an Fausts Monolog in der
Tragödie erster Teil "Nacht" zu Anfang, bevor der Geist auftaucht.[...]
Faust ist dort auch sozusagen im Nebel der Ungewissheit, der Kenntnis, daß er eigentlich gar nichts weiß
und in seinen Zweifeln gefangen.
Das ist interessant und wäre mir nicht in den Sinn gekommen.
Schon allein deswegen, weil FAUST Pflichtlektüre in der Schule war und du weißt ja sicher,
wie das mit der Pflicht ist
Zitat:
Genau so sehe ich das in diesem Text auch, die "wahre Weltsicht" erschließt sich dem Protagonisten nicht,
sie bleibt ihm verschlossen und letztendlich bleiben ihm nur noch die Zweifel an sich selbst und seiner gewohnten Welt.
Wunderbar interpretiert, Faldi, und da bleibt mir nur noch, mich herzlich zu bedanken

Lieben Gruß,
Chavali

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Alt 05.12.2012, 19:02   #9
Dana
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Liebe Chavali,

du weißt sicher schon, was ich schreiben werde.

Ich mag solche "Melancholien" sehr.
Bin der Spur, dem Rascheln und der Stille des Protagonisten gefolgt und schaue nun auf ganz eigene Art in den oder durch den Nebel.

Schön, wie du die Schwere aufgebaut hast - mit federnden Schritten begonnen und in schweren Schritten ausgeklungen.
Die Gedankenlast kann der Leser für sich interpretieren oder vereinnahmen, je nach Stimmung.

Feine Schritte im Nebel. (Widerspiel ist eine gute Lösung.)

Liebe Grüße
Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 09.12.2012, 18:49   #10
Chavali
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Liebe Dana,

schön, dass du ein paar Schritte mit mir gegangen bist
Für dein Feedback danke ich dir.
Ich kann mir gut vorstellen, dass dir der Weg im Nebel gefallen hat.
Eigene Sichtweise ist immer gut.
Wunderbar, wenn man einige Anregungen von außen bekommt.
Zitat:
(Widerspiel ist eine gute Lösung.)
Über diese Rückmeldung freue ich mich besonders, denn das war ja das vakante Wort in S 3

Lieben Gruß,
Chavali
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