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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 12.12.2015, 12:43   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Standard Es bleibt ein Bild

Wie ohne Wert, mir tiefer Halt zu geben,
erscheint mir, was ich sonst tagtäglich walte,
was ich zu mir erhebe und gestalte,
bedroht ein Unwägbares jäh mein Leben.

Was sollen mir Besitz und eitles Streben,
wenn mir, was bildend ich in Händen halte,
ein früher Tod, daran ich bald erkalte,
gedankenlos zerreißt wie Sturm die Reben?

Und doch - was bliebe denn von unsereinem,
die wir die Tage wie Gesetze tragen,
die uns von Ende und Verhängnis sprechen,

als nicht ein Bild von etwas Gutem, Reinem,
darin wir selbst dem Tode widersagen,
bis alle Brücken mit den Augen brechen.
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (08.01.2016 um 23:44 Uhr)
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Alt 12.12.2015, 13:04   #2
wolo von thurland
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Das hier sind schlicht grandiose Verse:

Und doch - was bliebe denn von unsereinem,
die wir die Tage wie Gesetze tragen,
...
als nicht ein Bild von etwas Gutem, Reinem,
darin wir selbst dem Tode widersagen,

*Hutzieh*
wolo
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Alt 12.12.2015, 14:33   #3
Erich Kykal
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Hi, Wolo!

Ein aufrichtig gemeintes Dankeschön für ein aufrichtig gemeintes Lob!

LG, eKy
__________________
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Alt 12.12.2015, 17:59   #4
Dana
Slawische Seele
 
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Lieber eKy,

als ich Dein wirklich grandioses Werk las, kam mir dieses Zitat in den Sinn:

"Edel sei der Mensch, hilfreich und gut." (Goethe)

Ich ging dieser Intuition nach und googlete die Interpretation. Tatsächlich fand ich eine Menge Übereinstimmung zu Deinem Sonett.

Großartige Dichtung. Ich sähe es fast lieber in der Denkerklause.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 12.12.2015, 18:48   #5
juli
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Standard Lieber eKy :)

Das ist traurig, ergreifend und sehr nachdenklich.

Ich kann mich da meinen Vorrednern anschließen, und bin hin und weg.

Das ist ein echter Erich Kykal

Sehr gerne gelesen und liebe Grüße aus dem aprilhaften Schleswig - Holstein

sy

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Alt 12.12.2015, 18:54   #6
Erich Kykal
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Hi, Dana, Sy!

Vielen Dank für eure Gedanken und das Lob!

Ich schrieb dies, um mir etwas Luft zu machen, denn vor drei Tagen erfuhr ich, dass ich möglicherweise bis wahrscheinlich an lymphatischer Leukämie erkrankt bin. Nächste Woche am Dienstag wird eine Knochenmarksprobe entnommen, dann habe ich Gewissheit, sobald die Laborwerte da sind.

Wenn ich das habe, steht eine Chemo ins Haus. Im besten Falle bin ich geheilt, im schlimmsten darf ich mit einer drastisch eingeschränkten Lebenserwartung rechnen.

Meine Gedanken bei diesem Sonett waren diese: Auch wenn mir ob solch einer Hiobsbotschaft mein Dichten momentan oberflächlich, inan und hohl erscheint, so wird es sehr wahrscheinlich doch das einzige sein, was in dieser Welt von mir bleibt - das einzig Gute und Reine, das ich schaffen konnte.

LG, eKy
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Geändert von Erich Kykal (12.12.2015 um 19:24 Uhr)
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Alt 13.12.2015, 20:35   #7
Agneta
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Beiträge: n/a
Sommervogel

angesichts deines schockierenden Kommentars über deine evtl. Krankheit, lieber Erich, tritt mir dein Gedicht zunächst in den Hintergrund und ich möchte dir viel Kraft wünschen.
Man kann den Krebs besiegen, wenn man kämpft und Gedichte schreiben, weiter machen, das kann helfen. Meine Mutter hat es auch geschafft. Sie starb letztlich in einem ganz normalen Alter - nicht aber am Krebs.
Ich möchte dir also Mut machen, falls es so ist, dein Leben dennoch anzunehmen, nicht aufzugeben.
Es ist nicht banal, dann dennoch noch zu schreiben. Das Schreiben bist DU und darum ist es nicht banal.
Dein Werk erscheint mir natürlich so gesehen nun in einem anderen Licht und berührt noch mehr.

Eigentlich sagt es auch genau das:
die Brücke zu dir sind deine Werke und sie werden eine Brücke bleiben.
Gedichte sind nicht wie der tägliche Abwasch, auch wenn es uns als Dichtende, die alltäglich dichten, vielleicht so vorkommt.
Gedichte sind etwas von uns, das bleibt.

In diesem Sinne herzliche Grüße von Agneta
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Alt 13.12.2015, 22:30   #8
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Beiträge: 8.570
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Hi, Agneta!

Das hast du schön gesagt und meine Intention bei diesem Werk genau beschrieben!

Vielen Dank für deine Kraftwünsche! Es tröstet wirklich zu merken, dass man nicht allen gleichgültig ist!

LG, eKy
__________________
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Alt 14.12.2015, 21:54   #9
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.912
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Servus Erich,

eine solche Nachricht macht stets betroffen und es fehlen einfach die richtigen Worte dafür.

Ich will es mal auf meine Weise versuchen:

Es wird ein Bild bleiben. Ich würde dir hier ein eigenes Forum auf der Hauptseite der Gedichte einräumen, wo deine Texte allen Menschen solange zugänglich wären, wie das Eiland besteht.
Das ist zwar eine verlockende Vorstellung, aber ich warne dich: Hüte dich davor das umzusetzen, wir wären hier alle ziemlich sauer auf dich, wärest du doch der einzige, der ein solches Forum bekäme.

Also, halt die Ohren steif, damit du noch möglichst viele Texte schaffen kannst, damit sich das letztlich auch lohnt, ein eigenes Forum damit zu füllen.

Ich wünsche dir viel Kraft für die bevorstehende Zeit, ich weiß, du wirst das schon machen...


Leider kann ich jetzt nicht sagen, gern gelesen und kommentiert, aber nicht weil das Sonett so schlecht war, sondern des Inhalts wegen.
Es hat aber berührt und tief getroffen und damit sein Ziel erreicht.


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald


__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



Falderwald ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.12.2015, 22:05   #10
Chavali
ADäquat
 
Benutzerbild von Chavali
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.004
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Lieber Erich,

was lese ich da

Das ist ein Schock und man sieht plötzlich die Welt mit anderen Augen.
Erkennt, was wichtig ist im Leben und was unwichtig.

Wichtig ist, den Weg weiter zu gehen und fest an die Zukunft zu glauben.
Sich nicht einschüchtern lassen von diesem Ding da.
Sich zu sagen: Ich schaffe das - und hier sogar mit sehr realem Hintergrund.

Ein wunderbares Gedicht, das betroffen macht und am Ende traurig zurücklässt.

Wie schön, wenn man später dennoch sagen kann:
Sieh, was er/sie geschaffen hat.


Ich wünsche dir viel Kraft!

Lieben Gruß,
Chavi
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
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