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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 15.08.2017, 13:30   #11
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Bei mir war es umgekehrt: Mein Vater hat mir nur ein einziges Mal eine runtergehauen, und das auch nur, weil er maßlos wütend und enttäuscht war (ich muss für ihn eine immer größere Enttäuschung gewesen sein, je älter ich wurde, weil ich mich guten schulischen Leistungen zunehmend verweigerte und er diesbezüglich großen Ehrgeiz hatte: Ein Professorensohn musste doch mindestens Doktor werden!), ansonsten fiel es ihm trotz aller tiefen Liebe zu seinem ersehnten Stammhalter schwer, mich auch nur anzufassen.
Meine Mutter war die Resolute und Handfeste bei meiner Erziehung. Dennoch liebte ich gerade sie abgöttisch und habe dagegen zu meinem Vater nie eine wirklich enge Bindung aufbauen können. Warum? Weil meine Mutter mir bei aller Strenge auch ihre Liebe offen, intensiv und ohne Hemmungen zeigen konnte - mein Vater konnte es nicht.

Nun, es ist ohnehin Vergangenheit, und nur die meine, und sie wird mit mir vergessen und obsolet sein. Uns bleibt ohnehin nichts, als unser Päckchen zu tragen - und darin sind ja auch viele gute und schöne Erlebnisse mit meinen Eltern!

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (10.03.2018 um 18:17 Uhr)
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Alt 15.08.2017, 13:55   #12
Kokochanel
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deine Geschichte hört sich an wie eine griechische Tragödie, wo es irgendwie "nicht anders kommen konnte".
Man weiß nie, was die ganz Alten früher erlebt haben; Krieg, Flucht, richtig gewalttätige Erziehung. Viele Männer hatten ein Trauma, Gefühle zeigen fiel ihnen schwer. Männer durften nicht weinen, sonst galten sie als Memme. Das alles mag solch tragischen Situationen herbeiführen, die doch niemand sicherlich bewusst so wollte.
Zudem war früher der Standesdünkel noch hoch angesiedelt und "was die Leute sagen".
Mein Vater war da sehr modern. Ihm war es grundsätzlich egal, was die Leute sagen. Ich habe niemals wieder einen Menschen kennengelernt, dem die Meinung der Menschen-Masse so unwichtig war und ihre Gesellschaft ebenso- ,es sei denn, sie waren Familie. Er war sanft und liebevoll, verantwortungsvoll,auch zu unserem Hund, konnte aber anderen gegenüber höchst ungemütllich werden..
Ist wohl eine Charaktersache.Lächeln.


Ich wurde immer um meiner selbst geliebt ( auch von meiner Mutter), einfach, dass ich da war. Alle waren sehr stolz auf mich mit Abi und Studium.
Niemand hat mir da je reingeredet. Mein Vater hat stundenlang mit mir Mathe geübt, als ich so in Kl. 7-10 war. Geduldig.
Dazu fällt mir immer mein Aphorismus ein: (gilt auch für Ehepartner )

" Du musst einen Menschen lieben als den, der er heute ist.
Sonst verachtest du ihn morgen für das, was er nicht geworden ist.".


Aus dieser Tradition kommend, habe ich auch nie Forderungen an meine Tochter gestellt. Sie geht ihren Weg und den sollte sie sich selbst aussuchen. Und bisher geht sie ihn vorbildlich und kämpferisch- stolzt bin ich auf sie!

LG von Koko
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Alt 15.08.2017, 14:01   #13
juli
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Hi eKy,

Schon der erste Satz weißt daraufhin, dass das Sonett persönlich ist. Es ist sehr tragisch, und man spürt ein wenig Distanz und doch Betroffenheit.

Wohlstand ist nicht gerade das was Kinder brauchen, Leiden kann vielfältige Ursachen haben, es steht nicht genau da, was für Leiden, aber dem Leser bleibt genügend Spielraum sich ein eigenes Bild im Kopf zu machen. Kinder brauchen Liebe. Wir haben auch als Erwachsene immer noch unser „Kind“ in uns. Die Worte sind eindringlich und nachdenklich zugleich.

Sehr gerne gelesen

Liebe Grüße sy

Ich habe die anderen Kommentare gelesen, es ist immer erschütternd, wenn Kinder geschlagen werden. Früher war das Gang und Gebe, ich mag keine Gewalt, und schon gar nicht gegen sehr viel Schwächere.

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Alt 15.08.2017, 20:30   #14
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi Koko, Sy!

Um ehrlich zu sein, ich war eben auch ein sehr forderndes Kind - ich habe sie erst um den Finger gewickelt und dann endlos genervt: aufgrund meiner frühkindlichen Erfahrungen manipulierte ich ohne Gewissensbisse. Damals war ich noch nicht so misstrauisch gegenüber Sozialkontakten und dachte als Einzelkind, das nie von seinesgleichen Gegenwind bekommen hatte, die ganze Welt gehöre mir!
Im Kindergarten lernte ich relativ überrascht erst den Unterschied zwischen "mein und dein"! Solang ich brav war, wurde ich ja mit Geschenken verwöhnt - kein anderes Kind der Nachbarschaft (weder in Linz noch in Neumarkt, wo meine Eltern ihr Haus gebaut hatten und einzogen, als ich vier war) hatte soviel Lego, Fischertechnik, Cowboy und Indianer-Sachen, Plastikritter, Flugzeug- und Panzermodelle, Carrera Rennbahn, Pfeil und Bogen, Bälle, Spiele, Schallplatten, Comix und Bücher!
Doping für meine ohnehin schon überbordende Fantasie!

Vielen Dank für eure verständnisvollen Gedanken!

LG, eKy
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Alt 22.08.2017, 13:14   #15
Laie
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Hi eKy,

das ist ein wahnsinnig starkes Sonett! Der Inhalt berührt allein dadurch, dass so viel Wahres und Persöhnliches darin steht. Mehr kann ich dazu nicht sagen.

Gruß,
Laie
Laie ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.08.2017, 01:12   #16
Erich Kykal
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Hi Laie!

Danke für das aufrichtige Lob! Je mehr Komplexe und Neurosen man durchs Leben trägt, desto mehr Bücher kann man damit füllen! In diesem Falle lyrische ...

LG, eKy
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