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Ein neuer Morgen Fröhliches und Hoffnungen

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Alt 31.07.2009, 22:23   #1
Blaugold
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 23.02.2009
Ort: BadenWürttemberg
Beiträge: 526
Standard Wir klatschten den roten Mohn

Im Mais sind wir herumgeirrt.
Wir klatschten laut den roten Mohn,
die Vögel flogen auf, davon.
Auf jedem Feld hat es geschwirrt,
gehüpft, geflattert und gesirrt.

Der Wasserstand im breiten Bach
ließ allen Fischen wenig Raum.
Am Stein sah man den tiefen Saum,
ein Rinnsal, ziemlich lahm und flach.
Wir saßen unterm Wellblechdach

und spuckten Kirschensteine weit
hinein in diesen seichten Strom.
Manch Fischlein glitzerte wie Chrom.
Der Tag war voller Fröhlichkeit,
und bis zum Abend ohne Zeit.

Es gab Blessuren. Spitzer Stein,
auch Nesseln, Dornen. Sonnenbrand.
Doch nichts hat uns zum Tor ernannt.
Sie durften Episoden sein.
Ein Held wehklagte nur allein.

Lange Tage, kurze Hosen,
helle Wochen, klares Licht,
blauer Himmel fehlten nicht.
Erste Liebe, scheues Kosen,
rosa Wolken im Gesicht ...

Und wenn ich heute manchmal mag,
dann geh ich durch das hohe Feld
und schwirre in die Kinderwelt,
die ich in meinem Herzen trag;
klatsch wieder Mohn. Für einen Tag.
Blaugold ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 31.07.2009, 22:39   #2
Leier
gesperrte Senorissima
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Pfalz
Beiträge: 4.134
Standard

Oh, nein!
Blaugold!

Wie ist das schön! Man möchte an diesem Gedicht trunken werden, hineintauchen,
genauso
in ähnlichen Erinnerungen baden!
Wie stehen Kindertage auf!
Auch wir klatschten den Mohn, machten ihm Krönchen, stempelten uns die kleinen Hände...

Lediglich das "lahm" hätte ich ausgetauscht gegen "müd", "karg" oder dergleichen.

Laß Dir Dank sagen

von
cyparis
(gebannt)
Leier ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.08.2009, 03:00   #3
forelle
unpaniert
 
Registriert seit: 12.04.2009
Ort: Auf Wanderschaft
Beiträge: 513
Standard

Hallo Blaugold,

das erinnert mich unheimlich gut an meine eigene Kornfeldkindheit,
wo ich mich zwischen blauen und roten Blumen versteckte, man
sah mich nicht ..... damals war es zwischen den Ähren noch bunt.

Nicht sooooo alt bin ich nicht, neiiiiiiiiiiiiin, aber ist ja auch nicht sooo
lange her ....hach

war gerne hier zum Träumen und Spielen,

forelle

.
__________________

Es muss einen anderen Weg geben,
durchs Leben zu gehen,
als kreischend und um sich tretend
hindurchgezerrt zu werden.
(Hugh Prather)
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Alt 04.08.2009, 00:37   #4
ginTon
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von ginTon
 
Registriert seit: 14.02.2009
Ort: Mainz
Beiträge: 12.583
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Standard

hallo blaugold,

kurzum hier kann ich mich nur anschließen. erinnerungen in einem
sehr schönen gedicht verpackt..

eine Frage bezieht sich auf die Form, welche denke ich hervorragend
er- und verarbeitet wurde...die einzigsten weiblichen Kadenzen sehe
ich in der vorletzten Strophe, hat dies irgendeine tiefere Bedeutung,
frage ich jetzt nur mal so aus Interesse...gerne gelesen

LG basse
__________________
© Bilder by ginton

Ich fühle, also bin ich!

Alles, was einmal war, ist immer noch, nur in einer anderen Form. (Hopi)


nichts bleibt, nichts ist abgeschlossen und nichts ist perfekt... (Wabi-Sabi)
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Alt 06.08.2009, 19:04   #5
Blaugold
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 23.02.2009
Ort: BadenWürttemberg
Beiträge: 526
Standard

Hallo Cyparis
Ich lasse das Wässerlein jetzt nach deinem Vorschlag karg dahinrinnen, das triffts besser.

Hallo basse
Freut mich, dass dir das Reimschema gefällt und auch aufgefallen ist, dass die vorletzte Strophe anders konzipiert ist. Das hab ich absichtlich nicht nur teilweise mit weiblichen Kadenzen ausgestattet, da wechselt auch der Jambus in den Trochäus, um in der letzten Strophe wieder mit den zuvorigen unbetont zu beginnen. Dieser vorletzte Abschnitt geht auch ein wenig über die naiven Kindererinnerung hinaus und markiert mit dem ersten Verliebtsein
(Erste Liebe, scheues Kosen,
rosa Wolken im Gesicht...)

eben das Ende der Kindheit.

Und die letzte Strophe ist insofern zeitnah, als dass ich mit Nichten und Neffen erst vor kurzem eine Bootsfahrt auf der Jagst unternahm und im hohen Gras während der Picknickpause eben solch roten Mohn fand und ihn natürlich klatschen ließ.
Ich freue und bedanke mich für eure Kommentare und Lob, natürlich auch bei forelle.


Blaugold
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