Gedichte-Eiland  

Zurück   Gedichte-Eiland > Gedichte > Liebesträume

Liebesträume Liebe und Romantik

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
Alt 11.09.2010, 23:49   #1
Onkie IIV
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 30.06.2009
Beiträge: 105
Standard Gedachte Pferde

Gedachte Pferde

Wenn ich sehr einsam bin, hör ich die Wolken reiten.
Hörst du sie auch? Sie schreiten durch das Blau
mit einem "Hü", als gäbe es statt Hausfassaden Weiten
fernab der Stadt, durch die sie hüpfend gleiten,
und gleiten fort
bishin zu einer schönen Frau.

Dort halten sie mit lächelnder Gebärde.
Und hören wie das Fräulein von der Sehnsucht spricht.
Hörst du es nicht?
Dann steigen sie gemeinsam von der Erde
als tausend kleine Wolkenpferde
mit einer Reiterin darauf
zum Himmel auf.

Hörst du sie auch?
Die wundersame weiße Herde
im lichtgemalten Himmelblau.
Sie reitet wie der Sturm, damit sie hier sein werde,
mit meiner wundervollen Frau.

Geändert von Onkie IIV (12.09.2010 um 00:13 Uhr)
Onkie IIV ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.10.2011, 20:59   #2
Chavali
ADäquat
 
Benutzerbild von Chavali
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.001
Standard

Mann Onkie,

wie konnte dieses wundervolle Gedicht so untergehen?
Der Text könnte auch in Fantastisches und Übersinnliches stehen.

Man liegt im Gras und sieht über sich die Wolken ziehen, die aus Träumerei Gestalten habe,
- warum nicht auch Pferde.
Und dann geht die Fantasie mit einem durch und man erfindet eine Handlung, eine Geschichte und am
Ende weiß man nicht, ob sie wahr ist...

Am schönsten, am poetischsten finde ich Strophe 2:
Zitat:
Dort halten sie mit lächelnder Gebärde.
Und hören wie das Fräulein von der Sehnsucht spricht.
Hörst du es nicht?
Dann steigen sie gemeinsam von der Erde
als tausend kleine Wolkenpferde
mit einer Reiterin darauf
zum Himmel auf.
Hat sie Reimform einen bestimmten Namen oder ist sie deine Erfindung? Toll gemacht!
Sehr gern gegraben und die Pferde aus dem Keller geholt hat mit lieben Grüßen
Chavali

__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
Chavali ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.10.2011, 12:00   #3
ginTon
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von ginTon
 
Registriert seit: 14.02.2009
Ort: Mainz
Beiträge: 12.417
ginTon eine Nachricht über ICQ schicken ginTon eine Nachricht über Skype™ schicken
Standard

hallo onkie,,

wunderbar geschriebener Text, vor allem gefallen mir die immer wiederkehrenden
Binnenreime in dem Text. Hut ab, gefällt mir sehr...

LG gin
__________________
© Bilder by ginton

Was aus Liebe getan wird, geschieht immer jenseits von Gut und Böse (Nietzsche)

Alles, was einmal war, ist immer noch, nur in einer anderen Form. (Hopi)


nichts bleibt, nichts ist abgeschlossen und nichts ist perfekt... (Wabi-Sabi)
ginTon ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.10.2011, 13:08   #4
Thomas
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Thomas
 
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
Standard

Hallo Onkie IIV,

das Gedicht ist märchenhaft schön. Die Idee der Wolkenpferde, die eine schöne Frau herbeizaubern ist sehr poetisch. Zwei Kleinigkeiten möchte ich anmerken. Für Pferde (und erst recht für Wolken) finde ich den Ausdruck 'mit lächelnder Gebärde' unpassend. Ich kenne Pferde recht gut, sie sprechen mit dem Körper und nicht mit dem Gesicht und haben einladende, scheue, sanfte, forsche, freundliche etc. Gebärden, aber lächelnd? Zweitens ist die Zeile 'Sie (die Herde) reitet wie der Sturm, damit sie hier sein werde' unnötig unlogisch. Denn auch wenn die nicht im wie im Sturm reitet, kann sie hier ankommen. Das 'damit' verlangt eine Begründung, z.B. dass sie 'schnell' hier sein will.

Viele Grüße
Thomas
Thomas ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.10.2011, 15:07   #5
Onkie IIV
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 30.06.2009
Beiträge: 105
Standard

Hallo ihr drei,
ich dachte schon, dieser Text wäre ganz in Vergessenheit geraten,
aber er scheint ja doch ein wenig Anklang zu finden. Ich war mir
sehr unsicher, weil ich ihn damals in ganz freier Form geschrieben hatte.
Eine Rückmeldung freut mich jedenfalls sehr!
@Chavali:
Hmm also wenn die Form einen Namen hat, so kenne ich ihn leider nicht.
Sie hatte sich einfach so ergeben.
@Thomas:
Wo ich mir die Situation vorgestellt hatte, da haben sie einfach gelächelt es ist vllt
nicht ganz der wirklichkeit entsprechend. in kinderbüchern und märchen können pferde
mitunter aber auch menschliche züge haben. und in einem
solchen text finde ich es auch jetzt noch nicht störend, wohl aber die zweite Stelle, die du
ansprachst. Da überlege ich mir am Wochenende etwas.

Vielen Dank euch dreien!
Liebe Grüße,
onkie
Onkie IIV ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.10.2011, 17:27   #6
Falderwald
Lyrische Emotion
 
Benutzerbild von Falderwald
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.908
Standard

Hallo Onkie,

das ist in der Tat ein schöner, romantischer Text, der ohne "Kitsch" auskommt und die Fantasie im wahrsten Sinne des Wortes beflügelt.

Hier bedarf es keiner inhaltlichen Interpretation, denn die Zeilen sprechen für sich, so daß ich mich auf vier formelle Gesichtspunkte beschränken möchte, die m. E. diesen feinsinnigen Text noch abrunden könnten.

Dazu muss ich auch kurz auf Thomas' Kritik eingehen.

Thomas hat recht, wenn er sagt, Pferde sprächen mit dem Körper. Da das Lächeln aber in der Physiologie eindeutig als Gesichtsausdruck des Menschen definiert ist, erscheint dem Leser diese Vorstellung, trotz aller Fabeln, ziemlich lächerlich, denn wer kennt nicht die grinsenden Pferde aus den animierten Trickfilmen und solche Vorstellung hat m. E. in diesem behutsamen Gedicht nichts verloren.

Vorschlag:

Dort halten sie mit fröhlicher Gebärde.

Oder du suchst etwas synonym dazu, denn das Lächeln ist ja auch ein Ausdruck der Freude und des guten Willens und ist der Aufnahme einer Kommunikation durchaus dienlich.

Für die zweite, auch von Thomas erwähnte Stelle hätte ich einen weiteren Vorschlag zu bieten, die damit durch eine ganz kleine Änderung sogar noch eine Verstärkung der beabsichtigten Intention erfährt:

Sie reitet mit dem Sturm

Ich persönlich würde sogar noch "Sturm" gegen "Wind" tauschen, da letzterer schon schnell und leichtfüßig genug ist, denn der Sturm hat auch etwas Bedrohliches an sich, was ebenfalls hier nichts zu suchen hat.

Zum Schluss habe ich auch noch zwei eigene Kritteleien.
Zunächst einmal stoße ich mich an dem Begriff "hören".
Wenn ich Wolkenbilder betrachte, dann geschieht dies ohne zusätzliche Sinneswahrnehmungen des Ohres, nämlich völlig geräuschlos.
An dieser Stelle ist also Objektivität angesagt und ich würde jedes "hören" in der ersten und dritten Strophe durch "sehen" ersetzen, dann ist es wieder stimmig.
Dazu passt der laute Ausruf "Hü" in der dritten Zeile dann aber auch nicht, der sticht sowieso etwas hart und unangenehm an dieser Stelle beim Lesen jenes eigentlich geschmeidigen Gedichtes hervor, denn die Pferde schreiten ja auch dort und das ist schon eleganter ausgedrückt, so daß der beanstandete Begriff wirklich nicht passend erscheint.

Vorschlag:

...Sie schreiten durch das Blau
leicht wie ein Hauch, als gäbe es statt Hausfassaden Weiten

Oder lass dir etwas dementsprechendes einfallen.


Ich fasse mal zusammen:

Wenn ich sehr einsam bin, seh ich die Wolken reiten.
Siehst du sie auch? Sie schreiten durch das Blau
leicht wie ein Hauch, als gäbe es statt Hausfassaden Weiten
fernab der Stadt, durch die sie hüpfend gleiten,
und gleiten fort
bishin zu einer schönen Frau.

Dort halten sie mit fröhlicher Gebärde.
Und hören wie das Fräulein von der Sehnsucht spricht.
Hörst du es nicht?
Dann steigen sie gemeinsam von der Erde
als tausend kleine Wolkenpferde
mit einer Reiterin darauf
zum Himmel auf.

Siehst du sie auch?
Die wundersame weiße Herde
im lichtgemalten Himmelblau.
Sie reitet mit dem Wind, damit sie hier sein werde,
mit meiner wundervollen Frau.

Ansonsten ist dies wirklich ein romantischer und märchenhafter Text der mir sehr gut gefallen hat und ich hoffe mit meiner konstruktiven Krittelei ein wenig zur Abrundung beitragen zu können, denn diese Mühe war dieses Gedicht alle Male wert.


Gerne gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



Falderwald ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +1. Es ist jetzt 08:22 Uhr.


Powered by vBulletin® (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, Jelsoft Enterprises Ltd.

http://www.gedichte-eiland.de

Dana und Falderwald

Impressum: Ralf Dewald, Möllner Str. 14, 23909 Ratzeburg