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Liebesträume Liebe und Romantik

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Alt 05.12.2014, 10:10   #1
vedena
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Registriert seit: 30.08.2010
Beiträge: 181
Standard Es gibt kein Lied


Es gibt kein Lied, zu dem wir beide
in froher Runde einmal tanzten,
es wächst kein Baum, den wir zusammen
im Garten eines Hauses pflanzten.

Es gibt kein Buch, das wir gemeinsam
in stillen Augenblicken lasen,
und nirgendwo steht eine Bank,
auf der wir viele Male saßen.

Es gibt nur die geraubten Stunden,
die wir uns für einander stehlen.
Dann streun wir Salz in unsre Wunden
und wünschten uns, wir könnten wählen:

was unser Lied sei, unser Baum,
vielleicht der schönste Augenblick.
Doch wissen wir, es bleibt ein Traum,
denn das mit uns ist bloß ein Fick.



__________________
Mein Buch "Leitersprossen"

ISBN-10: 3853060501
ISBN-13: 978-3853060506 - oder per PN !
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Alt 05.12.2014, 13:44   #2
Thomas
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Beiträge: 3.375
Standard

Liebe vedena,

sehr ernüchtern, aber gut.

Liebe Grüße
Thomas
__________________
© Ralf Schauerhammer

Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller
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Alt 05.12.2014, 13:55   #3
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

Hi, Vedena!

Sprachlich sehr gut gemacht. Ich vermute, die unlyrische Derbheit der letzten Zeile ist inhaltsbedingt beabsichtigt, wirkt sie doch aufs sprachsensible Gemüt wie eine schallende Ohrfeige am Ende einer sanften Streicheleinheit!

Eine weitere Kleinigkeit ist mir aufgefallen: S1 und 3 haben durchgängig weibliche Kadenzen, S2 und 4 haben aber unterschiedliche Muster:
S2: m-w-m-w
S4: m-m-m-m
Vor allem in S2 stört der Wechsel innerhalb der Strophe die Melodie, den Fluss des Textes. Und das allgemeine Ungleichgewicht in der Kadenzenfolge stört die innere Harmonie der Gesamtwirkung.
Ich würde also entweder alles in S2 auf männliche Kadenz bürsten (dann würden die Strophen im Takt die Kadenzen wechseln), oder alles weiblich machen (dann würde die letzte Strophe als einzige mit männlichen Kadenzen zum Ende aufmerksamkeitswirksam und passend zum Inhalt einen melodischen Kontrapunkt setzen).

Sehr gern gelesen!

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 05.12.2014, 19:26   #4
Terrapin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Beiträge: 469
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Hallo Vedena!

Das ist aber ein feines Stück Lyrik. Und sehr clever ist der Schluss gesetzt. Völlig unerwartet. So muss das sein. Das prägt sich ein und lässt einen das Gedicht nicht so schnell vergessen. Toll gemacht.

Die von Erich angesprochenen, wechselnden Kadenzen haben mich keines Weges gestört. Würde ich so stehen lassen. Wer weiß was noch andere dazu sagen.

Sehr gern gelesen. Erfrischend.

Liebe Grüße, Terrapin.
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Alt 06.12.2014, 11:58   #5
Dana
Slawische Seele
 
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Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
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Liebe vedena,
huch!!! Aber toll gemacht.

Ich kann die begeisterten und überraschten Kommentare nur bestätigen. Ein Gedicht, das man wirklich nicht vergisst.

Manchmal dauert es sehr lange, bis sich eine solche Liebe in eine Liebe verwandelt und meistens löst sie sich auf, weil sie keine gewesen ist.

Sehr gern gelesen und bestimmt immer wieder.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 09.12.2014, 10:09   #6
vedena
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Registriert seit: 30.08.2010
Beiträge: 181
Standard

Wow, so viele Besucher, das erfreut mein Herz

Hallo @Thomas,

sehr ernüchtern, aber gut.

es ist schön, wenn du das so siehst. Das lyrich ergibt sich anfangs in Schwärmereien, am Ende jedoch erkennt es, dass aus sich dieser Beziehung nicht mehr entwickeln wird bzw. kann.

lieber @Erich,

die Derbheit ist natürlich beabsichtigt, wie du erkannt hast. Sie beendet die Träumerei und reißt das lyrich (und womöglich auch den Leser) wieder zurück in die Wirklichkeit.

Du hast mit dem angesprochenen Rhythmuswechsel natürlich recht. Bis dato ist mir aber keine gute Alternative eingefallen. Danke für deine sensible Beobachtungen.

hallo @Terrapin,

es freut mich, dass du den Text als nachhaltig empfindest. Das war meine Absicht. Nicht immer benutze ich dazu herbe Ausdrücke, aber wenn es sein muss dann schon. Ich freu mich sehr über dein Lob.

liebe @Dana,

was für ein süßes 'huch' - kann ich verstehen und danke für dein Verständnis. Manchmal finden sich zwei Menschen anziehend und träumen von mehr - manchmal wird nichts draus. Die Sehnsucht bleibt meistens bestehen - und dieses Gefühl habe ich vesucht, zu verdichten.

hi @Black Raziel,

nein, dieser Text ist ganz neu.
Aber natürlich tragen die Texte im Buch meine Handschrift. Die Themen sind vielfältiger: Liebe, Natur, Sozialkritisches und Satirisches. Wenn du eines kaufen möchtest, kann ich die Seite ausdrucken und für dich dazukleben.
Schön, dass du hier warst.

Ich danke euch allen für eure Gedanken zu meinem Text.

Beste Grüße
vedenA
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Alt 10.12.2014, 12:26   #7
Lailany
Kiwifrüchtchen
 
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Ort: nördlich von Auckland/Neuseeland
Beiträge: 945
Standard

Liebe Vedena,
wieder ein tolles Werk aus deiner Feder.
Du baust richtig samtig eine wehmütige, leicht traurige Stimmung auf und dann BUMM! Aber wenns so ist, warum das Kind nicht beim Namen nennen?
Die deftige Watschn am Ende scheint sich zu deinem Markenzeichen zu entwickeln. Gefällt mir!

Sehr gern gelesen und besenft.

LG nach Wien von Lai
__________________
.................................................. ...........................................
"Manchmal ist es so demütigend, ein Mensch sein zu müssen..." Erich Kykal
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Alt 10.12.2014, 16:16   #8
juli
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Liebe vedena :)

Du beschreibst hier eine Liebe, die ungewöhnlich ist, weil sie nicht das Alltägliche bedient.
Dein glasklarer Schluß überzeugt mich als Leserin und überrascht mich. Klasse!

Liebe Grüße sy
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Alt 22.12.2014, 12:01   #9
vedena
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von vedena
 
Registriert seit: 30.08.2010
Beiträge: 181
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Liebe Lailany,

herzlichen Dank für deine Zeilen, sie sind ein schönes Weihnachtsgeschenk für mich.

Hallo syranie,

ich beschreibe, wie du schon erwähnt hast, eine nicht alltägliche Liebe, die das lyrich leider schmerzt, weil es zu keiner Beziehung kommen kann. Ich freu mich, wenn du dies beim Lesen nachvollziehen kannst (auch wenn's nicht 'autobiografisch' ist).

Danke für euer nettes Lob. Ich freue mich sehr!


LG VedenA


EDIT: FÜR WOLO

Danke für deinen aufschlussreichen Kommentar. Ich freue mich, dass dir die ersten beiden Strophen zusagen und kann - so glaube ich - auch deine Kritik nachvollziehen.
Gerne mache ich mir noch einmal Gedanken zu deinen Vorschlägen, aber bitte habe Geduld mit mir - ich war jetzt (leider) sehr lange nicht mehr im Forum und es fehlt mir notorisch an Zeit.

Es grüßt dich herzlich
vEdenA
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Geändert von vedena (27.02.2015 um 10:05 Uhr) Grund: lange Abwesenheit meinerseits
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Alt 22.12.2014, 17:59   #10
wolo von thurland
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Beiträge: n/a
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Hallo vedena
Viele Lieben sind nun mal nicht platonischer Natur, obschon tausende von Liebesgedichten uns etwas anderes vormachen.
Die Stunden würden nicht gestohlen, wenn sie nicht ihren Reiz hätten.
Ich lese denn auch in deinem Text mehr Lebenserfahrung, als zum Teil in den Kommentaren angesprochen wird.
Darum habe ich versucht, die Strophen, welche quasi den Brennweitenwechsel vollziehen, etwas runder und sentimentaler zu gestalten. Entschuldige, wenn ich mich da an deinen Versen vergriffen habe. Ich denke aber, dass sie eine kleine Glättung vertrügen und meinte, eine präsentable Version zu haben, mit der ich zeigen kann, dass durchaus leichte ànderungen möglich sind.

Es gibt nicht mehr als schnelle Stunden,
von irgendwo und -wem zu stehlen.
Die brennen fast wie Salz in Wunden.
Wir sagen oft, wie's wär zu wählen:

ein Lied für uns, den eignen Baum,
und unsren schönsten Augenblick...
Doch wissen wir: Es bleibt ein Traum,
denn das mit uns ist bloß ein Fick.


Vivent les petits secrets!

Gruss
wolo

p.s. Die beiden ersten Strophen halte ich übrigens für ganz ausgezeichnet gemacht. Da stimmt einfach alles.

Geändert von wolo von thurland (22.12.2014 um 18:01 Uhr)
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